
Unglaublich: Auch die Folgesingle wurde ein Nummer-1-Hit. âDein schönstes Geschenkâ, ein von Werner Twardy und Elisabeth Bertram geschriebener Schlager, wurde mehrfach im Erfolgsfilm âUnser Doktor ist der Besteâ, zu Gehör gebracht. Dass Roy in Zeiten der Beatles und Stones mit dieser Englisch-Lektion zu Beginn der 1970er Jahre einmal mehr alle hinter sich lassen konnte, ist schon aller Ehren Wert. Zum zweiten Mal in seiner Karriere erhielt er eine Goldene Schallplatte. â
Die B-Seite, An einem Tag, schaffte es in Ăsterreich als eigener Schlager in die Charts. Am 26. Mai 1970 erhielt Roy fĂŒr diesen Schlager eine Goldene Schallplatte fĂŒr die VerkĂ€ufe seiner Single. Mit 369 Punkten schaffte er darĂŒber hinaus einmal mehr den Hit des Jahres in der BRAVO-Jukebox. Das Magazin hatte nach wie vor eine Millionenauflage und war klar MarktfĂŒhrer, auch wenn die Schweizer Zeitung âPopâ versuchte, auf dem deutschen Markt FuĂ zu fassen und Konkurrent zu werden â vergeblich. Dass Roy auch 1970 den Goldenen Otto von BRAVO bekam, war da fast eine SelbstverstĂ€ndlichkeit. Aber auch die Goldene Europa wurde ihm erneut in jenem Jahr verliehen, ebenso am 26. September 1970 einen Goldenen Löwen, der ihm erneut in der Dortmunder Westfahlenhalle ausgehĂ€ndigt wurde.
Letzte Top-10-LP zu Lebzeiten: „Concerto d’Amour“
Passend zum Hit âDein schönstes Geschenkâ und zur Tournee erschien Ende 1969 die LP âConcerto dâAmourâ, die es (letztmals zu Roys Lebzeiten) in die Top-10 der Album-Charts schaffte. Einen interessanten Versuch, Roy etwas anders zu vermarkten, startete man 1969, als der SĂ€nger gemeinsam mit Wencke Myhre das Album âDie GrĂ€fin Marizaâ nach der gleichnamigen, damals sehr beliebten Operette produzierten und veröffentlichte. Der Erfolg hielt sich ĂŒberraschenderweise in Grenzen.
Erster Karriereknick: Film „Wenn du bei mir bist“
Einen ersten kleinen Karriereknick erlebte Roy Black im Sommer 1970. Nachdem der Spielfilm âHilfe, ich liebe Zwillinge!â, ĂŒbrigens die erste Regiearbeit Peter Wecks, Â im Herbst 1969 (erneut an der Seite Uschi Glas) noch ein groĂer Erfolg war, konnte der Film âWenn Du bei mir bistâ beim Publikum nicht punkten. Problematisch war bei diesem letzten deutschen Lex-Barker-Film unter anderem, dass die Hauptdarstellerin an der Seite Roy Blacks, die Britin Zienia Merton, in Deutschland recht unbekannt war und das fehlende Happy-End. Damals wollte die Lufthansa als Sponsor einsteigen, nahm davon aber wegen folgender Frage des Piloten (Lex) an seinen Copiloten (Roy) Abstand: âNimmste Dir heute Abend eine Stewardess?â.Â
Der gleichnamige von Werner Twardy und Elisabeth Bertram geschriebene Titelsong war die erste Roy Black-Single (abgesehen von den âCannonâ-Aufnahmen), die es nicht in die Top-10 geschafft hatte, wobei ein 13. Platz sicher auch jetzt kein Flop ist â aber fĂŒr Black-VerhĂ€ltnisse war das eher durchwachsen. Vielleicht lag es auch an den fĂŒr Roy ungewohnten orientalischen KlĂ€ngen im Arrangement. Die BRAVO bewertete die Single derweil gut: „…ist mal wieder ein StĂŒck MaĂarbeit des erfolggewohnten Komponist-und-Texter-Teeams TWARDY und LILIBERT. Das Arrangement mit den leicht exotischen Klangfarben geht ebenso gut ins Ohr. Nummer-1-verdĂ€chtig!“ – Diesmal sollte sich die BRAVO getĂ€uscht haben…
Lied zur ARD-Fernsehlotterie
Eine gute alte Tradition war es seit den 1960er Jahren, dass alljĂ€hrlich ein Lied zur âARD-Fernsehlotterieâ vorgestellt wurde. Im Jahr 1970 glaubte man, einen Coup damit zu landen, dass Roy Black dieses Lied singen durfte. Rolf Arland und Elisabeth Bertram ersannen den Schlager âIch hab getrĂ€umt, das GlĂŒck kam heut zu mirâ. Trotz guter TV-PrĂ€senz â u. a. stellte Roy seinen Schlager in der Rudi-Carrell-Show vor â kam er ĂŒber einen Platz 16 in den Single-Charts nicht hinaus. Dennoch gab es am 6. MĂ€rz 1971 einen weiteren Löwen von Radio Luxemburg fĂŒr den Schlager. Die BRAVO urteilte damals: „Bestimmt ein Treffer- ROY hat wieder das gröĂte Hit-Los gezogen“.
VolkstĂŒmlich gab sich Roy mit seiner im Sommer 1970 erschienenen LP âIm Land der Liederâ, die es immerhin in die Top-40 der Longplay-Charts geschafft hat. Auf dem TontrĂ€ger singt er volkstĂŒmliche Weisen wie âHorch, was kommt von drauĂen reinâ und âZwei Königskinderâ. Kurz zuvor konnte er auch erstmals eine âBest Ofâ-LP in den Charts unterbringen â âseine groĂen Erfolgeâ schaffte es im FrĂŒhjahr 1970 in die Top-30.
1970: Hit „FĂŒr dich allein“
Ende 1970 fand Roy vorĂŒbergehend in die âMega-Erfolgsspurâ zurĂŒck. Sein Schlager âFĂŒr Dich allein (Du kannst nicht alles haben)â von Werner Twardy und Elisabeth Bertram begeisterte die Massen. Diesmal lag die Jugendzeitschrift BRAVO richtig: „ROY BLACK griff auf zwei seiner bewĂ€hrten Erfolgsrezepte zurĂŒck. FĂŒr dich allein hat den flotten Kinderchor-Sound von „Dein schönstes Geschenk. Unendlich ist die Liebe (B-Seite) liegt auf der gefĂŒhlvollen Linie von „Frag nur dein Herz“. Also genau die Lieder, die BLACK-Fans hören wollen!“
Hilfreich war sicher das Erklingen des Liedes im Erfolgsfilm âWer zuletzt lacht, lacht am bestenâ, bei dem Roy Black wieder Uschi Glas zur Seite gestellt wurde. Wie schon bei âDein schönstes Geschenkâ zahlte sich die Einbindung eines Kinderchors ins Arrangement aus. Mit dem Zugpferd dieses Single-Hits wurde im FrĂŒhjahr 1971 die LP âWo bist Du?â veröffentlicht, die sich rund 2 Monate in den Longplay-Charts halten konnte. Am 25. September 1971 gab es dafĂŒr âFĂŒr Dich alleinâ ein weiteres Mal einen Löwen fĂŒr Roy â diesmal wieder in Gold, verliehen in der Essener Grugahalle.
Im Jahr 1970 fanden sich einige Mitglieder von Roys alter Band Cannons neu zusammen und grĂŒndeten die Gruppe Team70. Es wurden sogar zwei Singles produziert (âIch sehe eine heile Weltâ und âKennst Du die Liebeâ), die aber floppten. Bisweilen buchte Roy im Augsburger Raum die Musiker als Begleitmusiker fĂŒr Konzerte. Zeit Lebens hatte er einen guten Kontakt zu seinen frĂŒheren Musikerkollegen, wobei der Schlagzeuger der Band, Dieter Sirch, bei einem Unfall tragisch ums Leben kam.
Einen besonderen Auftritt absolvierte ROY zu Jahresbeginn 1971: Erstmals war er im englischen Fernsehen zu sehen. In der TV-Show von ROLF HARRIS, bei dem Stars wie TOM JONES und ENGELBERT HUMPERDINCK ihre Karrieren begannen, sang er u. a. „Jamaica Farewell“.
Letzter Riesenhit mit Anita: „Schön ist es, auf der Welt zu sein“
Im Sommer 1971 landete Roy Black den wohl neben âGanz in WeiĂâ wichtigsten Hit seiner Karriere. Gemeinsam mit der kleinen Anita aus Norwegen trĂ€llerte er den erneut von Werner Twardy und Elisabeth Bertram geschriebenen ewigen Schlagerklassiker âSchön ist es, auf der Welt zu seinâ. An diesem Lied lĂ€sst sich exemplarisch vielleicht der Unterschied zwischen Schlager und Rockmusik manifestieren: âDas schönste im Leben ist die Freiheit â und dann sagen wir Hurra!â â das ist Schlager. Wenn ein Westernhagen singt âFreiheit â ist die einzige, die zĂ€hltâ â dann ist das Rockmusik. Wie dem auch sei, der Titel ist ein echter Evergreen, der vielfach auch gecovert wurde. Auch dieser Schlager war Bestandteil eines Erfolgsfilms, nĂ€mlich des Films âWenn mein SchĂ€tzchen auf die Pauke hautâ.
Roy hat spĂ€ter einmal erzĂ€hlt, dass der Titel eigentlich ânurâ Bestandteil des Films sein sollte und man erst spĂ€ter entschieden habe, die Nummer als Schallplatte zu veröffentlichen.  In Anitas Heimat Norwegen schaffte es die norwegische Version des Titels (âDa er det skĂžnt Ă„ vĂŠre tilâ) in die Top-3 der dortigen Charts. Am 14. April 1972 wurde Roy fĂŒr diesen Hit eine Goldene Schallplatte ĂŒberreicht. Kurz zuvor, am 3. MĂ€rz 1972 gab es einen weiteren Goldenen Löwen von Radio Luxemburg fĂŒr das Lied. Die Goldene Europa wurde ihm ebenfalls ein weiteres Mal verliehen. Ebenfalls konnte Roy 1971 wieder einen Otto sein Eigen nennen â allerdings diesmal ânurâ in âSilberâ hinter Chris Roberts.
Dritte Tour nicht so erfolgreich wie die ersten beiden Tourneen
Gemeinsam mit Anita und den Fischer-Chören absolvierte Roy im FrĂŒhjahr 1972 seine dritte von Stern und Radio Luxemburg prĂ€sentierte groĂe Deutschland-Tournee , bei der er erneut vom Orchester Werner Twardy begleitet wurde. Eine Station der Tour war u. a. die groĂe Dortmunder Westfalenhalle. Im Gegensatz zu den ersten beiden Tourneen war diesmal die Tour nur mĂ€Ăig besucht, so dass laut Aussage von Roys spĂ€terer Frau Silke Soldaten mit Freikarten versorgt wurden, um die Hallen voll zu bekommen.
Sehr interessant und ungewöhnlich ist, dass gerade dieser absolute Superhit bei den Lesern der BRAVO durchfiel. Es hat sich zwar recht ordentlich in den BRAVO-Charts platzieren können, konnte aber bei weitem nicht an die alten Erfolge anknĂŒpfen. Es reichte nicht fĂŒr die Top-20 des Jahres 1971. Damals schickte sich der Hans-Bertram-SchĂŒtzling Chris Roberts an, Roys Nachfolge als Superstar anzutreten. Immerhin reichte es in der ersten JahreshĂ€lfte 1972 aber noch fĂŒr den bronzenen BRAVO-Otto â eben hinter Chris Roberts und Ricky Shayne. Auch die Goldene Europa wurde Roy ein weiteres Mal ĂŒberreicht.
WĂ€hrend die Single âSchön ist es auf der Welt zu seinâ ein Riesen-Hit wurde, hielt sich auch der Erfolg der parallel erschienenen LP âEine Liebesgeschichteâ in Grenzen (ein Monat Top-30), obwohl der Superhit auf der LP enthalten war. Im Nachhinein wurde noch eine Doppel-LP gemeinsam mit Anita und den Fischer-Chören unter dem Namen âSchön ist es, auf der Welt zu seinâ veröffentlicht, â aber auch da blieb der Erfolg hinter den Erwartungen zurĂŒck (ein Monat Top-40).
Evergreen „Weihnachten bin ich zu Haus“
Aus seinem weihnachtlichen Erfolgsalbum âWeihnachten bin ich zu Hausâ aus dem Jahre 1968 wurde mit etwas VerspĂ€tung zu Weihnachten 1971 die gleichnamige von Werner Twardy und Elisabeth Bertram geschriebene Single ausgekoppelt â auch wenn es nicht fĂŒr die Charts reichte, hat sich das weihnachtliche Lied zu einem echten Evergreen gemausert und wird bis heute gerne gehört.
Absage der Moderation einer ZDF-Show – vielleicht ein Fehler? Karriereknick folgte…
Einen weiteren Karriere-Meilenstein hĂ€tte Roy Black 1971/72 setzen können. Ihm wurde angeboten, die groĂe ZDF-Show âHĂ€tten Sie heut Zeit fĂŒr michâ zu moderieren. Black signalisierte zunĂ€chst Interesse, so dass ein stimmiges Konzept entwickelt wurde. Letztlich sagte er dem zustĂ€ndigen Programmdirektor Joseph Viehöver aber ab, so dass Michael Schanze Moderator der Erfolgs-Show wurde. Das nahm das ZDF ihm offensichtlich ĂŒbel: Nach dem Herbst 1972 war er ĂŒber rund 5 Jahre weder in der Hitparade noch in der Starparade noch in der Disco zu Gast â auch das dĂŒrfte ein Grund fĂŒr den beginnenden Karriereknick gewesen sein. Problematisch war seinerzeit sicher auch, dass er aus steuerlichen GrĂŒnden in die Schweiz gezogen ist, was ihm vom Finanzamt wohl nicht wirklich âabgekauftâ wurde, so dass es zu Differenzen mit dem deutschen Fiskus kam.
Im Jahr 1972 gab es erstmals merklich Abnutzungserscheinungen im Schallplattenverkauf, wobei man zunĂ€chst noch von âJammern auf hohem Niveauâ sprechen kann. Nach dem Riesenhit âSchön ist es, auf der Welt zu seinâ wurde im Winter 1972 die Single âEine Rose schenkâ ich Dirâ veröffentlicht â erneut von Werner Twardy und Elisabeth Bertram geschrieben. Trotz massiver Werbung â u. a. kam der Titel im Erfolgsfilm âKinderarzt Dr. Fröhlichâ vor â gelang ânurâ noch ein 12. Platz in den Single-Charts – und das trotz TV-Premiere am 3. MĂ€rz in der von WIM THOELKE moderierten Show „3 mal 9“.Â
Ebenfalls in dem Film âKinderarzt Dr. Fröhlichâ sang Roy den aus der Klassik adaptierten Schubert-Klassiker âAve Mariaâ, der im Sommer 1972 auch als Single ausgekoppelt wurde. Obwohl Roy den Titel andĂ€chtig in einer Bergkapelle intonierte, wurde die Single-VĂ kein Erfolg. Das Lied sollte posthum eine Rolle spielen â es erklang an Roys Beerdigung.
Mit dem durchaus orchestral und recht anspruchsvollen Titel âTrĂ€ume in Samt und Seideâ gingen die VerkĂ€ufe weiter bergab, die Top-20 konnte mit dem erneut von Werner Twardy und Elisabeth Bertram geschriebenen Titel nicht erreicht werden. Passend zu dieser Single erschien auch eine LP mit zwölf neuen Liedern, die in den unteren Charts-Regionen wiederzufinden war (Top-40), obwohl auch dieser Titel gute TV-Promotion hatte (IVAN REBROFF Show am 8. Juli 1972).Â
Ralph Siegels erster Roy-Titel „Mein Herz ist bei dir“ fĂŒhrte nicht zum Erfolg
Nachdem die letzten Titel verkaufsmĂ€Ăig deutlich abfielen, entschied man sich, einen Titel von Ralph Siegel und Kurt Hertha zu veröffentlichen. Doch auch mit âMein Herz ist bei Dirâ konnte das Ruder nicht herumgerissen werden â mehr als Platz 33 war auch mit diesem Titel nicht drin, allerdings erhielt Roy fĂŒr diesen Titel am 3. MĂ€rz 1973 den Goldenen Löwen von RTL, den er sich einmal mehr in der Dortmunder Westfalenhalle abholte. FĂŒr lĂ€ngere Zeit war er mit dem Titel auch letztmals in der ZDF-Starparade zu Gast (am 26. Oktober 1972).
Ende 1972 wollte Roy neue Wege gehen und veröffentlichte mit âWunderbar ist die Weltâ eine LP, auf der Coverversionen teilweise internationaler Songs zu hören waren. Das Album wurde mit Chuck Berrys âSweet Little Sixteenâ eröffnet. Obwohl man einen frĂŒheren Erfolgstitel als Albumtitel wĂ€hlte, ging der Schuss (vermutlich zu Roys Leidwesen) nach hinten los â das Album schaffte es nicht in die Charts.
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