
DJ ROBIN & SCHĂRZE: Nun lösen sie sogar Sexismus-Diskussion aus
Ein Blick auf die Midweek-Charts lĂ€sst Spannendes erahnen: Gut möglich, dass erstmals seit „Eine Nacht“ von RAMON ROSELLY ein Schlager (in diesem Fall wohl eher Party- oder Mallorcaschlager zu nennen) die Nummer 1 der Singlecharts werden könnte. Die Erfolgsgeschichte des Songs „Layla“ von „DJ ROBIN & SCHĂRZE“ ist schon der helle Wahnsinn.
Wie schon in den 1960er Jahren gehen nun wieder die Sexismus-Diskussionen los. Wir erinnern uns: Der Bayrische Rundfunk weigerte sich, wegen AnzĂŒglichkeit den Schlager „Schuld war nur der Bossa Nova“ zu spielen. Lange ists her – und kurioserweise haben sich die VerhĂ€ltnisse nun geĂ€ndert. Ausgerechnet die konservative CDU gibt sich liberal, wĂ€hrend die SPD die „Moralkeule“ schwingt. Aber der Reihe nach…
101. Parteitag der Jungen Union Hessen mit „Hitinstinkt“
Zum Ende des 101. Parteitags der Jungen Union in Hessen hat dessen Vorsitzender SEBASTIAN SOMMER zumindest musikalischen Instinkt bzw. einen Hit-Instinkt bewiesen. Zu dem Zeitpunkt war der Song „Layla“ nĂ€mlich zwar auf dem Weg an die Chartspitze, aber noch nicht ganz dort angekommen. Dennoch sprach er augenzwinkernd von einem „brutalen Ohrwurm“. Als er die vielen Helferinnen(!) und Helfer der LandesverbĂ€nde auf die BĂŒhne bat, wurde zum Song „Layla“ geklatscht.
Zumindest auf den ersten Blick entstand (subjektiv) bei uns nicht der Eindruck, dass hier Frauen oder sonst jemand sich diskriminiert gefĂŒhlt zu haben scheint (wenn das anders ist, soll sich der oder diejenige gerne bei uns melden, vielleicht schĂ€tzen wir das ja falsch ein). Der Text fĂŒr sich genommen – zugegeben – kann primitiv und sexistisch wirken. Immerhin geht es um eine „Puffmutter“.Â
Man muss aber auch sagen, dass „Layla“ im Video von einem blonden Herrn(!) gespielt wird. So gesehen könnte man hier – wenn man sich dann unbedingt empören möchte – ja auch Diskriminierung von MĂ€nnern in den Raum stellen. Aber das verkauft sich natĂŒrlich nicht so gut wie allen Ernstes einen Ballermann-Song in einen argumentativen Kontext mit der Frauenquote der CDU zu stellen. Ob das Thema nicht eigentlich zu ernst ist, als es daran festzumachen – man weiĂ es nicht…
„Sittenpolizei“ JuSos
Im Netz ist jedenfalls ein ĂŒber 4-stĂŒndiges Video zu finden, ĂŒber welche Inhalte und Themen die Junge Union Hessen sich politisch ausgetauscht hat. Zugegeben, als Schlagerportal hat uns da natĂŒrlich am meisten das Ende interessiert, als es eben um Schlager und den „brutalen Ohrwurm“ ging, wie der Vorsitzende der Jungen Union es treffend genannt hat.
Interessanterweise hat auch die Landesvorsitzende der hessischen JuSos, SOPHIE FRĂHWALD, anscheinend kein groĂes Interesse an einer inhaltlichen Auseinandersetzung – da ist es natĂŒrlich spannender, „Sittenpolizei“ zu spielen (diese Wortwahl wĂ€hlte lt. eines SPIEGEL-Berichts der ehemalige Bundestagsabgeordnete CHRISTIAN NATTERER) und auf Twitter „Sexismus“-VorwĂŒrfe zu erheben – das sorgt fĂŒr Schlagzeilen – und das scheint ja auch geklappt zu haben – nur blöderweise vielleicht nicht so, wie es vielleicht beabsichtigt war. Merke: wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich.
Der scharf kritisierte SEBASTIAN SOMMER nimmt es jedenfalls gelassen und weist darauf hin, dass in der Jungen Union das „Feiern nicht zu kurz kommt“ und „MusikgeschmĂ€cker schon immer verschieden waren“ – so sein Statement gegenĂŒber des SPIEGELs.
Unsere Einordnung: „Any Promotion is good promotion“
Wir finden: Respekt, dass DJ ROBIN & SCHĂRZE es jetzt schon in den SPIEGEL geschafft haben und dass sie die Junge Union begeistern. Und der Vorsitzende der Jungen Union hat ja Recht, dass Musik „Geschmackssache“ ist – fĂŒr den Literaturnobelpreis haben sich DJ ROBIN & SCHĂRZE mit ihrem Hit ganz bestimmt nicht beworben, das Lied ist ja offensichtlich nicht fĂŒr den Teil „50 % Politik“, sondern fĂŒr den Bereich „50 % Party“ geschrieben worden. Aber insbesondere im Zusammenhang mit dem Video sind Sexismus-VorwĂŒrfe schon „merkwĂŒrdig“. Etwas anderes wĂ€re es nach unserer EinschĂ€tzung, wenn in eigenen Reihen (bei der Jungen Union) sich jemand peinlich berĂŒhrt fĂŒhlen wĂŒrde.Â
Wenn diese Promotion nun dazu fĂŒhrt, dass DJ ROBIN & SCHĂRZE sich Platz 1 der Singlecharts schnappen, dann sollten sie vielleicht ĂŒber einen Auftritt bei der nĂ€chsten Party der Jungen Union in Hessen nachdenken đ
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