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MICHAEL HOLM im Schlagerprofis-Interview: MARIANNE ROSENBERG ist Entdeckung von JOACHIM HEIDER und mir

MICHAEL HOLM im großen Schlagerprofis-Interview: HEINZ ERHARDT als einer der ersten Financiers der ZDF-Hitparade

Kürzlich erschien das wirklich SEHR empfehlenswerte Buch “Rückkehr nach Mendocino“, die Autobiografie von MICHAEL HOLM, die man nicht nur Fans des Sängers, sondern auch allen Schlagerfans wirklich empfehlen kann. Das Buch ist spannend geschrieben – und es gibt auch einige Einblicke in das, was hinter den Kulissen geschah. Gerne haben wir uns darüber mit dem ewig jungen MICHAEL HOLM unterhalten.

Spannend ist, dass MICHAEL HOLM 1969 bei der Entdeckung von MARIANNE ROSENBERG dabei war, es war also eine GEMEINSAME Entdeckung von MICHAEL mit dem späteren ROSENBERG-Produzenten JOACHIM HEIDER. In seinem Buch schreibt MICHAEL, dass ihm MARIANNEs glockenklare Stimme gefallen habe und er auf HEIDER eingeredet habe, sich mit dem Talent auseinanderzusetzen. HEIDER sei sogar “überhaupt nicht so richtig mit ROSENBERG als Sängerin warm geworden” – dennoch sei HOLM nicht eingebunden und informiert worden oder gar in “räsonabler Form” an der Produktion beteiligt worden. Im Interview hat MICHAEL HOLM das noch mal bestätigt – wir finden das sehr spannend, weil das bislang nicht bekannt war…

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Lieber MICHAEL HOLM, Sie erzählen von Ihrem Schubladen-Song „Mädchen mit den blonden Haaren“, eins Ihrer ersten selbst geschriebenen Lieder. Haben Sie den Titel jemals auf Tonträger veröffentlicht?

Ja, das wurde als Instrumentaltitel veröffentlicht. Der Text war irgendwie nicht so aufregend, dass ich ihn unbedingt hätte singen wollen, aber die Melodie fand ich ganz hübsch. Das kam als Instrumental-Single heraus. Der Titel hieß damals glaube ich „Trucking Down South“, also „mit dem Lastwagen in den Süden“.

Ein Thema, das wir sehr spannend finden und für uns ganz neu ist: Der alleinige Entdecker von MARIANNE ROSENBERG war Ihnen zufolge NICHT JOACHIM HEIDER. Waren Sie 1969 bei diesem Nachwuchswettbewerb dabei, als MARIANNE ROSENBERG entdeckt wurde?

Ja, natürlich. Das war damals im „I-Punkt“ im Europacenter in Berlin. Das war dieses ganz hohe Café im Europacenter, in dem ab und zu Nachwuchstalente vorgestellt wurden. Da wurden JOACHIM HEIDER und ich von unseren Verlegern, dem PETER und THOMAS MEISEL, hingeschickt. Wir sollten uns das anhören und wenn wir eine interessante Stimme finden würden, könnte es sein, dass die unter Vertrag genommen wird.

Führte die Tatsache, dass MARIANNE ROSENBERG dann von JOACHIM HEIDER alleine produziert wurde, zum Bruch mit JOACHIM HEIDER, es gab später ja keine weitere Kooperation?

Nein, das war nicht der Grund dafür. Im Übrigen muss ich sagen, der JOACHIM HEIDER hat ja die MARIANNE ROSENBERG fantastisch mit Produktionen und Hits versorgt, die herausragend und erfolgreich waren. Das muss ich anerkennen.

Sie haben offensichtlich erfolglos HANS BERTRAM und WERNER TWARDY vorgesungen – die haben Sie aber abgelehnt. War es eine Genugtuung für Sie, als Sie dann für den BERTRAM-Schützling ROY BLACK dessen Song „Irgendjemand liebt auch dich“ gesungen hat und einen Hit hatte?

Die wollten mich schon – die wollten mich als Sänger sehr gerne haben. Schon beim Vorsingen habe ich aber gemerkt, dass die auf einer anderen Schiene als ich waren. WERNER TWARDY war ein herzlicher und lieber Kölner. HANS BERTRAM war da etwas bestimmender und „taffer“. Er hat mir gesagt, dass er will, dass man auf den Punkt singt und mir das demonstriert. Da habe ich gemerkt, dass das nicht die Richtung ist, in die ich musikalisch gehen will. Deswegen war das nur ein kurzes Intermezzo. Da habe ich mich vorgestellt, ich war eingeladen, wir haben uns unterhalten – aber wir sind nicht zusammen gekommen.

Wobei ROY BLACK ein herausragender junger Mann war. Der dafür geboren war, als „Crooner“ die Herzen zu erobern mit seinen Balladen. Für mich wäre kein Weg bei Herrn BERTRAM gewesen, bei dem ich mich musikalisch wohlgefühlt hätte. Das war schon genau richtig, wie das mit Mendocino, Barfuß im Regen etc. kam. Da war ich von meinem Musikgeschmack und von meinem Temperament her später bei Ariola mit den späteren Songs richtig aufgehoben. Da wollte ich nichts Anderes.

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Ihre Kollegin MARY ROOS hat in ihrem Buch geschrieben, sie sei die Einzige gewesen, die jemals der Managerlegende HANS R. BEIERLEIN einen Korb gegeben habe. Der Name (BEIERLEIN) taucht kurz bei Ihnen auch auf – haben auch Sie „HRB“ einen Korb gegeben?

Nein, mich hat er nicht gefragt (lacht).

Kurios: Einer der Financiers der ersten ZDF-Hitparaden-Tourneen war laut ihrer Aussage HEINZ ERHARDT…? Kann man sagen – ohne HEINZ ERHARDT hätte es die erfolgreiche Tourreihe vielleicht nicht gegeben?

Das würde ich so nicht sagen, da waren auch andere Menschen, die sich finanziell engagiert haben, aber der Veranstalter Herr Klemmer, der auch in Oldenburg wohnte und gute Kontakte hatte, der hat das verschiedenen Leuten vorgetragen. Und da ist auch HEINZ ERHARDT sofort eingesprungen. Der war auch für mich ein außergewöhnlich herrlicher Komödiant. Heute noch gönne ich mir immer mal wieder ab und zu einen kleinen Ausschnitt von ihm aus dem Internet.

Sie schreiben, FRANK SINATRA hätte „Ein Lied kann eine Brücke sein“ auf Englisch aufgenommen. Haben Sie die Aufnahme gehört?

Nein, das ist das, was uns der Verleger PETER KIRSTEN erzählt hat – der hatte damals JOY FLEMING unter Vertrag. Für JOY war der Song ja geschrieben. Der sagte mir, FRANK SINATRA würde das aufnehmen. Wenn die Aufnahme erfolgt wäre, habe ich das leider nie hören dürfen. Ich finde die Nummer noch immer wunderschön. Das wäre natürlich ein Super-Highlight gewesen – schon deswegen, weil wir in der Eurovision ja nur ganz weit hinten gelandet sind.

1972 bekamen Sie aus Südafrika(!) Gold für „Mademoiselle Ninette“ – wie kam es dazu, ausgerechnet mit dem Song? Ein solcher Erfolg im Ausland ist ja schon bemerkenswert?

LES HUMPHRIES und GIORGIO MORODER haben das damals tatsächlich für Südafrika produziert. Warum ich das für das Ausland einsingen sollte, weiß ich nicht mehr. Ich bin einfach ins Studio gegangen. Das kam in einigen Ländern auf den Markt und in Südafrika gab es Doppelgold, was mich sehr gefreut hat.

In Ihrem Buch ist zu lesen, dass Songs wie „Schachmatt“ und „Lieb mich ein letztes Mal“ Lieder gewesen seien, bei denen Sie „nicht zugegriffen“ hätten – verstehen wir das richtig, dass Sie die Songs vielleicht auch selbst hätten singen können, aber eben „nicht zugegriffen“ haben oder liegen wir da falsch?

Nein, die Überlegung gab es nicht für mich. Weder für „Schachmatt“ noch für „Lieb mich ein letztes Mal“. In dem Bereich habe ich gar nicht gedacht. Da habe ich nichts versäumt. Ich war da aber der Verleger. Die Autoren waren mit mir gut bekannt. Das waren damals ja u. a. BERND DIETRICH und G. G. ANDERSON, die aus meiner Band kamen und „Schachmatt“ geschrieben haben. Ein anderer Titel  war von EKKHARD STEIN und WOLFGANG JASS. Das war mein Gitarrist/Bassist und Schlagzeuger. Also waren meine Bandmitglieder damals auch als Autoren erfolgreich. Auch unserer Keyboarder GINO DOMIGNIONI war ein toller Musiker.

Bei einer Ihrer Aufnahmen war BELA B. involviert – wie kam das zustande?

Nein, der BELA B. hat eine „Mendocino“-Version zusammen mit dem KING SCHAMONI und mir produziert. Da saß er dann auch am Schlagzeug, war aber der Produzent der Nummer.

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Mit GUILDO HORN haben Sie große Erfolge gefeiert, die Band dann auch kurz „übernommen“. Die Zusammenarbeit war nicht sehr lange?

Nein, leider nicht, aber wir haben ein wunderbares Album gemacht, das hieß „DANKE“. Das bekam nicht nur GOLD, sondern war auch ein richtig tolles Album, das zu produzieren mir wahnsinnig viel Spaß gemacht hat. Ich habe da aber auch gesehen, dass Produzieren sehr anstrengend ist und für mich a la long nicht mehr in Frage kommt. Deshalb habe ich das auch hinter mir gelassen.

Danach nur noch ein CUSCO-Album produziert. Zu produzieren, ist schon sehr anstrengend, das ist schon sehr komplex. Ich gönne mir jetzt im zarten Alter von über 70 Jahren, dass ich singe, gerne schreibe und auftrete und im Fernsehen bin. Alles wunderbar – aber Produzieren, das ist die harte Schule. Das ist zwar auch eine erfüllende Tätigkeit – für mich ist es JETZT aber nichts mehr, es hat mir aber eine lange Zeit sehr viel Spaß gemacht. Da es so fordernd ist, kommt das Produzieren für mich nicht mehr in Frage.

GUNTER GABRIEL bat mich in seinen letzten Jahren, ihn noch einmal zu produzieren. Ich sagte, dass ich für ihn schreibe, für ihn aussuche, für ihn synchronisiere – aber ich produziere dich in gar keinem Fall, weil es mir zu anstrengend ist und du mir zu unberechenbar ist. Das war er ja leider. Es war immer toll, mit ihm über alles Mögliche zu reden, es war großartig, mit ihm zu feiern, ihn als „Spezi“ zu haben – aber Produzieren, da sagte ich: NEIN.

Kurve zur Neuzeit: Auf „HOLM 80“ sollen Duette sein mit ANDREAS GABALIER, mit MICHELLE, mit MICKIE KRAUSE, mit RAMON ROSELLY – das wird ein Highlight – was können Sie dazu sagen?

Bislang gibt es ja nur „Allein mit dir“ als Vorabsingle. Wir haben tolle Duette aufgenommen. Ich muss sagen, es gibt ein paar Kollegen, die man besonders toll findet. Mit einigen von denen habe ich zusammen gesungen. Das war mir eine große Freude. Ich habe das besondere Glück gehabt, mit „MATZE“ ROSKA und RÜDIGER SCHRAMM zwei herausragende Produzenten zu haben, die ja auch für Erfolge von Namen wie NIK P. und ANDREAS GABALIER stehen. Ich bin dankbar, dass die das „Kreuz auf sich genommen haben“ und mir ein tolles Album verpasst haben.

Wird das Album mit diesen Künstlern auch in einer Fernsehshow vorgestellt?

Ich hoffe, es wird in einer Show vorgestellt. Es wird in jedem Fall im Fernsehen und auf der Bühne stattfinde – die Songs werden gefeatured, das wird passieren. Große Sendungen sind angefragt. Da glaube ich schon, dass wir da auch den einen oder anderen tollen Duett-Moment erleben können.

Wir haben mit dem bekannten Drummer RAINER KIND (genannt „El Ute“) gesprochen. Der ist ja nicht mehr bei REIM am Schlagzeug aber vielleicht wieder bei Ihnen? Als wir ihn kürzlich fragten, ob er bald mal wieder auf Tour geht, verwies er uns an Sie. Daher die Frage: Können Sie sich vorstellen, die aktuellen Songs live vielleicht auf Tour vorzustellen?

Ja ich kann mir das sehr gut vorstellen, die Songs live zu bringen. Mit RAINER KIND bin ich immer in Kontakt. Er ist einer meiner Lieblings-Drummer weltweit. Außerdem ist er ein wunderbarer, kreativer und herzlicher Mann und für mich ein Freund. Ich habe ihn zu meinem Geburtstag eingeladen, leider kann er da nicht kommen. Ich habe aber gute, enge und freundschaftliche Gefühle für „EL UTE“.

Wir drücken die Daumen für Sie, dass Ihr Buch und Ihr Album und (vielleicht) die Tour ein voller Erfolg wird.

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Fotos: Electrola / Universal

 

 

 

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 031

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2 Antworten

  1. Meine Meinung als nicht mehr ganz begeisterter Schlagerfan zur Schlagerszene: “Glaube wenig, Hinterfrage alles, Denke selbst?!”

  2. also die zusammenarbeit heider/holm endete ja nicht 69/70. ich mag da nur an die maffay single aus 1978 erinnern: stärker als wir zwei.prod: heider text holm

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