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HELENE FISCHER Thema in neuem Buch des “Literaturwissenschaft”-Verlags
“Ein Mann und eine Frau auf der Suche nach Schönheit in ihrem Land” – so lautet die Überschrift der Einleitung eines neuen Buchs der Kulturjournalistin STEFANIE VON WIETERSHEIM und des Universitätsprofessors für Soziologie DIRK KAESLER. Beide haben längere Zeit im Ausland gelebt und blicken deshalb intensiv auf das eigene Land. Für die beiden Autoren (wir gendern hier nicht) war nicht nur wichtig, was “typisch” deutsch ist, sondern insbesondere was “schön deutsch” ist. Alltagsästhetik ist das Zauberwort.
Mit ihrem Projekt begeben sich die beiden Autoren auf “Entdeckungsreise”. Die Themenvielfalt ist – dem “Literaturwissenschaft”-Verlag angemessen – beeindruckend. Einige Namen wie JOHANN SEBASTIAN BACH überraschen nicht. In den letzten Jahrzehnten wäre man wohl nicht im Traum darauf gekommen, in so einem Buch eine “Schlagersängerin” zu beleuchten. Seit HELENE FISCHER hat sich das zum Glück geändert. Dass HELENE polarisiert, ist nichts Neues. So auch im Buch “Schön deutsch”.
Deutsches Frühstück
Die eigentliche Intention des neuen Buchs ist es, deutsche Eigenarten von denen anderer Nationen abzugrenzen. Es scheint demzufolge so zu sein, dass nicht jede Nation hunderte von Brötchensorten hat und zum Aufschneiden des Brötchens ein eigenes Sägemesser bemüht. Sehr spannend ist auch das Thema “Siezen und Duzen” – vor allem, wenn man im Promotion-Video hört, dass die beiden Autoren einander siezen. Eine böse Unterstellung ist aber, dass Deutschlands Männer im Allgemeinen schlecht gekleidet seien – Unverschämtheit! :-)…
Bei HELENE FISCHER scheiden sich die Geister
Was HELENE FISCHER angeht, scheiden sich die Geister. Womöglich ist das auch ein Teil ihres gigantischen Erfolgs. Man liebt sie oder man hasst sie, dazwischen scheint es kaum etwas zu geben. Ladies First – fangen wir mit der Autorin an: STEFANIE VON WIETERSHEIM bezeichnet HELENE FISCHER als “Quäkmadame mit undiskutabler Musik”. Das passt zum Statement, dass die Deutschen es lieben zu meckern.
Exkurs: “Undiskutable Musik”?
Schauen wir uns mal einen populären Song von HELENE FISCHER, der ein klarer Schlager ist, an. Einfach mal musiktheoretisch von den Harmonien her – einfach nur die Harmonien:
Intro: Gm / F / Eb / D
Strophe: Gm / F / Eb / H – Cm / F / B / D – Gm / F / Eb / H – Cm / Eb / Cm / D (die 2. Strophenteil mit anderem Schluss als 1. Strophenteil. 2. Strophenteil mit Drums angereichert).
Refrain: D / Gm / Eb / F – H / Eb /Cm / A (HIER kann man sich das sehr schön anhören und ansehen).
Das sind nicht – wie in der Popmusik gemeinhin üblich – nur drei Akkorde, das ist raffiniert komponiert, da wechseln Dur und Moll einander ab, da gibt es Schritte rein in die parallele Molltonart und wieder raus, das ist einfach klasse. Man muss es nicht mögen, aber es ist nun wirklich nicht “undiskutabel” schlecht – im Gegenteil ist es zumindest musiktheoretisch weit überdurchschnittlich, wenn man allein mathematisch vorgeht und schlicht die Akkorde zählt. Wie die Autorin darauf kommt, die Musik sei “leer” und “langweilig” – schwer zu sagen.
Kurios: Soziologe, Jahrgang 1944, erkennt HELENEs Talent
Ganz anders der Soziologe DIRK KAESLER. Der gab in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen zu Protokoll: “ihre Kunst ist doch sehr deutsch, weil sie viel mit Disziplin, Pflichtbewusstsein, Fleiß zu tun hat.” Volle Zustimmung. Man muss dies Perfekte nicht mögen. Aber dass hier eine hohe Qualität auf internationalem Weltniveau geboten wird, die – anders als sonst heute üblich- das Ergebnis von Können, Fleiß und Durchsetzungsvermögen ist, sollte man auch dann anerkennen, wenn man die Musik von HELENE nicht mag.
Zur Einordnung sei noch nachgetragen, dass DIRK KAESLER außer HELENE FISCHER die Musik von Countertenören liebt oder auch Musik der Renaissence. Wenn so jemand den Superstar des Schlagers frei von jeder Ironie als “deutsche MADONNA” bezeichnet, ist das schon ein Ritterschlag. Übrigens – einig sind sich STEFANIE VON WIETERSHEIM und DIRK KAESLER beim Namen JOHANN SEBASTIAN BACH, der uneingeschränkt als “schön deutsch” empfunden wird.
Vorschläge für die Neuauflage
Sehr typisch für uns Deutsche ist der Begriff “Schlager”, der im Ausland wohl nicht so einen negativen Touch hat wie hierzulande – im Gegenteil genießen die französischen, britischen und italienischen Musikstars schon immer ein hohes Ansehen, wobei sich das hierzulande ja auch etwas geändert hat. Trotzdem ist der Schlager doch “schön deutsch” – genau so wie unsere Nationalhymne, zu der andere Nationen einen ganz anderen Bezug haben. Hat hier der “typisch deutsche” HEINO womöglich mit zu tun?
HIER kann man sich ansehen, worum es sonst so in “Schön deutsch” geht:
2 Antworten
Lieber Stephan Imming,
Dank für diesen Kommentar!
Wer hätte das gedacht, dass gerade dieses Kapitel so viel Aufmerksamkeit, nein: Wirbel erzeugt?!
Vielleicht freut sich Helene Fischer mit uns?
Herzlich grüßt
Dirk Kaesler
Nachtrag: In unserem Buch taucht auch Ina Müller auf, mit ihrem Lied “Bye Bye Arschgeweih” (Seite 12 im Buch)