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VANESSA MAI: Schlagerprofis-CD-Rezension zu Mai Tai: „Die Emanzipation der VANESSA MAI“

VANESSA MAI: Neudefinition des deutschen Schlagers

VANESSA MAI definiert den deutschen Schlager neu – mal wieder. Mit „Mai Tai“, ihrem 7. Studioalbum, liefert die in Backnang geborene Halbkroatin erneut ein überraschendes Ergebnis ab. Wie bereits früher berichtet, erweitert die mittlerweile 28-jährige die Grenzen des Schlagers wie wohl keine andere Genre-Künstlerin.

Schlagersängerin ja oder nein? – „Unkategorisierbar“

Auch wenn das vorletzte Album von VANESSA MAI noch provokant „Schlager“ hieß, kann man spätestens jetzt mit Fug und Recht behaupten, dass sie eben keine Schlagersängerin ist. In ihrer Entwicklung hat sie nicht nur den Schlager aufgesprengt, sondern auch sich selbst. Aus der jungen, ja fast biederen Baden-Württembergerin ist eine offene, vielseitige Sängerin geworden, die selbstbewusst eine eigene Schublade für sich beansprucht, eigentlich sogar unkategorisierbar ist.

War die Abkehr vom Schlager von Anfang an geplant?

Mit „Mai Tai“ beschreitet sie dabei die vielleicht letzte Etappe ihrer selbsternannten Reise. Rückblickend betrachtet könnte man fast meinen, das Verlassen des Schlagers wäre entgegen den Wünschen der Fans von Anfang an ihr Plan gewesen, doch fairerweise muss man berücksichtigen, dass sie einfach ihr Ding macht und auch einige äußere Faktoren (z. B. der Familienstreit mit ANDREA BERG und Stiefsohn ANDREAS FERBER) wesentlich zu Ihrer Selbstfindung beigetragen haben.

Keine zielgruppenorientierte Musik. Rebellin VANESSA MAI

Ob dabei immer die richtigen Zielgruppen bedient werden, ist ihr ganz offensichtlich eher zweitrangig, denn sie möchte einfach ihre Musik machen. Viele andere Künstler folgen eher den Empfehlungen professioneller Ratgeber und bespaßen brav die klassische Schlager-Zielgruppe, nicht so die Rebellin VANESSA MAI. Dies hat ihre Karriere in der Vergangenheit nicht immer nur begünstigt, dennoch blieb sie sich letztendlich damit selbst treu.

Ungenierte Vermischng aller Musikgenres

Das neue Album „Mai Tai“ überrascht gleich in zweierlei Hinsicht: Während Sie zuvor von Schlager Richtung Pop-Schlager drängte, geht sie nun noch weiter, verlässt Pop und Schlager quasi ganz und vermischt völlig ungeniert alle Genres. Doch damit nicht genug, liefert sie auch inhaltlich Unerwartetes ab, denn von den 14 Albumtracks sind gleich sieben auffallend balladenlastig.

Mehr Balladen denn je

Die Bandbreite reicht dabei von intensiven Liebesballaden („Der Eine„), der Andreas-Bourani-Coverballade „Auf anderen Wegen„, erfrischenden New-Arts-Balladen wie „Safe Du“ oder „Gib nie auf“ über botschaftsmarkante Sprechgesang-Balladen („Augenblick„) bis hin zu dem bereits veröffentlichten Titelsong „Fort von hier“ des Netflix-Films „Die bunte Seite des Monds“.

Musicalsängerin VANESSA MAI?

Der letztgenannte Titel, das sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, klingt doch sehr nach Musical. Klingt so ein Musical-Song bei einer ehemaligen Schlagersängerin gut und passt so ein Titel auf das Album? Ja und nein! Gesanglich liefert Vanessa Mai hier ordentlich ab und überzeugt – man könnte fast meinen, sie sei eine langjährige Musical-Sängerin.
Auf dem Album hat der Song jedoch weniger verloren. Er passt nicht wirklich zu den anderen Tracks. Man könnte hier eine gute Absicht im Sinne von Fan-Service unterstellen, doch mit Blick auf die insgesamt geringe Anzahl von nur 14 Tracks (üblicherweise hatten ihre Alben sonst 15-18 Tracks) scheint es eher so, als wollte man eine Lücke füllen.

„Mai Tai“ gegen Widerstände als Albumtitel durchgesetzt

Unter dem Deckmantel eines „Cocktails“ lässt sich sowas natürlich gut begründen. Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass ihr Ehemann und Manager ANDREAS FERBER gegen den Albumtitel „Mai Tai“ war, wie VANESSA in ihrer Instagram-Story erzählte. Die Qualität der Kompositionen ist insgesamt ordentlicher Durchschnitt, kann jedoch nicht an das Level der Musikvideos anknüpfen.

Zahlreiche Vorab-Singles

Die restlichen Songs waren zum großen Teil schon vor Albumveröffentlichung bekannt, da mehrere als Single ausgekoppelt wurden.
Von flirtiger Urlaubsstimmung a la „Sommerwind“ bis hin zu von Eskapismus geprägtem Dream-Pop („Morgenlicht„), von Kollaborationen mit Rapper FOUTY („Mitternacht„) und DSDS-Teilnehmer ARDIAN BUJUPI („Landebahn„) bis hin zu schnellen, tanzbaren Nightlife-Clubhits („Mai Tai„, „Ruf nicht mehr an„) ist Sängerin VANESSA MAI wirklich ein bunter Cocktail-Mix gelungen.
Anzumerken bleibt noch, dass „Mai Tai“, so wie die meisten Schlager-Alben, die klassischen Schlagerthemen Liebe, Leidenschaft und Trennung bedient.

Fazit:

Auch wenn das Album „Mai Tai“ keinen Mega-Hit wie „Wolke 7“ oder „Für Dich“ enthält, so ist es durch eine tiefergehende Emotionalität und das konsequente Ausblenden von Grenzen doch überraschend. Zwar überraschend anders, aber auch überraschend gut. Am Ende ihrer nicht unumstrittenen Reise angekommen, ist VANESS MAI nicht mehr kategorisierbar. Dabei dürfte sie einige Fans der ersten Stunde auf der Strecke gelassen, aber auch viele neue hinzugewonnen haben.

Tracklist:

1. Sommerwind
2. Leichter
3. Morgenlicht
4. Mitternacht
5. Augenblick
6. Der Eine
7. Mai Tai
8. Ruf nicht mehr an
9. Eine Sekunde
10. Gib nie auf
11. Landebahn
12. Safe Du
13. Auf anderen Wegen
14. Fort von hier
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6 Antworten

  1. Das Album ist auf #3 in den Midweeks hinter Fler und Evanescence.
    Der letzte Satz stimmt nicht, er müsste lauten:
    „Dabei hat sie (seit „Für Dich“) sehr viele Fans auf der Strecke gelassen, aber nur wenige neue hinzugewonnen.“
    Das zeigen die (abgeschätzten) verkauften Einheiten (auf Grundlage von Zertifizierungen, Platzierungen und Chartwochen):
    „Für dich“ >310k (das Album mit Dieter Bohlen: Peak „nur“ #4, aber 3xGold in D, Gold in A)
    „Regenbogen“ ~150k (#1, Gold in D)
    „Schlager“ ~75k (#1)
    „Für immer“ ~40k (#2)
    Ob „Mai Tai“ wieder mehr verkaufen wird? Die „limitierten Editionen“ sind immer noch verfügbar.

    1. Nächste Woche wird das Album zum Glück aus den Top 10 verschwunden sein. Vanessa Mai ist keine ernstzunehmende Künstlerin mehr, sondern eine 0815-Influencerin, die ihren Followern jedes x-bebliebige Produkt unterjubelt und somit ihre Glaubwürdigkeit vollends verspielt.

  2. Das wird schon nach nur drei Wochen ein Desaster. Absturz auf Platz 39 in den Midweek Charts.

  3. Der nächste Mega-Flop. Frau Mai sollte das Singen aufgeben und sich auf ihre Influencer-Karriere beschränken.

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