Rosenstolz

Rosenstolz: Exklusives Schlagerprofis.de-Interview mit Peter Plate und Ulf Leo Sommer – Teil 1

Was für ein großartiger Erfolg für Rosenstolz – auch viele Jahre nach dem (vorläufigen) Ende der gemeinsamen Karriere haben AnNa R. und Peter Plate immer noch unglaublich viele Fans. Die Best Of des Duos namens “Lass es Liebe” sein wurde mit viel Liebe zusammengestellt. Peter Plate und Ulf Sommer haben uns ein sehr offenes und buchstäblich “tabuloses” Interview geben, das vielleicht für einige Fans Neuigkeiten beinhaltet. Wir danken den beiden für das wirklich bemerkenswert angenehme Gespräch.

In deiner Biografie steht, dass du in Indien geboren wurdest. Gibt es einen Bezug zu Indien?

Peter: Mein Großvater war Diplomat in Indien und war seit 1967 in Neu-Dehli stationiert. Mein Vater ist bei meiner Geburt verstorben – und meine Mutter ist damals zu ihren Eltern zurückgegangen. Ich bin über den Umweg Thailand und Australien nach Hamburg gekommen. Ich habe als kleines Kind die ganze Welt gesehen und weiß nichts davon. Meine Erinnerung setzt erst mit Hamburg ein.

War schon von früher Jugend auf klar, dass Peter Plate ein Musiker werden würde?

Ich bin mit meinen Eltern nach Goslar gezogen. Schon als kleines Kind habe ich bemerkt, dass die Musik mich fasziniert. Ich kann mich an Juke-Boxen erinnern. Da habe ich mir immer ABBA gewünscht. Mein erstes Instrument war ein Akkordeon. Mit den „Harzer Heimatsängern“ habe ich Musik gemacht. Das fand ich dann aber irgendwann uncool, und ich begann, das Orgelspiel zu lernen. Wenig später wurde dann daraus das lang ersehnte Keyboard.

Ulf Sommer und Peter Plate haben sich 1990 kennengelernt – war gleich klar, dass das eine schicksalhafte Begegnung werden würde?

Ich übergebe an Ulf: Ja, es hat gleich „Boom“ gemacht. Es war Liebe auf den ersten Blick. Drei Wochen, nachdem wir ein Paar waren, haben wir versucht, musikalisch Fuß zu fassen. Wir wollten ein Electro-Duo machen. Wir haben versucht, so etwas wie Erasure zu machen. Das kam leider nicht an, weil meine Stimme das leider nicht hergab. Selbst der engste Freundeskreis nahm das nicht an. Ein halbes Jahr später sind wir nach Berlin gezogen und haben sehr schnell Anna kennengelernt. Das „passte“, denn: Sowohl Peter als auch ich hatten eine Leidenschaft für schöne Frauenstimmen. ABBA, Eurythmics, Kate Bush – das faszinierte uns.

Gibt es Erinnerungen an die musikalischen Anfänge von Peter Plate und Ulf Sommer?

Ulf: Ja, es gab ein Projekt namens „Sunday Everyday“. Das war unsere erste Zusammenarbeit. Danach kam „You Bring Me Flowers Everyday“. Ich darf Peter jetzt nicht den Hörer geben, sonst fängt er noch an, das Lied zu singen (lacht).

Ihr habt euch immer zur deutschen Sprache bekannt?

Peter: Ja – ich habe immer schon gerne damals Cassetten veröffentlicht mit einer Auflage von 15 Stück. Einmal in deutscher und einmal in englischer Auflage. Ich habe recht schnell gemerkt, dass die deutschen  Lieder viel besser ankamen. Darüber habe ich damals mit meinen Freunden gesprochen. Die englischen Lieder fielen irgendwie raus – Englisch ist nun mal nicht meine Muttersprache. Das war eigentlich ganz lehrreich – wir haben gemerkt: Wir schreiben die besseren Texte auf Deutsch.

Ihr habt dann ja Anna kennengelernt – und es wurde der Name „Rosenstolz“ geboren. Wie ist es zu diesem Namen gekommen? Hängt es mit Annas damaligen Nachnamen zusammen?

Es ist immer schwierig, wenn eine Band anfängt. Erstens muss man sich auf einen Musikstil einigen und zweitens auf einen Bandnamen. Was den Namen angeht, da haben Anna und ich lange diskutiert. Am Ende gab es nur noch zwei Möglichkeiten. Die eine war „A & P“ (für „Attraktiv und Preiswert“) und die andere Rosenstolz. Wir haben uns für den Namen „Rosenstolz“ entschieden – zum Glück. „A & P“ hätte besser zu dem gepasst, was wir damals machten, nämlich Kabarett. Wir haben ja damals nicht geahnt, große Popkünstler werden zu wollen. Wir wollten damals einfach auf die Bühnen  – und die Bühnen, die uns offen standen, waren seinerzeit nun mal die Kabarett-Bühnen. Wir haben damals viel in der Schwulen- und Lesbenszene gespielt, aber auch viel in der Berliner Szene wie dem „BKA“ oder dem „Renitenz-Theater“ in Stuttgart und später dem renommierten „Schmidt-Theater“ in Hamburg. Das waren so unsere Anfänge.

Bei Wikipedia steht, dass ihr bei euren ersten Auftritten als Rosenstolz ausgebuht wurdet?

Peter: Das ist absolut richtig. Damals gab es keine Casting-Shows. Niemand hat uns gesagt, wie wir zu agieren hatten. Wir mussten 1991 selber austarieren, was gut ankommt. Wir waren damals im so genannten „SchwuZ“ (Schwulenzentrum) in Berlin zu Gast. Damals gab es eine Veranstaltung, die nannte sich „Liedstrich“. Das war von den „SchwuZ“-Veranstaltern so etwas wie ein Prestigeobjekt – die Veranstaltung fand glaube ich zwei Mal im Jahr damals statt. Da sind wir aufgetreten und waren leider echt richtig schlecht. Das hat das Publikum uns auch spüren lassen. Einerseits tat das richtig weh – andrerseits haben wir mitbekommen, dass gekünstelte Ansagen uns nicht stehen. Wir erkannten, dass wir so authentisch wie möglich auf der Bühne zu sein hatten. Dieser Auftritt war lehrreich. Wir waren völlig „überprobt“ und haben gelernt, dass es wichtiger ist so zu sein, wie wir sind.

Kann man den ehemaligen Nina-Hagen-Produzenten Tom Müller als euren Entdecker bezeichnen?

Peter: „Entdecker“ ist ein lustiges Wort, aber eigentlich gefällt mir diese Bezeichnung sogar. Er hat uns wirklich entdeckt. Er hatte damals mit 50 Jahren einen Herzinfarkt erlitten (also genau in dem Alter, in dem ich mich jetzt befinde) und befand sich in der Reha. In der von Erich Böhme herausgebrachten „Berliner Zeitung“ hat er einen Artikel über uns gesehen und hat sich seinerzeit aus der Reha herausgestohlen, um sich das Konzert anzuschauen. Er hat uns (unter Verweis auf seine Tätigkeit für Nina Hagen) seine Visitenkarte gegeben mit der Bitte, dass wir uns bei ihm melden sollten. Dann haben wir ihn eine Woche „zappeln lassen“. Daraus entstand eine tolle Freundschaft und Zusammenarbeit. Er hat damals mit seinem eigenen Geld unsere ersten drei CDs produziert, die alle das Geld nicht eingespielt haben. Witzig ist, dass Anna und ich uns damals schon wahnsinnig erfolgreich fanden, weil wir ja schon viele Konzerte gespielt haben.

Und: Wir waren zwar arm wie die Kirchenmäuse, konnten aber bereits in diesen Jahren von unserer Musik leben. Es waren so tolle Zeiten, die Mauer war gerade gefallen, wir lebten in Ostberlin, und die Miete betrug gerade einmal 33 Mark – der Rest wurde in Zigaretten investiert. Insofern hat uns der vermeintliche Misserfolg mit den CDs nicht so viel ausgemacht. Und auch rückblickend bin ich froh darüber, dass der Erfolg sich erst sehr langsam einzuschleichen begann, dass es also alles so lange gedauert hat.

In welcher Sendung hatten Rosenstolz den ersten Fernsehauftritt?

Es gab eigentlich „drei“ erste Fernsehauftritte. Der erste war im Schwulen-Fernsehen. Das war noch unter dem Namen „Peter“. Die wollten kurioserweise damals keine Frauen im Programm haben, deshalb musste ich alleine ran. Der zweite Auftritt war bei „Fernsehen aus Berlin (FaB)“. Da sind wir mit dem Song „Nymphoman“ aufgetreten. Das war der erste Auftritt im Regionalfernsehen. Und dann hatten wir in Magdeburg unseren ersten „richtigen“ TV-Auftritt in einer Show, die „Topp 6“ oder so ähnlich hieß.

Im überregionalen Fernsehen wart ihr 1993 erstmals in einer von Uwe Hübner moderierten Show zu Gast?

Das stimmt. Uwe Hübner hat bei der IFA (Internationale Funkausstellung, Berlin) eine Sendung  namens „Die Superchance“ moderiert. Das war eine Show, bei der zwei Acts gegeneinander antreten durften – wir hatten verloren. Das Lied hieß „Schlampenfieber“. Später hat Uwe uns aber in seine „Hitparade“ eingeladen. Wir hatten eine Single „Ich stell mich an die nächste Wand“. Die B-Seite(!) hieß „Die Schlampen sind müde“. Die ZDF-Hitparaden-Redaktion hat uns mit dieser als B-Seite konzipierten Nummer „Die Schlampen sind müde“ eingeladen. Wir haben uns sehr gefreut. Der totale Knüller: Wir landeten damals auf dem dritten Platz. Das war deshalb toll, weil wir aufgrund der damaligen Regeln der Show noch einmal wiederkommen durften.

Teil 2 des Interviews veröffentlichen wir am morgigen Sonntag.

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 031

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