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HEINZ RUDOLF KUNZE im exklusiven Schlagerprofis-Interview: Deutsche Sprache verkümmert mit Gendersternen

HEINZ RUDOLF KUNZE hat uns die Ehre gegeben

Zugegeben, bei manchen Interviewpartnern ist man schon stolz, wenn sie uns ihre Zeit schenken. Dass HEINZ RUDOLF KUNZE anlässlich der Veröffentlichung seines Top-10-Albums “Werdegang” und der gleichnamigen Autobiographie mit uns gesprochen hat, ist uns eine Ehre. Hier das autorisierte Interview mit schlagerprofis.de. Besonders interessant fanden wir das Statement von HEINZ RUDOLF KUNZE zum Gendern und zu seinem Austritt aus der SPD wegen der Rechtschreibreform:

In Ihrer Autobiographie schreiben Sie, dass Sie als „verzweifelt erwartetes Wunschkind“ zur Welt kamen. Der Erwartungsdruck in Ihre Person war hoch…?

Ja. Ich glaube allerdings, dass ich die Erwartungen erfüllen konnte, das war aber nicht immer einfach.

Im NDR haben Sie durch den Moderator KLAUS WELLERSHAUS von einem Musikwettbewerb erfahren, der schicksalhaft für Sie war. Wie kam es, dass der NDR über einen Würzburger Wettbewerb berichtet hatte?

Es handelte sich um einen bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb der Phonoakademie. Moderator ni Würzburg war BILL RAMSEY, den ich natürlich als bekannte Musikerpersönlichkeit kannte. Ich habe den Wettbewerb tatsächlich gewonnen. Dadurch konnte ich Kontakte knüpfen, die eine untypische Karriere begründet haben. Normalerweise machte man damals in den 1980er Jahren ja als Musiker oft eine „Ochsentour“, bis man im Idealfall „entdeckt“ wurde bzw. einen Plattenvertrag bekam. Dieses Tingeln über die Dörfer ist mir erspart geblieben.

Sie sagten, dass Sie Ihren ersten TV-Auftritt im ZDF hatten. Wissen Sie noch, welche Sendung das war?

Das war das Kulturmagazin „Aspekte“.

Ihr erster langjähriger Produzent und Weggefährte MICK FRANKE verließ die Band ganz kurz, bevor der große Durchbruch kam. Sie hatten ihm angeboten, „ins zweite Glied“ zu gehen, was er ablehnte – meinen Sie, er hat das bereut?

MICK ist ja inzwischen leider verstorben. Da er aber nie auch nur ansatzweise erfolgreich mit seinen musikalischen Projekten war, gehe ich davon aus, dass er seine Entscheidung bereut hat. Ich habe damals ja erkannt, dass ich mit ihm musikalisch nicht in die Richtung kam, die ich einschlagen wollte. Menschlich tat mir das leid, dennoch hat sich der personelle Wechsel in der Band und der damit einhergehende Produzentenwechsel positiv ausgewirkt.

Ihren Durchbruch als Sänger erreichten Sie mit der Legende CONNY PLANK, mit dem Sie eine Zeit lang eng verbunden waren und der auch „Dein ist mein ganzes Herz“ produziert hatte. Leider ging kurz nach diesem Erfolg diese Freundschaft in die Brüche?

Ja, das war menschlich sehr traurig, aber so ist es ja manchmal im Leben, dass sich Schicksale auseinander entwickeln.

In den 1980er Jahren haben Sie für ein Magazin mal einen provokanten Verriss über ein Album von PETER MAFFAY geschrieben. Der hat sich danach zu Ihrer Überraschung bei Ihnen gemeldet. Inzwischen ist das „Schnee von gestern“?

Ja, das steht ja so auch in meiner Autobiographie, dass wir inzwischen gut befreundet sind. Ich war damals noch recht jung und bin vielleicht mit einer provokanten Rezension etwas über das Ziel hinaus geschossen.

Sie sind und waren ja auch in Sachen Musikjournalismus tätig. So haben Sie u. a. auch prominente Persönlichkeiten für Zeitschriften wie MusikExpress interviewt. Im Schlagersegment ist es traurig, dass dort nur selten profunde Albumrezensionen zu finden sind. Könnte sich ein HEINZ RUDOLF KUNZE vorstellen, z. B. ein Album von ROLAND KAISER zu rezensieren?

Ich habe eine hohe Meinung von ROLAND KAISER, verstehe mich gut mit ihm. Zu seiner Musik habe ich aber keinen Bezug und würde deshalb auch sein Album nicht rezensieren wollen. Früher waren Schlager in den 1950er und 1960er Jahren noch originell und hörenswert. Mit der heutigen Schlagermusik kann ich einfach nichts anfangen, da gibt es nur wenige Ausnahmen wie vielleicht GÖTZ ALSMANN. Deshalb kann ich auch kein Schlageralbum rezensieren. Dass es wenig gute Rezensionen von Schlageralben gibt, mag auch an der Qualität der Musik liegen.

Trotz Ihrer kritischen Haltung zum Schlager haben Sie hin und wieder ja selber Texte für Schlagerstars geschrieben, zuletzt für NICOLE. Spannend finden wir ein Lied von SARAH-STEFANIE „Sie liebt sie“ – damals noch nicht zum Zeitgeist passend. Waren Sie Ihrer Zeit damals thematisch voraus?

Stimmt, das Lied habe ich getextet – habe ich ehrlich gesagt gar nicht mehr so auf dem Schirm. Aber Sie haben vielleicht Recht – da war es wohl auch mir mal vergönnt, meiner Zeit voraus zu sein (schmunzelt).

In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie ein musikalisches Projekt mit alten Aufnahmen der Texte des begnadeten Kabarettisten WOLFGANG NEUSS in Angriff genommen haben, was an Urheberrechtsfragen gescheitert ist. Haben Sie diese Aufnahmen noch?

Nein, die habe ich im Laufe der Jahre leider verloren, die Aufnahmen besitze ich leider nicht mehr.

Sie haben sich zum „Klassensprecher“ deutscher Musiker gemacht, als es um Engagement für eine Quote deutscher Musik im Radio ging…?

Ja, das bereue ich sehr. Ich muss sagen – die öffentlich-rechtlichen Sender sind da fair mit mir umgegangen. Was mir aber von den Kollegen der schreibenden Zunft um die Ohren gehauen wurde bis hin zu Vorwürfen rechtsradikaler Tendenzen, hat mich damals sehr schockiert, so dass ich so etwas nie wieder machen würde. Ich habe damals auch erfahren, dass es unter Musikern kaum bis keine Loyalität gibt.

Lediglich UDO JÜRGENS und WOLFGANG NIEDECKEN standen damals zu ihrem Wort. Die meisten anderen sind auf Distanz gegangen, so dass ich das ausbaden musste, was eigentlich andere zum Thema gemacht haben, denn ich stand ohnehin einer Quote damals kritisch gegenüber.

Einen eher ungewöhnlichen Grund hat es, dass Sie aus der SPD ausgetreten sind – Anlass war die Rechtschreibreform. Haben Sie damit inzwischen Ihren Frieden gemacht? Und wie stehen Sie zum Gendern?

Mit der Rechtschreibreform stehe ich bis heute auf Kriegsfuß. Dass mein Buch nach den Regeln der Rechtschreibreform aufgesetzt ist, liegt am Verlag. Was das Gendern angeht: Ich finde, die deutsche Sprache verkümmert mit diesen Gendersternen und was es da alles gibt. Eine englischsprachige Sängerin würde sich nie diskriminiert fühlen, weil man sagt, „she’s a singer“. Nur in Deutschland kommen wir auf so verrückte Ideen, dass sprachliche Ausdrücke, die über Jahrzehnte hinweg unproblematisch waren, nun plötzlich diskriminierend sein sollen.

Sie haben viele Bücher geschrieben, aber noch keinen Roman…?

Das ist richtig. Ich habe bemerkt, dass mir diese Form des Schreibens, also einen langen Roman zu verfassen, nicht liegt, also lasse ich es sein.

Sie kritisieren den deutschen Schlager immer mal wieder – oftmals durchaus zurecht. Wäre es nicht konsequent, dann auch entsprechende TV-Shows zu meiden? Bzw. gibt es da Grenzen, die Sie ziehen – Motto „Carmen Nebel ist noch okay, aber Musikantenstadl nicht“?

Es gibt für Musiker in Deutschland nicht viele Auftrittsmöglichkeiten im TV und Carmen Nebel beispielsweise ist eine sehr nette Frau. Deshalb nehme ich diese Einladungen immer noch gern an.

Als letztes eine Frage, die UDO-JÜRGENS-Fans interessieren wird: In Ihrem Buch schreiben Sie, dass Sie mal musikalische Skizzen von UDO JÜRGENS bekommen hätten – Name des geplanten Songs: „Narrenschiff“. Haben Sie diese Skizzen von UDO noch? Der Song ist ja 1986 auf seinem Album „Deinetwegen“ erschienen.

Ja die habe ich noch auf Kassette.

Vielen Dank für das interessante Interview!

 

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 031

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3 Antworten

  1. Einige interessante Aussagen von Herrn Kunze zum Schlager. Diese Aussagen sollten sich vorallem mal einige Produzenten dieser Branche genauer anschauen.

    Martin

  2. Naja, aber auf die Frage wegen Nicole, wo er ja auch Texte geschrieben hat. … kam keine Antwort, da ist er ausgewichen. Nicht ganz glaubwürdig für mich!

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