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MICHELLE: Schlagerprofis-Exklusivinterview zum neuen Album “Flutlicht”: Tour kommt 2026!

MICHELLE: Schlagerprofis sprach mit ihr anlässlich “Flutlicht”-Release

Wir sind sehr glücklich darüber, zu einem der aus unserer Sicht wohl besten Schlageralben des Jahres ein Interview mit der Interpretin zu führen, die ihren Abschied von der großen Bühne angekündigt hat. Das letzte Album “Flutlicht” setzt klar Maßstäbe, was auch an den großartigen Songs legt, die mit ERIC PHILIPPI und EIKE STAAB entstanden sind. Musikalisch hochwertig und textlich authentisch und vielfältig – das kann man MICHELLE attestieren. Hier unser autorisiertes Interview mit dem Topstar des deutschen Schlagers:

Liebe Michelle, dein neues Album heißt „Flutlicht“. Im Titelsong sagst du, dass du es manchmal „verfluchst“ und das „Drama kein Ende nimmt“. Dein Statement dazu: Schlagzeilen werden erfunden, „damit der Rubel rollt“. Tat besonders die Steuer-Berichterstattung weh?

Das war gar nicht so negativ gemeint. Man macht ja so seine Erfahrungen. Ich meinte da auch nicht nur die Medien speziell, sondern auch das ganze Drumherum. Mein Ausstieg hat ja in erster Linie damit zu tun, dass ich gewisse Dinge einfach nicht mehr haben möchte. Nach guten 30 Jahren ist zum Beispiel diese ganze Reiserei nicht mehr mein Ding. Jede Nacht in einem anderen Hotel zu schlafen, das stresst mich inzwischen doch sehr. Ich merke inzwischen, wie gerne ich zu Hause bin.

In den 30 Jahren hatte ich viele Höhen und Tiefen. Da sind viele Dinge passiert, die zwar nicht gut waren. Wenn ich heute aber zurückblicke, hatten auch die Täler vielfach ihren Sinn. Es war alles richtig – in jedem Leben gibt es Höhen und Tiefen.

Das ist ja auch eine schöne Erkenntnis, wenn man nach vielen Jahren der „Action“ auch mal gerne zu Hause ist…

„So oder so“ – in dem Lied geht es um eine „komplizierte Liebe“, bei der Kompromisse gefragt sind und die klar die These „Gegensätze ziehen sich an“ formuliert wird – auch das klingt nach autobiografischen Elementen – Motto lieb dich „so oder so“ – egal wie?

Ja, das ist so. Jeder Mensch ist ja anders. Auch in einer Beziehung ist kein Mensch wie der andere. Man passt sich vielleicht ein bisschen an – der eine mehr, der andere weniger. Im Endeffekt ist es ja immer so, dass zwei verschiedene Menschen aufeinander stoßen. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man sich nehmen kann so wie man ist.

Ich höre sehr oft Beziehungspartner Sätze zueinander sagen wie „Ich liebe dich über alles, aber diese und jene Eigenschaft kriege ich dir auch noch ausgetrieben, weil es mich einfach nervt.“ – Es geht aber vielmehr darum, dass man sich einfach so nehmen kann wie man ist, dass sich die Liebe ergänzt und man einander aufwertet und nicht dem anderen etwas nimmt, dass er so wird, wie er eigentlich gar nicht sein möchte.

„Lieb mich oder lass es sein“ ist ein topmoderner Club-Schlager, den du bei SILBEREISEN vorgestellt hast – ein Song, der auf die Discos angelegt ist? „Ich lieb mich auch allein“ – spricht auch dieses Statement für die MICHELLE, die sich von der „alten“ MICHELLE emanzipiert hat und eigenständig, nicht von anderen (Lebensgefährten und Managern) abhängig sein möchte?

Absolut, es ist ganz wichtig, dass jeder hinter sich selber stehen kann. Es ist ja tatsächlich so: Wenn du tatsächlich in der Lage bist, dich selbst allein zu lieben, wenn man sich akzeptieren kann so wie man ist – erst dann bist du ja wirklich erst in der Lage, jemand anderen in deinem Leben zuzulassen und jemanden zu lieben.

Man kann jemand anderem ja nur etwas geben, was man auch selbst besitzt. Ich kenne viele Menschen, die gar nicht hinter sich stehen. Die lieben sich einfach nicht. Es ist ja auch gar keine Arroganz, wenn man sagt: Ich liebe mich so wie ich bin, ich bin stolz auf mich – was ich in meinem Leben geleistet habe und wie ich bin. Ich bin der Meinung, dass es ganz wichtig ist, dass das jeder Mensch tun sollte, dass er hinter sich steht – mit allem, was man so an Ecken und Kanten hat. Mit allen positiven, aber auch negativen Aspekten.

Es gibt für mich gar kein „Gut“ und „Schlecht“, aber ich sage es jetzt einfach so – dass man sich einfach so akzeptiert wie man ist – ganz egal, ob es den anderen gefällt oder nicht. Dass man sich eben NICHT einfach anpasst, um dazuzugehören, damit man geliebt wird und damit die anderen einen besser finden, sondern dass man zuallererst zu sich selber steht. Dann ist alles andere auch gar nicht mehr so wichtig.

„Herz in Takt“ ist wieder ein positiver Uptempo-Lovesong, bei dem du deinem Partner dafür dankst, dass es ihn gibt und du die These vertrittst, dass „Liebe unsterblich macht“. Aber etwas anderes: Kann es sein, dass du eine Firma bzw. Management / Verlag gegründet hast, die genau diesen Namen trägt: „Herz in Takt“?

Ja meine GmbH heißt in der Tat „Herz in Takt“. Dass die Firma so heißt, hat aber nichts mit dem neuen Song zu tun. Es hat vielmehr damit zu tun, dass ich in meinem Herzen eigentlich immer einen Schlag zu viel habe. Ich habe ja eine Herzrhythmusstörung. Dadurch ist der Song entstanden. Die Namensgleichheit mit der Firma ist in der Tat reiner Zufall.

Michelle Schlager Christian Barz

Planst du denn fernab von dem Album, das dein letztes sein wird, trotzdem eine Zukunft, bei der Fans weiterhin von dir hören? Du hast oft gesagt: Die sind alle Höhen und Tiefen mit dir durchgegangen. Sie haben an deinem Leben immer teilgenommen. – Oder hast du für dich beschlossen: Wenn das Kapitel „Flutlicht“ beendet ist – findet dann auch die Öffentlichkeit nicht mehr statt?

Wichtig ist für mich, dass all das, was mir inzwischen sehr schwer fällt, z. B. das ewige Reisen, dass das aufhört. Ich habe sehr viele Ideen in meinem Kopf. Ich bin sicher, dass es da auch einen Weg geben wird – auch wenn der nicht so aussehen wird, dass ich auf den Bühnen dieser Welt stehe. Meine Idee geht in die Richtung, dass ich eben nicht auf der Bühne stehe.

Also ich setze mich nicht zu Hause hin und leg die Beine auf den Tisch, die Arme verschränkt und sage: Das war’s, ciao! Ich bin eine Frau, die in ihrem Leben immer etwas machen muss. Man muss ja immer wieder mit anderen Projekten weitermachen. Ich bin keine, die sich hinsetzt und sagt: Ich mache jetzt nichts mehr. Das bin ich vom Typ her nicht. Ich habe ganz viele tolle Ideen. Die setzen wir gerade um. Ich freue mich auf alles, was kommt.

Es hört sich ein bisschen so an, dass wir weiter bei dem, was du tust, teilhaben können. Das lasse ich mal so dahingestellt.

Du wirst dich wundern: Es ist nicht so, wie du es glaubst. Es wird etwas Tolles entstehen. Da wird sich etwas herauskristallisieren, worüber ich aber noch nicht sprechen kann und möchte.

Mit „Mali“ widmest du deiner besten Freundin ein sehr inniges Freundschaftslied, das unter die Haut geht – eine Freundin,

Ja, Mali ist meine Seelenverwandte. Sie ist der Mensch an meiner Seite, die ich schon sehr lange schätze und liebe. Sie ist meine Seelenpartnerin, sage ich immer. Diesen Menschen möchte ich nicht an meiner Seite missen. Für sie habe ich das erste Mal in meinem Leben als Freundin einen Song gesungen. Ich finde, das hat Mali jetzt verdient.

Das ist sehr schön. Gut möglich, dass das bei deinen Fans ein Song sein wird, der gefeiert werden wird.

Na ja, die Balladen werden ja nicht immer so gefeiert… Im Moment fixieren sich die Menschen ja eher auf Partylieder. Ich glaube aber, dass es auf jeden Fall eine tolle Geschichte ist, weil ich auch über eine Frau singe. Ich glaube, dass ganz viele Menschen solche innigen Freundschaften haben und dass es einfach eine ganz schöne Sache ist. Es ist auch tatsächlich einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.

Zur Partymusik und den Balladen – also wir haben schon auch einige Stimmen nach der letzten Tour vernommen, die gesagt haben, dass sie sich darauf freuen, wenn du auch mal wieder ein paar schöne Balladen veröffentlichst – auch wenn im Moment Partyschlager angesagt sind. Ich glaube aber, dass die Fans deine Balladen durchaus auch feiern, auch wenn sie dabei vielleicht nicht so aufstehen und schreien – aber die Balladen werden schon – nach unserem Eindruck – auch gefeiert.

Das stimmt ja auch. Es ist ein großer Teil von mir immer gewesen. Das ist auch das, was ich ehrlich gesagt am liebsten gesungen habe. Balladen kommen einfach oft aus tiefstem Herzen. Da ist immer auch eine Sehnsucht dabei. Ich glaube, das hat mir am meisten Spaß gemacht. Wenn wir im Jahr 2026 mit „Flutlicht“ auf Tour gehen, dürfen die Balladen auch nicht fehlen. Die gehören natürlich dazu, und die werde ich da dann auch anbieten. Da freue ich mich schon selber drauf.

Du musst keine Namen nennen – aber wie viel Spaß hat dir das Lied „Rache ist süß“ gemacht?

Auch der Song gehört zu meinen Lieblingsliedern. Der ist ein bisschen anders. Das ist nicht so der typische Schlager, trotzdem ist das eine tolle Aussage. Ich glaube, ich spreche da aus, was viele auch denken. Ich mag den Song sehr und habe es genossen, ihn im Studio einzusingen. Der Song hat Ecken und Kanten und das ist genau gut so.

Zwei Songs sind auf dem Album, die das Ende deiner musikalischen Karriere einleiten. Über einen wurde viel gesprochen, die Single „Das war’s für mich“. Es ist aber auch der Titel „Zum letzten Gang“ drauf. Allein die Idee für den Titel „Zum letzten Gang“ finden wir grandios. Mit diesem Song, der auch letzter Track auf dem Album ist. Hat dir das etwas bedeutet, dass das der Abschlusssong des Albums ist?

Ich finde, der Song spiegelt das wider, was ich bin. Wenn man meine Geschichte ein bisschen verfolgt – da sind wir ja noch an vielen Geschichten dran. Man wird meine Geschichte auf jeden Fall noch weiter ausbauen mit allen Höhen und allen Tiefen, die das Leben so gibt. Und man wird auch daran erkennen, dass ich überhaupt nicht der Mensch bin, der den roten Teppich braucht, das brauche ich wirklich nicht. Für mich ist es wichtig, der zu sein, der ich im tiefsten Herzen bin: Ein normaler Mensch, der eine Tür schließt und eine neue Tür öffnen wird.

Dir ist es gelungen, was den wenigsten Stars glückt: Du warst von Beginn an Gast in den großen Samstag-Abend-Shows. DIETER THOMAS HECK, CARMEN NEBEL, FLORIAN SILBEREISEN, GIOVANNI ZARRELLA – du warst immer oft und gerne gesehener Gast. Oftmals sind Künstler oft hintereinander da – dann nicht mehr. Du bist permanent dabei. Das gehört zu diesem Haifischbecken ja irgendwie auch dazu. Diese ganzen Samstagabendshows – bist du da stolz drauf, dass du da zu sehen bist? Uns hat gewundert, dass es keine große TV-Show um das Album gibt.

Im Gegensatz zu früher gibt es ja auch bei weitem nicht mehr so viele Musiksendungen, in denen man sich präsentieren kann. Früher gab es ja allein von DIETER THOMAS HECK ganz tolle Sendungen – „Melodien für Millionen“, „Schlagerparade“, „ZDF-Hitparade“ – da war das ja noch ein ganz anderes Ausmaß an Fernsehsendungen. Umso besonderer ist es, dass ich in der Fläche noch stattfinden darf. Das ist absolut nicht selbstverständlich, dafür bin ich sehr dankbar.

Ich muss dazu auch sagen, dass gerade ein MICHAEL JÜRGENS natürlich auch seit Anbeginn meiner Zeit diese Sendungen macht. Ich bin dankbar, dass ich in diesen Sendungen stattfinden darf. Die haben immer an mich geglaubt und haben immer fest hinter mir gestanden. Ich bin dankbar, dass ich zu dieser großen Familie dazugehören darf. Das ist für mich eine große Ehre. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Ich habe gerade aufgeschnappt – die große Tour kommt 2026 und nicht 2025?

Ja, wir haben in 2025 bereits so viele Auftritte, und es ist auch nicht meine Art, irgendwelche Auftritte abzusagen. Ich werde die alle noch machen. Da passt die Tour nicht dazwischen, weil wir gar nicht mehr die Zeit haben, da noch eine Tour dazwischen zu schieben. Deswegen haben wir gesagt: Dann machen wir das 2026 und dann passt das.

Das finden wir eh viel schöner – dann zieht sich der Abschied etwas länger…

Ja, das Album wird ja auch promotet. Wir wollen da auch noch einige Singles auskoppeln, weil es halt doch viele Geschichten gibt, die mir sehr wichtig sind und ich der Meinung bin, dass wir es geschafft haben, mit dem Album auch Themen anzusprechen, die gerade im Schlagerbereich noch ein absolutes Tabuthema sind. „Der Junge mit den weißen Haaren“ ist ja eine sehr persönliche Geschichte.

Oder das „Gespräch mit Gott“ ist sehr intim – da geht es um einen Suizidversuch. Es gibt viele Menschen, die sich alleine fühlen und glauben, dass sie die einzigen Menschen mit Problemen auf dieser Welt sind – ich finde, auch solche Themen sollte man mal aufgreifen – dass man sieht, dass auch Menschen wie ich, die in der Öffentlichkeit stehen (auch wenn sie ja eigentlich auch nur normale Menschen sind), dass auch ich ein Leben habe, bei dem nicht immer alles gerade läuft.

Auch ich habe Höhen und Tiefen erlebt, war aber bemüht, mich letztlich immer der Sonne zuzuwenden und den Schatten hinter mir lassen.

Bild von Schlagerprofis.de

Habt ihr bei dem Album im Kopf, eine Zweitauflage zu machen? Oder ist eine Vinyledition geplant? Habt ihr drüber nachgedacht?

Vinyl haben wir ehrlich gesagt bislang noch nicht darüber nachgedacht. Eine zweite Auflage ist sehr wahrscheinlich, wenn das Album erfolgreich laufen wird, wovon wir momentan optimistisch ausgehen. Gut möglich, dass dann noch weitere neue Songs mit dabei sein werden. Das ist auf jeden Fall geplant.

Wenn die Tour 2026 kommt, passt das ja auch zeitlich. – Frage zur Albumentstehung: Die Zeit, die ihr da hinein investiert habt – das ist ja eine besondere Situation, weil ihr ja persönlich liiert seid, du und ERIC. Vielleicht entstehen da Situationen, die man gar nicht kannte. Wie würdest du diese Zusammenarbeit einschätzen mit einem Lebensgefährten – oder auch mit Kumpels – also mit Menschen, die dir nahe stehen und nicht nur Menschen für ein Projekt sind.

Wir haben uns dafür tatsächlich drei Tage miteinander eingesperrt. Ich habe einfach meine gesamte Lebensgeschichte erzählt. Das ist natürlich schon etwas, das nicht alltäglich ist. Wir hätten 20 Alben mit den ganzen Geschichten, die mein Team auch sehr beschäftigt haben, veröffentlichen können. Wir haben uns logischerweise nur für ein paar Themen entscheiden können, weil man das natürlich nicht alles auf ein Album packen kann.

Es ist etwas Besonderes, weil man auf einer Vertrauensbasis jemandem Dinge erzählt, die man sonst natürlich nicht jedem erzählt und die auch sehr wenige Menschen überhaupt von mir wissen. Da gibt es viele Geschichten, die nicht auf dem Album sind. Man wächst natürlich zusammen. Und ich glaube, genau aus diesem Grund bekommen Songs wie „Gespräch mit Gott“, „Der Junge mit den weißen Haaren“ oder auch „Zum letzten Gang“ eine Intensität und ein ganz anderes Gefühl, wenn es produziert wird und wenn der Text entsteht, weil es einfach so echt ist wie es echter nicht sein kann.

Das merkt man in jedem Song – ein schönes Schlusswort für das Interview – vielen Dank!                    

Fotos: Sony Music, Christian Barz

 

 

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 054

In dieser Folge blicken wir zurück auf den SCHLAGERBOOOM 2024.

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2 Antworten

  1. Mehr Mut zur Kritik, bitte! Zwei ganz entscheidende Fragen fehlen: 2009 haben Sie mit dem Album “Goodbye Michelle” schon einmal Ihren Abschied medienwirksam vermarktet. Haben Sie Ihre Fans damals getäuscht? Wie glaubwürdig ist Ihr Abschied diesmal?

  2. Leider kommt das Album an die Vorgänger „Tabu“, „Rouge“,.. gar nicht an, alles klingt ziemlich gleich- schade!
    Michelles erstes Abschiedsalbum war ein Knaller

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