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MICHELLE: Ihr letztes Album ist noch mal ein echtes Meisterwerk!
Zugegeben – wir standen MICHELLE ja immer schon positiv gegenüber und mögen ihre Musik. Dennoch gibt es auch von ihr Alben, die wir mit mehr Begeisterung und manche, die wir mit weniger Begeisterung gesehen haben. Verglichen mit den letzten Alben hat MICHELLE jetzt wirklich noch mal ein richtiges Brett abgeliefert. „Schuld“ daran ist sicher auch ihr Produzent (und Lebensgefährte) ERIC PHILIPPI, der das Album auch produziert hat und die Songs mit der Künstlerin und EIKE STAAB geschrieben hat.
Teilweise sehr harte Themen werden angesprochen, und es gibt auch echte Intros – mit anderen Worten sind die Lieder qualitativ hochwertig und eben NICHT nur auf Spotify und Co. ausgelegt. Die musikalische Bandbreite geht von tiefsinnigen Balladen über Musical-Anleihen bis hin zu Electro-Schlagern – 16 Songs, die wirklich „reinhauen“ – damit ist „Flutlicht“ zumindest schon mal Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“.
Zu den Songs im Einzelnen:
Der bereits veröffentlichte Titelsong „Flutlicht“ macht MICHELLEs langjährige Öffentlichkeit zum Thema. Die Medien sind nicht immer fair mit ihr umgegangen, wenn „das Drama kein Ende nimmt“. Damit „der Rubel rollt“, erfindet oder dramatisiert die Yellow Press gerne mal Geschichten – schonungslos macht die Sängerin das mit dem Titelsong zum Thema.
„Du kannst mich mal“ ist recht Club-mäßig mit Techno-Elementen arrangiert. MICHELLE empfiehlt, einen „Finger der Wahl“ zu erheben, wenn man genervt ist – auch in dem Song geht es um Gedankenspiele, „hinzuschmeißen und neu zu beginnen“ –oft genug war ja auch die Künstlerin in genau dieser Situation, aus der sie nach einer Krise klar gestärkt wieder zurückgekommen ist. Ob dieser Song vielleicht dem einen oder andern Berater, Manager oder Chef gewidmet ist? Man weiß es nicht, kann es nur ahnen…
In „So oder so“ – geht es um eine „komplizierte Liebe“, bei der Kompromisse gefragt ist und die klar die These „Gegensätze ziehen sich an“ formuliert ist („All das, was ich nicht bin, das lieb ich an dir – sonst würden wir nie funktionieren – wir sind so schön kompliziert“). Auch das klingt aus dem Leben gegriffen.
Männern soll man nicht trauen – ihnen wächst die Nase, so der augenzwinkernde Inhalt des Liedes, dessen Titel vor 40 Jahren schon einmal ein Hit wurde. ERIC PHIIPPI hat den Song fast Musical-mäßig angelegt, es ist natürlich ein neuer MICHELLE-Song und handelt sich NICHT um den GRÖNEMEYER-Klassiker, und erneut kommen die Herren der Schöpfung nicht besonders gut weg, wobei schon die Komposition klar macht, dass der Song natürlich mit einem gewissen Augenzwinkern zu sehen ist. Der Song ist fast vier Minuten lang – auch hier geht die musikalische Qualität vor stromlinienförmigen Kommerz.
Mit der Gänsehaut-Ballade „Gespräch mit Gott“ erzählt MICHELLE von der Suche nach dem Sinn – dass sie beim Schöpfer „zu früh“ angeklopft hast. Harte Schlagerkost, ein überaus seltenes Schlagerthema – sehr mutig: Die Sängerin erzählt von einem Suizid-Versuch, bei dem sie heute froh ist, dass er nicht gelungen hat – als sie „im Spiegel nicht mehr dein Gesicht“ gesehen hat.
Lieb mich oder lass es sein ist ein topmoderner Club-Schlager, den wir bereits bei FLORIAN SILBEREISEN zu Gehör bekommen haben – ein Song, der auf die Discos angelegt ist. „Ich lieb mich auch allein“ – mit anderen Worten ist die Künstlerin autark und will sich in keine Abhängigkeit mehr begeben, wenn es ihr „ein kleines bisschen egal ist, ob du da bist“.
Herz in Takt ist wieder ein positiver Uptempo-Lovesong, bei dem dem Lebenspartner gedankt wird, dass es ihn gibt und die These vertreten wird, dass „Liebe unsterblich macht“. Das „Herz in die Hand zu nehmen“, war dazu aber erforderlich – auch hier betonst MICHELLE, ihr nichts „zugeflogen“ ist, aber sie quasi „zugreift“, wenn die Liebe anklopft – wer damit gemeint ist, kann man sich denken.
Mit der ersten Vorab-Single „Das war’s für mich“ erzählt MICHELLE quasi ihre Lebensgeschichte. Eine Ballade, die tief unter die Haut geht, mit der die Sängerin die letzten gut 30 Jahre Revue passieren lässt. Es wirkt fast wie ein Verarbeiten ihres Lebens in der Öffentlichkeit – schade, so einen Song könnten wir uns auch sehr gut beim ESC vorstellen.
Mit „Antequera“ setzt MICHELLE einer spanischen Stadt ein Denkmal – eine Stadt, die für die „Kraftort“ geworden ist – das war uns bislang gar nicht bekannt, dass diese Stadt ihr Herz so erobern konnte und diesen Ort so magisch gemacht hat, dass sie ihm ein sehr schönes Lied gewidmet hat.
„Du bist es“ ist ein Lied über eine glückliche Liebe – ein MICHELLE-typischer Lovesong im Clubsound. Wenn der „Donnerschlag gezielt mein Herz“ trifft, nachdem vorher viel Regen und Nebel zu sehen war und nun Rückenwind gegeben ist – dann ist das sicher ein schönes Gefühl!
Auch „Falsch, dich zu lieben“, das Duett mit ERIC PHILIPPI, hat natürlich autobiografische Anteile – „egal, was sie über uns sagen, die Liebe ist frei“, stellt MICHELLE da im Duett mit ERIC fest. Vielleicht sind die vielen Anfeindungen von außen sogar ein Kitt, der die beiden besonders zusammenschweißt? Umgekehrt gibt es ja auch viel Zuspruch für die Liebe der beiden!
„Liebeskrank“ ist ein Song mit ironischem Text, bei dem die Sängerin bei einer Ärztin ist, die aber keine Diagnose finden kann, weil sie offensichtlich ein ungekanntes Gefühl kennen gelernt hast, für das es weder Medizin noch Zaubertrank gibt. Ein im Clubsound gehaltener Samba-Song – auch die unbeschwerte MICHELLE, die sogar den Psychologen konsultiert, der die Symptome „zum ersten Mal“ hörte und mit „Frau HEWER“ (so heißt es im Text) anspricht – ein witziger Song -so bleibt auch die humorvoll-witzige MICHELLE ihren Fans in guter Erinnerung.
Erneut schwere Schlagerkost, sehr mutig, solch ein Thema zu bringen: MICHELLE war selbst ein Pflegekind, dem es vielleicht „den Boden wegzieht, ungeliebt zu sein“. Der Wunsch, aufgefangen zu werden, besteht dann wohl ein Leben lang. Gut möglich, dass der „Junge mit den weißen Haaren“ durchaus jemand sein könnte, der metaphorisch für die kleine MICHELLE steht?
Mit „Mali“ widmet die Künstlerin ihrer besten Freundin ein sehr inniges Freundschaftslied, das unter die Haut geht – eine Freundin, die bei jedem Beben für sie da war und auch für die Kinder – eine „Liebe, die größer als Paris“ ist – auch vielleicht größer als manche Liebe zu Männern, weil sie dich einfach verstehen kannst, was Männern oft vielleicht nicht gegeben ist? Wir halten das für möglich: Mali ist offenbar eine Frau, deren Ehrlichkeit zu überzeugen weiß? Wir stellen uns das so vor, dass MALI für MICHELLE das ist, was EIKE für ERIC PHILIPPI ist.
Wenn man schwer enttäuscht wird oder sogar belogen und verletzt wird, schreit das nach „Rache, die bitterkalt daherkommt“: „Rache ist süß“. Wenn die Künstlerin jemanden im Song beschreibt, dem es nur darum geht, „Scheine zu zählen“, ahnt man, wer hier vielleicht angesprochen sein könnte.
Der finale Song des Albums ist noch mal ein extrem starkes MICEHLLE-Highlight: Mit „Zum letzten Gang“ verabschiedet sie sich von deinen Fans und gönnt ihnen einen „Hauch von still und leise sein“. Sie blickt noch einmal zurück auf Jahrzehnte mit wahnsinnig vielen Ereignissen „von himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“ – der rote Teppich und das goldene Besteck können weg, dafür braucht sie nun nur noch das „Herz am rechten Fleck“
Die Behauptung, das neue Album sein „das Persönlichste, das ich je gemacht habe“- haben wir schon oft gehört. In diesem Fall ist das aber keine Übertreibung. MICHELLE nimmt die Maske ab und lässt im übertragenen Sinne „die Hosen runter“ und kehrt mutig ihr Innerstes nach außen. Stets mit hohem Nivaeu, musikalisch anspruchsvoll und vor allem nicht billig. Wir haben großen Respekt vor dem Lebenswerk der Künstlerin und diesem finalen Album, das wir wirklich nur empfehlen können. Dass es so gut gelungen ist, liegt definitiv auch am Produzenten ERIC PHILIPPI, der hier ebenfalls offensichtlich wahnsinnig viel Herzblut reingesteckt hat.
Textzitat:
Andere Leben nur für eins gekriegt.
Konnte das erste nicht verstehen,
hab das zweite überlebt,
Nummer drei tut nicht mehr weh.
Achtung! Morgen früh veröffentlichen wir unser großes MICHELLE-Interview zum neuen Album „Flutlicht“!