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Klaus Hoffmann erzählt im Münchner Lustspielhaus die Geschichte seines Lebens
Inzwischen ist es fast zu einer kleinen Tradition geworden: Mindestens einmal im Jahr gastiert der Berliner Liedermacher Klaus Hoffmann im Münchner Lustspielhaus, das mit seinem samtroten Jugendstilambiente als eines der schönsten Kabarettbühnen Deutschlands gilt. Knapp 250 Menschen vor allem mittleren Alters sitzen im fast ausverkauften Saal an Tischen, vor dem Konzert und in der Pause werden Getränke und Speisen serviert. #
Hoffmann stellt seine aktuelle CD „Flügel“ vor, die im letzten November erschienen ist. Die Lieder und Geschichten des Abends handeln wie immer von seiner Heimat Berlin, seiner Kindheit, der Reise als junger Erwachsener nach Afghanistan und seinem Weg als Schauspieler und Liedermacher. Sein Repertoire umfasst neue und alte eigene Lieder und Interpretationen von Jacques Brel.
Begleitet wird er vom Pianisten Hawo Bleich, der an Flügel und Keyboard nicht nur seine Lieder, sondern auch seine gesprochenen Texte feinfühlig zur Geltung bringt. Hoffmann selbst greift immer wieder zur Gitarre. Um sich das Spielen zu erleichtern, greift er immer wieder zu einem Kapodaster, der ihm das Transponieren (also das Verändern der Tonart) erleichtert.
Theatermonologe und Frotzeleien Richtung Publikum
Schnell nimmt der 73-Jährige die Bühne des Lustspielhauses für sich ein. Während seiner Moderationen, die stark an Monologe in Theaterstücken erinnern, hält er sich manchmal an einer Wand am Bühnenrand fest und sieht sie an, als wäre sie sein Gegenüber. Leider ist Hoffmann sowohl bei den Sprechtexten als auch während der Lieder manchmal schlecht zu verstehen. Das Publikum muss sich einiges gefallen lassen: Bejaht es seine Frage: „Kennen Sie Hannes Wader?“, antwortet Hoffmann: „Wie alt sind Sie denn?“ Wenn er das Auditorium zum Mitsingen ermuntert, imitiert er die angeblich lustlosen Gesichter. Ein Ritual, an das sich das Publikum in den letzten Jahrzehnten gewöhnt hat..
Ebenso typisch sind seine oft ins Zweideutige gehenden Comedy-Einlagen wie: „Kommen Sie nie auf die Idee, Sex im Bett Ihrer Eltern zu haben!“ Seine Stärke ist es, nach genau solchen Scherzen plötzlich ernste Lieder wie „Bin nicht Meer, bin nicht Strand“, in dem er seine eigenen Erfahrungen der Nachkriegszeit mit dem Krieg in der Ukraine verbindet. Anschließend fragt er: „Wo sind eigentlich die Tyrannenmörder, wenn man sie mal braucht?“ und verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, weiterhin in der Nachkriegszeit leben zu dürfen.
Hauptsächlich Innenschau
Ansonsten jedoch klammert Hoffmann das Politische aus und erzählt aus seinem Leben: Der Vater starb, als er zehn war. Diese „Wunde, die bleibt“, wie er es nennt, zieht sich durch seine Programme. Schließlich ist sie laut eigener Aussage der Grund dafür, dass er „dieser umwerfende Typ wurde, der heute vor Ihnen steht“. Diese Selbstironie zieht sich durch den Abend. Wenn er aus seiner Jugend erzählt, betont er immer wieder, wie „fantastisch“ er aussah, und kokettiert mit dem Alter.
Auch nach über zwei Stunden lässt das begeisterte Publikum Klaus Hoffmann nicht von der Bühne, also reiht er Zugabe an Zugabe, bis der Abend dann traditionell mit „Mein Weg“ endet.
Das nächste Konzert in München steht schon fest: Am 16. Juni 2025 singt er in der Komödie im Bayerischen Hof sein Brel-Programm. Wer Hoffmann mit großer Band im Konzertsaal erleben will, hat im November in Düsseldorf, Saarbrücken, Dortmund, Bremen, Hamburg, Hannover und Berlin Gelegenheit dazu.
Text: Maximilian Lemli