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KLAUS HOFFMANN: “Septemberherz” in der Schlagerprofis-Rezension

“Septemberherz” im November

Im November legte KLAUS HOFFMANN sein neues Studioalbum „Septemberherz“ vor. Eine gelungene und berührende Mischung aus Melancholie, politischem Bekenntnis und nach vorne gehenden Popsongs.

Das Album beginnt gleich mit großem Besteck: „Meine Chance“ ist eine symphonische Ballade in Es-Dur mit großen Streicherarrangements. Es geht um die Chance des neuen Morgens mit der Partnerin. Oft nimmt sich der Sänger hörbar zurück, um den Streichern mehr Raum zu geben.

Ungewöhnlich deutlich positioniert sich Hoffmann fünf Jahre nach ANGELA MERKELs wichtigem Satz „Wir schaffen das!“ zur Flüchtlingspolitik. Ein eindringlicher Appell für Toleranz und kulturelle Vielfalt, der von Hoffnungen und Ängsten der Geflüchteten im „gelobten Land“ Deutschland erzählt. Hier stehen Hoffmann und seine Gitarre im Vordergrund, werden jedoch von Schlagzeug und Streichern unterstützt.

Wenn ich Dich anseh‘“ ist ein echter HOFFMANN: musikalisch auf seine Bandbesetzung reduziert, erzählt die Ballade von einer langen Liebe und wird nostalgisch. Eines der musikalisch wie textlich leicht zugänglichen Lieder mit einer Modulation von Es- nach E-Dur.

Die Zeit gehört den Zärtlichen“ ist ein herrlich beschwingtes Lied in der Hoffnungstonart D-Dur mit einer wunderbar eingesetzten Trompete. Es geht um die Leichtigkeit des Seins, Alltagsbeobachtungen und kulturelle Vielfalt.

1969 schrieb der französische Chansonnier Michel Legrands die Streicherballade „Les moulins de mon coeur“ (zu deutsch: „Die Gletschermühle meines Herzens“). KLAUS HOFFMANN konzentriert seine Übertragung „Wie sich Flügel dreh’n im Wind“ auf Gesang und Stimme. Damit nimmt er dem Arrangement das Butterweiche und rückt die Melancholie in den Fokus. Erst zum Schluss fügt er sanfte Streicher hinzu. Er singt das Lied einen Halbton tiefer als im französischen Original (F-Moll).

Melancholisch wird es mit „Du wirst die Eine sein“. Es geht um eine Liebe, der sich der Erzähler immer schon bewusst war. Er wünscht sich, mit ihr über die Dunkelheit zu siegen und nie mehr allein zu sein. Auch dieses Lied ist für KLAUS HOFFMANNs Band arrangiert und mit der Tonart C-Dur vergleichsweise einfach gestaltet. Im Refrain hellt sich die Stimmung auf und Hoffmanns Stimme wird gedoppelt.

Was wäre ein Album von KLAUS HOFFMANN ohne eine Erinnerung an seine Kindheit in Berlin? In „Und ich weiß nicht, ob’s vorbei ist“ mischen sich Erinnerungen an Kinobesuche und erste Begegnungen mit dem anderen Geschlecht mit Gegenwartserlebnissen wie dem Erkanntwerden auf der Straße.

Das überraschendste Lied dieses Album ist „Basta“. Ein nach vorne gehender, treibender Popsong, den man live hören will. „Basta“ ist ein flammendes Plädoyer gegen Rechts, Hass und rückwärtsgewandtes Denken.

Die Ballade „Ich glaube“ erzählt von der Macht der Träume und Werten wie Toleranz. Auch hier stellt sich der Sänger deutlich gegen Nationalismus.

Asi es la vida“ ist das einzige Duett auf diesem Album. Er singt es Zeile für Zeile gemeinsam mit seiner Tochter LAURA KUNO. Das Lied soll Vater und Tochter, die sich selten sehen, miteinander verbinden und ist ganz auf Gesang und Gitarre fokussiert.

Ich kenne Dich“ – noch ein Berlin-Lied, doch hier wird Berlin als Geliebte beschrieben, die dem Dichter nichts mehr vormachen, von der er aber auch nicht lassen kann. Der musikalische Aufbau ist hier besonders gelungen: In G-Moll gehalten, fängt der Song zunächst recht unspektakulär an, entwickelt sich dann immer packender, wozu besonders die Bläsereinwürfe beitragen.

Dein Gesicht“ ist dem Musikverleger ROLF BUDDE gewidmet, der bereits im April 2018 nach schwerer Krankheit starb. KLAUS HOFFMAN spricht den Freund direkt an und erzählt davon, wie er ihn motiviert habe, Lieder über Berlin zu schreiben.

Ähnlich melancholisch klingt das Album nun aus. Der in E-Moll gehaltene Titelsong “Septemberherz” erzählt von der Vergänglichkeit des Lebens, endet jedoch hoffnungsvoll mit der Zeile „Es ist noch Zeit!“

Auch in den letzten beiden Liedern bilanziert KLAUS HOFFMANN. „Denk‘ ich an Dich, mein Leben“ sinniert über das Glück seines Lebens, ist aber derart sprunghaft, dass unklar bleibt, was der Autor sagen will.

Ich würd‘ es wieder tun“ erzählt vom Lampenfieber vor dem großen Auftritt, aber auch vom Selbstvertrauen und der Freude, auf der Bühne zu stehen.

KLAUS HOFFMANN ist mit „Septemberherz“ ein abwechslungsreiches, berührendes, melancholisches und zugleich optimistisches Album gelungen. Manche Texte brauchen ihre Zeit, bis sie sich entschlüsseln, doch der Sänger überrascht mit ungewöhnlich politischen Statements und erstaunlich wenigen Rückblicken auf seine Kindheit.

Seinen in seiner Autobiografie und seinen Konzerten eigentlich immer präsenten Vater macht er diesmal nicht zum Thema, was das Album lebensfreudiger macht. Dieses Album ist nicht nur etwas für eingefleischte Fans des Sängers oder des Genres Liedermacher, sondern für alle, die sich nach guten Texten und abwechslungsreichen Arrangements sehnen.

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