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VANESSA MAI: Bemerkenswertes Interview mit „Das Ding“
Ein wie wir finden sehr spannendes und entwaffnend ehrliches Interview gab VANESSA MAI dem SWR-Podcast „Das Ding“. In der Rubrik „Brust raus“ ging es u. a. um musikalische Grenzen und Klischees – okay, das ist bei VANESSA nichts wirklich Neues, und doch hat sie mal erfrischend „Tacheles“ geredet.
Ganz wohl hat sich VANESSA im Schlagergeschäft nie gefühlt, wobei sie, wie dem Clip zu entnehmen ist, nie davon geträumt hat, Schlagerstar zu werden – wichtig war es ihr, bekannt zu werden – und das ist nun mal mit Schlager gelungen – ursprünglich als Sängerin der Gruppe WOLKENFREI, deren Mitglieder – das gehört zur Wahrheit allerdings auch dazu – offensichtlich ausgebootet worden sind.
Auf dem Gipfel des Erfolgs schlich sich – den Eindruck darf man gewinnen – Größenwahn ein – entweder bei VANESSA oder ihrem Umfeld. Der kapitale Fehler war aus unserer Sicht, eine Arena-Tour anzukündigen – dafür war die Fanbase damals einfach nicht da. Der zweite Fehler war, statt die Reißleine zu ziehen und den Fehler zuzugeben, etwas von einer „kreativen Phase“ erzählt wurde. Ein Zitat aus dem „DAS DING“-Clip lässt in dem Zusammenhang aufhorchen:
„Wenn was schlecht läuft, wird das vertuscht und die Presse wird erpresst. Da darf nicht drüber geschrieben werden“.
Bezüglich ihres Statements, dass die Presse erpresst wird, sollte VANESSA allerdings vielleicht auch auf ihr aktuelles Umfeld schauen: Ist ihr ganz aktuelles Promotion-Umfeld davon frei, unliebsame Medienpartner zu „erpressen“?
Kein gutes Haar lässt VANESSA MAI an vielen ihrer Schlagerkolleginnen und -kollegen, die in dem Spiel mitspielen. Denken wir an das Adventsfest, von dem es von der ARD bislang nach unserer Kenntnis genau ein Statement zur Ausstrahlungsmodus gibt, dass es nämlich „live“ gesendet worden sei.
Denken wir an (mindestens) eine Interpretin, die sonnenklar ungeimpft in einer großen Schlagerveranstaltung aufgetreten ist, bei der für das Publikum 2G-Pflicht bestand. Denken wir an einen etablierten Künstler, der für ein WeihnachtsKONZERT Musiker einfliegen lässt und das „Konzert“ bei besten Produktionsbedingungen Vollplayback spielt. Vor diesem Hintergrund ist dieses Zitat von VANESSA MAI schon spannend:
Man erwartet immer das Perfekte und das ist, wo ich sage, „Nein, das ist nicht das Leben!“. Ich finde das auch schade, dass viele im Schlager das auch vorleben.
Dass VANESSA MAI selbst in diesem Spiel einige Jahre lang sehr gut „mitgespielt“ hat, darf man dabei aber auch nicht vergessen. Und dass sie sich zumindest spürbar erst dann davon distanziert hat, als es offensichtlich „nicht mehr so lief“, sollte man auch nicht übersehen. Trotzdem ist VANESSA ihren Äußerungen zufolge nun da angekommen, wo sie hinwollte.
Wir würden das so zusammenfassen: Sie ist eine etablierte Sängerin mit Schlager-Background, die einerseits zwischen den Stühlen sitzt (Rapper sehen sie als Schlagerstar und in der Schlagerszene gehört sie nicht mehr zur typischen Clique) – aber da sitzt sie gut. Sie wirkt bei vielen TV-Shows von Privatsendern mit, ist aber auch z. B. beim SWR als Showgast („Verstehen Sie Spaß?“) wie auch als Clipmoderatorin („MAI Way“) erfolgreich.
Musikalisch und in Medien breit aufgestellt
Auf der SOLL-Seite steht sicher, dass VANESSA in den Shows mit FLORIAN SILBEREISEN nicht mehr stattfindet und auch musikalisch in der Schlagerszene kaum wahrgenommen wird (wie sie selbst im Podcast kundtut, interessiert viele Portale vor allem, wenn mal der Rock hochrutscht, während über musikalische Erfolge und Projekte nicht berichtet werde).
Den Schuh ziehen wir uns übrigens nicht an, weil wir z. B. über den Erfolg ihrer Single mit SIDO berichtet haben und auch das neue Duett mit MIKE SINGER geschrieben haben, das übrigens nicht bei VANESSA MAIs aktueller(?) Plattenfirma Sony Music erscheint – ob hier eine Veränderung ansteht, hat VANESSA allerdings bei „DAS DING“ nicht gesagt.
Die HABEN-Seite haben wir oben beschrieben – mit viel mehr Freiheiten ausgestattet, kann VANESSA MAI nun selber ihre Termine koordinieren und ihre „Features“ aussuchen und die Projekte angehen, auf die sie Lust hat.
Schlager-Tür nun endgültig zu?
Man könnte meinen, dass VANESSA MAI mit ihren klaren Worten die Schlager-Tür nun zugeschlagen hat, obwohl Events wie die „Schlagernacht des Jahres“ eigentlich genau für sie gemacht sind, da kann sie ihre Stärken ausspielen. Andrerseits muss man nur an NINO DE ANGELOs Statements der Vergangenheit denken und weiß, dass der Wind sich immer mal drehen kann. Aktuell finden wir gut, dass VANESSA einige deutliche Worte gefunden hat.
Das sehenswerte Video kann HIER angesehen werden.
Foto: © SWR/DRIVE beta
4 Antworten
Die Kleine mit ihrer piepsigen Stimme, war doch im Schlager schon überbewertet.
Sie hat sich doch von Anfang an schon als Superstar aufgeführt… Größenwahn das richtige Wort!
Kann auf sie gerne verzichten…. klar, sie hat die Kids als Fan noch, aber mehr auch nicht.
Kann mich erinnern, ihre Tour damals wurde abgesagt…. da hat das Management irgendwelche Ausreden sich einfallen lassen, aber in Wirklichkeit wurden keine Tikets verkauft.
Wie gesagt, viele haben kein Bedarf mehr an der eingebildeten Person.
Habe damals schon geschrieben, wer mit aller Macht hoch hinaus will… kann auch tief fallen.
100 Prozent Zustimmung. Frau Mais Star-Appeal reicht vielleicht aus, um den „Sonnenhof“ ihrer Stief-Schwiegermutter zu füllen. Zu mehr reicht es aber nicht. Dafür fehlt es ihr an Können, Ausstrahlung – und sowohl künstlerischer als auch persönlicher Glaubwürdigkeit.
Es wäre einfach gut wenn die Schlagerszene mit sich selbst kritischer umgehen würde. Warum ist es nicht möglich, das ein Schlagerstar zu einem anderen sagt:“Tut mir leid aber dein aktuelles Album gefällt mir aus dem und dem Grund überhaupt nicht. Das Vorgängeralbum war viel besser!“ Vanessa Mai sollte daran denken, das sie den größten Erfolg mit Wolkenfrei hatte, also mit Schlager. Das waren auch Titel die sind im Ohr hängen geblieben. Das Problem was besteht ist die Tatsache, das die Zeit der großen Schlagerhits vorbei zu sein scheint. Wo sind solche Lieder wie Mein Herz, Morgen früh Küss ich dich wach oder Du hast mich tausendmal belogen und viele andere. Es werden heute zu viele Künstler als Schlager bezeichnet die absolut kein Schlager sind. Auch kein Schlager 2.0. Eine Sotiria gehört dazu. Sotiria war ja in der Sendung von Beatrice Egli und Eloy de Jong dabei. Auch Francine Jordi oder Beatrice Egli selbst gehen in diese Richtung. Ein Kommentar zu einem aktuellem Lied von Francine Jordi lautet auf YouTube: Was für ein tolles Drumprogramming. Für mich geht es im Schlager um Leichtigkeit und Lockerheit, um Unterhaltung. Ich glaube viele Künstler haben das mittlerweile vergessen. Der Schlager 2.0 versucht auch bei den Texten inhaltlich etwas zu bringen was dem Schlager nicht gut tut. Das beste Beispiel ist der aktuelle Rausch von Helene Fischer. Viel zu Schwerfällig und wenige Melodien. Schlager bleibt und ist eben Schlager. Warum hört man nichts von einer Allessa oder von Leonard aus der Schweiz? Dieser sogenannte neue Schlager 2.0 wird immer Melodienärmer. Viele Titel sind mehr Rhythmus als Melodien. Die Kritik an Roland Kaiser ist gerechtfertigt. Wenn jetzt aber ein Kaiser im Riverboat auftaucht wird er auf diese Sache mit dem Vollplayback nicht angesprochen werden. Warum nicht? Weil der Schlager eben untereinander nicht zur Kritik fähig ist. Der MDR hat sich als Schlagersender sowieso erledigt. Ich sage nur Stefanie Hertel. Der SWR bietet hier seit längerer Zeit einfach besseres.
Martin
Vor kurzem gab es einen Kommentar einer Leserin zu einer Show von Silbereisen/Jürgens. Aussage ist, daß das alles kein Schlager mehr ist. Es wäre an der Zeit wenn man im Riverboat oder einer anderen Talksendung die verschiedenen Protagonisten der Schlagerszene mit solchen Aussagen konfrontieren würde. Da passiert aber nichts. Stichwort Kastelruther Spatzen. Stattdessen suhlt man sich in Selbstbeweiräucherung Zur Erinnerung. In den frühen 80er Jahren war der Schlager in einer nicht guten Situation. Grund war die NDW. Die NDW war also kein Schlager. Warum aber heute dann Künstler des Deutsch-Pop dazu gezählt werden ist nicht nachvollziehbar. Deshalb ist ja auch die Aussage von Giovanni Zarella, daß das musikalisch heute alles eins ist und die Grenzen zwischen den Genres verwischen, verschwinden ein Verrat an der Schlagerszene. Die Situation ist für den Schlager also mit der der frühen 80er zu vergleichen. Ein Thema wo man ganze Bücher drüber schreiben könnte. Ich bin vor einigen Jahren durch Helene Fischer und Beatrice Egli zum Schlager gekommen. Ich war begeistert. Auch diese beiden schaffen es seit einiger Zeit nicht mehr mich zu begeistern. Beide haben sich leider musikalisch und auch insgesamt zu sehr von ihren Ursprüngen und ihren Anfängen entfernt. Das trifft leider auch auf ganz viele andere der Szene zu.
Martin