Tobias Reitz

TOBIAS REITZ: Öffentlich-rechtliches Radio systemrelevant, aber: “Da fehlt was im Westen!”

In Zeiten der Corona-Krise spielen nicht nur soziale Netzwerke, Streamingdienste und lineares Fernsehen eine große Rolle, sondern auch das “gute alte Radio”. Schon oft haben wir über unseren nach wie vor bestehenden Unmut über die Ignoranz öffentlich-rechtlicher Sender in Sachen deutscher Schlager berichtet. Kürzlich hat sich erst ULLI SCHWINGE dazu geäußert (sieher HIER).

Zu unserer Freude hat sich nun einer der erfolgreichsten deutschen Textdichter zu Wort gemeldet: TOBIAS REITZ, der – seinem Charakter entsprechend – stilvolle, aber doch in Teilen deutliche Worte findet und dies Thema auch “am Rande” erwähnt – dennoch toll, dass er es zur Sprache bringt. Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung:

Ich höre Radio.
Nicht nur während der Corona-Zeit. Im Moment aber sehr viel bewusster und leidenschaftlicher.
Was für ein schönes, tolles, wunderbares Medium!
Was mir auffällt: Das Radio hat gerade einen besonderen Ton. Einen, den Streaming NICHT hat und auch nicht haben KANN. Ich glaube, jetzt kommt es auf die Zwischentöne an, und diese Herausforderung wird von den Machern, deren Sender ich höre, herausragend gut bewältigt! Die Moderationen und auch die Musikauswahl kommen mir sehr viel feiner vor als sonst.
Mehr Farben, mehr Trost, mehr Empathie, mehr Nuancen. Und: Mehr Nähe zum Hörer.
Ich geb’s zu: Da krieg ich bei den Grüßen in den Wunschsendungen manchmal Pippi in die Augen, wenn O-Töne von offenbar nach Kraftquellen suchenden Hörer*innen ausgestrahlt werden, und lasse „Patrona Bavariae“ hin und wieder sogar 30 Sekunden laufen, bevor ich verzagt umschalte. (Früher: maximal 3.)

Als hessisches Dorfkind fühl ich mich in der heutigen Radiolandschaft, die meinen Geschmack im weitesten Sinne widerspiegelt, hr4 sicherlich am meisten verbunden. Aber ich schalte jeden Tag auch anderswo hin: nach Berlin, Nürnberg, Mainz, Stuttgart, Hamburg, Eupen, Saarbrücken… (Habe ich jetzt berufstaktisch unklugerweise jemanden vergessen?)

 

Schade nur, dass der WDR es noch immer nicht geschafft hat die von mir geliebte Programmfarbe wieder ins Senderspektrum aufzunehmen, obwohl er dafür
– die fähigsten, belesensten und erfahrensten Redakteure hätte
– dazu hervorragende Moderatoren (und Moderatorinnen) in den eigenen Reihen
– und das wohl dankbarste Publikum.
Der inhaltliche Switch von WDR4 ist markttechnisch geglückt. Meine “Pop-Adult”-Freunde jedenfalls haben sich reihum mit einem nicht zu überhörenden Maß an Erschütterung eingestanden: “Ich fass es nicht – es gefällt mir!”
Aber: Da fehlt was im Westen. Im Moment spür ich das immens, und ich traue mir zu zu sagen: So gut kenn ich mein/unser Publikum.
Würde mich freuen, wenn es wiederkäme. Die Anderen machen ja vor, wie’s geht.
Das sollte aber nur eine Fußnote sein.
Was ich eigentlich sagen wollte: Danke, Radiomacher! Ihr seid für mich ebenfalls systemrelevant!

Quelle: Facebookseite Tobias Reitz – danke für die freundliche Abdruckgenehmigung!

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 031

HELENE FISCHER sing Kinderlieder und viele andere Themen…

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Eine Antwort

  1. Mit folgendem bewirbt der WDR (!) die Sendung “Von Liebe, Leid und Leidenschaft – Ein Schlager-Streifzug durch den Westen” am 28.03.

    “Schlager sind der Hit – auch in NRW! Bei der “Schlagernacht” des Jahres am 3. November in Oberhausen feierten 13.000 Fans ihre Stars. Jeder dritte Deutsche zwischen 18 und 25 Jahren hört Schlager, und das nicht nur auf Malle, im Festzelt oder an Karneval: Der Schlager hat seinen Weg raus aus dem Musikantenstadl-Ghetto gefunden. Was lange als uncool galt, scheint wieder salonfähig. Helene, Florian und Co. sind keine “Schlagerfuzzis” mehr, sondern Popstars. (…)”

    Schade dass diese Erkenntnisse beim Radiosender WDR4 immer noch nicht angekommen sind. Glücklicherweise kann man im Süden NRWs gut SWR 4 RP empfangen.

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