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ROLLING STONES: Das gab es noch nie!
Ups – unsere umfangreichen Recherchen in Sachen Schlager haben uns nun zu einem Thema geführt, von dem wir vermuten, dass mal wieder die obligatorischen Abschriften derer, die lieber kopieren statt zu recherchieren, nicht lange auf sich warten lassen. Aber der Reihe nach: „Eigentlich“ wollten wir im neuen Monatsreport der Gold- und Platin-Awards vom BVMI nachsehen, ob es da interessante Schlagerthemen gibt. Und dann sprang uns ins Auge: Dis Stones bekommen Gold – aber – für 75.000 Einheiten?
Man muss da genau nachsehen, denn z. B. HIER werden aktuell noch 100.000 Einheiten für GOLD kommuniziert.
Bislang waren 100.000 Einheiten erforderlich, um GOLD zu bekommen. Wie bekannt, werden aber kaum noch physische Alben verkauft. So etwas gelingt nur noch Topacts in nennenswerter Stückzahl wie HELENE FISCHER und eben.. den ROLLING STONES. Und deren neues Album wurde nun vergoldet: Für „Hackney Diamonds“ gab es GOLD – weil 75.000 Einheiten verkauft wurden.
Ein genauerer Blick in die Regularien zeigt HIER: Tatsächlich, da wurde etwas verändert: Alle ab dem 30.06.2023 veröffentlichten Alben können sich schon bei 75.000 Einheiten über GOLD freuen. Die Grenze bei Alben wurde einmal mehr heruntergesetzt. In Streaming-Zeiten interessant: Bei Singles sieht es anders aus: Früher gab es für 200.000 Einheiten GOLD, ab dem 30.06.2023 müssen (wohl fast immer umgerechnet bezogen auf Streaming) 300.000 Einheiten verkauft werden.
Das kann man zwar den BVMI-Regularien entnehmen – aber zumindest WIR haben das bislang gar nicht bemerkt, weil das bezogen auf Alben bislang nach unserer Recherche noch nicht zum Tragen gekommen ist. Einmal mehr schreiben die ROLLING STONES Musikgeschichte: Sie sind die allererste Act, der es geschafft hat, mit „nur“ 75.000 Einheiten GOLD zu generieren.
HELENE FISCHER vielleicht „Schuld“ an neuer Regel?
Warum man bei Alben erneut die GOLD-relevante Grenze gesenkt hat? Es könnte an der Causa HELENE FISCHER liegen. Denn: HELENE hält sich seit 113 Wochen in den Album-Charts, ihr Album ist extrem erfolgreich. Und dennoch gab es bislang „nur“ 3-fach GOLD. Zum Vergleich: Das Vorgängeralbum „HELENE FISCHER“ hat es auf 5-fach Platin (umgerechnet 10-fach Gold) geschafft. Da gibt es natürlich (zugegeben wenig sinnvolle) Stimmen der Art: Nanu? Früher 10-fach Gold – jetzt „nur“ noch 3-fach?
Ein weiterer Schlagerkandidat, der in dem Zusammenhang erwähnenswert ist, ist HOWARD CARPENDALE, der genau vor dem geschilderten Hintergrund angekündigt hat, keine Alben(!) mehr veröffentlichen zu wollen. Ganz offensichtlich ist es derzeit einfach wenig attraktiv, ein Album zu veröffentlichen, weil im Streaming-Zeitalter eher Songs gekauft werden.
Die aktuellen BVMI-Marken sind:
GOLD Alben: Für 75.000 Einheiten
GOLD Singles: Für 300.000 Einheiten
PLATIN Alben: Für 150.000 Einheiten
PLATIN Singles: Für 300.000 Einheiten
Die DIAMOND-Grenzen wurden beibehalten: 750.000 Einheiten bei Alben; 1,5 Mio. Einheiten bei Singles.
Kuriosität bei DIAMOND-Vergabe
Spannend finden wir, dass der BVIM für Singles die Marke von 1,5 Mio. vorschreibt, aber lustig für 1 Mio. Einheiten Diamond vergibt. Davon profiziert z. B. SIDO mit seiner „Astronaut“-Single, wie man HIER nachlesen kann.
Zugegeben – vielleicht ist uns das alles bislang einfach nur „durchgegangen“. Jedenfalls haben wir über diese doch wesentlichen Änderung bislang keine Kenntnis gehabt – und immerhin ist bezogen auf Alben ja erstmals seit 2003 hier eine derart weitreichende Entscheidung getroffen worden, die Zahl der Einheiten nach unten zu korrigieren. Wir sind gespannt, ob wir als „DPA des deutschen Schlagers“ hier wieder etwas Licht ins Dunkel bringen konnten.
4 Antworten
„aber zumindest WIR haben das bislang gar nicht bemerkt“
Vergesslich ?
Ihr habt doch selbst darüber am 5.07. berichtet: https://schlagerprofis.de/gold-und-platin-grenzen-in-deutschland-geaendert/
Stimmt, peinlich. Das ist so lange her, dass wir es inzwischen vergessen haben – und nicht gedacht hätten, dass die neue Regel erst jetzt erstmals umgesetzt wird. Bleibt das Rätsel mit den Diamond-Awards. Aber danke für den Hinweis.
Ich denke 1.5 Mio für Diamond gilt für alle Singles/Songs, die ab dem 30.06.2023 veröffentlicht wurden/werden.
Für Astronaut gilt noch die alte Grenze von 1 Mio, wobei nur Singles ab 1.01.2013 überhaupt einen Diamond-Award erhalten können und auch nur einmalig, 2 Mio würde nicht bedeuten „2fach Diamond“.
Auch die neuen Gold-/Platingrenzen gelten ja für VÖ ab 30.06.2023, alles davor hat „eigene“ Grenzen je nach VÖ-Datum.
Dass es anscheinend zum ersten Mal zum Tragen kam, würde dann daran liegen, dass seit VÖ 30.06.2023 bis November nur die Rolling Stones mindestens 75.000 Album-Einheiten in Deutschland absetzen konnten. Solche Grenzen werden vom Musikverband irgendwann herab gesetzt, weil deren Erreichen viel schwieriger geworden ist. Es gibt diverse in den deutschen Charts grundsätzlich sehr erfolgreich wirkende Alben der letzten 3 Jahre, auch von einigen Stars, die sonst zumindest Gold durchaus und oft auch Platin erreichen konnten, welche aktuell immer noch kein (1.) Gold haben.
Das Streaming bevorzugt seit Jahren den Konsum einzelner Songs und die Grenzen für Single-Auszeichnungen neuer Veröffentlichungen werden deshalb vermutlich sogar noch weiter ansteigen, leider oft ohne Nutzen für deutschsprachigen Schlager bis Pop, der beim Streaming bis auf wenige Ausnahmen noch extrem weit hinterher hinkt, solange es nicht als Party-Mukke in große Playlisten reinkommt.
Nicht umsonst richten sich die meisten „Schlagercharts“ hauptsächlich nur noch nach konservativem AirPlay, dass allerdings eher den Erfolg bei konservativen Radio-Redakteuren abbildet. Wenn die Schlagersender-AirPlay-Nr.1en seit Wochen nichtmal einen einzigen Tag in den Top 200 beim Streaming oder den Top 100 der offiziellen deutschen Singlecharts auftauchen und vermutlich nie Gold erreichen werden, ist diese Entwicklung leider eher Branchen-Marketing geworden, statt den Hörergeschmack abzubilden. Auf der anderen Seite halte ich Streamingzahlen auch nicht für sehr repräsentativ zur Abbildung des Musikgeschmacks aller Menschen in Deutschland, weil das Streaming bei Kindern bis Jugendlichen fast flächendeckend und bei den 20-50jährigen bereits sehr stark verbreitet ist, während es bei den Generationen 50+ kaum stattfindet. Wie oft dort gekaufte Songs oder Alben weiter abgespielt/konsumiert werden, taucht in keiner Statistik mehr auf.