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REINHARD MEY: Der üblichen VÖ-Logik folgend, kommt sein neues Livealbum im Mai
„Alles Neu macht der Mai“ – und oft ist es so, dass im Mai auch ein neues MEY-Album kommt. Auch wenn es – von einem Song abgesehen – bekannte Songs sind, die veröffentlicht werden, ist bei REINHARD MEY das Hörerlebnis bei live performten Songs natürlich ganz anders, weil der Meister sich bekanntlich nur mit der Gitarre selbst begleitet – ohne Netz und doppelten Boden. Man könnte meinen, er sei aus der Zeit gefallen – aber das Gegenteil ist der Fall: Die Sehnsucht nach qualitativ hochwertiger Musik von Hand gemacht ist größer denn je. Das belegen die großartigen Verkaufszahlen und die Besucherströme in den Hallen.
Wenn übrigens wieder Stirnrunzeln der Marke kommt: „Aber REINHARD MEY macht doch gar keinen Schlager“, soll einfach mal das Journalistentool von Universal öffnen und schauen, welches Album beim Suchbegriff Genre „Schlager“ groß erscheint. Wobei man dem großen Chansonnier natürlich in der Tat Unrecht tut – genau wie UDO JÜRGENS ist er natürlich kein konventioneller Schlagersänger, aber die Vielfalt des Genres lässt auch zu, dass sehr hochwertige Lieder bisweilen diesem Genre zugeordnet werden, so dass wir die Vorstellung des Albums hier absolut sinnvoll finden. (Mangels Bemusterung war zwar keine Rezension möglich, aber der Pressetext liefert viele interessante Informationen).
Pressetext
Reinhard Mey veröffentlicht sein Live-Doppelalbum „IN WIEN – The song maker“
Eine leere Bühne vor einem schwarzen Vorhang, keine Videowände, kein Teleprompter, nur ein Mikrofon, eine Konzertgitarre im Lichtkegel. Verhaltenes Stimmengewirr in der Arena, das bei dem Ritual verstummt, das vielen vertraut ist. „Um die Intimität des Konzerts zu bewahren“, bittet die Stimme seiner Tochter Victoria vom Band, „… nicht zu filmen und zu fotografieren.“ Applaus, die Menschen werden die Bitte respektieren, alle wissen, dass sie zu ihrem Foto kommen, wenn es eine Zugabe gibt. Das Saallicht erlischt, die Scheinwerfer gehen an, der Sänger ganz in Schwarz betritt die Bühne, verneigt sich, nimmt die Gitarre und singt „Ich wollte wie Orpheus singen“, sein erstes Lied, sechzig Jahre ist es alt und klingt, als wäre es gestern entstanden.
Die schwarzen Haare sind ergraut, doch die Stimme klingt wie einst, und das alte Feuer, die alte Spielfreude beseelen ihn noch immer. Das Glück und die Dankbarkeit, nach fünf Jahren endlich wieder auf der Bühne zu stehen und für leibhaftige Menschen zu singen, schwingen mit in jedem Lied, das folgen wird. Es sind Lieder aus seinem unerschöpflichen Repertoire, frühe Kostbarkeiten wie „Die erste Stunde“, „Dieter Malinek, Ulla und ich“ oder „Ich liebe Dich“, aneinandergereiht in einer wohl durchdachten Choreografie, die zusammen mit den neuen Liedern aus dem „Haus an der Ampel“ eine Lebensgeschichte erzählt. Eine Geschichte von Freude und Kummer, von Schmerz und Zuversicht, das hohe Lied von Freundschaft und Hoffnung und Liebe.
Bewegend die Stille im Saal während der Lieder, überwältigend die Emotionen, die sich im Applaus befreien. Für den Gast im obersten Rang der Arena ist der Sänger nur groß wie ein Stecknadelkopf, aber er vermisst nichts, keine Lightshow, keine Nebel auf der Bühne, keine spärlich bekleideten Tänzerinnen, keine Flammenwerfer. Da ist ein einsamer Mann, der zurücktritt, seine Lieder in den Vordergrund stellt, ein Puppenspieler hinter dem Vorhang, der die Marionetten die Geschichte erzählen lässt. Den Sänger braucht man nur zu hören, die makellose Tontechnik trägt jedes seiner Worte, jeden Klang an den fernsten Platz.
Reinhard Mey singt ohne trennendes In-Ear-Monitoring, er will jedes Lachen, jedes Seufzen, jedes Räuspern, jede kleinste Regung des Publikums spüren, sein Auftritt ist kein Abspulen eines Programms, es ist ein Zwiegespräch mit dem Publikum. Er singt seine Lieder, aber das Lebendige entsteht erst aus der Anteilnahme des Publikums. Einen Abend lang erfüllt dieser Dialog, dieser Einklang den Saal bis zum letzten Lied. Saallicht an, drei Zugaben, die die Menschen lange kennen, auf die sie gewartet haben, und in die sie wie selbstverständlich einstimmen, ein leiser Gesang, geborgen in einer vertrauten Freundesrunde. Man kennt sich, ist so verschieden und doch gleich gestimmt, hat sich lange nicht gesehen und findet sich an diesem Abend in diesen Liedern wieder.
Alle 16 Konzerte der Arena-Tour wurden aufgenommen, alle waren einzigartig und unvergesslich, es war nicht leicht, eines auszuwählen. Reinhard Mey hat sich für das letzte Konzert entschieden, den letzten Abend im Wiener Konzerthaus, in dem vor über 50 Jahren alles für ihn begann.
Das Live-Doppelalbum enthält alle 22 Lieder dieses Konzerts sowie als Bonustrack „The song maker“, ein Lied, das ihm sein Schwiegersohn, der kanadische Singer-Songwriter Matthew Pearn, zum Tourneeabschied geschenkt hat.
Das Album „IN WIEN – The song maker“ ist als 2CD oder 3LP erhältlich.
Quelle Pressetext: Universal via Journalistenlounge.de
Foto: Universal, Jim Rakete