Konzertbericht zum Tourfinale: Melissa Naschenweng rockt die Münchner Olympiahalle
Gastbeitrag von Glenn Riedmeier
Die bayerische Landeshauptstadt München ist wahrlich kein Dorf in den Alpen, doch am Samstagabend (16. November) verwandelte sich die Olympiahalle in eine riesige Bergbauernparty: Österreichs Superstar Melissa Naschenweng spielte dort das große Finale ihrer diesjährigen Bergbauernbuam-Tour. In der zugegebenermaßen nicht ausverkauften, aber gut gefüllten Halle haben sich mehrere tausend Menschen aus allen Generationen versammelt – von kleinen Kindern über fesche Burschen und Madln bis zu deren Großeltern. Viele von ihnen sind standesgemäß in Lederhose, Dirndl oder in Melissa-Shirts erschienen, um einen unvergesslichen Abend zu erleben. Ein Abend, der sogar zeitweise auf der Kippe stand, wie die Sängerin später offenbarte.
Doch der Reihe nach: Die gebürtige Kärntnerin erscheint in einem knappen Jeans-Outfit und rosa Glitzerstiefeln auf der Bühne und eröffnet die Show mit einem Instrumental-Intro auf ihrer Steirischen Harmonika. Darauf folgen mit „Verliabt“ und „Net mit mir“ zwei partytaugliche Songs, die das Publikum sofort mitreißen.
Melissa Naschenweng kann auf ihren Konzerten so richtig zeigen, was in ihr steckt: Im Gegensatz zu TV-Show-Produktionen, wo oft Playback an der Tagesordnung ist, beeindruckt sie auf ihrer Tour mit starkem Livegesang, begleitet von einer fünfköpfigen Live-Band unter der musikalischen Leitung von Sebastian Steinhauser (alias Stonehouse Wastl), der gleichzeitig auch Produzent ihrer Songs ist.
Melissa Naschenweng ist keine klassische Schlagersängerin. In ihrer Musik vermischt sie geschickt Einflüsse aus Rock, Pop, Schlager und Volksmusik. Die Halle bebt, als sie ein Medley aus ihren Hits wie „Die ganze Nacht“ und „Wörthersee“ singt, gefolgt von „Michl mit der Sichl“ aus ihrem kommenden Album „Alpenbarbie“. Während des Songs steigt Melissa von der Bühne herab, um mit zahlreichen Fans in den ersten Reihen Selfies zu machen.
Danach stimmt die Sängerin kurz zwei Italo-Klassiker an: „Sarà perché ti amo“ und „Ti amo„, nur um dann ihren eigenen, italienisch angehauchten Hit „Difigiano“ zum Besten zu geben – ein absoluter Fan-Favorit mit frechem Text, der für viele TV-Shows zu frech ist. Natürlich geht es in den Songs der 34-Jährigen ganz oft um die Liebe – so auch in ihrem aktuellen, zusammen mit Maite Kelly geschriebenen Hit „Wenn i den Teufel brauch“ und dem autobiografischen Song „Dein Herz verliert„. „Ein Lied, das ich damals für einen Mann geschrieben habe, von dem ich heute nicht mal mehr weiß, wie er heißt„, scherzt die Sängerin.
Zwischen den Songs interagiert Melissa Naschenweng mit viel Herzlichkeit mit dem bayerischen Publikum. „Ihr redet’s ja a bisserl so wie wir. Eigentlich g’hör ma ja z’samm!„, sagt sie mit unvergleichlichem österreichischen Charme. Nach einem Outfit-Wechsel in bunte Bluse, kurze Lederhose und silbern glitzernde Stiefel zeigt Melissa, dass sie auch die ruhigen Töne beherrscht und gibt in einem Akustik-Set die Ballade „G’fühl“ und „Blödsinn im Kopf“ zum Besten – eines ihrer persönlichen Lieblingslieder, in dem sie sich musikalisch an ihre eigene, unbeschwerte Kindheit erinnert. Kinder liegen Melissa bekanntlich besonders am Herzen: Zum Ende des ersten Teils des Konzerts holt sie sich drei Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne und stimmt mit ihnen zusammen „Traktorführerschein“ an.
Nach einer 20-minütigen Pause eröffnet Melissa Naschenweng im bunten Top und schwarzer Lederhose den zweiten Teil mit einem großartigen Austropop-Medley: Von „Koa Hiatamadl“ (Hubert von Goisern) über „Rock Me Amadeus“ (Falco) bis zu den Rainhard-Fendrich-Klassikern „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ und „I am from Austria„. Mit ihrem Song „I love the Mountains“ stimmt sie anschließend auf die Ski-Saison ein und mit „Legenden“ präsentiert sie den in diesem Jahr veröffentlichten Vorboten auf ihr neues Album – und geht erneut ins Publikum, um gemeinsam zu singen und Selfies zu machen.
Danach wird es emotional: Wer Melissa kennt, weiß, dass ihre Oma und ihr Opa in ihrem Leben eine große Rolle gespielt haben. Beide sind über 90 Jahre alt geworden, jedoch vor wenigen Jahren verstorben. In einem edlen, rosafarbenen Abendkleid ehrt sie ihre Großeltern mit dem Song „Das Größte„, während auf der Leinwand zahlreiche Erinnerungsfotos eingeblendet werden.
Anschließend ist wieder Partystimmung angesagt: In ihrer charakteristischen pinken Lederhose, pinkem Top und pinken Stiefeln präsentiert sie „Luis von do„, ein Top-Hit aus Melissas letztem Album „Glück“. Dann wird es richtig zünftig: Die mehrfache Amadeus-Award-Preisträgerin greift zu ihrer Steirischen Harmonika und erklärt: „Der Opa hat mir was ganz Wichtiges mitgegeben: Er hat gesagt: ‚Melissa, egal auf welcher Bühne du stehst, egal in welchem Land, vergiss nie deine Ursprungslieder.‘ Das habe ich ihm versprochen.“
Daraufhin präsentiert sie „Opas Hit-Medley“ mit Klassikern wie dem „Böhmischen Traum„. Melissa zeigt ihre unglaubliche Fingerfertigkeit und spielt, angefeuert vom Publikum, die Harmonika in immer schnellerem Tempo. Danach wird zu Evergreens wie dem „Kufsteiner-Lied“ und „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ geschunkelt.
Bevor Melissa mit den Hits „Die Nachbarin“ und „Traktorführerschein“ den regulären Teil des Konzerts beschließt, stellt sie die Mitglieder ihrer Band einzeln vor – und vertraut dem Publikum plötzlich eine überraschende Nachricht an: „Ihr habt ja keine Ahnung, was heute los war.“ Am Nachmittag sei nicht sicher gewesen, ob das Tourfinale überhaupt wie geplant stattfinden kann. Denn sie selbst und ihr Schlagzeuger Hari Vorraber sind seit dem Konzert in Innsbruck vom vergangenen Donnerstag gesundheitlich enorm angeschlagen. Es gab deshalb in München auch keinen Soundcheck und keine Probe.
Dank „Wundermitteln“ und ärztlicher Versorgung konnten es Melissa und ihre Band aber am Ende doch durchziehen und ihr Abschlusskonzert spielen. Allein dafür gebührt den Künstlern unglaublicher Respekt, den ihnen das Publikum mit donnerndem Applaus auch anerkennend zeigt.
Das Konzert ist aber noch nicht vorbei: Denn als erste Zugabe darf natürlich Melissas größter Hit „I steh auf Bergbauernbuam“ nicht fehlen, bei dem die Menschen in der Olympiahalle endgültig ausflippen und mit der Sängerin in silbern glitzernder Lederhose feiern. Die zweite Zugabe verbindet Melissa mit einer Botschaft an ihr Publikum: „Wenn ihr Träume habt, seid mutig genug, an diese Träume zu glauben. Ich glaube, dass man wirklich das im Leben machen soll, was für einen richtig ist. Das muss nicht jedem gefallen. Aber es ist euer Leben und das Leben habt ihr nur einmal.“
Darauf folgt als Abschluss des rund zweistündigen Konzerts der Song „Kompliment“ – begleitet von einem Meer aus Handy-Lichtern. „Alles was ich jemals wollte, war Menschen eine Freude machen„, sagt Melissa. Das ist ihr an diesem wunderschönen Abend mehr als gelungen.
Glenn Riedmeier, der diesen Gastbeitrag verfasste, ist Journalist und Kritiker bei TV Wunschliste und fernsehserien.de. – Wir bedanken uns sehr herzlich!
2 Antworten
Ja, es war ein ganz nettes Konzert. Allerdings war die Akustik katastrophal und fürchterlich übersteuert. Daher konnte man die Texte überwiegend nicht verstehen, als „Melissa-Neuling“ geht da viel verloren. Ein Konzert in der Olympiahalle ohne vorherigen Soundcheck zu geben, finde ich inakzeptabel und unprofessionell, dafür waren die Karten zu teuer. Schade!
Ein wunderschöner Bericht.Melissa hat an diesem Abend viele Fans hinzugewonnen durch Ihre bodenständige Art und großartige Musik mit einem großen Repertoire.Ihre Bergbauernfamilie liebt Sie für Ihre Musik und die Freude die Sie in unsere Herzen zaubert.Einmal Melissa immer Melissa 🩷🇦🇹🚜