Howard Carpendale plant in Berlin “Die Show meines Lebens“: Zwischen Weihnachten und Silvester wird er anlässlich seines “50. Bühnenjubiläums” in einer En-Suite-Produktion in der Berliner Verti Music Hall Konzerte geben, bei denen die großen Erfolge nicht fehlen werden.
Carpendale will (O-Ton) “reden über die fünf Konzerte in Berlin”
In der heutigen Bild am Sonntag bzw. auf bild.de (Bild Plus) erschien nun heute ein Artikel, der – so hat es den Anschein – genau DIESEN Aufhänger hatte. Demzufolge traf sich Howard Carpendale mit dem BILD-Reporter Tobias Render, um über seine fünf Konzerte in Berlin zu reden, oder um es mit dem BILD-Artikel zu sagen: “Er will reden über die fünf Konzerte in Berlin“. Der formelle Satzbau passt sich dem später folgenden Inhalt des Artikels an, dessen Tenor unterschwellig oder teils auch direkt zum Thema hat, dass Howard seine Krankheit “Multiple Sklerose” zur Vermarktung verschiedener Produkte nutze.
Krankheit als Marketing-Strategie?
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: Howard will über seine KONZERTE sprechen, der BILD-Reporter nervt ihn mit der Uralt-Geschichte seiner Krankheit – und nun wird es seitens des Blattes so “gedreht”, als sei es Howard, der seine Krankheit zur Vermarktung seiner Konzertreihe nutze. Nein, umgekehrt wird ein Schuh daraus: Offensichtlich ist Howards “Show meines Lebens” nicht schlagzeilenträchtig bzw. boulevardesk genug, folglich wird diese Uralt-Geschichte plötzlich wieder herausgekramt.
Ist es “natürlich”, Howard hinsichtlich seiner Konzertreihe nach seiner MS-Krankheit zu befragen?
“Natürlich frage ich ihn auch nach seiner MS-Krankheit”, so ist im Artikel zu lesen. Was ist daran “natürlich”? Wenn Howard über 50 Jahre Bühnenpräsenz reden will, wäre es doch eher “natürlich”, zum Beispiel nach seinen ersten Erfahrungen in Berlin zu reden, als er mit Paul Kuhn Plattenaufnahmen gemacht hat. Oder über eine Popularität im geteilten Berlin, die (Anfang der 1990er Jahre) zu begeisternden Konzerten in den “neuen Bundesländern” führten. Auch seine lange Bühnenpause wäre ein Thema. Und wenn es dann unbedingt eine Krankheit sein muss, wäre doch eher die Depression ein Thema, über die Howard zu Beginn seines Buchs “Das ist meine Zeit” ausführlich berichtet hat. Ganz aktuell hätte man auch Howards bemerkenswerte Gewichtsabnahme zum Thema nehmen können.
Aufhänger: Ist Carpendale schon länger als bekannt an MS erkrankt?
Aber nein – der Artikel dreht sich ausführlich um Howards “Multiple Sklerose”-Krankheit. Aufhänger ist, dass Howard von “35 Jahren” sprach, die er von dieser Krankheit bereits befallen sei. Okay – das passt nicht mit dem zusammen, dass erst vor 15 Jahren das Thema erstmals öffentlich gemacht wurde. Statt sich von Carpendale diesen Widerspruch erklären zu lassen, ist der Autor des Artikels einen anderen Weg gegangen, indem er sich von einer Expertin die Schlüssigkeit von Carpendales Schilderungen erklären lässt.
Fokussierung in die Zukunft – keine Rückschau
Anscheinend hat der Journalist noch nie Kontakt mit so großen Stars gehabt, die teilweise erstens oft kein gutes Zeitgefühl haben und zweitens auch nicht genau wissen, was wann öffentlich gemacht wurde. Sehr oft haben etwa Udo-Jürgens-Fans geschmunzelt, wenn Udo Jürgens die Daten seiner Karriere nicht mehr genau im Kopf hatte – kein Wunder, wurde er – wie Howard – doch seit vielen Jahren ständig mit neuen Karriere-Schritten konfrontiert. Künstler sind halt oft keine Archivare oder Biographen, meistens ist der Blick – gerade bei den ganz Großen – fokussiert nach VORNE gerichtet (und eben nicht in die Vergangenheit).
“Show meines Lebens” – Thema verfehlt?
Wenn man sich all das mal auf der Zunge zergehen lässt: Carpendale gibt der BILD (am Sonntag) ein Interview zum Thema “Show meines Lebens”. Die BILD(!!!) verdreht das Thema und geht fast nur auf das Uralt-Thema “Multiple Sklerose”-Erkrankung ein. Carpendale beantwortet nach bestem Wissen und kriegt die Geschichte um die Ohren gehauen, weil er – das muss man vielleicht einräumen – die Daten gerade nicht genau im Kopf hatte. Wobei das natürlich positiv zu sehen ist: Die Krankheit ist offensichtlich nicht so stark ausgebrochen wie bei vielen anderen Betroffenen.
Carpendale: “…ekelt mich an…”
Es jetzt so zu drehen, als nutze Howard seine Krankheit als Marketing-Instrument, ist grotesk. Vor diesem Hintergrund können wir den Superstar verstehen, wenn er bei Facebook (ganz offensichtlich an die BILD-Zeitung bzw. deren Redakteur Tobias Render) deutliche Worte findet: “Die Annahme, dass ich die Krankheit als Publicity-Gag benutzen würde, ekelt mich an. Ich habe gehofft, dass ihr mich nach 50 Jahren etwas anders einschätzt.”
Es geht auch anders: Beispiel: BILD-Berichterstattung zum Tode Jens Büchners
Wir von den Schlagerprofis meinen: Schade, dass die BILD-Zeitung immer mal wieder alte Hüte nutzt, um Schlagzeilen zu produzieren. Der ganze Artikel liest sich so, als hätte irgendjemand noch eine Rechnung mit Carpendale offen. – Andrerseits haben wir gerade aktuell die Rechercheleistung in Sachen “Jens Büchner” geschätzt: Als alle anderen Medien wie das heute so üblich ist, blind vom anderen abgeschrieben haben, hat die BILD-Zeitung gewartet, bis es eine zweite seriöse Quelle gab. Genau so ein umsichtiges Verhalten hätten wir uns auch im Fall “Carpendale” gewünscht. Andrerseits – so ist Carpendale in den Medien und die Reaktionen seiner Fans sprechen Bände und sind wenig schmeichelhaft für das Boulevardblatt.
Spannend: Carpendales nächste TV-Termine
Vielleicht wird Howard ja bei seinen bevorstehenden TV-Auftritten Stellung zu diesem ominösen Artikel beziehen, laut seiner Homepage wird er am 22.11.18 bei der ZDF-Sendung “Volle Kanne” zu Gast sein und am 30.11.18 den WDR-“Kölner Treff” beehren.
Foto: Heimat2050-Verlag