Schlagerbooom 2019 Silbereisen

SCHLAGERBOOOM: Die Schlagerprofis TV-Kritik: „Jammern auf hohem Niveau“

Einer muss den Job ja machen – Teil 2

Natürlich ist der „Schlagerbooom“ das Maß aller Dinge in Sachen TV-Unterhaltung. Und natürlich wird es wohl europaweit kein weiteres Format geben, das derart aufwendig und professionell produziert wird. Anders als andere, stehen die Schlagerprofis dafür, kritische Aspekte nicht „totzuschweigen“ – wie im Vorjahr gilt: „Einer muss den Job ja machen“.

Tolle Organisation, großartige Bühnenshow

Kritik muss nicht immer nur negativ sein – fangen wir als mit einem sehr positiven Aspekt an: Die Organisation des Events war mal wieder extrem professionell. Trotz des großen Ansturms lief alles gut ab. Und eine derart tolle „Rundum-Sorglos“-Betreuung der Pressevertreter kennen zumindest wir sonst nicht. Sehr freundlich und kompetent wurden auch die dümmsten Fragen beantwortet. Namentlich sei hier Petra Belli von der ARD und ihre Kollegin genannt, deren Namen wir leider nicht erfragt haben – toller Job, vielen Dank dafür!

Was die Showeffekte, die Lichtshow, die Pyrotechnik, das Bühnenbild und die Choreografien angeht, kann man sicher nur den Hut ziehen – was da an Arbeit und Können drinsteckt, ist sicher absolutes Weltklasse-Niveau – daran gibt es nichts zu deuteln.

Anders als andere, erlauben wir uns dennoch, „auf hohem Niveau zu jammern“:

Die ersten beiden „Überraschungsgäste“

Florian Silbereisen wurde insgesamt drei Mal überrascht – zur dritten Überraschung kommen wir noch, aber bei den ersten beiden Überraschungen konnte man nur fassungslos den Kopf schütteln. Man stelle sich vor, ein eingefleischter BVB-Fan bekommt zum Geburtstag ein schönes Bayern T-Shirt geschenkt – so ähnlich muss sich Florian gefühlt haben, als zu seiner „Überraschung“ die BVB-Ikone Roman Weidenfeller die Bühne betrat und noch dazu hämisch fragte, wie der der FC Bayern am Wochenende gespielt habe (1:5 verloren) – auch wenn Roman mit Florian sympathisiert oder gar befreundet ist – warum müssen jetzt Fußballer Sendezeit von Schlagershows bekommen?

Immerhin betonte Reiner Calmund: „Keine Angst, ich singe nicht!“ – nicht selbstverständlich, man denke an die Ehrlich-Brothers. Warum diese LEVERKUSEN-Ikone der KÖLNER Gruppe Brings eine Goldene Schallplatte überreicht hat, bleibt ebenso rätselhaft wie die Frage, warum es für eine Single, die insgesamt fünf Wochen in den Charts war, GOLD geben kann.

Maite musste diesmal nicht kochen

Maite Kelly zeigte einmal mehr, was sie unter „Fan-Nähe“ versteht. Schon einige Tage zuvor bat sie um Verständnis, bei einer Veranstaltung in Düsseldorf schnell nach Hause gefahren zu sein, weil sie „für die Kinder Essen kochen“ musste. Wir nahmen an, dass sie deshalb als erste Künstlerin der Show auftrat, um schnell wieder bei ihren Kindern zu sein – gerade noch rechtzeitig zum „Zähne putzen“. Kurioserweise eilte sie nach der Sendung zur Aftershowparty. Nicht wie die anderen Stars über den roten Teppich, sondern an den Fotografen vorbei und abgeschirmt. – Sehr „sympathisch“. – Andrerseits muss man die meisten anderen Stars loben, die den teils sehr „bestimmenden“ Anweisungen der Fotografen mit Engelsgeduld folgen und dabei stets höflich und nett bleiben – die Draufgänger, Mary Roos und Andreas Gabalier seien hier als exemplarische Positivbeispiele genannt.

Mindestens drei Stars sangen live

Klar, alle „Experten“ rollen mit den Augen, weil es in JEDER meiner Kritiken vorkommt – aber vielleicht hat es ja sogar etwas gebracht – Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Mit Jeanette Biedermann, Andrea Berg und Andreas Gabalier haben mindestens drei Stars (teilweise) live gesungen – das ist nicht selbstverständlich, vielleicht haben die vielen Hinweise hier ja doch ein bisschen gebracht, dass zumindest die großen Stars den Schwachsinn, das sei technisch zu aufwendig, eindrucksvoll widerlegen. Insbesondere bei Matthias Reim hätte Livegesang die Performance gerade bei diesen Hammertiteln abgerundet – so war die Kommunikation mit dem Publikum mangels offenen Mikros nicht möglich.

Wobei wir nicht generell gegen Vollplayback sind – wenn die Kelly Family sich mit sechs Leuten erst ohne Instrumente auf die Bühne stellt und im nächsten Song gleich zwei Schlagzeuge „bespielt“ (also Vollplayback), hat das ja immerhin (wenn auch vielleicht unfreiwillig) Unterhaltungswert. Was Greta dazu sagt, dass die Kellys in einem doch recht deutlich stinkenden alten VW-Bus in die Halle kamen – man weiß es nicht…

Dem Nachwuchs eine Chance…

Jede Medaille hat zwei Seiten. Was wir toll finden, ist, dass diesmal wirklich einige neue Namen mit dabei waren. JULIAN REIM musste zwar eine sehr „merkwürdige“ Vorauswahl durchlaufen, aber der Zweck heiligt da vielleicht die Mittel. TIM PETERS lieferte mit seinem Ruhrpott-Schlager einen erstklassigen Auftritt ab – durchaus denkbar, dass das ein echter Hit werden könnte. Warum Florian Silbereisen behauptete, es gebe ja kaum Ruhrgebiets-Schlager, ist aber nicht nachvollziehbar. Mit „Griechischer Wein“ sang er mit den KLUBBB3-Kollegen doch selber einen Klassiker, der vermutlich in einer Ruhrpott-Kneipe spielt – angesichts des Vortrags hat er den Inhalt des Schlagers aber nicht verstanden, wobei auch hier der Zweck die Mittel heiligte angesichts der Bombenstimmung in der Halle. Und den Petry-Song „Ruhrgebiet“ hat er trotz des Petry-Medleys wohl auch noch nie gehört – ebenso wenig wie den Grönemeyer-Song „Bochum“…

Ebenfalls neu dabei waren „TMCA“ – die haben allerdings mit „Schlager“ genau so wenig zu tun wie Right Said Fred. Was die wiederum in der Sendung mit ihrer (sorry) gefloppten englischen Version von „Die immer lacht“ zu suchen hatten, will sich nicht wirklich erschließen. TMCA mögen gute Sänger sein – aber die Funktion, Disco-Feeling in die Halle zu bringen, hat eigentlich schon Marianne Rosenberg übernommen.

Helene unterbrach ihre Pause „nur für Florian und Frank Elstner“…?

DIE Überraschung des Abends war sicherlich HELENE FISCHER. Damit hat wohl niemand gerechnet – selbst wir haben das vorher nicht recherchieren können, und das will schon etwas heißen (kleiner Scherz). Die Geheimhaltung ist vorzüglich geglückt – dafür ein dickes Kompliment. Dennoch darf man vielleicht ein kleines bisschen Stirnrunzeln haben. Denn: Helenes Auftritt hat alles andere in den Hintergrund gestellt. Ob es Sinn einer Schlagershow ist, „einen“ Auftritt alles in den Schatten zu stellen, kann man hinterfragen – sicher spricht dafür, dass alle Medien über die Sendung berichtet haben und die hervorragende Einschaltquote spricht auch eine eindeutige Sprache.

Zur Erinnerung: Der erste Schlagerbooom fand 2016 statt. Star des Abends war… Helene Fischer, damals angekündigt. Und die unterbrach damals ihre längere Pause. Nichts anderes tat sie genau genommen diesmal. Der Hinweis, dass sie das nur für Florian (und Frank Elstner) tue, hat insofern ein „Gschmäckle“, als Helene ja durchaus auch andere Verpflichtungen wahrgenommen hat. Ihr Auftritt beim Sportartikel-Hersteller Trigema, bei dem sie übrigens ein Outfit der Helene-Fischer-Show 2015 trug, war zum Zeitpunkt des Schlagerboooms 2019 gerade mal eine Woche her…

Jubiläum: 25 Jahre Feste – hat man da nicht jemanden vergessen…?

Was wir auch sehr kurios finden: Die erste „Feste“-Show fand vor ca. 25 ½(!) Jahren statt. Moderatorin war damals CARMEN NEBEL. Die wurde erneut mit keinem Wort erwähnt. Als Florian Silbereisen seinen Manager und den Produzenten der Show, MICHAEL JÜRGENS, als Erfinder der Sendung bezeichnete, haben wir gedacht, dass das so nicht stimme – aber nach einiger Recherche kam heraus: In der Tat ist Jürgens bereits seit 1994 als Autor der Sendung im Boot. Bei aller Kritik nötigt das wirklich großen Respekt ab – Jürgens hat die Show also tatsächlich seit über 25 Jahren weiterentwickelt und dahin geführt, wo sie jetzt steht – allen Widrigkeiten zum Trotz. Dass der Erfolg dennoch auch andere Väter hatte – neben Carmen Nebel ist hier sicher auch der damalige (inzwischen in Ungnade gefallene) Unterhaltungschef Udo Foht zu nennen, ohne den Florian Silbereisen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht da stehen würde, wo er heute steht, hätte man sicherlich erwähnen können.

Haar in der Suppe – Jammern auf hohem Niveau

Die aufgeführten „Kuriositäten“ des Schlagerboooms sollen das TV-Großereignis nicht schlecht machen. Im Gegenteil: Wir finden, respektvolle Kritik drückt auch Wertschätzung aus. Okay – andere Portale schreiben ALLES schön, das haben wir noch nie getan. Aber die genannten Kritikpunkte sollen nicht heißen, dass der Schlagerbooom nicht eine gigantische Leistung vieler Mitarbeiter ist (Achtung, doppelte Verneinung J) und eine Show, die von Millionen Schlagerfans geliebt wird. Das nötigt uns großen Respekt ab – unsere Kritikpunkte sind also nichts anderes als „Jammern auf hohem Niveau“ – oder böse formuliert – wir haben das „Haar in der Suppe“ gesucht.

Und nun freuen wir uns schon auf das traditionelle Fest der 100.000 Lichter und gehen jede Wette ein, dass wir dort u. a. Maite Kelly & Roland Kaiser im Duett hören werden – wetten, dass…?!

Stephan Imming

Foto: Das Erste / Jürgens TV / Dominik Beckmann

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 031

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3 Antworten

  1. Auftragsnummer 1977604748

    mal ne Frage an wende ich mich waren am Samstag beim Schlager Boom und es war schön aber man konnte 3,5Stunden nichts sehen da genau vor dem Bildschirm Ein Träger mit Lampen montiert war dafür haben wir Karten für 190 Euro Gekauft jetzt die frage gibt es eine DVD oder was ähnliches was man bekommen könnte um sich alles mal anzusehen
    Vielen Dank
    Roger

    1. Lieber Roger,

      wir waren nicht Veranstalter. Wir haben sehr gut gesehen, aber wir hatten natürlich einen anderen Platz. Die Organisation des Events war exzellent. Wir werden Ihren Hinweis weiterleiten – mehr können wir nicht tun und wünschen weiterhin viel Spaß mit dem deutschen Schlager und dem Schlagerbooom.

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