Rosenstolz

Rosenstolz: Exklusives Schlagerprofis.de-Interview Teil 2: Perlentaucher beinahe ESC-Song und die Daylight-Story

Wie kam es zum Wechsel zum Majorlabel 1996 zu Universal?

Peter: Der damalige Polydor-Chef war Götz Kiso. Übrigens – witzig: mit dem habe ich heute erst telefoniert. Es gab damals einen jungen aufstrebenden Musikexperten namens Tim Renner. Und es gab den von „Formel Eins“ bekannten Peter Illmann. Illmann hat den Götz Kiso damals angesprochen, sich die Band Rosenstolz anzusehen. In derselben Woche rief auch Tim Renner Götz Kiso an – mit dem gleichen Ansinnen. Daraufhin hat sich Götz Kiso sozusagen Rosenstolz „geschnappt“. Er hat uns nach Hamburg in ein Restaurant zum Essen eingeladen. Eine Woche vorher wurden wir von der EMI nach Köln eingeladen. Mit anderen Worten haben die EMI und die Polydor um uns gebuhlt. Lustigerweise sind die beiden ja jetzt eine Firma. Wir sind dann wegen Götz Kiso zur Polydor gegangen. Der hat uns zwar weniger Geld geboten, aber er hat uns mit seiner Persönlichkeit mehr überzeugt.

1998 gelang euch mit „Herzensschöner“ der richtige Durchbruch. Seid ihr im Nachhinein betrachtet froh, nicht beim Grand Prix antreten zu müssen, weil Guildo Horn seinerzeit quasi nicht zu schlagen war?

Peter: Dazu möchte ich zwei Sachen sagen. – Für das neue „Best Of“ haben wir „Herzesschöner“ neu gemischt. Die meisten anderen Songs haben wir so gelassen, aber gerade diesen Titel haben wir neu gemischt, weil er uns auch so besonders gut gefällt. Trotzdem wird die Geschichte immer etwas verklärt. Anna und ich haben überhaupt nicht damit gerechnet, überhaupt unter die ersten Drei zu kommen. Hätten wir gewonnen, hätten wir ein großes Problem bekommen – wir haben damals nämlich eine komplette Tournee gebucht. Wir hätten theoretisch gar nicht beim Grand Prix antreten können. Vielleicht hätten wir es irgendwie geschafft, aber ich bin total froh, dass wir damals nicht gewonnen haben. Wir wären damals nicht reif gewesen, diesem Druck standzuhalten.

Gab es noch Alternativ-Titel zum „Herzensschöner“ für die Eurovision?

Ja – der andere Song war „Perlentaucher“. Sowohl „Herzensschöner“ als auch „Perlentaucher“ hatten Anna und ich geschrieben und auch anproduziert. Interessant ist, dass „Perlentaucher“ wegen der Länge des Songs rausfiel. Kurios: „Perlentaucher“ haben wir damals schlicht nicht auf drei Minuten gekriegt. Witzig ist, dass wir das damals alles selbst entschieden haben. Die Plattenfirma Polydor nahm damals keinen Einfluss auf uns in dieser Frage. Das war damals anders als es heute üblich ist. Man hat uns damals einfach machen lassen. Den Text zu „Herzensschöner“ hat Anna geschrieben. Sie hat mir diesen wunderschönen Text auf einem Blatt Papier gegeben. Das gab es nicht oft bei Rosenstolz – vielleicht ist „Herzensschöner“ sogar der einzige Song, dessen Text direkt unverändert übernommen wurde – und von mir mit einer Komposition versehen wurde. Das Lied ist wie ein Brief, ich mag es bis heute immer noch sehr.

Im Jahr 2000 taucht der Name Peter Plate als Produzent einer „Nicht-Rosenstolz-Nummer“ auf. Eine gewisse Victoria Faiella sang den Titel „Daylight In Your Eyes“ ein. Das wurde ja später ein Riesen-Hit…

Ulf: Ich fand damals New York total toll. Ich hatte damals ein Projekt mit dem Gitarristen von Enrique Iglesias am Start. Den fragte ich, ob er nicht eine Sängerin für ein internationales Projekt wisse. Der wies uns auf die Background-Sängerin von Enrique Iglesias hin. Die habe eine gute Stimme und sei sehr hübsch. Das war die besagte Victoria Faiella. Tony Bruno – so hieß der Musiker – hat uns den Kontakt zur Sony vermittelt, von denen haben wir dann auch Geld für die Produktion bekommen. Das war damals – Ende der 1990er – noch so möglich. Dann habe ich den Song „Daylight In Your Eyes“ gefunden. Der Titel ist nicht aus unserer Feder. Der wurde mir aber von Tony damals zugetragen. Das Lied wurde dann 1999 veröffentlicht – mit genau dem Arrangement, mit dem es später von den No Angels dann zum großen Erfolg geführt wurde. Das Lied war damals ein Flop – wir boten es dem Radio an, aber es hatte keinen Erfolg, es gab quasi null Airplay-Einsätze mit diesem Song. Wir bekamen dafür ganz schlechte Kritiken. Das Projekt mit Victoria wurde eingestellt, und wir bekamen die Songs wieder zurück. Dann haben sich die No Angels diesen Song ausgesucht. Die Universal sah das alles kritisch – aber die Mädels von den No Angels fanden den Song so toll. So sind wir zu unserer ersten Girlband-Produktion gekommen. Wir haben es nicht produziert, es wurde nachproduziert – aber in der Tat: Es klingt wirklich sehr ähnlich wie unser „Original“.

Mit Victoria hatten wir damals erstmals angefangen, auch für andere zu produzieren. Wir haben so lange mit Rosenstolz produziert, dass wir auch für andere produktiv tätig werden wollten. Wir wollten immer schon für Andere tätig werden, hatten bis dato aber einfach die Zeit nicht gefunden. Heute ist es für uns schön, dass wir mit all den Künstlern, mit denen wir so gerne mal arbeiten wollten, nun arbeiten können.

Es gibt dazu ja aktuelle eine deutsche Version: „Lichtblick“…?

Ulf: Wirklich? Das wussten wir nicht. Das müssen wir uns mal anhören (lacht)…

Man findet die Namen Peter Plate und Ulf Sommer oft als Autorenteam. Hat jeder Einzelne von euch auch eigene Songs ohne den anderen veröffentlicht? Oder seid ihr immer als Team aktiv?

Ulf: Also Peter hat ganz viele Lieder auch alleine geschrieben. Von mir gibt es das nicht (lacht). Ich bin ein bisschen fauler als Peter. In den ersten Rosenstolz-Jahren haben Peter und Anna auch ganz viel zusammen geschrieben. Da war ich gar nicht so beteiligt. Ich bin erst gegen Ende der 1990er Jahre richtig eingestiegen. Peter: Die ganze anstrengende Vorarbeit hat er mich alleine machen lassen (schmunzelt).

Großer Sprung: Euer letztes Album war „Wir sind am Leben“. Dazu gab es aber keine Tournee?

Peter: Das ist richtig. Anna und ich waren damals einfach müde vom ewig selben Leben (CD-Tour-CD-Tour). Wir haben es beide nicht gefühlt. Da gab es keinen großen Plan dahinter.

Kurz zuvor wurde bekannt, dass Du ein Burn-Out-Syndrom hattest. War von vorneherein klar, diese Krankheit offen zu kommunizieren – so wie du es getan hast?

Peter: Ehrlich gesagt habe ich darüber nicht eine Sekunde nachgedacht. Es ist bei einer laufenden Tournee passiert. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich war so erschöpft. Anna und ich waren so eng mit unseren Fans verbunden, dass die natürlich eine Erklärung verdient haben. Wir mussten ja auch zwei Konzerte absagen und auch eine geplante Open-Air-Tour canceln. Die war zwar erst ca. 14 Tage annonciert – aber auch diese Tour musste ja abgesagt werden. Insofern finde ich schon, dass das Publikum eine Erklärung verdient hat. Und vor allem gehört dazu, dass man sich von einem Burn-Out auch wieder erholen kann. Das ist mir zum Glück gelungen, ich habe mich recht gut erholt.

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