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ROLAND KAISER: Deutsche Version von „Midnight Lady“ wird zum Erfolg
Im Sommer 1986 hatte CHRIS NORMAN mit der DIETER-BOHLEN-Komposition „Midnight Lady“ einen großen Erfolg. Das brachte ROLAND KAISER und NORBERT HAMMERSCHMIDT auf die Idee, nach längerer Zeit wieder eine Coverversion auf den Markt zu bringen – man ersann einen deutschen Text und stellte die Nummer am 18. Juni 1986 in der damals von VIKTOR WORMS moderierten ZDF-Hitparade vor – heraus kam erstmals nach vielen Jahren ein Nummer-1-Erfolg mit „Midnight Lady“. Erstmals seit 1982 gelang damit wieder ein Top-20-Single-Erfolg. Die TV-Serie „Tatort“, aus der das englischsprachige Original stammt, sollte Roland auch später noch mal Glück bringen…
Übrigens: Dass ROLAND KAISER jemand ist, der eine eigene Meinung hat und auch mal Contra geben kann, bewies er in KARL DALLs provokanter Talkshow „Dall-As“, in der er zu Gast war. Als Dall süffisant sagte, ROLAND möge schnell sein Lied singen, damit „wir das schon mal hinter uns haben“, hat KAISER wütend die RTL-Sendung verlassen. –
Zurück zu „Midnight Lady“: Nachdem das Lied so toll einschlug, entschloss man sich, nach ähnlichem Muster einen Folgeerfolg zu erzielen. Auf der MODERN-TALKING-LP „Ready For Romance“ befand sich die DIETER-BOHLEN-Nummer „Keep Love Alive“, die später auch als Bonustrack der Maxi-CD „Geronimo’s Cadillac“ genutzt wurde. Auch dazu verfassten ROLAND KAISER und NORBERT HAMMERSCHMIDT einen deutschen Text – heraus kam „Sie lebt in Dir“.
Wie so oft, wenn man versucht, den Erfolg zu erzwingen, ging das schief – die Single schaffte es nicht in die Hitparaden, man kann den Schlager getrost als Flop bezeichnen – obwohl ROLAND KAISER damit sogar am 27. September 1986 bei „Wetten, dass..!?“ zu Gast war. Vielleicht war auch die Thematik des Liedes (ein Vater spricht mit der Tochter über die verstorbene Mutter) zu sperrig und „anspruchsvoll“ für einen BOHLEN-Titel.
„Lange Schatten“ für PETER MAFFAY reserviert?
Interessant: Im Promo-Text zur Single wurde darauf hingewiesen, dass „Sie lebt in mir“ einen Vorgeschmack auf die neue CD „Lange Schatten“ gebe. – In der Tat war auf der in der Folgezeit erschienenen CD „Ich will Dich“ ein Lied namens „Lange Schatten“ enthalten – offensichtlich hat man sich beim Album aber für eine andere Namensgebung entschieden (übrigens eine insofern irritierende Namensgebung, als ROLAND ein Lied namens „Ich will Dich“ ja bereits 1983 veröffentlicht hatte).
Kurios ist, dass PETER MAFFAY 1988 dann ein Album Namens „Lange Schatten“ veröffentlicht hat – und zwar ebenfalls mit einem gleichnamigen Lied, das aber von ihm und ANNETTE HOPFENMÜLLER geschrieben wurde. Das ist insofern spannend, als ROLAND KAISER ein Jahr später intensiv mit MAFFAY zusammen arbeiten sollte – dazu später mehr.
Und nun wird es ganz interessant: Die nächste Single vom Kaiser schrieb.. – na – wer? Richtig: PETER MAFFAY. Gemeinsam mit GREGOR ROTTSCHALK schrieb er die Nummer „Ich will Dich ganz allein für mich“– auch auf dem entsprechenden Tonträger stand vermerkt – aus dem Album „Lange Schatten“. Vielleicht auch aufgrund dieses Durcheinanders kam die Single nicht in die Hitlisten, und auch das Album schaffte es „nur“ bis auf Platz 53 – vermutlich auch zum Leidwesen der Tabakindustrie: ROLAND posierte auf dem Cover lässig mit einer Zigarette in der Hand.
Nachdem die Rock-Ausflüge nicht vom Erfolg gekrönt waren, probierte sich ROLAND KAISER wieder in seinem Spezialgebiet, dem frivol angehauchten Schlager. Diesmal ersann er mit seinem Spezi NORBERT HAMMERSCHMIDT eine deutsche Version des ADRIANO-CELENTANO-Hits „Veronica verrai“ und nannte sie schlicht „Veronica“. Während WOLFGANG PETRY noch vorsichtig von „Liebe im Auto“ sang, geht es beim KAISER in der „Nummer“ noch mehr zur Sache, weil offensichtlich bei 130 km/h eine besondere Art von „Verkehr“ herrscht: „Da sagt man Vorsicht im Verkehr, warum machst Du es mir denn nur so schwer?
Die Polizei-Verkehrskontrolle, fall‘ nicht wieder aus der Rolle, zieh den Pulli wieder an, denn auch ein Polizist ist nur ein Mann!“. Trotz des wieder typischen KAISER-Sounds und –Inhalts gelang mit dem Titel, der am 30. Mai 1987 in DIETER THOMAS HECKs „Pyramide“ vorgestellt wurde, kein Hit. Der Schlager wurde auch nicht auf ein Album genommen und gilt quasi als „Non-Album-Track“.
Nachdem ROLAND KAISER – ungewöhnlich für ihn – mit drei Titeln hintereinander NICHT in der ZDF-Hitparade war, ging er am 14. Oktober 1987 wieder in das Berliner TV-Studio, um seine neueste Produktion „Haut an Haut“ vorzustellen – immerhin hatte er nach längerer Zeit wieder einen kleinen Hit mit einem Titel, deren Co-Autoren RUDOLF MÜSSIG (, der später mit den SCHÜRZENJÄGERN große Erfolge feiern sollte) und DETLEF RESHÖFT, der damals auch mit MARY ROOS zusammenarbeitete, waren. TV-Premiere des Titels war weit früher, nämlich am 23. Juli 1987 im ARD-Wunschkonzert. –
Kurz darauf erschien auch die neueste LP ROLANDs namens „Auf dem Weg zu Dir“. Die Werbung sagte damals:
„Für viele das beste Roland Kaiser-Album überhaupt: melodiöse Lieder, herausfordernde Songs, Texte mit Anspruch und voller Zärtlichkeit“.
Auf dem Album befindet sich u. a. der Titel „Sommernachtsträume“, den kurz darauf der damalige Nachwuchssänger KLAUS DENSOW coverte und als Single veröffentlichte. Ebenso ist der bereits erwähnte Titel mit Rolands „Lieblingsnamen“ „Jane“ auf der Scheibe zu finden. Im Rahmen eines 2-CD-Sets wurde das Album 2013 noch mal neu veröffentlicht.
Sein neues Programm stellte ROLAND KAISER im Herbst 1987 (26. Oktober bis 26. November) erneut im Rahmen einer Tournee vor. Als zweite Single wurde die von Joachim Heider komponierte Nummer „Unerreichbar nah“ ausgewählt, bei der einige Fans auffallende Ähnlichkeiten mit dem Johnny-Hates-Jazz-Song „Shattered Dreams“ zu erkennen glauben.
ZDF-Sendung mit Konzertausschnitten der Tour
Am 11. Februar 1988 strahlte das ZDF erneut eine ROLAND-KAISER-Show aus mit Aufnahmen aus seinem Live-Programm unter dem aktuellen Motto „Auf dem Weg zu Dir“. Die Höhepunkte seiner von 12 Musikern unterstützten Tournee erschienen dann auch erstmals auf einem Live-Album, das Anfang 1988 erschien: „Roland Kaiser live in concert“. Offensichtlich waren damals alle zufrieden – mit der Berliner Hansa wurde der damals 14 Jahre existente Vertrag erneut verlängert. Erstmals wurde die Tour auch ein Live-Mitschnitt auf einer Doppel-LP auf den Markt gebracht. …
Hit „Ich glaub, es geht schon wieder los“
Im Spätsommer des Jahres 1988 gab es dann wieder neues „kaiserliches Material“. Gemeinsam mit Co-Autor und Co-Produzent PETER WAGNER und seinem musikalischen Leiter FRANK BARTZSCH schrieb er wieder einen echten Klassiker: „Ich glaub‘, es geht schon wieder los“. Am 7. September 1988 stellte ROLAND den Titel in VIKTOR WORMS‘ Hitparade vor und landete immerhin auf dem 3. Platz. Bis auf Platz 54 schaffte es die Single in der damals für deutschen Schlager eher schwierigen Zeit.
Neues Liebesglück und WWF-Botschafter
Auch in Sachen Liebe „ging es wieder los“ – die Scheidung von seiner CHRISTINA war eingestielt – und schon hatte er – nach einer Liaison mit der Schauspielerin mit der Schauspielerin SIMONE BRAHMANN, die später den TV-Regisseur PIT WEYRICH ehelichte, sein Herz neu verschenkt – und zwar an die Schauspielerin ANJA SCHÜTTE, die für ROLAND sogar ihren damaligen Lebensgefährten verließ. Im Sommer 1990 wurde in Berlin geheiratet. Aber auch anderweitig war ROLAND engagiert, so wurde er zum ersten deutschen Botschafter der rührigen Umweltschutzorganisation WWF (World Wildlife Fund) ernannt.
Im Herbst des Jahres erschien dann eine neue CD namens „Seitenblicke“. Die nächste Single aus dem Album, „Nachgefühl“, durfte er sogar am 5. November 1988 bei Thomas Gottschalks „Wetten, dass…!?“ vorstellen – leider wurde er damals recht abschätzig anmoderiert, obwohl er sowohl mit dem Sound des Songs (, der etwas an das später erschienene „Conquest Of Paradise“ erinnert,) als auch vom Inhalt her (Text: Dr. MICHAEL KUNZE) recht anspruchsvoll daher kam. – Vermutlich „zu“ anspruchsvoll – der Titel wurde kein Hit.
Frühjahr 1989: Seitenblicke-Tournee
Im März 1989 ging er mit seinem neuen Programm erneut auf Tournee. Zuvor veröffentlichte er noch mal die deutsche Version eines DIETER-BOHLEN-Hits. Aus BLUE SYSTEMs „Silent Water“ machte er „Jede Nacht hat Deine Augen“ – der Titel war wieder ein „Non-Album-Track“, den ROLAND am 22. Februar 1989 in der ZDF-Hitparade präsentierte – erneut reichte es immerhin für einen dritten Platz. Zuvor stellte er den Titel am 5. Februar 1989 in WIM THOELKEs „Großem Preis“ vor. Im März 1989 ging es dann auf „Seitenblicke“-Tour.
Wie schon erwähnt, kooperierte Roland Kaiser mit FRIEDHELM LEHMANN, der auch für UDO JÜRGENS tätig war. Gemeinsam griffen die beiden 1989 ein Thema auf, das später der Großmeister auch mit einem gleichnamigen Titel thematisierte: „Frauen“. In der ZDF-Hitparade direkt nach der deutsch-deutschen „Wende“, am 15. November 1989, schaffte es ROLAND KAISER damit auf Platz 2. Zuvor hat er den Titel am 14. Oktober in FRANK ELSTNERs Show „Nase vorn“ und danach in DIETER THOMAS HECKs Sendung „Ihr Einsatz bitte“ am 16. November präsentiert.
Udo ließ sich von WOLFGANG HOFER einen eher durchschnittlichen Text zimmern, während ROLAND KAISER noch die Lyrik LEHMANNs nutzen konnte: „Du hast mein Motorrad zum Kombi gemacht. Du hast mich vom Dackel auf’n Dobermann gebracht“. Den Text schrieb FRIEDHELM LEHMANN damals unter einem Pseudonym („MAX BUCKOW“) – und das hatte auch einen einfachen Grund: ROLAND KAISER begann damals eine Zusammenarbeit mit PETER MAFFAY und schrieb (gemeinsam mit LEHMANN) auch einige Songs für dessen Album „Kein Weg zu weit“ – unter anderem übrigens auch den Titelsong und eine der Singles, „Steh auf“.
Um verbohrten und vorurteilsbehafteten Medienvertretern eins auszuwischen, bat MAFFAY dem ROLAND KAISER damals, unter Pseudonym zu arbeiten. KAISER nannte sich (vermutlich angesichts seines Wohnortes) „WOLF WEDDING“, LEHMANN legte sich wie erwähnt das Pseudonym „MAX BUCKOW“ zu.
Rückblickend erzählte Roland Kaiser der FAZ von dieser Zeit:
„Ich habe mit meinem Partner und Freund für PETER MAFFAY insgesamt zwölf Texte für die LP ‚Kein Weg zu weit‘ geschrieben. Davon hat er sechs genommen. MAFFAY bat uns, unter einem Pseudonym zu schreiben, weil er speziell den Kollegen der Abteilung Vorurteile eins auswischen wollte. Also nannte ich mich Wolf Wedding, mein Freund Friedhelm Lehmann war Max Buckow.
Radiomoderator Frank Laufenberg von SWF3 lobte den Song ‚Dafür dank ich dir‘ über den Klee. Dann war eine große ZDF-Veranstaltung in der Jahrhunderthalle in Frankfurt mit Platinverleihung für Peter Maffays LP. Dort war auch Laufenberg, der sich tierisch darüber ärgerte, als er erfuhr, dass ich Wolf Wedding bin. Maffay hatte Laufenberg die Narrenkappe aufgesetzt. Mit mir als Texter und Person, die sonst bei SWF3 gar nicht gespielt würde als Persona non grata.“
Als zweite Single aus dem Album „Frauen“ wurde „Im 5. Element“ ausgekoppelt, die deutsche Version von RICCARDO FOGLIs „Amore di guerra“. Erneut war „MAX BUCKOW“ als Textdichter involviert.
Komponist von Erkennungsmelodie
Im Jahr 1989 war ROLAND auch anderweitig hinter den Kulissen tätig. Für zehn Folgen der ZDF-Serie „Ein Heim für Tiere“ schrieb er (gemeinsam mit FRANK BARTSCH) die Erkennungsmelodie, die von der damals 9-jährigen SABINE PFEIFER, die später auch als Schauspielerin Karriere machte (u. a. als „Pauline“ in „Unter uns“) gesungen wurde.
Songautor für ESC-Vorentscheid
Aufgrund seines Erfolges im Jahr 1989 wurde ROLAND KAISER eingeladen, ein Lied für den ESC zu schreiben (der Modus besagte damals, dass die erfolgreichsten deutschen Produzenten gebeten werden sollten, ein Lied einzureichen). ROLAND KAISER entschied sich, als Textdichter und Produzent mitzumachen. Gemeinsam mit FRIEDHELM LEHMANN textete er die JOACHIM-HEIDER-Komposition „Wetten, dass..?“. Coproduziert wurde die Nummer von PETER WAGNER.
Beim Vorentscheid 1990 reichte es nur für einen siebten Platz – von der attraktiven Interpretin „MARA LAURIEN“ hat man seither nicht mehr viel gehört… – andrerseits gab es damals auch Manipulationsvorwürfe, die insbesondere vom ebenfalls teilnehmenden DRAFI DEUTSCHER erhoben wurden.
Teil 6 unserer Serie beschreibt, wie ROLAND KAISER in die 1990er Jahre gestartet ist