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RALPH SIEGEL: Musical „Zeppelin“ sorgt für große Begeisterung beim Publikum

RALPH SIEGEL: „Zeppelin – das Musical“ ist ein bunter Spagat zwischen Biografie, Episodendrama und Revue

RALPH SIEGEL ist uns vor allem als ESC-Gigant ein Begriff. Darüber hinaus macht er als Komponist, Drehbuchschreiber und Produzent diverser Musicals von sich reden. Eine aktuelle Produktion ist das im Füssener Festspielhaus Neuschwanstein laufende Musical ZEPPELIN, das Schlagerprofis zur Wiederaufnahme am 25. Mai besucht hat.

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GRAF VON ZEPPELIN von Kindheit an portraitiert

Dumpfe Klänge, Stahlkonstrukte, Nebel, ein atmosphärischer Chor – die Faszination für Luftschiffe ist für das Publikum sofort zu spüren und während ein meterlanges Zeppelin-Modell über unseren Köpfen durch den Saal schwebt gefühlt zum Greifen nah. Ein absolutes Highlight im Verlauf des Abends, doch beginnen wir ganz am Anfang: Wir lernen den württembergischen Ferdinand Graf von Zeppelin, den Erfinder dieses faszinierenden Gebildes, in seiner Kindheit kennen.

Anlässlich seines Geburtstags besucht er mit seinen Eltern und jüngeren Geschwistern die industrielle Tuch-Färberei seines Onkels Macairé und ist bereits hier begeistert von den Maschinen, während Vorarbeiter und Belegschaft als erstes Lied des Abends von Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und Revolution singen. „Die Zeit der Seidenfärber (zu wenig zum Leben, zu viel, um zu sterben)“ erinnert dabei inhaltlich, musikalisch wie auch hinsichtlich der Choreografie stark an „At the End of the Day“ bzw. „Am Ende vom Tag“ aus Les Misérables, bietet aber schöne Bilder und liefert einen ersten Eindruck von der hohen stimmlichen Qualität des Ensembles.

Ferdinands Zeit an der Kriegsschule Ludwigsburg überrascht mit einer raffinierten Choreografie und seine Erlebnisse als Beobachter im amerikanischen Bürgerkrieg werden in „Der Sinn des Krieges“ verarbeitet.

Letzte Fahrt der Hindenburg über den Atlantik

Parallel zu diesem biografischen Teil begleiten wir die Hindenburg auf ihrer letzten tragischen Fahrt über den Atlantik, die am 6. Mai 1937 in einem großen Unglück in New Jersey ihr Ende fand. Noch vor dem Einschiffen werden wir mit der Kabarettistin Emmy Berg (MISHA KOVAR) und ihrem Pianisten Paul Stiller (MICHAEL THURNER) bekanntgemacht. Eine aggressiv durchgeführte Passkontrolle durch die Gestapo während ihres Auftrittes in Berlin veranlasst die Österreicherin jüdischen Glaubens dazu, ihren guten Bekannten und Leiter der Zeppelin-Werke Dr. Hugo Eckener (JENS RAINER KALKMANN) um Hilfe zu bitten. Dieser engagiert die zwei Künstler für die Transatlantikfahrt auf der Hindenburg.

Die Schar an Passagieren ist bunt und wird uns im Laufe der Fahrt genauer vorgestellt. Unter ihnen befinden sich etwa die Schauspielerin Lilli van Hoeven (MADELEINE HAIPT) samt Ehemann Dr. Lutz Grivius (FLORIAN SOYKA). Dieser ist zugleich ihr Agent und für das Musical der perfekte „Bösewicht“, da er durch extreme Eifersucht, Aggression und linientreuen Rechtsextremismus durchweg negativ auffällt.

Weiter befinden sich eine Korrespondentin der New York Times (KATHRYN WIECKHORST) , eine amerikanische Investorenfamilie (CHRIS MURRAY, FELIX LANG), bei denen schon der Junior mit seiner Arroganz glänzt, eine deutsche Pferdezüchterin (MARIA MEßNER), ein schwedischer Staubsaugervertreter (MAVE O’RICK) und ein amerikanischer Artist (IMMANUEL GRAU) samt lebendigem Hund an Bord. Wir begleiten die Fahrt von Frankfurt Richtung New York und erleben verschiedene kleinere und größere Späße und Dramen, die an Bord geschehen.

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Lebensweg ZEPPELINs im Wechsel zur Hindenburg-Story weiter erzählt: „Ich hab gelebt“

Im steten Wechsel zur Hindenburg-Story verfolgen wir den Lebensweg des jungen Ferdinand Graf von Zeppelin weiter. Auf der Hochzeit des jüngeren Bruders lernt er Isabella Freiin von Wolff-Alt-Schwanenburg kennen. Die Liebe auf den ersten Blick wird von den brillanten Hauptdarstellern TIM WILHELM und STEFANIE GRÖNING ausgesprochen wohlklingend besungen und lädt die Zuschauer ein, an der Romanze, die in tiefer Liebe gipfelt, teilzuhaben.

Frisch vermählt kehren die beiden an den Bodensee zurück und Ferdinand arbeitet an seinem Traum eines Starrluftschiffes. Isabella ermöglicht ihrem Ehemann die Erfüllung seines Traumes, indem sie auch nach zwischenzeitlichen technischen Rückschlägen die Finanzierung trägt. Ein solcher Rückschlag ist der Absturz eines Luftschiffes über dem Bodensee, welcher eindrucksvoll auf der Bühne umgesetzt wird. So viel sei verraten: Wir hoffen, die Gummistiefel sind dicht, sonst gibt es nasse Füße.

Allen Widrigkeiten zum Trotz tüftelt Ferdinand weiter an seinen Luftschiffen. Von einer Lungenentzündung stark geschwächt und im Rollstuhl sitzend resümiert er in „Ich hab gelebt“ über sein Leben und stirbt. Sein Ableben ist berührend, ohne übertrieben dramatisiert zu sein und unterstreicht noch einmal die schauspielerische wie musikalische Qualität des Protagonisten TIM WILHELM, der den meisten als Frontsänger der MÜNCHENER FREIHEIT bekannt sein dürfte.

Steuerung auf den Höhepunkt: „Du hast mich nie geliebt“

Die Geschehnisse an Bord der Hindenburg laufen derweil auf den Höhepunkt hinaus. Die drangsalierte Schauspielerin trennt sich mit einem eindrucksvollen Solo von ihrem tyrannischen Ehemann („Du hast mich nie geliebt“) und beginnt eine Romanze mit dem Barpianisten Paul (Duett „Lass uns einfach fliegen“); zwei ungeheuer starke, einprägsame Lieder, die auf der Bühne bildgewaltig umgesetzt werden. Die Hindenburg befindet sich mittlerweile in einem ausgeprägten Sturm, welcher Kapitän Pruss (LUTZ THASE) zu diversen Umwegen zwingt. Die Passagiere werden unruhiger und auch im Publikum ist die angespannte Luft zum Schneiden.

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RALPH SIEGEL mit bewegenden wertschätzenden Worten an alle Beteiligten

Man weiß, die Katastrophe wird kommen, die Frage ist nur, wie. Dieses „Wie“ soll hier nicht verraten werden, aber es wurde tief in die Trickkiste der Bühnentechnik gegriffen und eindrucksvoll umgesetzt. Gleiches gilt für das abschließende „Wo führt der Weg uns hin?“, bei welchem noch einmal das gesamte Ensemble glänzt. Dementsprechend frenetisch war der anschließende Applaus mit stehenden Ovationen vom ersten Moment an. Nachdem Ensemble, Dirigent und Band ihren verdienten Applaus ernten durften, trat Ralph Siegel auf die Bühne und fand ausgesprochen wertschätzende Worte für alle Beteiligten.

Große Musical-Melodien treffen auch historische Bildung

Nach diesem Abend wissen wir nicht nur einiges üben Ferdinand Graf von Zeppelin und die Unglücksfahrt der Hindenburg, sondern sind auch um einige Ohrwürmer und Bilder reicher. Bei aller Begeisterung gab es jedoch auch einige irritierende Aspekte. Musicalfans werden immer wieder auf Inhalte, Bilder und Texte treffen, die ihnen aus anderen Produktionen bestens vertraut sein mögen, sei es das bereits angesprochene Les Misérables, Aladdin, Cabaret oder Hamilton.

Bei den Passagieren der Hindenburg stellte sich bei manchen Figuren die Frage ihrer Relevanz für das Stück, sie wirken austauschbar, da sie die Handlung kaum weiterentwickeln. Ein in dieser Hinsicht trauriger Höhepunkt ist der zweimalige Auftritt des Hundes, der für die Handlung keinerlei Bewandtnis hat und dafür mit lauter Musik und Pyrotechnik auf der Bühne ist.

Von einigen kritischen Aspekten abgesehen bleibt ein Abend voll einprägsamer Melodien und schöner Bilder. ZEPPELIN – DAS MUSICAL hat im Festspielhaus Neuschwanstein, direkt am Forggensee, seinen perfekten Rahmen gefunden. Besonders Musical-Neulingen wird es den Einstieg in dieses Genre leicht machen und eignet sich angesichts der ausgesprochenen Vielzahl an Motiven für ein breites Publikum.

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Text: Stefanie Reckenthäler, study-expert.de study-expert.de

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