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LIESBETH LIST: Eine der Teilnehmerinnen der ersten ZDF-Hitparade gestorben

Am 18. Januar 1969 wurde Schlagergeschichte geschrieben. Dieter Thomas Heck präsentierte erstmals die ZDF-Hitparade – eine Show, deren Nachwirkungen bis heute nachhaltig sind.

Einige der Stars der ersten Ausgabe würden über Jahrzehnte der Sendung verbunden bleiben, man denke z. B. an ROY BLACK, BATA ILLIC und KAREL GOTT. Einige Stars hatten bei der ersten Ausgabe der Hitparade ihren ersten und gleichzeitig letzten Auftritt. Zu dieser Gruppe zählt auch die niederländische Sängerin LISBETH LIST, die am 12. Dezember 1941 auf Java (Indonesien) geboren wurde und auf der westfriesischen Nordseeinsel Vlieland aufwuchs. Ihr (Stief-)Vater war der Legende zufolge Leuchtturmwärter. Nachdem sie ihr Abitur bestanden hatte und in Amsterdam eine Modefachschule besuchte, heiratete sie den Schriftsteller Kees Nooteboom und siedelte mit ihm nach Amsterdam über. Sie nahm zwei Jahre lang Gesangsunterricht und bestritt in ganz Europa TV-Auftritte. Ihren ersten Fernsehauftritt hatte sie 1967 in der “Gilbert-Bécaud-Show”.

In ihrem Heimatland (bzw. Wohnsitzland) Niederlande landete Liesbeth (wie sie sich im Ausland schreibt – also mit “e”-) mit “Pastorale” einen Top-3-Hit im Duett mit Ramses Shaffi. Sie war zu Beginn ihrer Karriere auch international erfolgreich und absolvierte Tourneen durch die Schweiz und Belgien und hatte sogar Auftritte in Brasilien  In den Niederlanden wurde ihr der renommierte “Edison Preis” verliehen, die damals höchste künstlerische Auszeichnung der Niederlande.

Aber auch in Deutschland machte sie mit einigen deutschen Schlagern auf sich aufmerksam. Ihr Hitparaden-Lied war “Der Herr Marquis”, den Hans Blum und Drafi Deutscher geschrieben haben. Danach folgten noch einige deutsche Coverversionen, bevor sie sich vom deutschen Markt etwas zurückzog.

Das änderte sich 1972, als der umtriebige Produzent und Schlagertexter Dr. Michael Kunze mit ihr ein deutsches Album namens “Die blaue Blume” aufnahm mit dem Schlager “Alles, was schön ist”. Das Album war ein Konzeptalbum bzw. nannte sich ein “Pop-Oratorium”, das von Michael Kunze und niemand geringerem als PETER MAFFAY geschrieben wurde.

Es war Lisbeth offensichtlich ein großes Anliegen, mit künstlerischem Anspruch weiterzukommen. Der TV-Kritiker Valentin Polcuch schrieb damals in der Welt: “Lisbeth List verzichtet immer noch auf den Abweg, durch Schnulzen zu Erfolg und Ertrag zu kommen. Sie trägt keine Konfektion. Die meisten Chansons sind ihr auf den Leib geschneidert.

Nachdem das Konzept leider nicht aufgegangen ist, hielt sich Lisbeth in Deutschland bis 1979 mit Veröffentlichungen zurück und präsentierte in jenem Jahr bei Intercord das bemerkenswerte Album “Bin ich froh- ich bin froh”, auf dem sie in deutscher Sprache internationale Chansons interpretiert. Alle Texte des Albums stammen vom angesehenen Textdichter Thomas Woitkewitsch.

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Die Hoffnung, dass sie in Deutschland auch mit anspruchsvollerem Material punkten könne, erfüllte sich leider nicht – erneut gab es somit hierzulande eine sehr lange weiterer Lisbeth-List-Pause.

In den 1990er Jahren veröffentlichte Lisbeth bei Sony Music/Columbia die Alben “Liesbeth List” (1994), Noach (1996) und “Vergezicht” (Fernblick, 1999), mit dem Lisbeth aufgrund des poppigeren Sounds neue und jüngere Publikumsschichten erreichen wollte. In diesen Jahren hat sie mit fünf Musikern eine Theatertournee absolviert, bei dem ein Schwerpunkt auf der Interpretation von Songs der Liedermacherlegende Jaques Brel lag (das Album “Liesbeth List singt Jacques Brel” erreichte 1969 eine Top-10-Platzierung in den niederländischen Charts).

Aufgrund einer Demenzerkrankung zog sich Lisbeth List im Jahr 2017 aus der Öffentlichkeit zurück. Sie starb am 25. März in ihrer Wahlheimat Soest/Niederlande. Traurig: Wegen der aktuellen Corona-Situation muss die Beisetzung im kleinsten Familienkreis stattfinden.

Anders als sehr viele ihrer Kolleginnen und Kollegen, war für Lisbeth List immer Anspruch wichtig. Ihre Maxime war einfach, aber konsequent: “Ich brauche Freude bei der Arbeit, sonst betrügt man sein Publikum”. – Möge sie in Frieden ruhen…

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 031

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Eine Antwort

  1. Danke für den tollen Nachruf! Jetzt leben nur noch Jacqueline Boyer, Peter Orloff, Graham Bonney und Bata Illic aus der ersten Hitparade.

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