Hans Blum Schlager Henry Valentino

HENRY VALENTINO: Eine seiner Schallplatten wurde US-Außenminister HENRY KISSINGER geschenkt

HENRY VALENTINO alias HANS BLUM: Statement 1968: Die deutsche Presse ist der Totengräber des deutschen Schlagers

Der am Freitag verstorbene HANS BLUM, der bereits 1946 mit GITTA LIND  wurde in fast allen Rückblicken insbesondere auf seinen Superhit “Im Wagen vor mir” reduziert. Im Prinzip ist der “Hit seines Lebens” die perfekte Beschreibung einer These, die er immer wieder vertreten hat – nämlich, dass der anspruchsvolle Schlager es schwer hat,sich gegen “Kartoffel-Stampfer”-Musik, wie er es ausdrückte, durchzusetzen. Allerdings kritisierte er damals auch scharf den damals despektierlichen Tonfall der deutschen Presse. Bemerkenswert sein Statement in einem Interview, wer denn ein schlechtes Bild des deutschen Schlagers malt:

Nur die Presse. Sie ist der Totengräber des deutschen Schlagers. Sie beschreibt und behandelt ihn mit einer sadistischen Diskriminier-Lust als After-Kunst, während in anderen Ländern sogar Beat-Künstler von der Queen hohe Orden bekommen. Die Presse macht auch “Studio B” immer schlecht, für das ich seit Bestehen das Opening, die Überleitungen und die Ballett-Nummern arrangiere. – Die deutsche Presse hat keine Ahnung. Für sie ist es unfein, Gutes über Schlager zu schreiben. Immer wieder klingt neidvoll und irreführend durch: Die mit dem Schlager zu tun haben verdienen viel zu viel Geld.

Nach unserer Meinung hat sich seitdem viel geändert. Inzwischen gibt sich die Unterhaltungschefin der größten deutschen Tageszeitung sogar als “Team”-Mitglied bei der größten Unterhaltungsshow aus. BLUM war damals aber auch frustriert darüber, dass die alte Generation “keinen Platz” machte.

Kritik an einem “Alt-Herren-Kartell”

Richtig spannend sind auch BLUMs Äußerungen dazu, dass es Ende der 1960er Jahren jungen Produzenten kaum möglich war, dem “Alt-Herren-Kartell” der arrivierten Produzenten beizukommen. Dazu hat bereits der SPIEGEL einige Jahre zuvor eine bemerkenswerte Titel-Story aufgemacht (“Kartell der Schlagermacher”). BLUM sagte 1968 zu diesem Thema:

Die “großen” deutschen Produzenten sind alle ein bis zwei Generationen zu alt. Sie sind um die 60 und sollen für junge Leute Musik machen. Sie blockieren alle großen und guten Stars und müssen wohl erst von selbst umkippen, ehe sie sie freigeben. Denken Sie an FELTZ, BERTRAM, MENDELSON und NOBACH und an noch einige andere. Viele von ihnen schaffen mittlerweile nur noch klägliche Umsätze. Würde ich warten, bis sie endlich von selbst abtreten, wäre auch ich über 50 Jahre und viel zu alt. Bei mir ist es jetzt mit meinen 40 Jahren schon höchste Zeit, dass ich an die wirklich potenten Interpreten herangelassen werden.Das Alte-Herren-Kartell scheint vorläufig unknackbar zu sein.

Harter Tobak, bei dem es natürlich Gegenwind gab. BLUM relativierte in einem Leserbrief später seine Aussagen und bedauerte den “Ton” des Interviews, der nicht seine Sprache sei. Vielmehr sei die Rede von “alten Hasen” gewesen. Von einer Überalterung des damaligen Schlagermarkts hat er sich derweil nicht distanziert – es ging wohl (verständlicherweise) darum, dass BLUM ja immer einen guten Draht zu denKollegen hatte und alle Beteiligten klargestellt haben, dass es hier NICHT um eine Diskriminierung arrivierter Schlagerproduzenten ging. Spannend finden wir derweil Parallelen zu den stets gleichen Gästen in den TV-Shows.

Anspruchsvoller Schlager hat es kommerziell schwer – Schlager mit Tochter SUSI

Sehr gerne sang HANS BLUM auch mal selber. In den frühen 1970er Jahren veröffentlichte er unter seinem bürgerlichen Namen einige gehobene Schlager wie “Ebbe und Flut” – künstlerisch wertvoll, kommerziell leider ohne Erfolg. Selbst schöne anrührende Lieder wie “Schenk mir kein Spielzeug”, gesungen mit Tochter SUSI, erreichten erstaunlicherweise keine breite Öffentlichkeit. Auch die Idee, mit Instrumental-Musik zu begeistern – z. B.kurz vor den Olympischen Spielen in München mit dem “Song For Olympia”  – war gehobene Musik, aber eben nicht beim breiten Publikum ankommend.

HENRY VALENTINO aus der “Not” geboren, weil GRAHAM BONNEY nicht wollte

Neben anspruchsvollen Chansons gelang es HANS BLUM auch immer, mit fröhlichen und kommerziell erfolgreichen Schlagern zu punkten. Eines dieser Lieder offerierte er 1974 einem Zeitungsartikel zufolge GRAHAM BONNEY. Nachdem der abgelehnt hat, sagte der zuständige Plattenfirma-Mitarbeiter DIETER EBERLE, dass HANS BLUM es doch selber machen sollte. Und so wurde die Kunstfigur “HENRY VALENTINO” geboren – und “Ich hab dein Knie gesehen” dessen erster großer Hit.

Hit für US-Außenminister

Die Nachfolgesingle “Henry, zeig dich mal ohne” konnte an den Erfolg zwar nicht ganz anknüpfen, aber dazu gibt es eine witzige Story: Als ein Discjockey bei der Kanzlerparty in Bonn genau diese Single auflegte, war der damalige US-Außenminister HENRY KISSINGER begeistert. Der DJ AHLSEN vom Deutschlandfunk schenkte Herrn KISSINGER die Scheibe, so dass HANS BLUMs Musik bis in höchste politische Kreise gelangte. KISSINGER meinte damals nämlich laut eines Zeitungsberichts:

Die Platte muss ich haben!

“Im Wagen vor mir” auf der Autobahn entstanden

Spannend ist die Geschichte von “Im Wagen vor mir”, das quasi autobiografische Elemente enthält. Es war tatsächlich so, dass HANS BLUM aus Hamburg kommend auf der Autobahn zwischen Bremen und Münster war und  dort in den Stau kam. Vor ihm war eine Ente, die von einer schönen Frau gefahren wurde. Klar war, dass dieses Lied mit einem jungen Mädchen gesungen werden musste – BLUM besann sich auf ein Chormädchen, die gleichzeitig die Tochter eines guten Freundes war – eben USCHI. Bereits im Sommer 1977 grüßte “HENRY VALENTINO” seine Fans, den Durchbruch schaffte der Song aber insbesondere nach Auftritten in der ZDF-Hitparade.

Bild von Schlagerprofis.de

Foto: Daniela Jäntsch

 

 

 

 

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