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Große Ehre: GÖTZ ALSMANN, der Meister des Jazz-Schlagers hat uns ein ausführliches Interview mit interessanten Erkenntnissen gegeben. Anlässlich der Veröffntlichung seines neuen Albums L.I.E.B.E. hat er uns zu seier neuen CD, aber auch zu vielen anderen spannenden Themen offen Auskunft gegeben:
Schlager kein Genre-, sondern ein Erfolgsbegriff
Schlagerprofis: Unser Portal heißt „Schlagerprofis.de“, Sie sind aber anerkannter Jazz-Musiker, der allerdings Schlager in jazziger Form spielt. Gibt es dennoch Berührungsängste aus Ihrer Sicht mit dem Begriff des „Schlagers“?
GÖTZ ALSMANN: Ganz im Gegenteil! Ich habe mich irgendwann gefragt, wie meine Beziehung zum Schlager ist. Ich habe gedacht – wie schaffe ich es, mich dem Genre „Schlager“ zu nähern? Irgendwann ist mir aufgefallen, dass der „Schlager“ als Genre ja überhaupt keine musikalische Beschreibung ist. Der Schlager hat sich im Laufe von 120 Jahren immer wieder dem in den jeweiligen Dekaden vorherrschenden Zeitgeschmack angepasst. Es gab den Tango-Schlager, den Swing-Schlager, den Rock’n’Roll-Schlager, den Disco-Schlager, den volkstümlichen Schlager und eben auch den Jazz-Schlager. Ob etwas ein Schlager ist, hängt ja davon ab, wie wir damit umgehen, also zum Beispiel Sie und ich.
Stimmt. Ursprünglich war es ja auch ein Erfolgs- und kein Genrebegriff, wie Sie richtig sagen…
Genau, der Begriff wurde erstmals bei der Veröffentlichung von JOHANN STRAUß’ „An der schönen blauen Donau“ unter die Leute gebracht. Aber eigentlich ist es ja so: Meine Band und ich spielen Schlager-Repertoire als Jazz. Es gibt wirklich viele Leute in unseren Konzerten, die von sich sagen können, dass wir die einzige Jazz-Band sind, die sie sich in ihrem Leben freiwillig angehört haben. Von daher und abschließend: Diese alten Schlager sind fantastisch und unsterblich, auf höchstem Niveau komponiert, deshalb habe ich da keine Berührungsängste. Ich habe zwar den Begriff „Jazz-Schlager“ geprägt, aber ich war ja in Wahrheit nicht der Erste, der so etwas musikalisch gemacht hat. In den 40er Jahren swingte der Schlager, in den 50er Jahren auch. In den 60er Jahren gab es sehr viel Bossa Nova als Schlager. Eigentlich habe ich nur eine Tradition aufgegriffen, die ein paar Jahrzehnte lang brachlag.
Nur Schlager bis zu den 60ern interessant für Jazzmusiker
Sie konzentrieren sich bei Ihrer Auswahl der Schlager aber deutlich auf die Schlager bis hin zu den 60er Jahren – Schlager der 70er Jahre und später sucht man auf Ihren Alben vergeblich?
Die finden nicht statt, das ist richtig. Das liegt aber auch daran, dass die Lieder von da an nicht mehr so komponiert wurden, dass sie für uns Jazzmusiker irgendwie dankbar sind. Der musikalische Haushalt, mit dem der 70er Jahre-Schlager komponiert wurde, war doch ein ganz anderer. Komponisten wie THEO MACKEBEN, HEINO GAZE, PETER KREUDER – diese Komponisten kamen aus einer gänzlich anderen musikalischen Welt. Leute, die die 70er Schlager komponiert haben, waren im Grunde ehemalige Beatmusiker, die gemerkt haben, dass sie nicht so groß rauskommen wie die ROLLING STONES, und die haben dann mit ihrem musikalischen Haushalt angefangen, Schlager zu komponieren.
Gibt es da aber nicht auch Gegenbeispiele? Nehmen wir HEINZ GIETZ, der auf Ihrem neuen Album „L.I.E.B.E.“ ja auch vertreten ist. Der war bis in die 70er Jahre als Schlagerkomponist aktiv?
Das war er, er hat dann in späteren Jahren aber auch nicht mehr so komponiert wie zuvor. Er hat sich an den jüngeren musikalischen Moden orientiert. Das spricht einerseits dafür, wie aktuell und auf der Höhe der Zeit er immer war, andererseits aber hat er dadurch die eigene Tradition schon etwas abgeschwächt. Das war ein bewusster Vorgang und deshalb absolut legitim.
Wo wir gerade bei Komponisten sind: Einen weltberühmten Schlager haben Sie auf Ihrem neuen Album, den jeder kennt: „Der Sommerwind“ (auch als „Summerwind“ bekannt). Den schrieb ein gewisser HENRY MAYER, über den im Netz nur wenig zu finden ist. Haben Sie zu diesem Komponisten Hintergrundwissen?
Henry MAYER sortiere ich da ein, wo ich auch einen BOBBY SCHMIDT einsortiere. Der war auch ein Jazzmusiker, der nebenbei Schlager komponiert hat. BOBBY SCHMIDT hat dann ganz nebenbei Hits wie das „knallrote Gummiboot“ geschrieben, hat aber in den 50er Jahren auf höchstem Niveau Jazz gespielt und auch im Tanzorchester des NDR mitgemacht. Das waren Musiker, für die war das Komponieren von Schlagern nach meiner Einschätzung eine lukrative Nebenbeschäftigung.
Die heutigen Schlagerschaffenden haben nach Ihrem Eindruck keinen Bezug mehr zum Jazz?
Ob sie privat einen Bezug zum Jazz haben, weiß ich nicht, aber man hört es ihrer Musik nicht an. Vereinzelt gibt es so etwas, denken wir an die ersten Erfolge von ROGER CICERO. Gelegentlich gibt es das auch bei ANNETT LOUISAN. Ansonsten sind ULRICH TUKUR, MAX RAABE und ich wohl schon ein überschaubarer Kreis von Leuten, die den eher traditionellen Jazz zurück in den Schlager bringen – oder den Schlager zurück in den Jazz.
Album-Trilogie als solche nicht geplant
Ihr neues Album präsentieren Sie als Nachfolger einer Album-Trilogie, bei denen Sie mit Paris, Rom und dem Broadway große Metropolen zum Thema gemacht haben. War diese Trilogie eigentlich direkt als solche geplant, oder wurde die „Paris“-Idee dann fortgeschrieben?
Sie sind schlau, das haben Sie fein herausgearbeitet. In der Tat, wir haben erst das „Paris“-Album gemacht und wollten dann nicht so einfach ein Nachfolgealbum produzieren – das wäre uns etwas „billig“ vorgekommen. Wir haben dann beschlossen, gleich eine Trilogie daraus zu machen.
Ansehen deutscher Unterhaltungsmusik mit Sonderstatus im internationalen Vergleich
Sie haben in den 90er Jahren mal mit den ÄRZTEN zusammengearbeitet (auf dem Album „Punk ist“). Sehen Sie auch im Punk Schlagerelemente?
Zur deutschsprachigen Unterhaltungsmusik gehört für mich auch deutschsprachiger Rock. Das ist ja etwas, worin sich die deutsche Musikwelt von der französischen oder italienischen Musikwelt sehr unterscheidet. In Frankreich können Sie Rock spielen und werden dennoch als „Chansonnier“ bezeichnet. Und die Cantoautori in Italien sind auch generationsabhängig. Nur in Deutschland hat man gesagt: Wir gehören nicht dazu. Jetzt stellen Sie sich mal vor: Die ganzen deutschen Beat- und Rockmusiker würden sich alle als Teil der Schlagerwelt verstehen. Dann würden wir heute ohne Weiteres UDO LINDENBERG als Schlagersänger bezeichnen. Der Begriff hätte dann für viele Leute nicht so einen negativen Sound. Wir hätten dem Begriff die Ehre auf viel breiterer Ebene erhalten können. Das ist nur eine Definitionsfrage. Man hätte die Arme etwas breiter machen können und alle wären mit im Boot – so wie das in Frankreich oder in Italien selbstverständlich ist.
Nach wie vor wird der Schlager schon etwas von der deutschen Musikszene ausgegrenzt?
Das stimmt. In den 70er Jahren hatte der Begriff „Schlager“ für manche ja fast schon Schimpfwortcharakter.
Live-Gesang im deutschen Fernsehen
Ja, so war es wohl. Ein beliebter Star der 70er Jahre, der schon in den 60ern enorm stilbildend war, ist sicherlich UDO JÜRGENS. Dessen Lied „Was ich dir sagen will“ findet sich auf Ihrem aktuellen Album „L.I.E.B.E.“. Sie haben in der ROLAND-KAISER-Show „Liebe kann uns retten“ ein UDO-JÜRGENS-Medley gesungen. Sie sangen live – ist das richtig? Sang im Duett mit ROLAND KAISER auch ROLAND live?
Ja, auch ROLAND KAISER sang live. Die meisten Künstler der Show haben live gesungen. Ich weiß nicht, warum es teilweise im Fernsehen asynchron rüberkam. ROLAND und ich, wir haben definitiv live gesungen. Das kann ich eidesstattlich erklären :-)…
War es Ihr persönlicher Wunsch, dass live gesungen wird?
Ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, dass ROLAND KAISER und ich auch privat miteinander befreundet sind. Er war lange Zeit mein Nachbar und hat direkt um die Ecke gewohnt. Er saß eines Tages bei mir am Küchentisch und erzählte mir, dass er eine eigene Show als Ersatz für die ausgefallene „Kaisermania“ plane. Es solle so viel live wie möglich gesungen werden. Das war für ihn ganz klar. So ist es ja auch bei der Kaisermania, die ja jährlich vom MDR übertragen wird – immer ohne Netz und doppelten Boden. Das ist eben ROLAND.
Das finden wir auch ganz toll. Schade – bei FLORIAN SILBEREISEN ist ja Playback anscheinend Pflicht?
Das ist mir gar nicht aufgefallen :-). – Ich habe immer lauthals mitgesungen, wenn ich da aufgetreten bin. Aber Scherz beiseite. Ich muss da zur Ehrenrettung der SILBEREISEN-Sendungen sagen – da sind bis zu 30 verschiedene Künstler dabei. Stellen Sie sich mal vor, die machen alle einen Soundcheck wie bei einem Live-Konzert. Das würde Wochen dauern! Ich vermute mal, dass das einer der Gründe ist. Ich selbst sehe mich, wenn ich dabei bin, als Teil eines großen Unterhaltungs-Events und nehme es entspannt und freundlich hin, wenn ich dort singen darf – gerne auch im Playback-Verfahren.
Privat bleibt generell privat
Als ich privat erzählt habe, dass ich die Ehre habe, mit dem großen GÖTZ ALSMANN sprechen zu dürfen, kam seitens meiner Frau die Frage nach Ihrem Familienstand auf, die ich spontan nicht beantworten konnte. Demzufolge ist nicht viel von Ihnen privat bekannt. Halten Sie bewusst Ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit fern?
Das ist kein Zufall. Mein Privatleben halte ich in der Tat getrennt von meiner Kunst. Privat halt. Wenn Sie aber im Internet recherchieren, finden Sie schon Bilder von meiner Frau und meinem Sohn. Im Laufe der Jahre habe ich auch sehr viele Kinderfotos von mir veröffentlicht und sogar Bilder von meinen Eltern. Auch auf meiner Website habe ich im Laufe der Jahre als „Foto der Woche“ manches Private gezeigt. Aber ich gebe Ihnen insofern recht – ich breite mein privates Leben nicht allzu aktiv in der Öffentlichkeit aus.
Das scheint auch für Ihren Sohn zu gelten? Wir kommen deshalb darauf, weil aktuelle Schlagerstars wie MATTHIAS REIM und BEN ZUCKER ihre Kinder bzw. Verwandten aktiv in die Öffentlichkeit schicken?
Mein Sohn ist ein erwachsener Man von 30 Jahren. Er ist Gott sei Dank intelligent und smart und „gewievt“ genug und weiß ganz genau, wo er in Erscheinung treten möchte und wo nicht.
Okay, wir werden ihn fragen 😉 – Thema Social Media. Wir haben gesehen, dass Sie einen eigenen Instagram-Kanal haben. Pflegen Sie diese Seiten selber?
Ich habe mir unlängst auch erklären lassen, dass ich das alles habe.
Wahl des BERT-KAEMPFERT-Songs bewusst getroffen
Okay, damit ist die Frage beantwortet. Andere Frage: Wie kam es dazu, dass Sie ausgerechnet den BERT KAEMPFERT-Song „L.I.E.B.E.“ zum Titelsong des neuen Albums gewählt haben?
Es ist ein Album, das den großen Komponisten der Schlagergeschichte gewidmet ist. Und wenn ich MICHAEL JARY sage und THEO MACKEBEN und PETER KREUDER – dann muss ich auch BERT KAEMPFERT sagen. Das ist einfach ein Olymp von erfolgreichen und hochklassigen Leuten. Wenn ich alleine an WERNER BOCHMANN denke. Man sagte damals angesichts dessen Popularität: „Und pfeift auch aus dem letzten Loch man, ist’s doch ein Lied von WERNER BOCHMANN“. Das sind Klassiker. Und gerade BERT KAEMPFERT war ja ein ganz großer Komponist. „Spanish Eyes“, „Strangers in the Night“ oder eben „L-O-V-E“ – das waren ja Titel, die um die Welt gegangen sind.
Genau, es war doch so, dass BERT KAEMPFERT den Titel instrumental interpretiert hat, aber erst nach der Veröffentlichung als Gesangsversion das Lied ein Welthit wurde?
Ja, das gilt ja fast für alle Kompositionen von BERT KAEMPFERT. In Amerika hat MIT GABLER die Texte geschrieben und die deutschen Fassungen wurden das dann von Leuten wie GERHARD WENDLAND gesungen.
GÖTZ ALSMANN als Fan von FRANCE GALL
Das heißt, sie sind Liebhaber der tollen Kompositionen und haben die dann neu interpretiert und dann die deutschen Texte übernommen? Beispielsweise hat FRANCE GALL mit „So einen jungen Mann“ keinen Hit landen können, aber Sie haben es wegen der Komposition auf Ihr Album genommen?
Es war insofern ein großer Erfolg, als das Lied dazu geführt hat, dass ich mir als 11-jähriger Stöpsel ein Foto von FRANCE GALL über mein Bett gehängt habe – direkt neben das Foto von PIERRE BRICE. Das führte dazu, dass ich diese Version einfach nicht vergessen konnte. Weil ich ein großer Bossa-Nova-Fan bin, war diese Nummer schon lange auf meiner Agenda. Ich musste im Text nur ein paar „Mann-Frau“-Stellen umdrehen – dann passte es.
Das Original wurde als „So Nice“ ein großer Hit?
Das Original war erst in Brasilien ein Hit als „Samba de Verao“ von MARCOS VALLE und dann als „Summer Samba“ von dem brasilianischen Hammondorgelspieler WALTER WANDERLEY. Der hat es international als Instrumentalnummer bekannt gemacht. Dann kam erst der englische Text „So Nice“. Und so wurde aus „Samba de Verao“ „Summer Samba“, aus „Summer Samba“ „So Nice“ oder eben eben aus „So Nice“ „So einen jungen Mann“. Und dann gibt es auch noch einen französischen und einen italienischen Text. Die bringen wir dann vielleicht beim nächsten Album „Summer Samba – rund um die Welt“ (lacht). Es gibt übrigens auch einen japanischen Text.
Samples sind Tabu
Das erinnert mich an UDO JÜRGENS, dessen Texte auch auf Japanisch interpretiert wurden. Dazu zählt auch und gerade „Was ich dir sagen will“ – den Titel haben sie recht düster, melancholisch und auch mit Pathos interpretiert. Habe ich das richtig zusammengefasst?
„Pathos“ missfällt mir – ich würde eher den Begriff „Melancholie“ bevorzugen. Im Original gibt es ja so ein großes RACHMANINOV-Klaviersolo, das ich durch ein Kinderklavier ersetzt habe.
Ist das ein Sample, oder haben Sie ein „echtes“ Kinderklavier aufgenommen?
Oh nein, nein! Es gibt gesampelte Kinderklaviere, aber die klingen einfach viel zu rein. Meins ist wirklich so richtig eine alte „Bretterkiste“. Auf keiner meiner Platten gibt es irgendeinen gesampelten Sound. Wenn Sie z. B. auf dem „Rom“-Album eine Celesta hören, dann war es eine Celesta. Wir benutzen grundsätzlich keine gesampelten Sounds. Auch wenn auf YouTube einige schlaue Menschen zu meiner Musik schreiben, dies und das sei ein gesampelter Sound – es stimmt nicht. Ich habe noch nie gesampelte Sounds auf meinen Platten benutzt.
Das glaube ich. Ein anderer Song auf Ihrem Album ist „Musik liegt in der Luft“, der ähnlich klingt, wie wir ihn als Schlager der gleichnamigen DIETER-THOMAS-HECK-Show kennen. Ist es richtig analysiert, dass sie diesen Song stark am Original arrangiert haben?
Nein, wir haben da schon einen sehr viel swingenderen Rhythmus angestrebt. Ich habe mich eher an Versionen wie der von GREETJE KAUFFELD angelehnt, also an den Versionen aus den spsäten 50er und frühen 60er Jahren.
A propos DIETER THOMAS HECK – gibt es da Erinnerungen?
Es gibt eine Menge Anekdoten zu DIETER THOMAS HECK, die ich Ihnen erzählen könnte. Die haben aber mit dem Genuss toxischer Getränke zu tun, daher lasse ich es lieber (schmunzelt)….
Ende des Fernsehballetts ein großer Verlust
Okay, das ist natürlich in Ordnung. Bei HECK wurde auch viel getanzt, auch vom Fernsehballett. Das gibt es nun ja nicht mehr. Haben Sie eine Meinung dazu?
Männer meines Alters schätzen das Fernsehballett sehr. In verschiedenen Ausgaben von „Zimmer frei“ habe ich die Mitwirkung des Fernsehballetts auch schätzen gelernt. Wenn die Damen vom Ballett auf die Bühne kamen und ich zwischen ihnen stand, kam ich mir immer wie ein ganz kleines Würstchen vor. Fernsehballette sind eine tolle Sache. Und ehrlich – ich finde es traurig, dass es das nicht mehr geben soll. Es gab ja früher deutlich mehr Fernsehballette. Es gab das ZDF-Fernsehballett von HERBERT F. SCHUBERT. Es gab IRENE MANN. Die ARD- Anstalten hatten alle ein eigenes Ballett, oft Tänzer aus dem nächsten Opernhaus. Das war mal eine Selbstverständlichkeit. So gab es Shows mit REX GILDO, wo teils in frühexpressionistischer Kulisse avantgardistische Tanzkunst präsentiert wurde. Da wurde Tanzkunst mit einer Schlagernummer ins Wohnzimmer transportiert. Und Menschen, die sich für diese Kunstform gar nicht interessieren, waren begeistert. – Andrerseits bin ich der Meinung, dass auch der Verzicht auf gewisse Dinge nur einer Mode unterliegt. Irgendwann kommt es wieder.
Sie sagen „Wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen“. Das habe ich nicht hinbekommen. Liegt es an mir?
Sie hätten mehr üben sollen (lacht). Aber mal Scherz beiseite: Zu der Zeit, als diese Lieder geschrieben wurden, standen Menschen, die Klavier spielen konnten, im Mittelpunkt einer abendlichen Gesellschaft. Aus dieser Geisteshaltung sind diese Lieder damals vermutlich entstanden.
Das stimmt. – Einen Namen, den man bei Ihren Aufnahmen wahrnimmt, ist der von CATERINA VALTENTE. Hatten Sie zu diesem Superstar einen persönlichen Kontakt?
Leider hat CATERINA sich schon vor vielen Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die Umlaufbahnen unserer Karrieren haben sich daher leider nicht berührt. Aber viele andere Damen der damaligen Zeit habe ich sehr wohl kennengelernt. Mit einigen bin ich sogar befreundet und habe mit ihnen zusammengearbeitet, zum Beispiel mit BIBI JOHNS und ALICE & ELLEN KESSLER. Mit denen hatte ich allerdings sehr viel zu tun. Zu ihnen pflege ich da auch sehr freundschaftliche Kontakte.
Erinnerungen an große Stars, mit denen GÖTZ ALSMANN zusammengearbeitet hat
Gibt es da besondere Erinnerungen?
Mit BIBI JOHNS, den KESSLER-Zwillingen, GREETJE KAUFFELD und CHRIS HOWLAND bin ich auf Tournee gegangen. Ich hatte das Glück, mit meiner Band mit diesen großartigen Künstlerinnen und Künstlern zu spielen. Vielleicht bin ich ja einer der der letzten Kapellmeister, die noch in diesem Metier tätig waren. BIBI JOHNS war zeitweise der größte Film- und Musikstar in Deutschland. ALICE und ELLEN KESSLER hatten eine Weltkarriere. Es war schon toll, da die Band zu leiten und für die Damen zu spielen und den Abend zu gestalten. Ein besonderes Erlebnis… Wir haben auch EVELYN KÜNNECKE bei ihrem letzten Konzert begleitet, genau wie auch ANGELE DURAND. Das waren großartige Erfahrungen. Davon werde noch ich meinen Enkeln berichten. Mit MARGGOT HIELSCHER habe ich für den WDR einen Dokumentarfilm gedreht. MARGOT HIELSCHER war ja sogar schon in der UFA-Zeit aktiv und war in den 50er Jahren 2-mal für Deutschland beim Grand Prix Eurovision dabei.
Deutsche Musik im Radio (Thema WDR4)
Letzte Frage zum Thema Radio – Sie sind ja beim WDR als Radiomoderator aktiv. Sind Sie dennoch bereit, ein Statement zum Thema „Deutsche Musik im Radio“ bzw. konkret bei WDR4 abzugeben?
WDR4 hat auf die Entwicklung des Publikums reagiert. Es war mal ein reiner Schlagersender, es ist jetzt ein Oldiesender. Gleichzeitig lässt WDR4 am Abend in seinen Spezialitätensendungen ganz andere Klangfarben zu. Da komme ich dann ins Spiel. Es ist ganz offensichtlich so, dass sich im Sendegebiet des Westdeutschen Rundfunks das Publikum neu orientiert hat. Darauf muss ein Sender reagieren. Wenn Sie aber meine Montagabendsendungen hören, werden Sie noch manchen alten klassischen Schlager hören können.
Vielen Dank für das interessante und nette Gespräch! Es war uns eine große Ehre!