Als im Vorjahr erstmals eine Art „Vorentscheidung“ für den Schlagerbooom namens „Letzte Chance – wer fährt zum Schlagerbooom“ gab, waren wir erst von dieser Idee angetan. Bekanntlich werden in den Silbereisen-Shows immer (von Ausnahmen abgesehen) die gleichen Gäste eingeladen. Dabei spielt kommerzieller Erfolg oder Beliebtheit beim Publikum nur bedingt eine Rolle – die Amigos haben mit sensationellen Verkaufserfolgen so gut wie keine Chance bei den Festen, während Ross Antony mit sehr bescheidenen Verkaufserfolgen Stammgast ist.
Schon im Vorjahr keine Nachwuchs-Show
Die Annahme, dass diese „Wer fährt zum Schlagerbooom“-Show nun zumindest ein Feigenblatt für die (unserer Meinung nach absolut berechtigte) Kritik ist, immer die gleichen Gäste einzuladen, falsch war, zeigte sich im letzten Jahr, als komplett Interpreten eingeladen wurden, die ohnehin schon mehrfach bei Silbereisen-Shows zu Gast waren. Damals setzte sich FEUERHERZ gegen JULIA LINDHOLM, VINCENT GROSS und CHRISTIN STARK. Letztere ist übrigens die Lebensgefährtin von MATTHIAS REIM.
Matthias Reim: Erst Lebensgefährtin, jetzt Sohn dabei
Und (Achtung Scherz!) der war sicher „ungehalten“, dass Christin es nicht in den Schlagerbooom geschafft hat und schickte… nein nicht, seine Tochter Marie, die ihre Schlagerkarriere gefühlt seit Jahren ankündigt, ohne, dass man etwas davon hört – nein, er schickte seinen Sohn JULIAN REIM, der sicher ein Herzensbrecher ist und einen guten Song auf Lager hatte – und: Auf ihn trifft der Begriff „Nachwuchs“ ja auch wirklich zu. Aber – man hätte ihn auch ohne diese merkwürdige Vorentscheidungs-Show ins Rennen schicken können… es wäre ja nicht das erste Mal, dass der „Nachwuchs“ eines Schlagerkünstlers eingeladen worden wäre…
„Schlager-Chance“ KEINE Nachwuchssendung
Nebenbei bemerkt, sei der Fairness halber erwähnt, dass von Nachwuchsförderung bei der „Schlager-Chance“ explizit NICHT die Rede war – sicher wohlweislich, aber in der Tat konnte man so Namen ins Rennen holen, für die galt: „Wir laden sie nicht in den Schlagerbooom ein, aber die haben Fans, und daher wollen wir diese Fans mit diesem Trick versöhnen“. Denn: LINDA HESSE war schon mehrfach bei den Festen zu Gast. Sie hatte sogar einen eigenen ihr gewidmeten Film, der im MDR gesendet wurde und ist in unseren Augen eine top-etablierte Sängerin. Eigentlich schade, dass sie nicht bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag ist, sie ist schon eine weit überdurchschnittlich gute Sängerin mit Charisma, tollen gehaltvollen Songs, die auch live spielen kann. Eigentlich perfekt für den Schlagerbooom – schade, sie bekommt diese Chance nicht.
LINDA HESSE und JULIAN DAVID – etablierte Stars bekommen Paten zur Seite gestellt…
Mit JULIAN DAVID war – überspitzt formuliert – ein weiterer ehemaliger Dauergast der Feste dabei, denn er stand oft zusammen mit voXXclub auf der „Feste“-Bühne. „Offiziell“ hat er es nicht bereut, ausgestiegen zu sein – aber wenn man ehrlich ist, spielen voXXclub in der Topliga der Schlagerinterpreten, während Julian sich wirklich abstrampeln muss. Dabei ist er wirklich ein Top-Interpret, ein guter Sänger und Performer und vor allem: Er ist menschlich unheimlich nett. Nach unserem Eindruck fast etwas sehr sensibel für die harte Branche… Jedenfalls ist es auch für ihn „bitter“; sich so einem Wettbewerb stellen zu müssen und quasi immer vorne zu sein und dann doch noch zu „verlieren“ – ohne dass nachvollziehbar wäre, wie es dazu kam…
Neben JULIAN REIM und seinem Vornamensvetter JULIAN DAVID und LINDA HESSE war dann auch noch MARINA MARX dabei – neben Julian Reim tatsächlich eine Newcomerin.
Ausgerechnt GIOVANNI ZARRELLAs Künstler macht das Rennen – ein Schelm, der böses dabei denkt…
An und für sich könnte man nun sagen – okay, immerhin gibt es eine Schlagersendung mehr, also sollen die doch diese Alibiveranstaltung für Stars, die der Kelly Family und Co weichen müssen, ruhig zeigen – nur: Werden die Schlagerfreunde hier nicht regelrecht „verarscht“? Denn: Neben dem Quatsch, Julian David und Linda Hesse einer Qualifikation zu unterziehen, werden weitere etablierte Topstars in die Sendung genommen, die durchaus auch „Booom“-würdig wären, nämlich UTE FREUDENBERG, SEMINO ROSSI, INKA BAUSE uuuuund – und jetzt wird’s spannend: GIOVANNI ZARRELLA.
Was daran spannend ist? Ganz einfach: Von den vier „Paten“ der zur Wahl stehenden Interpreten war genau EINER als Teilnehmer des Schlagerboooms bekannt: GIOVANNI ZARRELLA. Und der war gerade rein zuuuufällig (???) der Pate von – eben JULIAN REIM.
Auch diesmal keine Transparenz bei der Ermittlung des Gewinners
Kurios ist nun, dass die Ermittlung des Siegers der Show alles andere als transparent war. Zwischendurch wurde immer ein „führender“ Name eingeblendet („Julian David“) – wieso, wer welchen Punkt gegeben hat – man weiß es nicht. Und das von Silbereisen postulierte „psssst“ mit Zeigefinger vor dem Mund, weil es das Publikum oder die Jury nicht sehen durfte, ist natürlcih einfach nur lächerlich gewesen, weil die Show eine Aufzeichnung war. Sehr merkwürdig. Wollte man etwa sicher gehen, dass Booom-Teilnehmer ZARRELLA und Reim-Sohn JULIAN gewann?
Kein repräsentativ ermittelter Sieger
Wir verstehen nicht, warum man auch in diesem Jahr alles dafür tat, KEINE (halbwegs) repräsentative Lösung zu finden, sondern erneut auf willkürliche Sieger zu setzen, die dann vom Unterhaltungschef des MDR hoch offiziell (wie im Vorjahr wurde ein handgeschriebener gekrickelter Zettel präsentiert) stolz präsentiert wurde – und niemand weiß, wer wen warum wieso weshalb gewählt hat…
Dubiose Nachwuchsförderung auch bei „Willkommen bei Carmen Nebel“
Der Fairness halber sei erwähnt, dass auch andere Formate vorgaben, dem Nachwuchs eine Chance zu geben, obwohl auch dort längst etablierte Interpreten am Start waren. Man denke an den Nachwuchs-Block Anfang 2018 bei Carmen Nebel, bei dem mit Laura Wilde, Vincent Gross und Feuerherz genau so schon etablierte Interpreten waren wie eben bei Silbereisen.
Einschaltquote suggeriert Kritikern zum Trotz: „Alles richtig gemacht“
Wenn man sich die Einschaltquote ansieht, muss man aber sagen – leider trägt das Publikum dieses Gaga-Konzept offensichtlich mit. Auch in diesem Jahr kann man im MDR-Sendegebiet mit 517.000 Zuschauern und einem Marktanteil von 14,4 Prozent zufrieden sein. Dennoch kritisieren einige Fans, dass solche „Alibi-Sendungen“ wie die „Letzte-Chance-„Show gezeigt werden und etablierte Formate wie die des Schweizer Sängers Leonard („Hit auf Hit“), diesen Formaten weichen müssen.
Foto: Das Erste / Jürgens TV / Dominik Beckmann
2 Antworten
Hallo zusammen,
Wisst ihr warum es dieses Jahr wohl nur noch 4 statt 5 Feste Shows im Ersten gibt.
Wir „WISSEN“ es leider nicht. „Ausgefallen“ ist die Show, die sonst öfter mal im späten Frühjahr stattfand. Wir denken, es hängt erstens mit Florian Silbereisens Engagement als Traumschiff-Kapitän zusammen – und zweitens gibt es ja in diesem Jahr sehr viele Schalger-Shows mit Florian im MDR wie kürzlich die (unseres Erachtens „merkwürdige“ aber zugegeben erfolgreiche) „Schlager-Chance“-Show und in einer Woche die „25 Jahre“-Show. Auch die Schlager des Sommers und die Schlager des Jahres gab (bzw. gibt) es weiterhin. Eine weitere (kuriose) Jubiläums-Schlager-Show ist ja auch noch angekündigt. Unter dem Strich gab es also schon recht viele Schlager-Shows. Aber in der Tat „nur“ vier „Feste“-Shows, was wir auch bedauern, wobei wir uns auf die beiden bevorstehenden Sendungen sehr freuen…