Unser Redakteur Thomas Kaiser macht sich Gedanken zur aktuellen Schlagerszene:
Für den Musikpreis „ECHO“ ist nach wie vor kein würdiger Nachfolger gefunden worden. Da, wo die wichtigen Musik-Nationen wie USA und England seit Jahrzehnten etablierte Preise haben, herrscht bei uns Schweigen im Walde. Und auch wenn die Nichtberücksichtigung von ANDREAS GABALIER natürlich ein WITZ ist, gibt es immerhin noch den österreichischen Preis „Amadeus“. Auch die Schweizer diskreditieren den Schlager und überreichen der deutlich weniger erfolgreichen Stefanie Heinzmann statt BEATRICE EGLI den Swiss Music Award – aber – immerhin haben auch die Schweizer überhaupt noch einen Preis. Wobei: Wünschenswert wäre vielleicht ein Musikpreis für ausschließlich deutschsprachige Künstler. Dabei könnte man dann auch Kategorien ins Leben rufen, die auch dem Schlager bzw. Pop-Schlager (und von mir aus auch Partyschlager) genug Raum geben.
Ein Dauerbrenner ist auch das Thema Silbereisen/Jürgens-TV. Ich weiß – das Thema ist ein echter Dauerbrenner, aber es ist nach wie vor aktuell: Immer die gleichen Künstler werden dort präsentiert und gepusht, die noch nie etwas geleistet haben bzw. kommerziell (beispielsweise in Form von Chartsnotizen) erfolgreich waren – Paradebeispiel ist hier natürlich der Preis „Schlagerchampion“ für JULIAN REIM, ohne dass der jemals in den Charts gewesen wäre.
Anderen Künstlern, die schon einige, viele Jahre aktiv sind, schenkt man hingegen keine oder nur wenig Beachtung. Genannt seien hier CHRISTIAN LAIS, MAXIMILIAN ARLAND, JULIAN DAVID, LAURA WILDE und FRANK LUKAS.
Dass es auch anders geht, zeigt seit vielen Jahren STEFAN MROSS mit seiner Sendung „Immer wieder Sonntags“. Dort treten alle Künstler auf, die es bei Silbereisen nicht schaffen. Sozusagen Maite Kelly/Kerstin Ott gegen Kastelruther Spatzen/Geri der Klosterthaler. Warum ist das eigentlich so?
Außerdem könnte man die Frage stellen, ob es irgendwann möglich ist, die Schlagerszene mit neuen Klängen zu füllen. Ich meine hier eindeutig Orchesterklänge und Bigband-Sound. Besonders den Einsatz von anderen Instrumenten wie Klavier, Posaune, Trompete, Saxophon und auch Streichern würde ich hervorheben. Es gibt für mich nur zwei Künstler, die das zurzeit könnten und auch tun: Helene Fischer und Roland Kaiser. Das aktuelle Album „Symphonie meines Lebens“ von Howard Carpendale lasse ich mal außen vor. Das ist ein spezielles Projekt. Als Vorbild könnte es aber dienen.
Ich würde mir mal einen Song wünschen, bei dem es z. B. zwischen einer Gitarre und einem Saxophon zu einem Duell kommt. Durch den ständigen Einsatz von Keyboards und Computern beraubt sich die Schlagerszene ihrer Möglichkeiten. Die Abwechslung fehlt. Man sollte sich mal an Udo Jürgens orientieren. Genauer gesagt an dem Lied „Ich weiß was ich will“ von 1979/1980, ein tolles Stück Musik.
Dagegen klingt der Song „Sie hat es wieder getan“ von Thomas Anders und Florian Silbereisen absolut vorhersehbar. Die Klänge, die Rhythmik – alles ist bekannt und wirkt austauschbar.
Eine Antwort
Sehr guter Artikel und sowas von wahr.