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WERNER G. LENGENFELDER – Buchrezension: “Mein Leben als Pop-Papst”

Seit Jahrzehnten ist Werner G. Lengenfelder als Musikjournalist in allen Medien, insbesondere Foto und Radio, tätig. Nun erzählt er auf 312 Seiten von besonderen Begegnungen mit Musikern aller Genres. Und das Personenregister ist aufgrund seiner Vielfalt wahrlich beeindruckend: Heino, Udo Jürgens, Konstantin Wecker, Peter Maffay, Queen, Santana, James Last, Haindling, David Garrett, Helene Fischer, Bobby McFerrin, Katie Melua, Katja Ebstein, Ralph Siegel, Klaus Doldinger, Leslie Mandoki usw. werden hier besprochen.

Zu jedem Star erzählt der Autor kleine Anekdoten, ohne reißerisch Details auszuplaudern. Besonders interessant sind die manchmal eingestreuten Passagen von Interviews, die der Musikjournalist im Laufe der Jahre mit dem jeweiligen Künstler führte, und die großartigen Konzertfotos. Exemplarisch seien ein paar Starportraits zusammengefasst:

Werner Lengenfelder lernte Heino bei der Präsentation seines Rockalbums „Mit freundlichen Grüßen“ kennen, nachdem sein damaliger Manager Jan Mewes ihn um seine Meinung zu der CD gebeten hatte. Von der Begegnung der beiden nach der Präsentation erfährt man nur, dass der Journalist sich nicht sicher war, wie er den Sänger ansprechen sollte – „Heino“ oder doch „Herr Kramm“. Zur nächsten Begegnung kam es drei Jahre später in einem Hotel anlässlich der Veröffentlichung des Albums „Arschkarte“ – doch bis sich beide begrüßen konnten, wurde Heino zunächst von unzähligen Fans um ein Selfie gebeten, was er laut Lengenfelder sichtlich genießt. Nach dem gemeinsamen Essen schaute Heino alleine Fußball. Einige Zeit später besuchte er ein Restaurant in Hamburg, in dem Jan Mewes Stammgast war – als Mewes davon erfuhr, ließ er Legenfelder und seiner Begleitung zwei Gläser Champagner bringen.

Die Karriere von Helene Fischer verfolgte der Autor von Anfang an. So wurde er Zeuge, als Florian Silbereisen seine damalige Freundin nach einem Konzert in Gersthofen abholte. Dies wertet er als Beweis dafür, dass ihre Beziehung kein PR-Gag gewesen sei. Außerdem erzählt er, dass selbst in Läden, die sonst keine CDs anbieten, Helene Fischers letztes Studioalbum zum Kauf anboten und es überall sofort ausverkauft war.

Von Udo Jürgens ist zu lesen, dass bei einem Konzert 1987 in Augsburg plötzlich der Strom ausfiel und der Entertainer kurzerhand ohne Verstärkung und Licht alleine am Klavier für die gespannten Zuschauer sang. Aber auch sonst verbinden den Musikjournalisten viele persönliche Erlebnisse mit der Musiklegende: so konnte er in den 1970er Jahren beim Zeitungen-Austragen in Augsburg durch eine Fensterscheibe die in einem Pianohaus stattfindenden Proben für eine Tournee von Udo Jürgens beobachten, in der Schule ein Referat zum Lied „Lieb Vaterland“ halten  und als Praktikant Jürgens‘ langjährigem Pianisten und Wegbegleiter Heinz Allhoff zuarbeiten.

2008 besuchte Legenfelder in Leipzig erstmals ein Konzert von André Rieu, der damals mit einem Nachbau von Schloss Schönbrunn auf Tournee war. Die Fans dort waren verärgert, da die Kulisse nicht in die Halle passte. Das aus Sicht des Autoren „größenwahnsinnige“ Projekt rächte sich, Rieu war nach der Tournee hochverschuldet. Sechs Jahre später ließ der Musikjournalist sich dazu überreden, an einer Pressekonferenz anlässlich Rieus 65. Geburtstages teilzunehmen, in der er offen über die Verschuldung sprach und durch sein eigenes Ton- und Videostudio, in dem stets das ganze Orchester live die CDs einspielt, beeindruckte.

Leider wurden den einzelnen Stars jeweils nur wenige Seiten gewidmet, von denen die meisten mit Fotos gefüllt werden. Die Anekdoten sind meistens kurz gehalten und bleiben dementsprechend leider an der Oberfläche. Wirklich Substanzielles oder gar Neues über die Künstler erfährt man kaum. Außerdem wären mehr Informationen über den Autoren selbst wünschenswert gewesen. Man erfährt zwar seinen Weg in den Journalismus, wie er sich auf Interviews vorbereitet, dass er seine Beziehung zu den Künstlern meist als reines Arbeitsverhältnis ansieht – doch dies geschieht immer „nebenbei“ und bleibt eher oberflächlich. Lengenfelders Leidenschaft für seinen Beruf ist jedoch auf jeder Seite zu spüren.

Wer eine kleine Lektüre für zwischendurch über die größten Stars des Musikbusiness mit beeindruckenden Fotos sucht, wird von diesem Buch begeistert sein. Wer sich jedoch gerne etwas detailreicher über die erwähnten Stars und die Arbeit eines renommierten Musikjournalisten informieren möchte, wird enttäuscht sein.

Das Buch erscheint offiziell zwar erst am 14. Februar 2020, kann jedoch bereits jetzt zum Preis von 20 € unter: image@image.de bestellt werden.

Georg Fuchs

 

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