Stadlpost Sonderheft Hitparade

Schlagerprofis-Rezension: Stadlpost Spezial: 50 Jahre ZDF Hitparade

Bereits im Frühjahr letzten Jahres erschien eine Spezialausgabe der “Stadlpost” zum Thema „50 Jahre ZDF Hitparade“, für die smago!-Gründer und Chefredakteur Andy Tichler verantwortlich zeichnet. Anders als die ebenfalls im vergangenen Jahr erschienene Hitparaden-Chronik befasst sich die 82 Seiten umfassende Zeitschrift mit allen Moderatoren der Kultsendung und somit auch mit den damit einhergegangenen Änderungen und Besonderheiten der jeweiligen Perioden.

Der Zeitschrift wird ein Portrait des legendären Regisseurs Truck Branss vorangestellt, ohne den die ZDF Hitparade wohl nie entstanden wäre. Während eines Aufenthaltes in Amerika konzipierte er die Hitparade. Als Regisseur hielt er die Zügel fest in der Hand: Oft mussten sich die Schlagerstars auf sein Geheiß neu für die Sendungen einkleiden, da ihm die Garderobe der Interpreten nicht passte. Nach dem Rückzug des Showregisseurs gingen die Einschaltquoten zurück, nachdem Viktor Worms Dieter Thomas Hecks Nachfolger wurde, geriet die Hitparade in eine Krise. Die Einstellung der Sendung im Jahre 2000 ging Branss nahe.

Die Entstehungsgeschichte der ZDF Hitparade wird ausführlich besprochen, ebenso wie die ersten Erfolge der Show. Natürlich darf ein Portrait des Hitparaden-Moderators schlechthin nicht fehlen: Dieter Thomas Heck. Die drei am häufigsten auftretenden Interpreten der Show in der Heck-Ära, nämlich Chris Roberts, Michael Holm und Howard Carpendale, werden mit einer Kurzbiographie bedacht. So ist es auch bei den Nachfolgern Hecks, Viktor Worms und Uwe Hübner. So wird erläutert, wie sie zur Hitparade kamen und welche Künstler in der jeweiligen Ära am häufigsten dort auftraten. Da Bernhard Brink als Nachfolger Worms‘ gehandelt wurde, wird auch er portraitiert.  

Mit insgesamt 69 Auftritten in 31 Jahren ist Roland Kaiser der „Hitparaden-König“. Daher ist eine Kurzbiographie über ihn enthalten und der Leser erfährt, wie der Hit „Santa Maria“ entstand. Viel Hintergrundwissen bietet diese Zeitschrift: So erfährt man, wie die Sieger der Hitparade ermittelt wurden und es wird an die kuriose Anmoderation Hecks für Kraftwerk erinnert, die im Wortlaut abgedruckt ist. 50 Fakten wurden akribisch zusammengetragen, ebenso wird an die „Hitparaden-Omi“ Frieda Zöller erinnert, die fast jede Sendung im Studio mitverfolgte. Eigens für dieses Heft erinnert sich Graham Bonney an seinen ersten Auftritt in der ersten Ausgabe der Hitparade und äußert seinen Unmut darüber, nicht zu der Jubiläumsshow im April 2019 eingeladen gewesen zu sein.

Werner Schmitz, einem Hitparaden-Fan der ersten Sendung, war die einzige Privatperson, die die Show mit seiner Amateurkamera filmen durfte. Ihm ist es zu verdanken, dass einige der verschollenen Ausgaben rekonstruiert werden konnten. Große Stars wie Freddy Quinn, Peter Alexander, Mireille Mathieu und Heintje traten (so gut wie) nie in der Show auf. Warum und wie Dieter Thomas Heck darauf reagierte, ist im Stadlpost Spezial nachzulesen. Auch an die im April letzten Jahres ausgestrahlte Jubiläumsshow, bei der u. a. Heino, Howard Carpendale, Wencke Mhyre und Hecks Witwe Ragnhild auftraten, wird bildreich erinnert.

Alle Interpreten, die in der ersten Ausgabe der ZDF Hitparade am 18. Januar 1969 auftraten, werden kurz portraitiert. Ebenso Dieter Bohlen, der mit seinen ersten Formationen in den 1980er Jahren seine ersten Auftritte in der Kultsendung hatte. Auf jeder Seite dieses Heftes ist Liebe zum Detail zu spüren: So wurden berühmt-berüchtigte Sprüche Hecks genauso zusammengetragen wie die schönsten „Schnellsprecher-Pannen“. Auffällig viele skandinavische Künstlerinnen traten bei Heck auf. Diese werden auf einer Seite kurz portraitiert. Selbst die Micky-Maus-Hefte machten die Hitparade zum Thema. Auszüge daraus sind in diesem Heft enthalten, ebenso wie ein Artikel über Abi Ofarim aus dem Jahre 1971, der sich damals als Mentor aufstrebender Künstlertalente verdingte. Selbst einige große Hits, die nicht in der Hitparade vertreten waren oder sich nach der Neuvorstellung nicht platzierten, werden aufgelistet.

Auf zwei Seiten gibt es einen Streifzug in die Ära der Neuen Deutschen Welle, in der Künstler wie Hubert Kah, Frl. Menke und Geier Sturzflug Erfolge in der Kultshow feierten. Dass Heck sich in einigen Interviews über das nachlassende Niveau der Schlagertitel beklagte und manches Mal die Moderation der Sendung aufgeben wollte, ist wohl weniger bekannt. Dies wird ebenso wie Hecks strikte Ablehnung eines Sängers namens Thomas Hock, dem er persönlich aufgrund der Ähnlichkeit zum eigenen Namen die Teilnahme an der Hitparade versagte. Pannen werden ebenso thematisiert wie „Problemsongs“, die in der Show erfolgreich waren, obwohl sich Heck in Interviews häufig dagegen positionierte. Auch „Blödelbarden“ wie die Gebrüder Blattschuss, Mike Krüger und Dieter Hallervorden platzierten sich in der Hitparade. Also haben sie auch ihren Platz in diesem Heft. Abschließend erinnern sich Schlagerlegenden wie Michael Holm, Ireen Sheer, Peggy March und Lena Valaitis und Peter Orloff an ihre Auftritte in der Kultshow.

Das „Stadlpost Spezial – 50 Jahre ZDF Hitparade“ ist eine mit viel Liebe zum Detail gestaltete Erinnerung an die „Mutter aller Schlagershows“. Wem „Die Chronik der ZDF Hitparade. Die Ära Dieter Thomas Heck von 1969-1984“ zu teuer oder schlicht zu umfangreich ist, erhält hier einen ersten Überblick über „Spitzenreiter“, Kuriosa, die Macher und einen spannenden Einblick in die Branchenpraktiken der damaligen Zeit. Wer die Chronik bereits besitzt, findet hier einige Infos zu den Nachfolgemoderatoren und den Stars der jeweiligen Zeit.

Georg Fuchs

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