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ROLAND KAISER: Santa Maria – ein Hit für die Ewigkeit
Im Sommer 1980 gelang ROLAND KAISER dann der endgültige Durchbruch auf den Schlagerolymp. Wieder waren die italienischen Gebrüder DE ANGELIS der Schlüssel zum Erfolg. Unter ihrem Namen „OLIVER ONIONS“ veröffentlichten die einen Hit namens „Santa Maria“. Dazu machte zunächst TONY HOLIDAY eine deutsche Version namens „Einmal im Leben“. Damit war man offensichtlich nicht zufrieden, Holiday hatte kurz danach auch einen Erfolg mit seiner deutschen Version von „Sun Of Jamaica“ („Nie mehr allein sein“). Die Originalversion von TONY HOLIDAY kann man sich übrigens hier anhören:
Auf der gleichnamigen LP findet sich übrigens die von TONY HOLIDAY nicht mehr forcierte Version von „Santa Maria“. ROLAND KAISER hat sich zu der Nummer einen aus seiner Sicht guten Text mit historischem Bezug einfallen lassen: „Santa Maria, Königin und Stolz aller Meere, segelte für Spaniens Ehre bis an alle Grenzen dieser Erde“.
Seine Originalversion hatte er auch aufgenommen – und ist bei den Verantwortlichen der Plattenfirma damit gescheitert. Also setzte er sich hin und schrieb mit NORBERT HAMMERSCHMIDT – späteren Aussagen zufolge „mit einer Flasche Rotwein“ – einen neuen Text – einen, der eigentlich als Scherz gedacht war, weil er Klischees bediente. Einige Altherrenfantasien reihte er in seiner Lyrik aneinander – fertig war die „neue“ Santa Maria.
Diesen erfolgreichen Text hat Jahre später ANDRÉ PORT LE ROI in seinem Buch Schlager lügen nicht treffend wie folgt analysiert:
„Die Südeseefantasie Santa Maria bot dem Mann scheinbar alles, was die Moderne ihm genommen hatte: Frauen und Mädchen voller ‚Wildheit‘ und ohne ständige Forderungen nach Freiheit oder gar einem eigenen Leben. Zwischen weißem Sand und Südsee-Schönheiten, die auf die Defloration durch einen weißen Mann ‚vor Sehnsucht brannten‘, durften die Männer noch Männer sein. Dieses ‚unbekannte, fremde Land‘ der willigen Frauen war unterdessen genauer zu lokalisieren: Die Siebziger Jahre hatten den Sextourismus erfunden, der deutschen Männern in den Ländern Südostasiens durch Armutsprostitution willige Liebesdienerinnen offerierte.“
Wer hätte das gedacht, dass ROLANDs hemmungslose Ausbeutung williger Liebesdienerinnen derartige Erfolge bescheren könnte, dass das gleich mehrfach für Gesprächsstoff sorgte? Auf dem Höhenflug seines Erfolges sorgten die Single-Charts vom 22. September 1980 nämlich für Irritationen. Da standen nämlich auf Platz 1 und Platz 8 jeweils OLIVER ONIONS mit „Santa Maria“ – der 8. Platz hätte aber ROLAND gehört – später wandte sich das Blatt, und ROLAND KAISERs Version wurde zur Nummer 1.
Spannend ist auch, dass sich ROLANDs damalige Plattenfirma beim Saarländischen Rundfunk beschwert hatte, dass es keine Goldene Europa für ROLANDs Single gegeben hatte. Der Saarländische Rundfunk fand aber Argumente gegen den damals erhobenen Vorwurf der ungerechten Behandlung. Als „Trostpflaster“ gab es den Bronzenen Löwen von RTL. Außerdem gab es gleich zwei Mal die Nummer 1 in der ZDF Hitparade. Im Anschluss an die ZDF-Show vom 15.12.1980 wurde Rolands „Santa Maria“ dann auch noch vergoldet – für damals 500.000 verkaufte Einheiten der Single gab es eine Goldene Schallplatte, die damals im Beisein der Verantwortlichen in der „Casa Portuguesa“ in Berlin verliehen wurde.
Der Erfolg wurde insbesondere insofern groß gefeiert, als es deutschsprachige Produktionen damals überaus schwer hatten, erfolgreich zu sein. Sensationellerweise war „Santa Maria“ auch in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Belgien in Rolands Version ein großer Erfolg. Im April 1981 gab es dann auch noch die Goldene Stimmgabel aus den Händen von DIETER THOMAS HECK. Diesen Erfolg konnte er 1982, 1983 und 1987 wiederholen und hat somit vier Goldene Stimmgabeln in der Vitrine stehen.
Der große Erfolg dieses Songs kam auch in Parodien zum Ausdruck. DIETER HALLERVORDEN kam mit seinem „Punker Maria“ sogar in die Top-20 der Charts, und auch MIKE KRÜGERs „Sand da Maria“ fand Gefallen bei den Fans.
Auch privat lief es damals rund bei ROLAND KAISER – er heiratete „seine“ CHRISTINA. Rückblickend war ROLANDs „Ex“ in einem Interview nicht gerade freundlich zu ihm – sie gab zu Protokoll:
„Das Geld für die Ringe hat er sich von meiner Mutter geliehen… – Es dauerte nur ein paar Tage, da lag die andere in meinem Bett…“.
In diesem Interview hat sie übrigens „vergessen“ zu erwähnen, dass sie noch während der Ehe ein Kind zeugte – allerdings nicht mit ROLAND. In späteren Interviews bekannte ROLAND KAISER aber, in der Tat damals kein Kind von Traurigkeit gewesen zu sein und wohl zu jung in die Ehe gegangen zu sein. Es „passte“ wohl einfach noch nicht damals.
Tour 1980 mit CHRIS ROBERTS, TONY HOLIDAY und ELKE BEST
Mit seinem Nummer-1-Hit im Gepäck ging ROLAND KAISER Ende 1980 erneut auf große Tournee – diesmal durch Norddeutschland mit den Kollegen TONY HOLIDAY (, für den „Santa Maria“ ja eigentlich vorgesehen war), CHRIS ROBERTS und ELKE BEST. Passend zum Hit wurde eine „Konzept-LP“ veröffentlicht: „Santa Maria – Lieder zum Träumen“. Roter Faden der LP waren romantische Lieder, die allerdings allesamt zuvor bereits veröffentlicht waren.
Damals gab es Kritik an ROLAND KAISER und seinem Umfeld, dass er sich vielfach auf ausländische Coverversionen stürzte und deutsche Autoren keine Chance hätten. Das wollte man offensichtlich nicht auf sich sitzen lassen und ersann in Gemeinschaftsarbeit mit fünf Leuten ein deutsches Copyright, das tatsächlich gewaltig einschlug. GERD GRABOWSKI, der wie erwähnt kurz darauf als G. G. ANDERSON große Erfolge feiner würde, BERND DIETRICH, der später mit „Verdammt ich lieb Dich“ sensationell erfolgreich werden würde, SIEGFRIED MICHALSKY sowie die „Santa Maria“-Textdichter NORBERT HAMMERSCHMIDT und ROLAND KAISER selbst ersannen den erneut romantisch gehaltenen Song „Lieb mich ein letztes Mal“.
Erneut hatten Kaiser und HAMMERSCHMIDT ein spannendes Thema aufgetan – die bevorstehende Trennung eines Paares wird mit einer letzten Liebesnacht besiegelt – das war immerhin so „lebensnah“, dass es erneut für einen Top-3-Hit reichte. Am 13. Juli 1981 gab es dafür erneut den Spitzenreiterplatz in DIETER THOMAS HECKs ZDF-Hitparade.
„Dich zu lieben“ dritter Top-5-Hit in Folge
Nachdem die romantische Masche so gut ankam, war klar, wo die Reise mit ROLAND KAISER weitergehen sollte. Im Herbst 1981 erschien ein Album, das hochprozentig auch von ROLAND KAISER betextet wurde. Die Plattenfirma schrieb damals zum Album „Dich zu lieben“:
„Thematisch gehen die neuen Texte ein auf alles, was mit der Zweierbeziehung zu tun hat – Glück, Enttäuschung, Zweifel, Probleme, Frustrationen“.
Das funk- und fernsehbeworbene Album schaffte es bis an die Spitze der Albumcharts. Der Titelsong, „Dich zu lieben“, ein „Loblied auf die Zweisamkeit“, wurde als Single ausgekoppelt – und erneut ein Riesenerfolg, Rolands dritter Top-5-Hit in Folge – für einen Schlagerinterpreten gerade in damaliger Zeit ein gigantischer Erfolg – insbesondere für ein erneut deutsches Copyright: Komponist der Hammernummer von Roland war JOACHIM HEIDER, den Text schrieben erneut KAISER selbst mit seinem Kumpel NORBERT HAMMERSCHMIDT.
Am 7. Dezember 1981 marschierte der Kaiser erneut als Spitzenreiter aus dem Berliner ZDF-Studio – abermals hat er die Kultshow als Sieger verlassen – kein Wunder, auch dieser KAISER-Schlager war handwerklich sehr gut gemacht. Der Spannungsbogen zwischen der eher monoton gesungenen Strophe und der Explosion im Refrain war typisch für eine HEIDER-Komposition. Aber auch das Arrangement mit dem im Hintergrund schwebenden Frauenchor (, dessen Protagonistinnen mir leider unbekannt sind,) war sehr originell.
Erfolgsalbum mit teils weniger bekannten Perlen
Neben einigen Hits finden sich auf der „Dich zu lieben“-LP auch interessante Perlen– zum Beispiel der melancholische Schlager „Am Ende bleiben Tränen“, der später in der Version von KLAUS DENSOW ein kleiner Hit wurde oder der Countrysong „Worte, die ich leider nie gesagt“, der im Original von GUNTHER GABRIEL interpretiert wurde und in einer Juxversion auch von JÜRGEN VON DER LIPPE populär gemacht wurde. Der Titel „Weil ich glaube“ erzählt die Geschichte einer Frau, die ihren Mann vor trügerischem Höhenflug bewahrt – der Song war laut Plattenfirma übrigens ein Dankeschön an Rolands damalige Ehefrau CHRISTINA (- dauerhaft war allerdings der Titel „Am Ende bleiben Tränen“ diesbezüglich realistischer, am 11. April 1989 ließen sich die beiden scheiden).
März 1982: Erste Solotour
Im März 1982 wurde ein Traum ROLAND KAISERs wahr: Er absolvierte seine erste Konzertreise als Solostar und machte in 14 Städten Station – Premiere war am 18. März in Koblenz, Finale am 6. April in Dortmund. Gegen Ende der erfolgreichen Tour, am 5. April 1982, wurde ihm Gold und Platin für 500.000 verkaufte Einheiten seiner LP „Dich zu lieben“ im Berliner Restaurant „Joe Beaulais“ verliehen.
Viele Jahre später, im Dezember 2005, wurde an diese erste Goldverleihung für den Kaiser erinnert, indem die CD in Neuauflage im Rahmen der Reihe „Pures Gold“ veröffentlicht wurde mit dem Vermerk „verliehen für mehr als 250.000 CDs“ – okay, es waren mehr als 500.000 LPs – aber wer wird denn pingelig sein? Im November 2013 wurde die CD dann gleich noch mal veröffentlicht – diesmal im Rahmen des 2-CD-Sets „2 Original-Album-Klassiker“.- Ein Jahr nach der ersten deutschen Goldverleihung gab es übrigens für 30.000 verkaufte Einheiten auch Gold aus Österreich – überreicht im Wiener Lokal „Ambiente“.
Auch in Zeiten der Neuen Deutschen Welle erfolgreich
Am Sommer 1982 hatten viele Schlagerinterpreten zu knacken – die Neue Deutsche Welle überschwappte sämtliche Charts, auch die altehrwürdige ZDF-Hitparade wurde von ihr überrollt. Die etablierten Schlagersänger hatten es in dieser Zeit überaus schwer. Vermutlich ist dieses Zeit-Phänomen anno 1982 auch nicht ganz an ROLAND KAISER vorbeigegangen, der aber auf „hohem Niveau jammern“ konnte – seine von NORMAN ASCOT komponierte Nummer „Wohin gehst Du“ schaffte es „nur“ auf Platz 22 der Single-Hitliste trotz guter TV-Präsenz (z. B. ZDF-Show-Express vom 25. März 1982 und ZDF-Hitparade vom 3. Mai 1982).
Erneut beklagt der Kaiser weibliche Untreue – ähnlich wie es Kollege WOLFGANG PETRY in jenen Jahren gerne auch zu tun pflegte – die Damenwelt muss damals aus lauter Ludern bestanden haben…
Auch in NDW-Zeiten Superhit: „Manchmal möchte ich schon mit dir“
Der gerade zitierten NdW zum Trotz schaffte Roland im Sommer 1982 wieder einen Top-10-Hit – erneut hat ihm JOACHIM HEIDER eine Nummer auf den Leib geschrieben. In der ZDF-Hitparade reichte es Ende 1982 immerhin für einen 3. Platz. – Gemeinsam mit NORBERT HAMMERSCHMIDT ersann ROLAND KAISER einen Hit, dessen Kernaussage fast schon volkstümlich ist: „Manchmal möchte ich schon mit Dir – diesen unerlaubten Weg zu Ende gehen“.
Sensationell auch: „…im Spiegel Deiner sehnsuchtsvollen(!) Augen – seh ich den Abendhimmel untergeh’n..“ – großartig! Parallel zur Single wurde die LP „In Gedanken bei Dir“ veröffentlicht, auf der u. a. auf der Kaiser-Klassiker „Das Fenster zum Hof“ erstmals veröffentlicht wurde. Nur knapp schoss die LP Ende 1982 an den Top-10 vorbei (Platz 11).
Am 14. Oktober 1982 erfüllte sich ein weiterer Traum ROLAND KAISERs – er erhielt seine erste eigene TV-Show „Von Null auf Eins – ein Schlagerkönig und seine Erfolge“. Neben seinen musikalischen Qualitäten bewies ROLAND in der Show auch sein Talent, zu parodieren – beispielsweise hat er eindrucksvoll die Stimmen von FRANZ BECKENBAUER und EMIL STEINBERGER nachgeahmt.
Zur Weihnachtszeit wurde von Polystar, also einer anderen Firma als der, bei der Roland war, ein TV-beworbener Sampler mit Weihnachtsliedern vertrieben („Wundervolle Weihnacht“). Neben MARY ROOS und KAREL GOTT war auch der KAISER dabei und steuerte die Lieder „Es ist ein Ros entsprungen“ und „Happy X-Mas“ bei.
In Teil 4 geht es um Hits wie „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben“ und seine erfolgreiche Liebeslieder-Show