Roland Kaiser Schlager

ROLAND KAISER: Die Schlagerprofis-Biografie Teil 1

Geboren als RONALD KEILER

Am 10. Mai 1952 wurde RONALD KEILER in Berlin geboren. Seine Mutter war ein 17-jähriges Mädchen, das ihn in der Nachkriegszeit nicht großziehen konnte und ihn deshalb in einem Körbchen vor einem Kinderheim, dem Waisenhaus Paul-Gerhardt-Stift in Berlin, aussetzte. Roland wurde deshalb in die Obhut einer aus Berlin-Wedding stammenden Pflegemutter (ELLA OERTEL) gegeben – einer Raumpflegerin, die damals schon über 50 Jahre alt war und damit für eine Adoption zu alt. Rückblickend charakterisierte Roland seine Pflegemutter in einem Interview mit dem Stern wie folgt:

Eine tolle Frau. Sie hat als Putzfrau gearbeitet, ihre Geradlinigkeit war großartig. Sie hat mir vermittelt, was wirklich wichtig ist: zu wissen was Recht, was Unrecht ist. Sie hat mich gelehrt, aufrecht zu gehen. Und nie nach unten zu treten.“

Seine leiblichen Eltern hat er nie kennengelernt; seine leibliche Mutter verstarb, als er 15 Jahre alt war.

RONALD machte nach Abschluss der mittleren Reife eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann (im Supermarkt MEYER) und eine Zusatzausbildung als Automobilkaufmann und arbeitete – nach einem Intermezzo als Telegrammbote bei der Berliner Post – später in der Werbeabteilung eines großen Berliner Autohauses. Nebenberuflich war er als Sänger tätig.

Erste Single erschien Ende 1974

1974 lernte ROLAND beim Billardspiel GERD KÄMPFE kennen, den damaligen  Manager von BERNHARD BRINK und RANDOLPH ROSE. Ihm erzählte er, dass er auch singen könne (er meinte, das was die Kollegen können, könne er auch) und fragte ihn, ob nicht ein Probesingen möglich sei. KÄMPFE vermittelte den Kontakt zur Berliner Plattenfirma Hansa – und tatsächlich wurde die erste Single produziert: „Was ist wohl aus ihr geworden?“, eine Art Country-Schnulze aus der Feder von HEINO PETRIK und FRED JAY. Immerhin 2.500 Exemplare gingen von der im Dezember 1974 erschienenen Debutsingle über die Ladentheke.

Schon damals lag ROLAND KAISER das erotische Thema gut. In seinem ersten veröffentlichten Song sinniert er darüber, was quasi aus einer früheren „Bettbekanntschaft“ geworden ist – man muss bedenken, dass es 1975 noch kein Facebook bzw. Internet gab… Spannend: Bereits im Frühjahr 1975 berichtete die BRAVO über die Neu-VÖ:

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Erster TV-Auftritt in der Disco

Mit der zweiten Single probierte man sich an einem Coversong. Aus dem damaligen Hit von FREDDY FENDER „Before the Next Teardrop Falls“ machte RENÉ MARCARD, die Frau von KAISERs damaligen Produzenten THOMAS MAISEL (bürgerlich hieß sie RENATE MEISEL) „Bevor die nächste Träne fällt“. Mit diesem Schlager hatte Roland seinen ersten großen TV-Auftritt: Er präsentierte den Song am 13. September 1975 in ILJA RICHTERs ZDF-Show „Disco“. Die B-Seite der Single, „Halt das Glück mit beiden Händen“, war eine lange gesuchte Rarität, ist auf dem Sampler “Alles Kaiser” aber inzwischen erschienen.

Erster Auftritt in der ZDF-Hitparade

Auch die nächste Single ist eine deutsche Adaption eines internationalen Hits. Diesmal hat man sich des Klassikers „Amazing Grace“ bedient. Im Frühjahr 1976 hatte LENA VALAITIS damit einen großen Hit mit ihrer A-Capella-Version des Liedes („Ein schöner Tag“). ROLAND KAISER hat aus dem Titel eine Midtempo-Nummer im Reggae-Rhythmus gemacht, den Text verfassten HEINO PETRIK und RENÉ MARCARD: „Eine Nacht, die ich nie mehr vergessen kann“.

Am 13. März 1976 war dann ein historischer Moment: ROLAND durfte die Nummer in der ZDF-Hitparade vorstellen – im Gegensatz übrigens zu LENA VALAITIS, deren „Ein schöner Tag“ nie in HECKs Kultshow zu hören war. Es sollte nicht Rolands letztes Gastspiel in der Berliner ZDF-Sendung werden – im Laufe der Jahre stieg er zum Hitparaden-König auf: Kein anderer Sänger war öfter in der Show eingeladen als er.

Der Berliner NORMAN ASCOT (bürgerlich WOLFGANG PLIVERITZ) schrieb mit dem damals sehr populären Textdichter HANS-URLICH WEIGEL den Schlager „Jane, oh Jane“, der allerdings noch nicht zum Durchbruch führte. Im Laufe seiner Karriere brachte Roland übrigens zwei weitere Lieder über „Jane“ heraus – der Name hat es ihm offensichtlich angetan („Jane“ (1992) aus der CD „Verrückt nach Dir“, erschien sogar als Single und  „Jane“ aus der CD „Auf dem Weg zu Dir“ (1987)).

Diese Namensähnlichkeit führt bisweilen zur Verwirrung – die rare „Jane, oh Jane“-Aufnahme ist beispielsweise auf dem 2009er CD-Sampler „Hits und Raritäten“ (entgegen der Angabe im Booklet) nicht zu finden, sondern die 1987er „Jane“-Aufnahme. Da der ganz große Erfolg auf sich warten ließ, gab Roland damals im Branchenblatt „Musikmarkt“ zu Protokoll:

Ich behalte meinen Job als Werbeleiter eines Autohauses in Berlin so lange, bis ich wirklich weiß, dass die Musik mich als schönste Sache der Welt auch ernähren kann.

Durchbruch mit “Frei – das heißt allein”

Da auch „Jane“ Roland nicht wirklich zum endgültigen Durchbruch verhelfen konnte, probierte man es wieder mit einer Coverversion. Die Gebrüder GUIDO und MAURIZIO DE ANGELIS, die später unter dem Namen OLIVER ONIONS eine gute Karriere machten, brachten 1974 unter dem Namen „M & G ORCHESTRA“ eine Instrumental-Single namens „Verde“ auf den Markt, die Eingangsmelodie einer italienischen TV-Dokumentation namens „Quaranta giorni die liberta“. Die Melodie gefiel dem Gitarrenspieler HANS LINGENFELDER so gut, dass er sie unter dem Namen RICKY KING 1976 neu aufnahm – heraus kam ein großer Hit.

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Der Textdichter FRANK THORSTEN schrieb einen deutschen Text auf die Nummer: „Frei, das heißt allein“ – damit hatte ROLAND KAISER seinen Durchbruch. Die Single verkaufte sich ca. 200.000 Mal, erneut war er damit am 25. September 1976 in der ZDF-Hitparade vertreten und erreichte erstmals die Charts (Top-15). Kurz darauf wurde auch die erste gleichnamige Langspielplatte gleichen Namens veröffentlicht. Besonderes Schmankerl auf der Debut-LP Rolands („Verde – Frei, das heißt allein“) ist seine Version des MARIANNE-ROSENBERG-Krachers „Karneval“, die in der zweiten Auflage der LP allerdings nicht mehr enthalten war – ebenfalls wurde übrigens Rolands Version des JIM-REEVES-Hits „Adios Amigo“ der zweiten Auflage geopfert.

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Stattdessen fand sich in der Neuauflage der LP die Nachfolge-Single für ROLAND, die der 1997 verstorbene Komponist ULI ROEVER mit dem renommierten Textdichter FRED JAY schieb: „Zieh mit dem Wind“. Trotz Auftritts am 14. Mai 1977 in der ZDF-Hitparade wurde die Ballade kein kommerzieller Erfolg.

Nächster Karriereschritt mit “Sieben Fässer Wein”

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Mit der nächsten Single gab es bei ROLAND KAISER einen kleinen Stilwechsel – die nächste Nummer sollte ein für die 1970er Jahre typischer Mitklatsch-Schlager werden, der für Roland aber eher untypisch war. Bereits im Jahr 1960 entdeckte der Jazzmusiker MR. ACKER BILK für sich ein kubanisches Folklorelied namens „Ba Moin En Ti Bu“. Aus diesem Lied zitierte er in seinem Hit „Fancy Pants“ („ausgefallene Unterhosen“). Einige Jahre später verpasste RICHARD ANTHONY der Melodie einen französischen Text („Tibo“) und hatte damit einen kleinen Hit.

Schon damals, 1972, gab es dazu eine deutsche Version von SIGI HOPPE, nämlich „Singe mit, hallo!“. Vier Jahre später wurde das Lied erneut auf den Markt gebracht – diesmal wieder im kubanischen Stil mit dem Originaltext von der Formation LA COMPAGNIE CREOLE. Auf deren Single ist zu sehen, dass man sich auf eine volkstümliche Melodie beruft.

Im Juli 1977 produzierte THOMAS MEISEL dann ROLANDs deutsche Version dieser Nummer mit dem Text seiner Frau RENÉ MARCARD: „Sieben Fässer Wein“. Ursprünglich war der Titel für REX GILDO vorgesehen – dar hatte aber aus Image-Gründen(!) abgelehnt. – Kurioserweise ist NORMAN ASCOT als Komponist des Liedes auf der Single vermerkt, obwohl es sich klar um ein Traditional handelt.

Am 29. Oktober 1977 stellte ROLAND diesen ersten Top-10-Hit in der ZDF-Hitparade vor und war 1978 drei weitere Male zu Gast in DIETER-THOMAS-HECK-Show mit der Nummer – zu seinem Leidwesen. ROLAND ist heute der Meinung, dass dieser Schlager nicht zu ihm bzw. seinem sonstigen Werk passe… – inzwischen hat er ihn aber bekanntlich wieder “im Programm” im Rahmen der Tour “50 Jahre – 50 Hits”.

Zweites Album mit großem Poster

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Mit seinem zweiten Top-Hit im Gepäck erschien dann auch die zweite Langspielplatte ROLAND KAISERs: „Nicht eine Stunde tut mir leid“. Die Plattenfirma stellte damals fest:

Des Kaisers Stimme – Roland ist ungemein vielseitig. Als Autor, als Sänger… hören Sie sein neues Album“.

Auch für die Frauenwelt war etwas dabei – der LP lag ein „Riesenposter“ bei. Spannend ist übrigens, dass der spätere Kaiser-Co-Autor NORBERT HAMMERSCHMIDT die  Zeile für ein Lied verwendet hat, das er mit FREDDY QUINN schrieb, der sein 1985er Album ebenfalls so nannte.

Trotz der Zugpferdnummer sind auf ROLANDs zweitem Album in erster Linie Balladen zu hören, wobei die Auswahl der Songautoren imposant ist – u. a. schrieb niemand geringerer als HOWARD CARPENDALE ihm (gemeinsam mit JOACHIM HORN-BERNGES) den Titel „Ich bin keine Nummer mehr“. BERND RUSINSKI, später selber recht erfolgreicher Schlagersänger, war Co-Autor des Songs „Kommt jetzt die Jahreszeit (der großen Einsamkeit)?“.

Mit „Was hat er, das ich nicht hab“ und „Ich vermisse die hungrigen Jahre“ trat KAISER auch erstmals selber als Textdichter in Erscheinung. Interessant ist auch der Name des Tonmeisters, der auf der LP vermerkt ist: PETER WAGNER, der später ROLANDs langjähriger Produzent werden würde (bis zuletzt war WAGNER auch UDO JÜRGENS’ Produzent). Im März 2006 wurde die LP sogar im Rahmen der Aktion „Schlagerfrühling“ von der Ariola als CD neu aufgelegt.

Teil 2 startet mit ROLANDs großem Erfolg “Amore Mio”.

 

 

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 054

In dieser Folge blicken wir zurück auf den SCHLAGERBOOOM 2024.

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