Maffay Hier und Jetzt

PETER MAFFAY: Schlagerprofis Buchrezension „Hier und Jetzt. Mein Bild von einer besseren Zukunft“

Am 31. Januar erschien im Lübbe Verlag Peter Maffays Buch „Hier und Jetzt. Mein Bild von einer besseren Zukunft“, das zusammen mit seiner Presseagentin Gaby Allendorf entstand. Auf 251 Seiten beschreibt einer der größten deutschen Rockmusiker seine Vision von nachhaltigem Leben. Doch letztendlich ist dieses Sachbuch, das seine musikalische Karriere fast gänzlich außer Acht lässt – vor allem eine Werbung für sein Gut Dietlhofen und Selbstlob für sein großes soziales Engagement.

Als Peter Maffay 1963 aus dem rumänischen Kronstadt nach München floh, hätte er sich wohl nicht vorstellen können, welch große Karriere er in Deutschland machen würde. Nach den ersten Schallplattenerfolgen zog er mit seiner damaligen Lebensgefährtin nach Tutzing. In den 1990er Jahren schuf er sich ein zusätzliches Refugium in Kanada, auch um dem Rüstungswettlauf zwischen Warschauer Pakt und NATO zu entkommen. Doch irgendwann wurden die Zeitverschiebung und die Entfernung von Freunden und Publikum zum Problem, sodass er 1995 eine Finca auf Mallorca erwarb. Schon dort waren ihm ökologische Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung wichtig. Mallorca ist für Maffay ein „Kraft-Ort“ zum Auftanken, mit dessen Lebensgefühl er sich identifiziert. Nachdem ihn Ende der 1990er Jahre Musikerkollegen dazu ermutigten, sich öffentlichkeitswirksam sozial zu engagieren, gründete der Rockstar den Verein Horizon e.V., der diverse Hilfsprojekte unterstützt. Der Leiter eines Heimes für traumatisierte Kinder, Dr. Jürgen Haerlin, animierte Maffay dazu, Ferienhäuser für traumatisierte Kinder zu bauen. Dies war der Grundstein für die Peter Maffay Stiftung.

2015 wurde der Stiftung das Gut Dietlhofen zum Kauf angeboten. Maffay war sofort begeistert von dem Gut. Hier werden Obst, Gemüse und Getreide angebaut, Tiere artgerecht gehalten und sowohl die Familie des Rockstars als auch körperlich und geistig behinderte oder traumatisierte Kinder, die von der Peter-Maffay-Stiftung betreut werden, finden hier Ruhe und Einkehr. Auf die Nachzeichnung des Weges bis zum Kauf des Gutes folgt ein Rundgang durch das Gelände. Zunächst wird der Erholungswert des Dietlhofer Baches herausgestellt. Auf dem Hof leben 240 Hühner, die aufgrund der artgerechten Haltung vier bis fünf Eier pro Woche legen. Auch die knapp 50 auf dem Hof lebenden Bisons werden als Nutztiere gehalten und dort geschlachtet. Wie Maffay schreibt, soll das Gut durch den Verkauf von Fleisch und Fellen refinanziert werden. Außerdem haben einige Pferde ihren Platz auf Gut Dietlhofen, die besonders bei den Kindern sehr beliebt sind. Zudem gibt es einen Streichelzoo mit Eseln, Ziegen, Kaninchen und Alpakas. Durch den Umgang mit Tieren sollen die Kinder lernen, Verantwortungsbewusstsein und Empathie zu entwickeln. Traumatisierte Kinder fühlen sich von den Tieren, die sie nicht nach ihrer Herkunft beurteilen, angenommen und wertgeschätzt.

Das Kapitel über gesunde Ernährung führt zum Hofladen, in dem es hofeigene Produkte zu kaufen gibt und der einen Ort der Begegnung darstellt. Auch eine Kirche gibt es auf dem Gut, die zwar die Möglichkeit zum Heiraten bietet, jedoch an keine Konfession gebunden ist. In einem eigenen Kapitel erläutert der Autor, warum er eher auf Renovieren anstatt aufs Bauen um jeden Preis setzt. Auch der Begegnungsscheune, in der kulturelle Veranstaltungen stattfinden können, wird mit einem eigenen Kapitel bedacht. Im Kapitel über das Gästehaus wird von zwei Flüchtlingsfamilien berichtet, die dort einige Zeit lebten. Dieses Kapitel ist als einziges nicht auf dem von Maffay selbst eingelesenen Hörbuch zu finden. Außerdem gibt es auf dem Gut noch eine Hütte, die den Gästen verborgen bleibt, damit der Sänger dort Einkehr finden und über seine Projekte nachdenken kann. In die Hofführung mischen sich kluge Gedanken zu Bildung, Ökologie, der sogenannten Flüchtlingskrise und Nachhaltigkeit.

So wichtig das Konzept von Gut Dietlhofen auch ist: das Buch wirkt weitestgehend wie eine Werbung für das Gut, das von seinen Besuchern lebt. Maffays soziales Engagement ist beeindruckend und zurecht vielfach ausgezeichnet. Doch wenn er beispielsweise beschreibt, was die Tiere auf dem Gut bei den traumatisierten Kindern bewirken, drückt er häufig zu stark auf die Tränendrüse. Dies kann nicht der richtige und vor allem würdige Rahmen sein, um auf seine Arbeit aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. Störend ist außerdem, dass der Autor häufig von „wir“ anstatt von „ich“ spricht. Damit möchte er zwar, wie er schreibt, die Arbeit seiner Mitarbeiter in den Vordergrund rücken, doch diese Ausdrucksform ist seit Jahren aus seinen Interviews bekannt und wirkt eher überheblich. Es wäre sinnvoller gewesen, seine kluge Vision von einer besseren Zukunft näher auszuführen und dafür den Anteil an Selbstbeweihräucherung deutlich zu verringern. Maffay hat es nicht nötig, sich derart zu präsentieren.

Georg Fuchs

“Hier und jetzt” ist im Lübbe-Verlag als gebundenes Buch und Hörbuch erschienen

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