Seit 1994 wird das internationale Pop- und Rockmusikmagazin “ROLLING STONE” auch in einer deutschen Ausgabe vertrieben. Pünktlich zum 25-jährigen Bestehen lobt das im Axel-Springer-Verlag erscheinende Magazin einen neuen Musikpreis aus, der von Fachleuten als so etwas wie ein Nachfolge-Preis des Echos beurteilt wird, entsprechend wird auch manche Schlagzeile formuliert. Interessant: Schon 1996 erhielt die “Rolling Stone”-Redaktion einen eigenen Echo.
Der Axel-Springer-Verlag springt in die Lücke, die der BVMI nun schon lange offen lässt…
Spannend: Der von der BVMI (Bundesverband der Musikindustrie) ausgelobte ECHO wird allem Anschein nach nun von einem “privaten” Preis nachgefolgt. Der Axel-Springer-Verlag nutzt damit die Behäbigkeit des BVMI aus, der noch immer keinen Echo-Nachfolgepreis gefunden hat. Wobei das ganze “Malheur” gar nicht notwendig gewesen wäre, wenn man einfach bestimmte Ehren-Kodexe beachtet hätte – beispielsweise, dass rassistische oder sexistische Acts auch dann nicht preiswürdig sind, auch wenn sie kommerziell erfolgreich sind.
Der IMA geht da von vorneherein anders vor, indem man die “gesellschaftliche Bedeutung von Popkultur in den Vordergrund” stellt. Folglich betont “Rolling-Stone”-Chefredakteur Sebastian Zabel auch, dass der kommerzielle Erfolg “Nicht allein” zähle, sondern vor allem(!) die künstlerische Relevanz. (Realistisch muss man aus der Erfahrung heraus sagen, dass das Establishment auch heute noch schon aus Imagegründen selbst Weltklasse-Performances wie die von Helene Fischer nicht als “künstlerisch relevant” einstufen wird – aber lassen wir uns überraschen…). Immerhin: Uns wurde zugetragen, dass der Preis ein “international ausgerichteter Preis” sei, bei dem – Achtung – “weder Genre noch Alter eine Rolle spielen“. Lassen wir uns überraschen, ob diese Versprechen gehalten werden – es wäre toll!
Schlager wohl eher Außenseiter angesichts der Rubriken
Wer ausgezeichnet wird? Auch hier haben wir eine Antwort bekommen: “Es werden Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet, die mit ihrer Musik für Innovationen und Wagemut, Haltung und Engagement stehen, aber auch den Sound, die Technik und die Perspektiven von Morgen prägen.”
Schlagerfans können sich angesichts des ausrichtenden Musikmagazins vermutlich nur sehr bedingt bis gar nicht freuen, weil der Preis schon vom Namen her nicht auf den Schlager ausgelegt ist – der “International Music Award” zielt wohl eher nicht auf die Amigos ab. Dass die “Eins der Besten” gerne auch Leute auszeichnet, die nun wirklich gar nichts mit Schlagern zu tun haben wie die Kelly Family – das wird wohl umgekehrt beim “IMA” nicht zu erwarten sein.
Traditionelle Kategorien wie “Album des Jahres” scheiden (aus unserer Sicht: LEIDER) aus. Stattdessen hat man sich für folgende Rubriken entschieden – passend zum Namen wurden für diese Kategorien bzw. Rubriken englischsprachige Bezeichnungen gewählt:
Commitment – hier geht es um Haltung, Mut und Meinung bzw. um soziales Engeagement.
Style – den Gesamteindruck, den Designer und Stylisten “ihrem” Star aufdrücken, gilt es hier auszuzeichnen.
Future – Zukunftsweisende und innovative Soundideen werden hier prämiert.
Sound – Hier geht es um Musik, die als “der große Wurf” gilt – das kann ein Song, ein Album oder auch eine Playlist sein.
Hero – Diese Kategorie wurde früher “Lebenswerk” genannt 🙂
Visuals – Weil das “Auge mithört”, geht es in dieser Rubrik um Video, Bühnenshow, Coverkunst oder Effekte.
Beginner – Diese Kategorie nannte man früher “Newcomer” 🙂
Performance – Bei Publikumspreis werden die besten Liveacts des Jahres zur Wahl gestellt. (Ob dabei auch Namen wie Roland Kaiser auftauchen? Wir sind gespannt….)
Unter anderem finden sich folgende Namen in der Jury des IMA – es wurden Musiker, Künstler und Experten wie Charli XCX, Liam Gallagher, Joy Denalane, Cro, Rufus Wainwright und Adam Green in die Jury aufgenommen. Auch Benjamin von Stuckrad-Barre wird in dem Panel mitwirken.
TV: PRO7 / SAT1?
Der INTERNATIONAL MUSIC AWARD präsentiert vom ROLLING STONE wird am 22. November 2019 in der Berliner Verti-Halle verliehen. Da die ProSiebenSat1-Tochter Reseven-Entertainment Produzentin der Show ist, ist anzunehmen, dass die Veranstaltung auf SAT1 oder PRO7 gesendet wird, wobei man diesmal dem Vernehmen nach auf eine (Live!-)Musikshow setzt ohne große Längen – wir gehen davon aus, dass ausschweifende Reden bzw. viele Laudatoren wohl eher nicht zu erwarten sind.
Weitere Infos zu diesem neuen Musikpreis finden sich HIER.