Auch die vergangene Woche bot wieder einige interessante Schlagerthemen, über die es sich zu reden lohnt:
Konzertabsage und Black-Friday-Rabatte: Werden so Ticketkäufer von Konzertkarten vergrault?
Keine Frage – in den letzten Jahrzehnten hat sich die Musikbranche radikal verändert. Physische Tonträger werden immer weniger verkauft (, wobei die Entwicklung im Schlagersegment noch nicht so eklatant ist wie bei anderen Genres,) – andrerseits füllen einige Schlagerinterpreten ganze Stadien oder Arenen – oder zumindest Stadthallen, Clubs und dergleichen.
Ein wichtiger Aspekt für den Kauf einer Konzertkarte ist sicher das Vertrauen darin, dass das Konzert auch wirklich stattfindet und der Preis fair ist. Natürlich ist es immer schwer, die Resonanz der zu erwartenden Besucher abzusehen. Da kann es schon einmal passieren, dass man sich verkalkuliert. An dieser Stelle muss man STEFAN MROSS und seinen Veranstalter loben: Hier wurde ehrlich kommuniziert, dass offensichtlich die KöPi-Arena eine zu große Hausnummer war – vielleicht auch angesichts diverser Alternativen im Ruhrgebiet. Ein dickes Lob an dieser Stelle auch an SOTIRIA: Die spielte in nur kleinen Clubs und hat dennoch tolle Fotos gepostet, auch wenn das Publikum wirklich überschaubar war. Die Sängerin hat die Tour dennoch fair absolviert und teils süffisante Kommentare charmant beantwortet – klasse, so etwas baut Vertrauen auf.
Auf der anderen Seite kann man nur mit dem Kopf schütteln, wenn man sieht, wie andere Künstler ihre Konzerte absagen. VANESSA MAI hat hier mit ihrer fast schon legendär zu nennenden „kreativen Phase“ sicher den Vogel abgeschossen. DIETER BOHLENs Konzertabsage wurde medial nicht ganz so hoch gehangen, obwohl auch bei ihm natürlich ein Witz ist, dass er einersets großen Stress hat, andrerseits die gut gebuchten Konzerte u. a. in Oberhausen sehr wohl spielen kann. Unserer Meinung nach wirklich ärgerlich ist, wenn gerade mal fünf Konzerte aus angeblich familiären Gründen verschoben werden, wie das SASHA getan hat. Meine Meinung: Auch wenn es viele „schmerzfreie“ Fans gibt, wird so etwas oft auch übelgenommen – das Beispiel Vanessa Mai zeigt, dass so ein Schuss gewaltig nach hinten losgehen kann, auch wenn wir das natürlich niemandem wünschen.
Ein weiteres Kuriosum ist die immer mehr um sich greifende Rabattierung von Tickets, wenn es vielleicht nicht wie gewünscht läfut, wie es aktuell bei ANDREA BERG passiert: Der Anbieter Eventim bietet aktuell laut Werbung bis zu 50 Prozent Rabatt auf die Eintrittskarten. Da fragt man sich: Fühlen sich die Fans nicht verarscht, wenn sie treu und brav zu Vorverkaufstart den teuren Preis bezahlt haben? Ist diese Aktion vielleicht ein verzweifelter Versuch, die teilweise bei weitem nicht ausverkauften Hallen zu befüllen? War der Wechsel von Semmel zu Leutgeb vielleicht doch nicht so klug? – Auch hier wird meiner Meinung nach Vertrauen verspielt, was angesichts eines inzwischen riesigen Marktes sehr problematisch sein könnte. Motto: Dann kaufe ich die Tickets eben erst an der Abendkasse. Da weiß ich, dass das Konzert stattfindet und ich nicht mit komischen Rabatten verarscht werde – oder ich warte darauf, dass mein Ticket plötzlich nur noch halb so viel kostet…
Unterschiedliche Interpretationen der Quote der „Schlager des Jahres“
Nachdem wir hier und da Lobeshymnen zur Einschaltquote der „Schlager des Jahres“ gelesen haben, haben wir kurzerhand einfach mal die nackten Zahlen untersucht, die wir HIER veröffentlicht haben. Zu unserer Verwunderung haben wir bei einem anderen Schlagerportal fünf Tage nach der Show(!), aber nur wenige Stunden nach UNSERER Analyse(!) plötzlich weitere Kommentare gefunden, wie gut doch die Quote gewesen sei. Freut uns, wenn unsere Berichterstattung anscheinend für Reaktionen sorgt. Und dennoch bleiben wir dabei, dass ein Bernhard Brink Quoten auf dem gleichen Niveau holen konnte, was nicht gegen einen der Moderatoren Brink oder Silbereisen, sondern genau genommen ja ein Lob für beide ist. Wenn man aber ca. 600.000 Zuschauer im MDR-Sendegebiet für einen großen Erfolg „verkauft“, gehört zur Wahrheit auch ein Vergleich mit den anderen MDR-Quoten des Abends – lassen wir die Zahlen einfach mal unkommentiert für sich sprechen:
(Quelle: MDR)
Ist „das große Nuscheln“ im Schlager- und Popsegment ausgebrochen?
Matze Knoop – was hast Du bloß getan?! – Denn als „Richie“ mit dem Song „Supa Richie“ hat er die „Eyyyyyy, lachisch oda was?“-Ära eingeleutet … Okay, auch Lindenberg und Grönemeyer bedienen sich oft des Nuschel-Stils. Inzwischen wird es als „moderne Stimme“ kommuniziert, wenn man wie Oerding / Forster oder Bourani klingt und Silben verschluckt. Besonders ‚moderne‘ Patienten schaffen noch die hypermoderne „Isch Disch Misch“-Färbung. Lombardi ist z.B. ein Meister des Ischdischmisch-Genres …
Leider gibt es einen weiteren Vertreter dieser Liste. GIL OFARIM versucht offensichtlich auch, auf dieser Welle mitzuschwimmen – oder er hat ein Aussprache-Problem. Sämtliche T-Laute singt er wie „tz“, und „tz“-Laute hingegen mit weichem „s“…. . Dann werden Textzeilen im Wortlaut wie folgt verstümmelt: „Ein Zeil von mir hört niemal sauf schu leben wer wiewan“ (Mundlaut geschrieben)….. Ist das jetzt modern?
Bei einer Veranstaltung am vergangenen Donnerstag, über die wir noch berichten werden, referierte der „Sprachpapst“ BASTIAN SICK über Interpreten, die die deutsche Sprache besonders gut aussprechen – das sind erstaunlicherweise ein Österreicher und eine Französin: UDO JÜRGENS und MIREILLE MATHIEU seien demzufloge als leuchtende Positivbeispiele zu nennen, dass es auch anders geht.
Heute Abend: Das Adventsfest der 100.000 Lichter
Es gibt aber auch wirklich lieb gewonnene schöne Traditionen wie das Adventsfest der 100.000 Lichter. Wir freuen uns darauf – denn genau dieses Fest kommt der ursprünglichen Idee der „Feste“-Reihe noch am meisten entgegen – ohne wilde Pyrotechnik, ohne artistische Tanzeinlagen, dafür mit voller Konzentration auf die Musik und traditionelle Lagerfeuer-Unterhaltung. Dass auch diesmal wieder die dabei sind, die gefühlt „immer“ dabei sind, damit muss man wohl leben – immerhin sind auch einige Gäste dabei, die nicht zum Standard gehören. Ob das von den Kollegen von Schlagerfieber orakelte Duett Robbie Williams‘ mit Helene Fischer dort auch zu erleben sein wird? Lassen wir uns überraschen. Immerhin war der Artikel gut genug, dass er hier und da „abgeschrieben“ bzw. umformuliert wurde….