Hinweis: Die Überschrift bezieht sich nicht auf die Einschaltquote. Vermutlich haben die Verantwortlichen sich hier etwas mehr von versprochen. 2,88 Mio. Zuschauer sind zwar ein ordentlicher Wert. Außerdem sind wir mal gespannt, ob in sozialen Netzwerken der Artikel kommentiert wird unter reiner Bezugnahme auf die Schlagzeile. – Mit dieser TV-Kritik stellt sich unser Thomas Kaiser vor, der künftig hin und wieder für uns schreiben wird. Willkommen im Team, lieber Thomas – wir freuen uns auf weitere Artikel von dir!
Am Samstagabend war es endlich so weit: Das ZDF präsentierte das im letzten Jahr mitgeschnittene Stadionkonzert aus Hamburg. Man muss Helene Fischer und Ihrem Team großen Respekt zollen.
Für mich war es das beste Konzert seit langer Zeit. Auch deshalb, da ich dieses Konzert in seiner Gesamtheit für wesentlich gelungener halte als die Veröffentlichung des Live-Mitschnitts des Konzerts der Arena-Tournee aus Oberhausen. Obwohl das Stadion wesentlich größer ist als die König-Pilsener-Arena in Oberhausen, wirkt beim Stadionkonzert die Nähe zum Publikum stärker und unmittelbarer. Das liegt unter anderem daran, dass bei der Stadion-Tournee keine Luftakrobatik an Seilen zum Einsatz kam. In Hamburg wirkte es alles freier und gelöster und irgendwie spontaner.
Wie “Fan-nah” Helene Fischer ist, zeigt sie bei ihrem Schlager-Medley, bei dem sie mit einem Auto durch die Arena fuhr – und das ganze spater nochmal bei “Wir brechen das Schweigen” wiederholte. Ganz toll: Sie wurde dabei von einem Teil Ihrer Band und den Backgroundsängern begleitet.
Es gibt etwas, das Helene Fischer von vielen anderen Künstlern zurzeit im Musikbusiness unterscheidet. Das ist der Einsatz von Naturinstrumenten wie Trompete, Posaune und Saxophon. Sehr schön, dass diese Musiker bei der Stadion-Tournee dabei waren. Bei der Arena-Tournee habe ich das sehr vermisst.
Musikalisch war es ein gelungener Abend. Das 90er-Jahre Medley fand ich ein klein wenig unrund. Statt “I like to Move it” von Reel 2 Real hätte viel besser “Mr. Vain” von Culture Beat gepasst. Und die kurze Unterbrechung des Medleys durch “Sag mal spürt Ihr das” vor “Sing Hallelujah” hätte nicht sein dürfen. Der musikalische Fluss wäre dann besser gewesen und das Ganze hätte wie eine Einheit gewirkt.
Bei “Ich will immer wieder dieses Fieber spüren” und “Die Hölle morgen früh” fehlt mir etwas Entscheidendes. In den Refrains gibt es in meinen Augen in der Instrumentierung keine Melodie, wie man es gewohnt ist und eigentlich erwartet. Es gibt die Verwendung der Blasinstrumente aber sonst wird mehr auf Rhythmus gesetzt. Ich finde, hier sollte man sich doch mehr an die Originale halten.
Herausragend war die Präsentation beim Sonnen-Medley (Viva la Vida / Sonne auf der Haut), bei “Herzbeben” und bei “Achterbahn”. Hier stimmte einfach alles. Die Präsentation von “Herzbeben” halte ich bis jetzt für die bisher gelungenste. Gerade bei diesen Songs merkt man, dass Cale Kalay am Show-Design und der Regie beteiligt war. Der Mann versteht sein Handwerk.
Für die Produktion zeigte sich (wie bei der Arena-Tournee) wieder die Kimmig Entertainment GmbH zuständig.
Die technische Umsetzung halte ich für nicht ganz gelungen.Wieso wird hier wieder das Kinoformat 16:10 zum Einsatz gebracht? Somit entstehen oben und unten die bekannten schwarzen Balken die den Genuss des Sehens doch ziemlich einschränken. Kann das bitte jemand erklären?
Die technischen Spielereien halten sich diesmal in Grenzen. Aber diese Gimmicks bei “Fehlerfrei” (Einblendung von Dreiecken usw.) sind an dieser Stelle überflüssig.
Helene Fischer beweist mit diesem Stadionkonzert, dass sie die größte Entertainerin und Sängerin im deutschsprachigen Raum und in Europa ist. Ich sehe keine und keinen, der ihr in Zukunft das Wasser reichen kann. Sie ist eben ein einmaliges Phänomen.
Thomas Kaiser