Frank Zander covert den Hit „Come on Eileen“ von Dexys Midnight Runners (1982): „Tanze Eileen“
Da wurde in den letzten Tagen ja ordentlich die Werbetrommel gerührt.
Es wurde bereits ausdrücklich im Vorfeld betont, dass die Urheber seit 20 Jahren keine Freigabe mehr zu einer Bearbeitung erteilt hätten. Verständlich, denn der Song hat einen ganz eigenen Charakter – die Original-Stimmung ist „handgemachte und fröhliche Straßenmusik“.
Nach den vollmundigen Ankündigungen waren wir also sehr gespannt, was da auf uns zukommen wird. Zugegeben, wir haben uns schon gefragt, ob ein Künstler wie Frank Zander den Song überhaupt rüberbringen kann – liegen doch schon die Stimmenfarben zwischen ihm und dem Original weit auseinander. Und natürlich darf man auch nicht vergessen, dass Frank Zander bei allen „der Kurt“ ist – und auch bisher nie der wirklich ernstafte Künstler.
Heute war es dann soweit, „TANZE EILEEN“ wurde veröffentlicht.
Was wir uns dann anhören „mussten“, war schon –gelinde ausgedrückt– enttäuschend. Der Urbeat („Blue-Eyed Soul“ punktierte mit Synkopen versehen Rhythmik) wurde rücksichtslos in typisch deutsches „Umta-Tschaka“ -Kleid gepresst.
Wurde vorab noch betont, dass man auf Natursounds wie Banjo und Streicher (Violine/Geige) setzen würde, wird man bereits in den ersten Takten mit synthetischen Sound konfrontiert, die wohl nur weit in der Vorstellungskraft des Sound-Designers an ein Banjo erinnern – mit viel Vorstellungskraft zumindest. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass in Berlin sicherlich der ein oder andere sehr gute Banjo-Spieler den Studios doch zur Verfügung steht.
Insgesamt macht die gesamte Produktion nicht den Eindruck, als wollten die Produzenten Frank Kretschmer und Thomas Remm aus dem Musicago Studio hier hohe Investionen wagen. Man setzte dann doch lieber auf synthetische Sound-Imitate. Schade auch, dass Zander teilweise sogar erheblich von der Original-Melodieführung abweicht, was aber auch und sicherlich dem doch sehr holprigen Text geschuldet ist, der nicht nur die lockere Rhythmik des Originals vernichtet, sondern auch flach und oberflächig wirkt. Kernaussage: „Tanze Eileen und alles wird gut“. Warum alles gut wird, wenn ‚Eileen‘ ihre „traumhaften Kurven und Charme“ einsetzt, entzieht sich allerdings unserer Kenntnis – zumindest vor 22:00 Uhr!
Hört man sich das Original an, dann ist es genau diese Sehnsucht und Verzweiflung in der Stimme von Frontman Kevin Rowland (Dexys Midnight Runners), die dem Song das gewisse ‚Etwas‘ verleiht. Insbesondere, da der Song in Wirklichkeit doch ein Vorwurf an die katholische Unterdrückung der Homosexualität ist.
Eine „Eileen“ gab es nie wirklich, sie ist reine Fiktion.
Hier wurde ein ernsthafter und sehr hochwertiger Song „skrupellos“ in eine deutsche Partymucke ‚zwangskonvertiert‘ (der Song ist offiziell unter „Partyschlager“ kategorisiert worden) – ohne den Sinn des Originals auch nur im Ansatz verstanden zu haben.
Foto: Zett Records