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ESC – Gastkommentar René Deutscher: „Und ewig grüßt das ESC-Murmeltier“

UND EWIG GRÜßT DAS (ESC-)MURMELTIER

Bis auf wenige Ausnahmen ist es jedes Jahr das Gleiche: Deutschlands Teilnahme am EUROVISION SONG CONTEST (ESC) endet desaströs. Und wieder werden die Stimmen laut, die wieder die Änderung der Abläufe fordern.

Hier zu muss man folgendes wissen: Die Regeln wurden immer wieder geändert. Mal kamen Neuerungen hinzu, dann wurde wieder zurückgerudert oder Feintuning in Abstimmungsverfahren betrieben. Das Regelwerk ist mittlerweile sehr komplex geworden! Früher gab es z.B. das „lineare Bewertungssystem“, welches mittlerweile durch einen „exponentiell absteigenden (nicht zwangsläufig ganzzahliger) Score-Wert“ zu einem Song geändert wurde – alles verstanden? Gut! in der Kurzform: Man stellte fest, dass innerhalb eines Juroren-Teams eine Negativwertung eines einzelnen Juroren bereits zu einer massiven Abwertungen führen konnte. Ich gehe da auch nicht weiter drauf ein, versprochen!

Das Regelwerk des ESC ist auch gar nicht der Stein des Anstoßes, ich wollte es trotzdem kurz erwähnen.

Die Problematik der deutschen Teilnahme liegt am federführenden Rundfunkhaus – hier, dem NDR!

Ich muss kurz etwas vorweg erklären:

Im Jahr 1996 schied der deutsche Beitrag zum ESC bereits im internationalen Vorauswahlverfahren aus! Daraufhin zeigte (ich nenne es jetzt mal diplomatisch „Deutschland“ und nicht das Kind beim Namen!) DEUTSCHLAND ein sehr fragwürdiges und kindisches Benehmen: „Deutschland“ drohte daraufhin nämlich an, die Finanzierung weiterer Veranstaltungen zu verweigern, wenn es als größter Beitragszahler nicht teilnehmen dürfe! Somit waren nun Deutschland, Frankreich, United Kingdom, Spanien und auch Italien (seit seiner Rückkehr zum Song Contest 2011) unabhängig von ihrer Platzierung im Vorjahr automatisch teilnahmeberechtigt. Diese Länder werden als „Die großen Fünf“ bezeichnet.

Es gibt teilnehmende Länder, die dieses Sonderrecht schlichtweg als „Erkaufen der Finalteilnahme“ titulieren.

Man kann also die letzte „Zerebral-Gülle“ zum ESC entsenden – man wäre im nächsten Jahr trotzdem wieder dabei. Im Fall von Deutschland habe ich zumindest den Eindruck, dass dies auch tatsächlich so gehandhabt wird.

Wirklich wundern tue ich mich auch nicht ob der Kosten! Jede ESC-Teilnahme kostet Deutschland regelmäßig zwischen 360.000 – 385.000 €! Ich rede hierbei von Gebührengeldern, die der Bürger brav gezahlt hat… oder der NDR/MDR halt zwangsweise eingetrieben hat.

Also ist es Herrn Thomas Schreiber (Koordinator der Unterhaltung in der ARD) ja eigentlich egal, wie das Ganze abläuft.
ABER ACHTUNG, UPDATE: Offensichtlich hat nun selbst Herr Thomas Schreiber erkannt, dass es so nicht weitergeht: „Für 2020 werden wir den Weg, auf dem Deutschland sein Lied und seine Künstler sucht, überdenken.„, so Thomas Schreiber um ca. 11:20 (19.05.2019) in einer Verlautbarung.

Herr Schreiber, wir bitten mit Nachdruck darum!

Wie kann es sein, dass internationale Juroren-Teams gebildet werden, Votingsysteme installiert werden (ESC-Panels, Televotings), Vorauswahlen und Videopräsentationen etc., damit dann so schwache Beiträge zum ESC entsendet werden?

Sekunde…, sagte ich gerade „VORAUSWAHLEN“ ?! Richtig – hier liegt der Hase im Pfeffer!
Denn die Juroren und alle Votinginstrumentarien bekommen den „Complete-Act“ vor die Nase gesetzt. Und zwar NACHDEM der NDR erstmal seine inkompetenten Finger durch die Kandidaten-Suppe gewühlt hat.
Im „Worst Case“ also, muss die Jury dann im Nachgang den „Haufen Kuhmist“ aussieben, der am wenigsten stinkt!

Ich betone ganz deutlich: Die Künstler können absolut nichts für diese Zustände, sie geben ihr Bestes. Wenn dann aber ein Song vom kompositorischen und textlichen ausgesucht wurde, der einen schlagartig unter Reflux leiden lässt, dann ist man bestimmt nicht gerade auf der Gewinnerstraße.

Und wenn dann noch der Bühnenauftritt das visuelle Repertoire von „sinnlosem Umherirren auf der Bühne“ über „Schreit euch ruhig gegenseitig den Text in die Gusche“ bis zu „Lass mal auf t.A.T.u. machen“ bis zurück zum finalen „Hmmmm, keine Ahnung, macht mal irgendwas dazwischen…“ reicht, dann bekommt spätestens hier jeder das Gefühl von schwerer Gastritis, die sich in kognitiver Flatulenz äußert. Dass der ESC-Beitrag übrigens ab September des Vorjahres bereits veröffentlicht werden darf, was zweifelsfrei hilfreich für die Steigerung des Beitrags dienlich ist, erwähne ich erst gar nicht.

Ich werde auch nicht erwähnen, dass ein Musik-Video zu dem Beitrag durchaus sinnvoll ist – und zwar gerne bereits schon ein Viertel Jahr vor dem ESC-Finale. Und nicht erst 4 Tage vorher, wie gerade in Deutschland geschehen!

Und dass hier im Vorfeld das gesamte Song-Writing-Camp übergangen wurde, indem einfach ein Fremdbeitrag hinzunominiert wurde, mutet dann auch nicht mehr ungewöhnlich an. Selbstverständlich auch nicht, dass das Duo S!sters dann in einer Hau-Ruck-Aktion zusammen getackert wurde!

Behaupten konnte sich der Song im Vorentscheid dann auch nur mit einem einzigen Punkt Vorsprung (187 zu 186 Punkte). Diese Wertung kam im Übrigen von Johannes Strate („Revolverheld“) und war „das Zünglein an der Waage“. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass Strate und Carlotta sich schon früher kannten? Bei „The Voice Kids“ war er 2014 Juror und Carlotta gehörte damalig zu seinem Team – das ist schon ein toller Zufall, oder? In der Pro7-Show trat sie dann für den Revolverheld-Star sogar als Finalistin an. Und im folgenden Spätsommer performte die Sängerin außerdem zusammen mit Johannes Strate und seiner Band. Wirklich, ich finde solche Zufälle immer ganz toll…

Zumindest gehe ich von Zufall aus, kann es aber leider nicht mehr recherchieren. Der NDR nahm nämlich genau diese Sendung aus seiner Mediathek und die Tabelle auf „eurovision.de“ zur Punkte-Nachberechnung weist genau diesbezüglich Lücken auf…
So ist es schwer nachvollziehbar, ob S!sters mit 2 Punkten Vorsprung den Vorentscheid gewannen, oder MAKETA womöglich hätte gewinnen müssen. Nämlich dann, wenn die Punkte von Strate zu mehr als einem Platz Vorsprung von S!sters geführt hätten. Wobei dann das Publikumsurteil auch irgendwie gewichtet würde. Aber wie gesagt, man kann es nicht mehr nachvollziehen, sicherlich aber auch nur wieder ein Zufall…

Fazit:

Durch eine Aneinanderkettung von Zufällen, „hohe Kompetenz“ des NDRs und der ‚Vorauswahl‘ des „Complete-Acts“, bleiben wir unserem Credo treu: Bloß nicht immer gewinnen! Dann müssten wir im Folgejahr den ESC ausrichten – und das kostet eine Schweinekohle! Zahlen müssten wir, die Gebührenzahler das Spektakel… und das wollen wir doch nun wirklich nicht, oder? Ist wie bei der WM… so ca. alle 20-25 Jahre reicht doch ein Titel.

Aber halt! Einen Vorschlag hätte ich dann doch: Da der NDR offensichtlich nicht bereit ist, das Ruder mal wirklich kompetenten Leuten zu übergeben, sparen wir uns doch lieber einfach mal die mind. 360.000€ für die sinnlose ESC-Teilnahme und nehmen mal einfach gar nicht am ESC teil! Das erspart uns nicht nur Schmach und Schande , sondern dem NDR auch das ewige Rumgenörgel von Leuten wie mir. Und von den 360.000€ – 385.000€ bekommen wir „Gebührenzahlknechte“ dann ganz tolle Sendungen oktroyiert: Dokus wie z.B. „Die Geheimnisse der brünftigen Kleidermotte“ – das wäre doch super!

Außerdem könnte sich auch der deutsche Musikmarkt wieder erholen. Die letzten guten namhafte Komponisten und Texter würden sich nicht mehr vor dem NDR in den Panikräumen verstecken müssen – permanent in der Angst lebend, man könne erfahren, dass der NDR einen Song von einem für den ESC nutzen möchte – und damit faktisch dem Komponisten/Texter das Karriereende androht…

René Deutscher

 

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