DIE SCHLAGERPILOTEN: Holen sie sich mit “Rio” ihre erste Nummer 1 der Albumcharts?
Schon 4-mal konnten die SCHLAGERPILOTEN mit “regulären” Alben in die Top-3 der deutschen offiziellen Albumcharts “schmuggeln” – 2-mal wurde es der 2. Platz, 2-mal war es der 3. Platz. Sind für das Duo nun aller guten Dinge “Fünf”? Mangelnden Fleiß kann man KEVIN und STEFAN jedenfalls nicht vorwerfen, es gibt viele Konfigurationen und sehr viel Musik auf die Ohren. Grund genug, sich mal ausführlich mit den Jungs zu unterhalten – hier unser großes XXL-Interview mit den SCHLAGERPILOTEN:
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Im Juli 2018 hattet ihr eure Live-Premiere bei der „Schlagernacht in Weiß“ – insofern kann man von einem 5-jährigen „SCHLAGERPILOTEN“-Jubiläum sprechen?
STEFAN: Ui – stimmt, das hatten wir selber nicht auf dem Schirm, aber das ist richtig.
Die Idee, die SCHLAGERPILOTEN zu gründen, ist ein Jahr älter – 2017 – oder?
STEFAN: Ja, so ist es. Wir wollten den traditionellen Schlager wieder etwas fördern. Viele unserer Fans fühlten sich abgehängt und im Stich gelassen. Schon damals haben ja sehr viele Schlagersänger in den Popschlager gewechselt oder in den Dacne-Bereich. Das klang ja teilweise schon wie Techno. Die Generation unserer Eltern konnte damit nicht so wirklich etwas anfangen. Sie fühlten sich von uns im Stich gelassen.
Wir haben das Thema aufgegriffen. Und weil wir selber den Schlager auch so gerne haben und auch mit dem Schlager groß geworden sind, haben wir gesagt: Lass uns doch diese Lücke schließen und hier wieder anknüpfen. Wir haben das Werkzeug, wir haben das Studio, wir sind kreativ. Lass uns doch einfach mal wieder richtigen Schlager machen so wie er früher war – mit einem neuen Soundgewand, mit modernen Sounds – aber nicht über das Ziel hinausschießen. Also so, dass es der Zielgruppe wieder gefällt.
Das Konzept ist ja auch aufgegangen. Die eigentliche Idee kommt von Dir, STEFAN?
STEFAN: Im Prinzip ja. Es war so: Durch unsere Lieder, die sich da entwickelt haben, haben wir die Welt bereist. So entstand der Name der Band: Die SCHLAGERPILOTEN. Wir brauchten einen Piloten, der uns ins Urlaubsziel bringt – an den schönen Strand und an die schönsten Plätze dieser Welt – und so entstanden die SCHLAGERPILOTEN.
Und dann hast du die passenden Sänger gesucht, die zu dieser Musik passen und diese Musik auch mögen?
STEFAN: Ja, genau so war es.
Nun habt ihr die Idee der SCHLAGERPILOTEN ja nicht nur musikalisch, sondern auch optisch umgesetzt. Wie seid ihr an die Uniformen gekommen? Bei Karnevals-Ausstattern?
KEVIN: Das ist wirklich gar nicht kompliziert, also ganz einfach. Wir sind einfach geradeaus gegangen und haben in den USA angerufen. Bei der US-Navy haben wir nachgefragt nach der Ausrüstung der Top Gun-Piloten. Dann wurde gefragt, wofür wir das brauchen. Dann haben wir denen gesagt und gezeigt, was wir tun. Wir bekamen dann die Genehmigung, die Uniformen so zu gestalten.
Dann haben wir wirklich original die Uniform bestellen dürfen – mit Abzeichen, mit allem Drum und Dran. Dann hat jeder von uns die jeweils 3-mal bestellt. Eine Garnitur dieser Art kostet ca. 1.000 EUR. Das hat mit Karnevalsoutfit nichts zu tun – dafür ist es etwas zu teuer (lacht). Wie gesagt, wir haben gefragt und uns gefreut, eine positive Antwort zu bekommen. Das Ergebnis passt natürlich super zu uns.
Als ihr als SCHLAGERPILOTEN gestartet seid, hieß es in den damaligen Pressetexten, dass die Solokarrieren parallel zur Gruppe weiter bestehen bleiben würden – so ist es aber nicht gekommen…?
STEFAN: Das war eher ein Wunschdenken der Plattenfirma. Wir hatten aber unsere klaren Ziele vor Augen. Wir haben allerdings unsere alten Solosongs teilweise mit den SCHLAGERPILOTEN noch einmal neu aufgenommen. Da kam ja relativ schnell einer 4er-Box unserer CD auf den Markt. Danach war das Thema dann aber auch schnell erledigt.
KEVIN: Genau, wir können uns das auch nicht mehr anders vorstellen. Wir haben auch keine Lust mehr, alleine auf die Bühne zu gehen – da würde etwas fehlen. In der Gruppe macht es einfach zu viel Spaß. Alleine geht einfach nicht mehr.
Du, KEVIN, warst früher im Ruhrgebiet DJ in Großraumdiscotheken? Welche Discos waren das?
KEVIN: Ja, eine Highlight-Disco, die auch meinen Namen geprägt hat, und wodurch ich zu „Rhythmus der Nacht“ beim WDR kam, das war DELTA Musik Park. Zeitgleich war ich beim PRATER in Bochum. Dann war ich noch in Haltern und beim PARADISE PLANET in Voerde und in ein paar Discotheken. Dann musste ich schon ein paar Leute anlernen und ausbilden. Dann bin ich immer „gesprungen“, auch wenn die mich immer persönlich haben wollten – ich bin mal hier- und mal dahin gegangen. Meine Haupt-Discothek war aber immer Delta-Musikpark.
Dann kam der WDR mit dem Format „Rhythmus der Nacht“, dort wollte man mich haben. Da habe ich dann viele Mixe produziert. “Nebenbei” war ich noch hauptberuflich tätig. Außerdem hatte ich immer mal wieder als KEVIN MARX als Hobby Soloauftritte als Sänger gemacht.
Was war damals dein „hauptberuflicher“ Job?
KEVIN: Damals war ich mit meinem besten Kumpel, CARSTEN MOMBER, der übrigens nach mir Rhythmus der Nacht im WDR gemacht hatte und dann sogar NOCH größer wurde – mit dem hatte ich zusammen eine Krrisionsschutzfirma. Da war er quasi mein Vorarbeiter – in den Discotheken wiederum war ich sein Vorarbeiter. Da haben wir uns gut ergänzt.
Wo du sagst WDR4-Rhythmus der Nacht – in NRW und eigentlich in ganz Deutschland – ist die Airplay-Entwicklung für euch bitter?
KEVIN: Es geht, es ist nicht alles komplett schwarz. Natürlich wird das Eis dünn, das ist richtig. WDR – gerade für uns in NRW war das schon bitter, das muss man einfach so sehen. Da ist man dankbar für Sender wie Radio Schlagerparadies und Radio Paloma, die man via DAB Plus überall empfangen kann, die das Ganze für uns Schlagermenschen aufgefangen haben. WDR4 war damals in NRW, speziell im Ruhrgebiet, schon wichtig. Das war schon traurig, als die sich vom Schlager verabschiedet haben, ja.
Ist es richtig, dass die legendäre Schlagernacht in Weiß, ein sehr erfolgreiches Format von euch, wieder ein Comeback erfahren soll?
STEFAN: Ja, das ist richtig. Wir legen nächstes Jahr wieder los – das wird dann am 6. und 7. Juli soweit sein. Der 6. Juli, ein Samstag, ist der Haupttag. Am 7. Juli gibt es dann den traditionellen Frühschoppen wie immer mit Ochs am Spieß. Wir haben uns da schon viele Gedanken gemacht. Es sind tolle Künstler dabei. Und nach der Corona-Zeit haben wir gesagt: Komm, lass es uns noch einmal versuchen. Jetzt ist wieder Zeit. Die Leute wollen wieder feiern. Also starten wir nächstes Jahr wieder.
Gibt es schon Künstler, die dabei sind?
VINCENT GROSS ist dabei, ANDY BORG, FANTASY und überraschenderweise DIE SCHLAGERPILOTEN.
Das sind prominente Namen… – wo der Name gerade fällt: VINCENT GROSS… war nicht angekündigt, dass auf dem neuen Album „Rio“ auch ein Duett mit VINCENT, der ja schon öfter mit euch gesungen hat, dabei sein soll? Wurde das vielleicht aus vertraglichen Gründen geändert, weil VINCENT ja nicht mehr bei TELAMO ist?
STEFAN: Das siehst du falsch (lacht). Wir haben bei der Produktion des Albums so einen geilen Spirit gehabt und haben ja die meisten Songs selbst geschrieben. Wenn ich jetzt sage, dass wir von 26 Songs 21 selbst geschrieben haben. Da läuten ja schon die Glocken. Wir konnten nicht alle Songs auf ein Album packen. Wir haben es zeitlich nicht geschafft, die Videos fertig zu drehen. Deshalb gibt es noch eine Deluxe-Version davon. Auf dieser Deluxe-Version ist dann auch das Duett mit VINCENT GROSS zu finden.
Bei den großen TV-Shows mit FLORIAN SILBEREISEN habt ihr bislang nicht mitwirken dürfen – ist das richtig?
KEVIN: Da hast du vollkommen recht. Ob da mal was kommt oder auch nicht – keine Ahnung. Das wissen wir nicht – da schauen wir einfach mal. Wir haben jetzt gerade den ZDF-Fernsehgarten gehabt. Das war eine tolle Geschichte. Bald kommt noch mal Immer wieder sonntags. Wenn das klappt, ist alles gut. Dann ist alles im grünen Bereich. Hauptsache, wir sind viel unterwegs. Wir lieben es, live auf der Bühne zu spielen. Das funktioniert hervorragend. Das quasi ist unser Haupt-Ding.
STEFAN: Ja, wir wollen live auf der Bühne stehen.
Eure Live-Performance hat sich etwas entwickelt – insbesondere hinsichtlich der humorvollen Ansagen? Das war eigentlich nicht so geplant?
KEVIN: Ja, das ist vollkommen richtig. Mit dem ständigen Rumtouren (viel Zusammensein) haben wir irgendwann unser Privatleben mit auf die Bühne genommen. Da sind dann ein paar Tanzpassagen entstanden, ein paar Witze, ein paar lockere Sprüche. Vieles entsteht auch wirklich spontan. Dann natürlich auch der Gesang. Das ganze Paket „SCHLAGERPILOTEN live“ bedeutet: Das ist nicht nur Vortragen.
Das ist ja ein interessanter Kontrast: Ihr steht für seriösen Schlager, seid aber auch selbstironisch und nehmt euch nicht immer so ernst? Birgt das nicht auch die Gefahr, dass sehr konservative Fans das abschrecken könnte?
KEVIN: Ich sage immer so: Ich kann, wenn die Sonne hell scheint, dann kann ich die Farbe Gelb hassen oder mögen – je nachdem, wie ich drauf bin. Man kann also nicht grundsätzlich sagen, dass das „schlecht“ oder „gut“ ist. Eins wollten wir immer klar gestellt haben: Es ist kein „Verarschungs-Projekt“, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Das, was wir tun, das meinen wir ernst und wir lieben und mögen das. Aber wir sind Menschen, die nun mal freundlich und gut gelaunt sind. Wir nehmen uns auch privat gerne auch mal auf die Schippe, weil wir gute Laune haben.
Wenn ich schlechte Laune haben will, dann gucke ich NTV – aber da habe ich keine Lust zu.
Es gab ja mal eine Veralberung eurer Band – da wart ihr hart im Nehmen und habt es als Kompliment gesehen?
STEFAN: Das war ein Ritterschlag. Daran sieht man ja, dass man wahrgenommen wird.
KEVIN: Ich habe mir auch gedacht: Mein lieber Herr Gesangsverein – darin steckt ja auch richtig viel Arbeit. Das muss man erst einmal so hinbekommen.
Die meisten eurer Lieder schreibt ihr ja wie besprochen selbst. Manchmal gibt es aber auch Gastautoren. Zum Beispiel „Aloha“ von DIETER BOHLEN – wie kam es dazu?
KEVIN: Ja, OLIVER LUKAS hat den Song für uns rausgekramt, der wurde zwar nicht speziell für uns geschrieben, aber wir fanden ihn für uns passend.
Für uns spannend: Immer öfter werden bei neuen Songs Autorenteams benannt, die auch schon mal aus vier bis fünf und noch mehr Namen bestehen. Wie funktioniert da die Zusammenarbeit?
STEFAN: Es sitzen schon drei bis vier Leute zusammen – fünf sind es eher selten. Dann wird drauf los komponiert und geschrieben. Es kann schon mal sein, dass einer von uns eine Idee über mehr als zehn Sekunden hat. Dann wird das angehört. Dann entsteht schon mal eine Strophe oder ein Refrain. Dann gibt es Textpassagen, mit denen sich die Melodie bisweilen ändert. Wenn dann alle Beteiligten zufrieden sind und jeder sein Stückchen beigetragen hat, ist der Song fertig.
Es gibt immer mal Songs, bei denen der eine oder andere weniger am Song beigetragen hat, dann ist er dafür beim nächsten Titel wieder mehr involviert. Wir sind alle Kollegen und lange genug im Geschäft. Wir teilen alles brüderlich. Da gibt es dann auch keine Eifersüchteleien – wichtig ist, dass ein guter Song dabei herauskommt – es ist eine gute Form von Teamwork.
Ist es ein Vorteil, wenn man die schönsten Plätze der Welt besingt und sich dann die „Notwendigkeit“ ergibt, Videos an den herrlichen Plätzen drehen zu „müssen“?
KEVIN: Das kann man auch als „schwierig“ ansehen – Urlaub ist das leider nicht.
Wie kam es zum „Wuppertal“-Song?
KEVIN: Den Song haben wir zusammen mit FRANCESCO BRULETTI geschrieben. Der war Ideengeber, und wir fanden die Idee gut. Wir haben uns gedacht – das war der Grundgedanke – wir müssen ja irgendwann auch mal nach Hause fliegen. Gedacht – getan: Wir haben den Song geschrieben und eingesungen. Die Fans finden es klasse und feiern es. Und jetzt haben wir erst herausgefunden, dass Wuppertal ja gar keinen Flugplatz hat. Jetzt müssen wir da irgendwann mal den Bürgermeister anrufen, da endlich mal eine Landebahn zu bauen (lacht)…
Dazu gibt es auch einen kleinen Tanz mit einem „W“ und dem Herzen…?
KEVIN: Ja, genau. Auf manche Lieder machen wir so kleine Choreografien. Das macht auch Spaß. Die Fans tanzen das dann mit – dann denken wir uns so ein paar Kleinigkeiten aus – es soll witzig sein.
Wie wichtig ist euch Social Media? Facebook, Instagram, YouTube, Tiktok und Co.? Manche Künstler wie ANDY BORG machen das ja eher auf Sparflamme, andere wiederum legen da sehr viel Wert drauf?
STEFAN: Bisher war es so, dass wir dachten, dass wir mit unserer Performance und dem Gesang auf der Bühne richtig weit voran kämen. Dann haben wir VINCENT GROSS kennen gelernt. Dann haben wir gesehen, wie fleißig dieser junge Mann ist. Wir haben uns gefragt: Was macht der denn den ganzen Tag? Wir wurden nämlich neugierig – man sieht ja, wie erfolgreich VINCENT ist. Da ist auch ein großer Teil Social Media und harte Arbeit dahinter. Auch unsere Managerin ASTRID hat uns darauf aufmerksam gemacht.
Es ist ja heute so, dass neben dem Verkauf der traditionellen CDs auch Streams immer wichtiger werden. Und Streams entstehen vor allem dann, wenn du auf Social Media gut vertreten bist und auch da viel arbeitest. Vor etwa einem Jahr haben wir uns hingesetzt und uns darauf eingelassen. Auch wenn wir etwas ältere Herren sind. Aber den Wege gehen wir jetzt auch noch mit.
KEVIN: Mittlerweile macht uns das sogar Spaß.
Ein Thema, das wir nicht außen vor lassen wollen: Früher wart ihr ja ein Trio. FRANK CORDES hat das Trio aus „persönlichen Gründen“ verlassen?
KEVIN: Ja, wir haben auch vereinbart: Die persönlichen Gründe bleiben auch persönlich. Mehr sagen wir dazu nicht. Wir mussten ja damals auch erst einmal schauen: Wie gehen wir damit um? Auch bezüglich der Auftritte und Termine. Wir haben die dann gespielt und waren erst einmal neugierig, ob das funktioniert und ob die Leute das so annehmen. Auf gut Deutsch wussten wir zunächst nicht, ob wir so weitermachen sollen oder nicht.
Die Situation kam ja recht plötzlich und überraschend. Durch die Fans haben wir dann unsere Antwort bekommen. Die haben unmissverständlich gesagt: „Bitte macht weiter, hört NICHT auf! Das klappt super, das geht.“ – Dann haben wir einen Cut gemacht, alles auf Null gestellt und uns fokussiert auf den relativ neuen Weg nach vorne.
Ganz zu Beginn gab es ja ähnliche Störfeuer? War es schwierig, das Projekt SCHLAGERPILOTEN in Gang zu setzen?
KEVIN: Das waren mehr als nur Störfeuer! Das Projekt in Gang zu setzen, war aber überhaupt nicht schwierig. Das war ja auch unser fester Wille. Es hat ja auch toll funktioniert. Ich sage es mal so: Wenn Deutschland gegen Holland spielt, gibt es 80 Mio. Bundestrainer und jeder weiß es besser. Und dann gab es so einige Branchenkenner, die meinten: Das funktioniert nicht. Wir haben uns nicht beirren lassen, wir haben es einfach durchgezogen. Ziemlich schnell waren dann alle still (lacht).
Manchmal sind diese kritischen Stimmen ja sogar Motivation, es den Kritikern zu zeigen – Motto: Jetzt erst recht?
KEVIN: Wenn du 100 % weißt, was du willst und völlig hinter deinem Projekt stehst, da sind wir schon wieder bei dem Punkt: Wenn wir das Ganze nur – so wie manche das vermutet haben – als Fake gesehen hätten, dann hätten wir das nicht durchziehen können. Dann wären wir daran zerbrochen. Da wir aber das Projekt zu 100 % ernst gemeint haben, weil wir dahinterstehen, weil wir nun mal das sind, was wir sind, konnte uns da nichts wanken lassen.
Aktuell ist es ja ähnlich: Es gab ja Stimmen, die daran zweifeln, ob Veranstalter das mitmachen, die Schrumpfung von Trio auf Duo bzw. ob die Fans das mittragen…?
KEVIN: Es gibt nur eine Wahl: Du kannst nur mit Leistung und Qualität alle mundtot machen bzw. alle korrigieren. Warum soll man 1000 Diskussionen mit „hätte, wenn und aber“ führen? Wir machen einfach unser Ding, geben alles, was wir können – wenn es reicht, reicht es – wenn es nicht reicht, reicht es eben nicht. Gott sei Dank sind wir immer noch auf der Sonnenseite des Lebens. Der Liebe Gott meint es gut mit uns. Wir haben ein gutes Team. Unsere Managerin ASTRID gibt uns einen tollen Rückhalt. Wir fühlen uns sicher und geborgen. Unsere Position ist gestärkt.
Zum neuen Album „Rio“ – da gibt es Zeilen wie „der Sandmann sieht beim Liebesrendezvous zu“ – Respekt dafür. Scherz beiseite – von Wuppertal bis Rio – die Bandbreite ist groß?
STEFAN: Ja, das auf jeden Fall. Wichtig ist, dass sich die Leute überall mitgenommen und abgeholt fühlen. Wenn wir unsere Live-Performance darbieten – unabhängig von der Länge des Programms – da gibt es viele Menschen, die nach der Show bei der Autogrammstunde zu uns kommen und uns sagen: „Es war so schön, euch müsste es auf Rezept geben. Es ist so toll!“ – Die können bei uns wirklich bei uns abschalten.
Wenn alle Songs gleich klingen, ermüdet das Gehör nach spätestens fünf Songs. Die Stimmung geht auf Null. Deswegen sind wir so breit aufgestellt. Wir machen wirklich vom Walzer über Blues bis zum Discofox und spanischen oder brasilianischen Elementen entführen wir die Menschen dorthin, wo es schön ist. Viele waren schon mal im Urlaub auf Bali oder in Rio, die haben das selber schon mal gesehen. Wir wecken da Erinnerungen und gute Gefühle. Da gibt es nichts, was stört. Der ganze Alltag wird draußen gelassen. Über zwei Stunden gibt es Musik von uns, jeder fühlt sich gut aufgehoben.
Also Wohlfühlmusik…?
STEFAN: Das ist glaube ich ein bisschen mehr als Wohlfühlmusik. Man kann auch aus sich rausgehen, mitsingen, mitklatschen, feiern – das beinhaltet das ja auch.
Nachdem die AMIGOS erstmals seit Jahren Platz 1 verpasst haben – ist es euer Ziel, in die Bresche zu springen und eurerseits erstmals die Spitze der Albumcharts zu übernehmen?
KEVIN: Ja okay, wir sagen uns das schon: Wir haben jetzt vier Alben top in den Charts platzieren können. 2-mal war es Platz 2, 2-mal war es Platz 3. Aber das ist keine Selbstverständlichkeit. Einmal war es dabei sogar sehr knapp. Die genaue Zahl kennen wir nicht, aber uns wurde wirklich suggeriert, dass es furchtbar knapp war. Das ist aber noch lange keine Garantie dafür, dass dieser Erfolg sich auch beim nächsten Album genau so wieder einstellen wird.
Natürlich wäre es mega-toll, wenn wir wieder eine Top-3-Platzierung erreichen könnten, das wäre mega-klasse. Unter uns gesagt: Wir sind ja alle sportlich. Wenn ich mit sechs Leuten einen 100-m-Lauf mache, wünsche ich mir natürlich auch Platz 1. So halten wir es natürlich auch. Ein Traum wäre es schon.
Es gibt andere Künstler, die auch von dem, was ihr erreicht habt, nur träumen können – viermal Top-3, davon kann ein VINCENT GROSS z. B. momentan nur träumen? …
KEVIN: Andrerseits können wir nur davon träumen, was VINCENT für Streaming-Erfolge erreicht (lacht)…
Bei einem der letzten Schlageralben, das auf Nummer 1 stand, wart ihr als Autoren ja auch nicht ganz unbeteiligt – auf dem FANTASY-Album konntet ihr auch mitwirken?
STEFAN: Ja, das ist richtig. Die sind ja wieder „Back in the house“. Wir haben jetzt gemeinsam das „Best Of“ abgeschlossen. Vor zwei Wochen waren sie hier und haben das neue Album eingesungen. Nächste Woche geht es dann weiter. Das werde ich dann in den kommenden drei bis vier Wochen fertig machen. Dann stehen die auch schon wieder in den Startlöchern. Wir beide haben beim letzten Album und auch beim neuen Album wieder einen neuen Song beigesteuert, was uns sehr freut. Wir sind auch sehr gut mit den beiden befreundet. Ich muss sagen: Toi toi toi – das läuft klasse, auch von den Jungs.
Von FANTASY kommt ja ein Album mit Neuaufnahmen der Erfolge. Mit „neues Album“ ist aber ein wirklich „neues“ Album gemeint, auf das die Fans sich freuen dürfen, also ein weiteres Album, das dann das neue Best Of ablösen wird?
STEFAN: Es kommt beides. Wir haben die Erfolge neu produziert – 20 Titel mit neuem Sound, also ein neues Best Of von FANTASY. Gleichzeitig, nachdem das abgeschlossen war, haben wir schon das neue Album in Angriff genommen. Das kommt dann im nächsten Jahr, im Januar oder Februar. Das ist demnächst fertig, und dann wird es bald auch wieder mit der Werbung losgehen.
Ihr seid ja sehr fleißig… – ist es bei euch wie bei den AMIGOS, dass bei euch der Anspruch ist: Jedes Jahr gibt es ein neues SCHLAGERPILOTEN-Album?
KEVIN: Das machen wir so, weil es das hergibt. Wir schreiben ja viele Songs, auch für andere. Wir haben auch schon für VINCENT GROSS Songs geschrieben – VINCENT schreibt auch für uns. Das ergibt sich dann. Wir treffen uns, wenn die Zeit da ist bzw. wenn es klappt. Dia ASTRID macht dann Termine, bei denen wir uns drei Tage hinsetzen und kreativ an Songideen arbeiten. Dabei kommen oft wirklich gute Songs raus. Wir haben sogar Kapazitäten über – ich weiß nicht, warum, aber es ist nun mal so. Es macht richtig Spaß.
STEFAN: Der Reset hat uns sogar ganz gut getan, danach war die Kreativität noch besser als vorher. Ich glaube, in den letzten 6 oder 7 Monaten haben wir 31 Songs geschrieben, die auch alle auf Alben erscheinen werden – und das nicht auf No Names, sondern von tollen Namen. Das heißt schon was. Bei uns ist momentan sehr sehr viel positive Energie!
Das zeichnet euch auch aus: Selbst so negativen Dingen wie der Pandemie könnt ihr noch positive Aspekte abgewinnen…?
KEVIN: Einen V8 in der Garage zu haben und ihn nicht fahren können, ist nicht schön. Aber WENN er dann raus darf, dann wird auch Gas gegeben.
Kam der „Wuppertal“-Song noch relativ spontan auf euer Album? Weil in älteren Unterlagen ist an der Stelle des Songs noch ein anderer Titel gelistet, nämlich „Dancing Queen“.
KEVIN: Ja, da gibt es in der Tat eine Geschichte zu. Wir waren auf Mallorca bei der U104-Schlagerreise von KLAUS DENSOW dabei. Wir haben die Zeit genug, um da ein paar Videos abzudrehen, da war der „Wuppertal“-Song auch mit dabei. Dazu wollten wir auch ein Video machen. Wir haben da die Gäste gebeten: Wer Lust hat, kann da gerne mitmachen. So haben wir das auch gemacht – die Fans haben beim Refrain immer mitgemacht. Womit wir nicht gerechnet haben: Der Song war dann über die ganze Woche hinweg DIE Partyhymne schlechthin.
Selbst morgens beim Frühstück hörten wir die Fans schon den „Wuppertal“-Song singen. Das war für uns ein Zeichen. Darauf mussten wir einfach reagieren. Kurzerhand haben wir uns dann entschieden, genau diesen Song als Single zu veröffentlichen. Der „Dancing Queen“-Song ist deshalb natürlich nicht „verloren“, der ist immer noch da.
OLIVER DEVILLE hat für uns dann noch einen Mallorca-Remix gemacht, weil der Song als Partynummer so gut funktioniert hat. Das war alles in der Tat recht kurzfristig. Jetzt läuft dieses Baby.
Wer entscheidet, welcher Song als Single veröffentlicht wird?
STEFAN: Wir beraten uns mit unserem Management, mit der ASTRID und lassen da natürlich auch die Eindrücke einfließen, die wir von der Bühne mitnehmen, wie die Stimmung ist. Dementsprechend sprechen wir das mit der Plattenfirma auch ab. Wir möchten aber schon mitreden, weil wir ja „an der Front“ arbeiten. Wir sind ja viel näher am Publikum dran und wissen daher viel eher, was gut bei den Fans ankommt. Das ist immer schön, wenn man das im Team mit der Plattenfirma entscheiden kann.
Habt ihr noch ein Lieblingslied auf dem Album, das ihr vielleicht gerne noch als Single „nachschießen“ würdet?
KEVIN: Also wir lieben alle Songs. Normalerweise hätten wir ja für ein Album nur 18 Songs benötigt. Es sind jetzt in Summe 26 geworden – was daran liegt, dass wir nicht bereit waren, auch nur einen einzigen Song herunterzunehmen. Wir sind sehr gespannt, aber wir haben bei diesem Album wirklich ein sehr gutes Gefühl. Wir hoffen, dass wir uns nicht irren. Wir sind gespannt, wie die Resultate dann sein werden.
Wir drücken feste die Daumen für eine gute Chartnotiz!
Vielen Dank!
Fotos: TELAMO, Jörg Kressig
Eine Antwort
Die Antwort von Stefan auf die zweite Frage ist genau richtig, Förderung des traditionellen Schlagers. Als richtiger Schlagerfan braucht man nur noch eine Show, das ist der Schlager-Spaß. Alle anderen Formate braucht man keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. Leider gehört Immer wieder Sonntags mittlerweile auch dazu.