CD Cover Schicksal Zufall oder Glück

Claudia Jung – Respekt für ihr gelungenes Album “Schicksal, Zufall oder Glück”

Wie schnell die Zeit vergeht – ist wirklich schon Freitag, der 13.?? Genau das Datum, an dem viele wichtige Schlageralben erscheinen? Die Amigos, G. G. Anderson, Franziska Wiese, Nockalm Quintett – dazu neue Best Ofs von Costa Cordalis und Olaf Berger – und es gibt nichts davon bei den Schlagerprofis zu lesen? SO geht’s nicht. Also – okay – hören wir mal rein, dachen wir uns. Und haben einen Fehler gemacht: Ein Reinhören in das neue Claudia-Jung-Album hat uns aufhorchen lassen. Ihre neuen Songs sind weit überdurchschnittlich gut. Na gut – da sollte man sich etwas mehr Zeit nehmen und mal auf die neuen Songs eingehen:

Es ist das angeblich 30. Album von Claudia Jung – nachgezählt haben wir nicht, gewisse Zweifel bleiben – wir würden es als das 19. Album sehen. Der wievielte Longplayer auch immer es ist, eine spannende Mischung an Songautoren hat Claudia definitiv zusammengestellt: Als Produzenten und Komponisten waren Achim Radloff und Ehemann Hans Singer am Start. Bei den Textdichtern setzte sie auf die langjährig erfahrene und erfolgreiche Edith Jeske, aber auch auf Newcomer (Mathias Teriet, Terence Olivier und Erich Selheim). Ist es „Schicksal oder Zufall oder Glück“, dass die 13 neuen Songs (plus 4 Alternativ-Mixe) ausgerechnet an Freitag, dem 13. (Juli) erscheinen? Man weiß es nicht… Vielleicht spielt ja auch der TV-Termin bei der Show „Wenn die Musi spielt“ eine Rolle…

Los geht’s mit dem Song „Es war nur eine Nacht“ den sie im Mai bereits im Fernsehgarten vorstellte: „In dieser einen Nacht hat es Zoom gemacht“ – das ist zwar keine Schlager-Revolution, aber ein solider Schlager. Mit „Wieder ganz oben“ geht es darum, dass es im Leben nicht immer gleichförmig geht – wenn der Weg aber nach oben geht, ist das gerade dann sehr befriedigend.  „Zeig es dir und zeig’s der Welt“ ersann Textdichterin Edith Jeske, die auch Udo Jürgens’ „1.000 Träume“ in ihren Text einbezog. „Sag ja zu dir, denn dein Leben ist es Wert“, macht Claudia in dieser tollen Uptempo-Nummer Mut zur Individualität.

„Mein Halt und mein Held“ ist ein Wortspiel, das im Titelsong des Albums vorkommt. Claudia Jung fragt sich, ob bestimmte Lebenssituationen „Schicksal, Zufall oder Glück“ seien. Sie schaut ganz in Udo Jürgens-Manier „nach vorn, nicht zurück“ (Textdichterin Edith Jeske ist offensichtlich zurecht Udo-Fan). Im Gegensatz zu Howard Carpendale fängt sie sogar den Wind ein – klasse, wieder eine flotte Nummer, schön arrangiert – das passt und könnte eine weitere Single-Auskopplung werden. „Wenn der Frühling uns vom Wintergrau befreit“ – ehrlich gesagt, schon wieder ein sehr schönes Textbild, das uns Edith Jeske im leicht Country-angehauchten Schlager „Ein Gefühl“ malt. Erneut gibt sich Claudia optimistisch – auch wenn dieser Schlager balladesk daherkommt.

Schon morgen sind wir Fremde“ ist dann die erste reine Ballade des Albums – nur vom Klavier begleitet, beschreibt Claudia Jung, dass nach zu vielen Nächten, in denen sie gefroren habe, sich auf ein Abenteuer einlässt – auf „einen Rausch von einer Nacht“. „Der Morgen schmeckt noch schal nach deinen Küssen“ – diesmal ist es Erich Sellheim, der eine wunderschön arrangierte Ballade in Worte gekleidet hat – ein Songinhalt, mit dem sich sicher viele Menschen identifizieren können. Schon 2016 schrieb Sellheim für Beatrice Egli einen Titel – und empfiehlt sich mit diesem Jung-Titel für weitere Schlager!

„Ein Vielleicht hat uns noch nie gereicht“ – Claudia Jung will es konkret und nicht unentschlossen. „Wir haben so viele Berge versetzt“ – wieder war es Udo Jürgens, der in „Ich weiß, was ich will“ zuletzt genau dieses Bild malte. „Unsere Träume werden wir leben“ ist ein zukunftsorientierter Titel, der gute Laune macht und dennoch tiefsinnig ist. Das Rezept, um das zu erreichen ist klar: „Es braucht nicht mehr als den ersten Schritt dafür“.

Passend zu ihrem Alter, denkt Claudia Jung zurück an den Beginn einer langjährigen Beziehung: „Wie beim ersten Mal“ – „das Leben hat es mit mir gut gemeint“, sagt sie in der zufriedenen Rückschau – wie übrigens – Running Gag – Udo Jürgens in seinem Titel „Danke“.

Vorbei bye bye“ enthält ein tolles Wort: „Kernproblem“ – das ist ein recht schlageruntypischer Begriff. Diesmal verabschiedet Claudia Jung einen ehemaligen Partner – und das nicht im melancholischen Sound, sondern mit einer Uptempo-Nummer.

Besinnlicher wird es im Song „Das alles bist du“. Textliche Parallelen mit Michelles „In 80 Küssen um die Welt“ sind erkennbar – verschiedene Orte, an denen es ein Wohlbefinden mit dem Partner gab, werden an gemeinsame Orte, die besucht wurden und gemeinsame Erlebnisse geknüpft.

Weit zurück blickt Claudia im Lied „Auf ewig“ und erinnert sich an die Anfänge einer Beziehung – damals hieß es „Auf ewig – und nun begegnet man sich wieder“. Die jugendliche Unbeschwertheit ging verloren. Manchmal „reicht die Ewigkeit nicht weit – tut mir Leid“… – eine schöne Ballade, die – ungewöhnlich für einen Schlager – nicht zum Happy End führt, sondern lebensnah ausführt, dass in Jugendjahren aufgebaute Beziehungen manchmal in späteren Jahren nicht mehr wiederholbar sind: „Vielleicht haben wir uns nie wirklich gekannt“.

Der nächste Song ist besonders erwähnenswert – ist er doch von Claudia Jungs langjährigem Mentor Adam Schairer und Gina Tielman geschrieben sind – auch wenn die Textpassage  „Liebeskummer lohnt sich nicht“ nicht so ganz neu ist. Mit „Verlieb dich doch in mich“ zeigt Adam Schairer, dass er noch lange nicht zum langen Eisen gehört – die beliebte Modulation und Transposition in eine andere Tonart – früher bei ESC-Titeln gern genommen – hat er jedenfalls nicht verlernt  – klasse!

„Gurken im Gesicht“ – auch dieses Bild kennt man im Schlager nicht wirklich. Claudia beschreibt – das ist auch ein ungewöhnliches Thema – die Beziehung zu dem, was man gemeinhin „beste Freundin“ nennt. (Hoffentlich haben wir das wirklich richtig erkannt, was sich „der Dichter denkt“). Die Idee zu „Verwöhnprogramm“ hatte Matthias Teriet, der auch für die Amigos als Textdichter aktiv ist. Abgerundet wird der Song mit einem schönen Saxophon-Solo.

Mit einer unter die Haut gehenden Ballade beendet Claudia den Reigen ihrer neuen Songs. „Manchmal“ – manchmal will Claudia alleine sein und die Seele baumeln lassen und „nur sich selber hingegeben“ sein.

Abgerundet wird Claudias neues Album mit „Es war nur eine Nacht – Extended Mix“, „Es war nur eine Nacht – 80’s Mix“, „Schicksal, Zufall oder Glück – DJ Mix“ und „Verlieb dich doch in mich – Hüttenparty-Mix“ – damit qualifiziert sich Claudia für jede Volksmusik-Show (- ach nee, die gibt es ja nicht mehr..) – na gut – dann eben für eine der beiden großen Schlager-Shows…

Wenn in dieser Rezension viel auf die Texte abgehoben wird, sei zu guter letzt das pauschal hohe Produktionsniveau erwähnt und auch die schönen Kompositionen, die nicht von irgendwelchen heute modernen „Bumm Bumm“-Arrangements, sondern eben von der Qualität des Songwritings leben. Dafür gibt es einen Schlagerprofis-Extrapunkt.

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