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BVMI: Marktanteil Schlager trotz HELENE FISCHER so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht!

BVMI: Jahrbuch 2024 besagt: Schlager NOCH MAL schlechter im Marktanteil!

Einer der „Gründerväter“ der Schlagerprofis hat vor vielen Jahren genau das prognostiziert, was nun eingetreten ist – der Schlager verliert nachhaltig und wirklich bemerkenswert an Popularität. Darüber gibt der Jahresbericht „Musikindustrie in Zahlen“ vom BVMI Auskunft. Anders als andere Schlagerportale, sehen wir dieser traurigen Realität ins Gesicht und freuen uns, dass damit wenigstens DIESER Artikel von den Claqueuren mal NICHT abgeschrieben wird, weil er eben mal negative Zahlen äußert. Zahlen, die wir nicht hämisch, sondern enttäuscht zur Kenntnis nehmen, aber man muss ihnen ins Auge blicken.

Marktanteil 2,5 % – so schlecht stand der Schlager seit vielen Jahrzehnten nicht da

Historisch liegen uns leider nicht ALLE Statistiken über die Schlagermarktanteile vor. Und ja: Wir erinnern uns an das Ende der 1980er Jahre, als der deutsche Schlager auch fast „tot“ war – damals, in einer Zeit, als VICTOR WORMS die ZDF-Hitparade vom Schlager fast „befreit“ hat und der Schlager einfach schlecht da stand. Da waren auch mal nur 2 Schlager in den Top-75 der Single-Charts, eine Nummer 1 weder bei den Singles noch bei den Alben fast undenkbar. Damals gab es aber auch Verfechter des Schlagers wie DIETER THOMAS HECK. Namen wie WOLFGANG PETRY, MICHELLE, später ANDREA BERG und vor allem HELENE FISCHER haben dann den Schlager richtig nach vorne gebracht.

Das Problem: In den letzten ca. zehn Jahren ist eigentlich kein neuer sehr großer Name dazugekommen. Die Kritik der „ewig gleichen Namen“ setzt da wieder ein – man ruht sich eben auf Namen wie HELENE FISCHER, HOWARD CARPENDALE, ANDREA BERG, ROLAND KAISER und Co. aus. Neue große Namen? Fehlanzeige! Und das wirkt sich nun aus: 2,5 % Marktanteil am Musikmarkt – das ist das, was man „Nische“ nennt. Wenn man ehrlich ist, rechtfertigt das auch nicht mehrere große Musikshows im Jahr. Der miese Marktanteil vom Vorjahr (3 %) wurde NOCH mal unterschritten.

Musik der älteren Generation

Wir müssen es noch mal sagen: Gerne schreiben wir das nicht – und solche unbequemen Wahrheiten auszusprechen, wird nicht jedem liegen – aber wir trauen uns. Ein Blick in die Vorlieben der Musik-Genres der Generationen vom BVMI zeigt klar auf – bei der Menschen, die unter 50 Jahren alt sind, spielt der Schlager keine Rolle. Erst bei der „Ü50“-Generation wird der Schlager beliebter.

Konsequenzen?

Die Frage ist: Wie kommen wir raus aus der Krise? Mal ganz ehrlich: Ein ganz schlimmer Fehler ist es unseres Erachtens, diesen miesen Playback-Betrug am Publikum auszuüben. Wenn es inzwischen bei ganz großen Events schon üblich ist, Vollplayback zu „singen“ oder bestenfalls Halbplayback zu ermöglichen – DAS gibt es wohl fast nur im Schlager, das ist hochnotpeinlich. Die Abstrafung der Abwendung des Publikums mit Anspruch, das ein Konzert nicht zum Besäufnis verfolgt, ist sogar erfreulich. HOWARD CARPENDALE hat es in einem Podcast auch angesprochen, dass diese „Besoffkis“-Fans ihm einfach nur „leid tun“. Wir haben es selbst erlebt, dass es wirklich „Fans“ gibt, die zum Saufen kommen…

Alte Rezepte hilfreich?

Es gab eine Zeit mit „echten“ Schlagerhitparaden im Fernsehen, also keine „Schlager des Monats“ oder dergleichen mit Regeln, die noch im Lauf der Sendung mal eben den Gegebenheiten angepasst werden und Moderatoren, deren Qualifikation nicht „Frau von…“ war. DIETER THOMAS HECK hat dem Schlager so sogar noch mal in den 1990er Jahren zu neuem Schwung verholfen, als es Schlager-Festivals gab wie in den 1960er Jahren. Echte Hitparaden mit echter (Live-)Musik könnten helfen.

Ob ein „Weiter so!“ mit Vollplayback-Shows wie zuletzt die BEATRICE-EGLI-Show den Schlager wieder auf die Schiene führen – man weiß es nicht. Zugegebenermaßen ist FLORIAN SILBEREISEN seit ganz vielen Jahren das Maß aller Dinge. Vielleicht wird selbst er mal drüber nachdenken, nicht in JEDER Show DJ ÖTZI zu hofieren, sondern auch mal Livemusik möglich zu machen von Musikern, die WIRKLICH musikalisch sind und nicht nur das Prädikat „Tochter von..:“ tragen oder das Prädikat „im Management von…“

 

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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 065

In dieser Folge unterhalten wir uns ABOR & TYNNA. und blicken auf die Schlagerwoche zurück…

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9 Antworten

  1. Ein sehr guter und ehrlicher Bericht, dem ich voll zustimme. Ich sehe das Problem in erster Linie darin, dass unsere Radiosender keinen „Deutschen Schlager“ mehr spielen! Denken wir da mal an WDR4 oder an SWR4. Gerade der SWR4 hatte Liveveranstaltungen (z.B. „Wir bei Euch“). Das war ein zu Hause für Michael Morgan, Gaby Baginsky, Patrick Lindner, Roberto Blanco, Mara Kayser, Ingrid Peters u.v.a.m. . Dann kamen beim SWR die TV-Formate hinzu, ob es aus dem Rosengarten in Zweibrücken war, ob die Sendung aus Speyer kam oder denken wir an „Fröhlicher Weinberg“, „Fröhlicher Alltag“ oder an „Fröhlicher Feierabend“. Diese Plattform gab auch regionalen, volkstümlichen Interpreten die Chance, sich zu präsentieren (Frank Petersen, Anni & Moni). Da alles eingestampft wurde, ist somit ein komplettes Fundament zusammen-gebrochen. Und aus diesem Fundament ergaben sich immer wieder neue Chancen für die Interpreten, die Karriereleiter etwas nach oben zu steigen.

  2. Bittere Wahrheiten offen ausgesprochen. Aber lieber ehrlich und gerade hinaus als irgendjemanden zum Munde reden. Die Medien sind voll von zeitgeistangepassten Lügen.
    Das ist das Ergebnis einer jahrelangen Schlagermafia.

  3. „Ob ein „Weiter so!“ mit Vollplayback-Shows wie zuletzt die BEATRICE-EGLI-Show den Schlager wieder auf die Schiene führen – man weiß es nicht“

    Über das technische dieser Shows kann man diskutieren bzw. natürlich auch kritisieren.
    Keine Frage!

    Zur Erinnerung:

    Das Wesentliche ist aber der Inhalt einer Show!

    Die Worte von Andy Tichler von Smago treffen es genau:

    „DIESE Show hatte Herz und Seele …“

    Man kann diesen Satz nur unterstreichen!
    Genau das ist es!

    1. Jedem sei seine Meinung gegönnt. Für uns war es eine Show mit Längen, nur Vollplayback, keine Überraschungen, wirklich KEIN überzeugender Auftritt, der dann die folgerichtige Quote eingefahren hat. Jede von DIETER THOMAS HECK moderierte ZDF-Hitparade hatte unendlich viel mehr „Herz und Seele“ als diese gepflegte Langeweile, der musste sich aber auch nicht mit Einspielfilmen über die Zeit retten, sondern stand voll hinter dem, was er tat. Aber nochmal: Wenn es für diesen Vollplayback-Blödsinn mit Fremdschäm-„Überraschungen“ (unfassbar peinlich, auch die gendernde „Podcasterin“ als Lockvogel – wäre mal interessant, wie viele Leute da sofort abgeschaltet haben) ein Publikum gibt – umso besser, jede Schlager-Facette, die „läuft“, ist ja gut. Aber anscheinend ist DAFÜR dann doch kein großes Publikum zu begeistern.

  4. Wenn der deutsche Schlager mehr und mehr von den Medien in den Hintergrund gerückt wird braucht sich keiner wundern über das Nuschendasein. Eins muss man aber auch sagen, das die musikalische Qualität in den letzten Jahren extrem abgenommen hat. Bis auf die letzten Alben von Roland Kaiser , Nino de Angelo oder Howard Carpendale gab es in den letzten zwei, drei Jahren keine richtig gute mehr. Alles ziemlich lieblos produziert. Da ist es kein Wunder das sich mehr und mehr abwenden. Um eiin Ende abzuwenden muss der Schlager wieder gepusht werden (eine neue Art ZDF Hitparade), Radiosender sollen sich wieder trauen deutschen Schlager zu spielen und Musik Produzenten müssen mehr auf Qualität setzen. Wenn nicht, dann sieht es übel aus.

  5. Ich verstehe auch nicht, warum es nicht möglich ist, eine Hitparade wie die damals im ZDF lief wieder zu produzieren? Soll es wirklich nur an den Produktionskosten liegen? Oder traut sich keiner mehr live zu singen?
    Wobei, wenn man sich diese Shows der Schlagernacht von der Waldbühne in Berlin im TV ansieht, da zieht es einem die Schuhe aus…. Viele klingen live so dermaßen schief. Wahnsinn.

  6. Sehr gute Analyse von Howard Carpendale auf BIld.de

    „Sie hatte trotz Riesenerfolgen keinen Hit gehabt, sondern mittelmäßige Titel und auf einmal kam ‚Atemlos‘. (…) Ich sage es ganz ehrlich, es war eine gute Nummer, aber keine weltbewegende Nummer – aber es hat Deutschland infiziert für ein paar Jahre“, so Carpendale im Podcast „Hotel Matze“.

    Das Problem: Laut Carpendale veränderte die Melodie die Schlagerlandschaft für immer – und das nicht zum Guten.

    „Mit dem Anfang von Helene Fischer fing der Bass Drum an, ganz wichtig zu werden. Ich werd‘ verrückt. Das ist die unterste Form von Groove, die es überhaupt gibt.“

    Natürlich wurde Helenes Hit von vielen Künstlern kopiert. Die Erfolgsformel fortan: Dance-Hits statt Kuschel-Schlager. Für den Sänger unerträglich: „Es hat deutscher Musik so geschadet, dass dieses Genre tot ist.“

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