ALEXANDRA HOFMANN: Auch als Solistin eine Powerfrau mit Anspruch
Etwa 35 Jahre lang war sie Teil der „GESCHWISTER HOFMANN“ bzw. später „ANITA & ALEXANDRA HOFMANN„. Die Erfolgsgeschichte schien kein Ende zu finden – das Geschwisterduo war überaus beliebt in der Schlagerszene. Da war es schon eine große Überraschung, als die Information kam, dass die beiden Damen nun jeweils eigene Karrieren verfolgen werden.
ALEXANDRA HOFMANN feiert am 11. Februar einen runden Geburtstag. 50 Lebensjahre sieht man ihr beim besten Willen nicht an – die Musik hat sie offensichtlich jung und kreativ gehalten. Mit großem Elan geht sie kommende Projekte an – sei es als Vollblut-Sängerin mit Anspruch, sei es als Künstlerin AURELIA. Ihre Authentizität und Offenheit hat sie sich auch als Solistin bewahrt – „und das ist auch gut so“. Und so durften wir mit ihr ein interessantes Gespräch mit Rückblicken auf die Vergangenheit und Perspektiven, die die Zukunft bringen wird, führen:
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Liebe Alexandra, Anlass unseres Gesprächs ist dein bevorstehender runder Geburtstag. Gibt es schon Planungen und Ideen, wie du den Tag verbringen möchtest?
Bis vor drei Wochen wusste ich noch nicht einmal annähernd, was ich machen möchte. Ich mache so etwas immer gerne spontan „aus dem Bauch heraus“. Gott sei Dank habe ich flexible Freunde. Ich habe mir lange überlegt, was mir am meisten Spaß macht – für mich ist so etwas wie ein Lagerfeuer genial mit Stockbrot, Kesselgulasch und Glühwein trinken. Mottoparty mitten in der „Fasnet“. Da haben sich alle darauf eingelassen – darauf freue ich mich mega – bodenständig mit Freunden und Familie.
Auf deiner Homepage schreibst du, dass man oft „dasunddas“ machen muss, um beliebt zu sein. Ist die Solo-ALEXANDRA nun diejenige, die wirklich „sie selbst“ sein kann?
Auf jeden Fall! Wobei wir nie auf der Bühne das gesungen haben, weil es Leute hören wollen, sondern insbesondere das, was uns selber Spaß gemacht hat. Ich habe jetzt komplett andere Themen, die mich beschäftigen. Ich bin Familienmutter. Ich habe zwei pubertierende Jungs. Ich habe ein Leben, das ich den Leuten weitergeben möchte, meine fast 50 Jahre Lebenserfahrung. Die Jahre waren sehr bewegt – da war einfach alles dabei. Das war nicht nur eitel Sonnenschein. Über die Jahre habe ich gelernt, dass beide Seiten dazu gehören. Ich bin aber ein optimistischer Mensch. Und das möchte ich meinem Publikum gerne weitergeben.
Im Umkehrschluss heißt das, dass du im Duo durchaus auch das getan hast, was du zu dem Zeitpunkt damals wolltest? Zum Beispiel Tanzeinlagen, Instrumente spielen – das war auch schon dein Leben?
Ja klar – also, um es so zu sagen: Wir haben uns da nicht nach dem Publikum gerichtet. Wir unter uns als Schwestern mussten da natürlich schon einen Kompromiss finden, wenn wir schon komplett unterschiedlich ticken. Wir sind zu zweit. Wir haben unterschiedliche Stimmen. Da muss die eine Stimme sich schon ein bisschen an die andere anpassen. Man muss sich da natürlich entgegenkommen, was wir auch 35 Jahre lang gemacht haben.
Jetzt liegen die Songs aber da, wo meine Stimme liegt. Man geht dann auch mal aus der Komfortzone raus. Da gibt es durchaus auch mal einen Part, der nicht in meiner Komfortzone der Stimme liegt. Und jetzt kannst du auch stimmlich nicht mehr abwechseln. Aber das ist einfach spannend, dass man sich nach so langer Zeit durchaus aus der Komfortzone heraus traut und sich auch weiterentwickeln kann.
Du hast dich ja nun auf vollkommen eigene Füße gestellt mit dem langjährigen Manager RAY, der jetzt dein Manager ist. Spannend, dass ihr da zusammen geblieben seid. Ihr habt ja euer Jubiläum auch kürzlich mit einem Glas Sekt begossen. Ist das auch für RAY spannend, weil auch er ja jetzt ganz anders agieren kann als zuvor bei der Vermarktung als Schwestern?
Auf jeden Fall! Allerdings hat sich für mich gar nicht SO viel geändert. Die GmbH wurde schon vor vielen Jahren gegründet. Da war ich in der Organisation ja schon von Anfang an maßgeblich zusammen mit RAY beteiligt. An der Arbeitsweise hat sich insofern gar nicht so viel bei uns geändert.
Du bist ja auch als Künstlerin tätig und konntest einige deiner Exponate an prominenter Stelle in den WALENTOWSKI-Galerien präsentieren. Wie kam es dazu und planst du, diesen künstlerischen Weg weiter auszubauen?
Ja, das hat mir immer schon Spaß gemacht. Ich habe immer schon gerne fotografiert und auch die Drehbücher für unsere Videos geschrieben. Ich habe da Regie geführt, weil ich das Glück habe, das Auge zu haben – ein Auge für das Detail. Das hängt auch ein wenig mit Achtsamkeit zusammen. Dann kam Corona – und wir durften von heute auf morgen die große Leidenschaft Musik nicht mehr so ausüben wie wir das gewohnt waren.
Da habe ich einfach die Chance genutzt, die andere Leidenschaft auszuleben. Dann kam der RAY auf die Idee, die Bilder auszudrucken und weiter dreidimensional zu bearbeiten. Das hat sich quasi aus dem Nichts etwas entwickelt, was mittlerweile recht groß geworden ist, da hat das Schicksal es wirklich gut mit mir gemeint.
Wir haben nämlich aus der Not heraus ein Gewerbe gegründet, weil wir damals im Baumarkt nicht einkaufen durften. Wir hatten einfach Material gebraucht. Dann haben wir binnen acht Wochen 18 große A0-Werke geschaffen, was gar nicht so geplant war – aber wir hatten damals ja auf einmal die Zeit. Dann sind die WALTENTOWSKI-Galerien auf uns aufmerksam geworden. Die fanden die Werke genial. Wir hatten seither schon so einige Vernissagen.
Ich kannte die Werke bis dahin ja nur von zu Hause – es war schon toll, die dann in einem großartigen Atelier ausgestellt zu sehen. Inzwischen haben wir in Meßkirch tolle Räumlichkeiten gefunden, um der Kunst nachzugehen. Das ist verrückt, wenn man dann nach Werl, wo die große Vernissage stattfand, kommt und dort Räumlichkeiten sind, in denen deine Werke wunderbar in Szene gesetzt werden – edel ausgestattet.
Mit meiner Kunst möchte ich den Leuten zeigen, dass die Kunst gerade auch im Alltag zu finden ist. Man muss gar nicht weit weggehen. Wenn man die Augen aufmacht, findet man überall etwas, das Einen erfreuen kann. Manchmal ist es auch der Perspektivenwechsel. Wenn man die Perspektive im Leben ändert, entsteht oftmals etwas Neues und Großes. So sind manche Bilder angelegt – das scheint anzukommen.
Hast du bewusst für die Künstlerin einen anderen Namen gewählt, nämlich AURELIA?
Ich wollte ja nicht, dass den Menschen die Bilder gefallen, weil ich ALEXANDRA HOFMANN bin, das fand ich so ganz gut. Wir haben übrigens einen Auftrag vom Landkreis Sigmaringen bekommen, den Landkreis mit sieben großen A0 Werken zu bebildern. Das ist in der Kreisgalerie ausgestellt. Das war für mich eine Ehre und ein Ritterschlag, so etwas machen zu dürfen.
Du hast eben von deinen pubertierenden Kindern gesprochen. Was mögen die lieber: Die Sängerin oder die Künstlerin ALEXANDRA?
Sie finden es toll, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe. Somit kann ich den Kindern auch vorleben: Traut euch aus der Komfortzone raus. Guckt, dass ihr immer in eurer Mitte seid und glücklich seid. Sie finden das toll. Ich habe aber auch tolle Kinder, wirklich… (lacht)
Es stimmt übrigens nicht, dass die Sorgen bei den Kindern im Alter größer werden – Motto „kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen“. Es wird immer schöner und tiefer. Sie heranwachsen zu sehen – das ist ein Traum.
Mit deinem ersten Soloauftritt hast du einen schönen Charterfolg landen können. Sehr erfreulich war doch sicher auch, dass du die Möglichkeit bekamst, bei FLORIAN SILBEREISENs „Adventsfest der 100.000 Lichter“ mitzuwirken? Das ist ja oft nicht so leicht…
Das war wirklich toll. Man freut sich natürlich immer, wenn man in dieser Sendung ist. Das Schöne ist: Nach 35 Jahren – ich habe es nicht darauf angelegt, Erfolg zu haben. Deshalb haben wir auch ein eigenes Label gegründet. Es ist mir nicht wichtig, punktuell mal eben ganz hoch in die Charts zu kommen, sondern einfach selbstbestimmt zu bleiben. Wenn ich eine Idee habe, möchte ich keinen langen Apparat hinter mir haben, der mich vielleicht ausbremst. Wenn die Idee da ist, kann ich sie umsetzen.
Auch wenn der Geschäftsführer des Labels dann manchmal schnauft, weil es manchmal alles sehr kurzfristig ist. DAS war mir wichtig. Mit meiner CD wollte ich auch eine Botschaft transportieren. Nicht nur Mainstream-Schlagersongs veröffentlichen, bei denen ich von Haus aus weiß – egal wo – die laufen ohnehin.
Nach dieser langen Zeit möchte ich den Menschen einfach auch mal etwas mitgeben. Da war mir nicht so wichtig, dass alles Mainstream sofort in allem anläuft – vielmehr stand die Botschaft im Vordergrund.
„Lights Of Freedom“ ist gerade auch in dieser Zeit ein wichtiges Thema.
Wenn du selbst ja ein eigenes Label hast, wäre auch denkbar, junge Künstler unter deine Fittiche für dein Label zu nehmen, oder liegt der Fokus erst mal auf dem Namen ALEXANDRA HOFMANN?
Ich liebe es, mit anderen Menschen etwas zu kreieren. Sehr gerne gebe ich meine 35-jährige Bühnenerfahrung an junge Menschen weiter. Das macht mir einfach Spaß. Da kann ich auch etwas weitergeben. Ich habe z. B. für voXXclub ein Drehbuch für die Weihnachtstournee geschrieben, die schon zwei Jahre erfolgreich gelaufen ist. Wir sind auch in interessanten Gesprächen.
Das Label ist natürlich nicht nur für mich alleine gedacht. Vor einer Woche hatten wir das erste Treffen in diesem Jahr und haben zurückgeschaut und nach vorn gesehen. Da hat mich unser Geschäftsführer gemahnt: Super wäre, wenn alles nicht immer ganz so kurzfristig wäre. Da habe ich kurz geatmet, weil ich ihm entgegnete, dass ich gerne zum 50. Geburtstag punktgenau meine neue Single veröffentlichen wollte.
Da hat er mich gefragt, welcher Song es denn sein sollte, worauf ich immerhin schon mal die Auswahl auf zwei Songs eingrenzen konnte (lacht). Gefühlt hat er mich kurz gedanklich umgebracht, weil er natürlich mindestens drei Wochen Vorlauf braucht. Bei einem fremden Label dauert so etwas noch viel länger. Aber – es hat geklappt.
Diese Art zu arbeiten, wenn es nicht so schwerfällig ist, liebe ich einfach.
Du bist schon eine Macherin?
Ja, auf jeden Fall!
Du hast dich für den ESC-Vorentscheid beworben, was ja leider nicht geklappt hat. Man hat sich für MARIE REIM entschieden.
Ja, aber für sie freue ich mich. Die hat wirklich einen sehr schönen Song am Start. Und man muss es zugeben: Sie hat ja auch eine richtig schöne Geschichte dahinter mit ihrer Mama, die schon dort war. Das finde ich schon stimmig, muss ich sagen. Aber auch der Song von MAX MUTZKE gefällt mir, und der Song von ISAAK. Das sind meine drei Favoriten. Wenn ich die so im Radio hören würde, denke ich: Das könnte international funktionieren.
Wie hat man dir da abgesagt? Wie muss man sich das vorstellen? Bekommt man da eine Mail?
Es gab eine Mail – ich war noch unter den letzten 35 dabei, was mich sehr gefreut hat. Dann haben wir eine Mail bekommen, dass es nicht geklappt hat. Wir haben den Song bei einem Gläschen Wein in letzter Sekunde eingereicht – dass wir überhaupt so weit kamen, hat mich schon gefreut. Wir hatten den Song ja nicht neu extra für den ESC aufgenommen.
In der letzten Woche war ich in Kopenhagen bei JØRGEN OLSEN. Wir haben zusammen eine neue Version von „Fly On the Wings of Love“ aufgenommen. Das ist einfach ein toller Song. Wir hatten da eine so schöne Zeit. JØRGEN war selber begeistert – er sagte: Das reichen wir in Malmö ein – vielleicht haben wir ja eine kleine Chance, damit beim internationalen Wettbewerb außer Konkurrenz dabei zu sein. Allein diese kleine Chance zu haben, finde ich toll – dafür feiere ich JØRGEN.
Du bist ja auch ein absoluter Familienmensch – deine Mutter war ja auch lange Zeit involviert. Näht sie noch Kleider für dich?
Sie näht eigentlich schon eine ganze Weile nicht mehr. Sie hat wirklich nur noch zu den großen Tourneen genäht bei Kostümen, die man wirklich beim besten Willen nicht kaufen kann. Jetzt ist sie aber da, wenn mir z. B. an der Mütze etwas kaputt geht oder der Knopf am Einkaufswagen abgerissen ist – dann ist meine Mutter zur Stelle. Vielleicht könnte ich das auch – aber meine Mutter ist einfach eine gute Näherin. Ich glaube, sie macht das auch ganz gerne…
Den Trauerfall in der Familie lassen wir thematisch außen vor…?
Ja, vielen Dank dafür. Ich bin froh, dass ich jetzt mit ein paar Wochen Abstand doch noch auf ein Level komme, dass ich mich auf meinen Geburtstag freuen kann und ihn vielleicht genießen kann.
Ist es richtig, dass MARIANNE & MICHAEL bei eurer gemeinsamen Geschwisterkarriere wertvolle Anschub-Hilfe geleistet haben? Wie kam der Kontakt zustande?
Wir hatten über STEFANIE HERTEL Kontakt zu JEAN FRANKFURTER. Dem haben wir vorgesungen und der fand uns richtig gut. Er hat gesagt, er will mit uns produzieren. Er hat überlegt, dass es cool wäre, wenn man gute Ratgeber zur Seite stellt, die mit professionellem Rat die ersten Schritte auf die Bühne begleiten. Das waren dann MARIANNE & MICHAEL. Die waren dann wirklich auch ein Jahr lang unsere Mentoren. So was Wichtiges wie GVL, dass man sich da anmelden kann – das hätten wir ohne die beiden nicht gewusst. Die haben uns damals sehr geholfen.
Hältst du noch freundschaftlichen Kontakt mit diesen alten Weggefährten?
Ich bin allgemein – das hat nichts mit Kollegen zu tun – kein guter WhatsApp-Nutzer. Ich habe da ein beschissenes WhatsApp-Verhalten. Ich habe eine Freundin, mit der ich teils viele Monate lang keinen Kontakt habe. Wir wohnen nicht nahe zusammen. WENN wir dann aber mal miteinander sprechen, dann mit viel Qualität. So halte ich es auch mit Kollegen. Wenn man sich dann sieht oder zum Geburtstag miteinander spricht, dann ist es einfach, wie wenn es gestern gewesen wäre. So ist es mit MARIANNE & MICHAEL auch. Wir haben ja so viel Zeit miteinander verbracht.
Gefühlt hat es früher zwei- oder dreimal im Jahr Tourneen gegeben, die richtig lange gingen. Mit denen habe ich ja meine gesamte Jugend verbracht.
Ist das für dich dann auch ein einschneidender Moment, wenn solche Kollegen sich von der Bühne verabschieden?
Auf jeden Fall – ich finde, sie machen es schön und haben es auch verdient.
Hätten die nicht noch mehr verdient – z. B. eine TV-Show zum Abschied? Sie haben ja auch vielen Leuten den Weg geebnet…
Wer weiß, was da noch kommt? Die haben doch nicht gesagt: Wir hören am 19. Mai auf – oder? Die hören dieses Jahr auf. Ich denke, da ist noch viel Platz nach oben.
Ein Highlight war ja 2001 das Überraschungsfest der Volksmusik, bei dem deine Hochzeit im Fernsehen mit einer „Feste“-Show zelebriert wurde. Würdest du das heute noch mal so machen?
Wir hatten damals gar keine Wahl. Ich habe meinen Mann ja sieben Jahre in der Presse verleugnet, weil wir unsere Ruhe haben wollten. Ich habe lange gesagt, ich hätte keinen Freund. Mein DIETMAR ist ein bodenständiger Mensch, der diesen Showzirkus nicht so mag.
Ein halbes Jahr vor der Hochzeit hatten wir an Silvester einen unvorsichtigen Moment. Das hat jemand fotografiert. Da ist dann eine Welle losgegangen, die nicht mehr zu bremsen war. Wir konnten damit gar nicht mehr umgehen. Wir hätten die Hochzeit absagen müssen. Seine Mama war krank. Wir wussten nicht, ob eine Verschiebung möglich wäre. Von der Hochzeit bekommt die Presse sowieso Wind wegen des Aushangs.
Das Wichtigste ist: Es ist der schönste Tag gewesen, weil ich den besten Mann der Welt gefunden habe.
Wir wissen nicht, ob es aufgefallen ist, aber wir haben bezogen auf deine Schwester keine Frage gestellt…
Das fällt mir seit ca. acht Wochen auf, dass die Fragen zu meiner Schwester in der Tat immer seltener kommen…
Trotzdem sei noch eine Frage zu ANITA gestattet – sie hat ja ein Buch geschrieben. Hast du das vorab gelesen – oder lässt du dich überraschen?
Ich lasse mich überraschen!
Vielen Dank für das nette Gespräch!