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ALEXANDER SCHOLZ im Schlagerprofis-Interview: „Von oben eine Sprache zu befehlen, kann nicht der richtige Weg sein.“

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ALEXANDER SCHOLZ eröffnet neue Schlagerprofis-Reihe „Hinter den Kulissen“

Die großen Stars des Schlagergeschäfts sind den meisten Fans bekannt. Sehr erfolgreicher Player hinter den Kulissen kennen viele Fans aber NICHT, sofern sie nicht z. B. DIETER BOHLEN heißen. Das wollen wir mit unseren bescheidenen Mitteln ändern und in loser Folge Protagonisten vorstellen, die hinter den Kulissen tätig sind – sei es als Produzent, Komponist oder in diesem Fall Textdichter. ALEXANDER SCHOLZ hat sich in den letzten Jahren einen großen Namen gemacht. Sehr schön: Er hat uns ein offenes Interview gegeben und dabei kein Blatt vor den Mund genommen. 
Sowohl zum Thema Gendern als auch zum Thema „deutschsprachige Musik in den Medien“ hat er sich sehr eindeutig geäußert. Hier das autorisierte Interview mit ALEXANDER SCHOLZ :
Zu den mittlerweile erfolgreichsten Textdichtern deutscher Schlager zählt zweifelsohne ALEXANDER SCHOLZ, der für Stars wie JÜRGEN DREWS, MATTHIAS REIM, MICHELLE, FANTASY und andere tätig ist. „Nicht verdient“, „Tattoo“, „Gespenster der Nacht“ oder „Wir waren wie Vampire“ – das ist nur ein kleiner Auszug aus dem immer größer werdenden Repertoire des angesehenen Textdichters. Wir blicken gerne hinter die Kulissen und haben ALEXANDER um ein Interview gebeten. Über seine ehrlichen Antworten haben wir uns gefreut – er hat sich nicht gescheut, auch vermeintlich unbequeme Antworten zu geben: 
Lieber Alexander, die Frage ist trivial, aber dennoch wie wir finden spannend: Wie kam es dazu, dass du professioneller Textdichter deutscher Schlager geworden bist?
Es ist zehn Jahre her, dass die Frauenzeitschrift „Das Neue“ jemanden gesucht hat, der den „neuen Hit von JÜRGEN DREWS“ schreibt. Da ich schon immer ein Fan des Schlagers war, habe ich mich einfach mal beworben. Aus 1.000 Bewerbungen wurde mein Song „Und wir waren wie Vampire“ ausgewählt. Tatsächlich hat JÜRGEN DREWS diesen Schlager aufgenommen. Mein Glück war, dass es ein Hit geworden ist – und so hatte ich den Fuß in der Tür.
 Bild von Schlagerprofis.de
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Eine Rolle hat da sicher auch der damalige Juror TOBIAS REITZ gespielt, der mich gefördert hat. Weiteres „Handwerkszeug“ habe ich dann auch bei ihm und EDITH JESKE in der renommierten Celler Schule gelernt. Von den beiden hatte ich schon ihr „Handbuch für Songtexter“ gelesen, mit welchem ich mich vorab ein bisschen ins Thema reinfuchsen konnte und welches mittlerweile als DAS Standardwerk gilt, wenn es um das Erlernen des Schreibens von Songtexten geht. Ich muss TOBIAS auch sehr dankbar sein, weil er mir viele Kontakte vermittelt hat, die ich ohne ihn niemals bekommen hätte.
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Du sagst, dass du schon in jungen Jahren ein Fan des deutschen Schlagers warst. Gibt es jemanden, den du da favorisiert hast, bei dem du so etwas wie ein „Fanboy“ warst?
Ich traue mich kaum, es zu sagen, weil die Zeiten sich ja geändert haben. Aber ich will ehrlich sein. Von 2005 bis etwa 2013 war ich so etwas wie ein Hardcore-Fan von MICHAEL WENDLER. In der Zeit habe ich ca. 500 seiner Konzerte besucht. Man muss da sicher zwischen seiner „Kunst“ und dem Menschen unterscheiden. Aber ich gebe zu: Die Handschrift der Schlager, wie er sie produziert hat, hat durchaus bis heute Einfluss auf mich. Beispielsweise habe ich schon eine „kantigere“ Sprache als manche meiner Kollegen.
WENDLER hat in seiner Glanz- und Gloriazeit allerdings wie ich finde auch abgeliefert. Er hat da echte Perlen produziert, die teilweise unbekannt sind und auch nicht als Single veröffentlicht wurden. Ich öffne mich mal. Als ich auf seiner Ranch von all seinem Prunk geblendet war und sein neues Album vorgestellt wurde, schmetterte er in der golden versinkenden Sonne von Dinslaken aus dem Song „Sie liebt ihn immer noch“ die Zeile er weiß nicht, wie laut ihr kleines Herz schlägt. Im Takt der Melodie – hört man sowas nie“.
Das machte mir eine Gänsehaut, und in dem Moment war für mich klar, dass ich Textdichter von Schlagern werden wollte.
Es war ja so, dass MICHAEL die Songs unter seinem Pseudonym MIC SKOWY schrieb. Die hat er damals auf seine Frau angemeldet – die Gründe dafür sind hinlänglich bekannt. Genie und Wahnsinn liegen manchmal nun mal dicht beieinander. Aber ich stehe dazu, dass ich die Musik und die Texte von MICHAEL WENDLER großartig finde. Seine Songs hat er (abgesehen von einem Album) immer selber geschrieben.
Ich habe ihn menschlich immer als sehr verletzlichen und unsicheren Menschen erlebt, der einfach gemocht werden wollte. Nicht falsch verstehen: Das soll sein Verhalten in den letzten Jahren nicht entschuldigen – ich sage nur, wie ich es damals empfunden habe.
Gibt es ein Lieblingslied, von dem du sagst: Das ist eine echte Perle? Vom WENDLER?
So ein Lied wie „Verlier sie nie“ aus 2002 hat mich schon sehr beeindruckt“. Hör mal rein.
Okay, das mache ich gerne. Hat das nicht was von „Sag ihr, ich lass sie grüßen“ von UDO JÜRGENS? Das Thema der verlorenen Liebe an einen anderen Mann ist ja ein altbekanntes Schlagerthema?
Ein großartiger Text, der heute noch genauso funktioniert wie damals. Obwohl sich die meisten Schlager derzeit ja gefühlt ausschließlich mit „dem perfekten Moment“ und „das Leben feiern“ beschäftigen, so liegt die Kernkompetenz dieses Genres doch immer noch im Trösten. Schlager ist Alltagsflucht. Und immer auch ein gutes Spiegelbild der Gesellschaft. Man kann tatsächlich sagen, dass sich Schlager immer dann besonders gefragt ist, je unsicherer oder ängstlicher die Menschen sind.
Zu Beginn der Corona-Pandemie haben sich vor allem Songs mit dem Thema Freiheit verkauft. In diesem Jahr, vor allem auch durch den Ukraine-Krieg begründet, verkaufen sich CD-Boxen mit religiösen Texten wie geschnitten Brot. Im Sommer war die Künstlerin BIANCA, die seit 20 Jahren gar nicht mehr auf der Bühne steht, wochenlang mit einer Best Of Zusammenstellung, die rein physisch verkauft wurde, in den Top 5 der Albumcharts. 
Als großer „Fanboy“ von UDO JÜRGENS muss ich dich nach deiner Meinung zu diesem unvergessenen wie ich finde größten deutschsprachigen Interpreten aller Zeiten fragen?
UDO JÜRGENS ist Kult und wird einer der wenigen Künstler sein, die man auch in 50 Jahren noch spielt. Auch wenn seine Musik eigentlich immer an mir vorbei gegangen ist, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich zur Zeit seiner großen Evergreens noch nicht auf der Welt war.
Du sprichst von „vielen deiner Kollegen“. Müsstest du nicht „Kolleg*innen“ sagen? Wie stehst du als sprachlich sensibler und junger Mensch zum Thema Gendern?
 
Was das angeht, muss ich euch Schlagerprofis mal loben. Es ist ja so, dass heute eine kleine Minderheit über die Mehrheit bestimmen will. Und da mache auch ich nicht mit. Ich liebe die deutsche Sprache und gebe da den großen Sprachakrobaten wie HEINZ-RUDOLF KUNZE und ELKE HEIDENREICH und vielen mehr uneingeschränkt Recht: Von oben den Menschen eine Sprache zu befehlen, das kann nicht der richtige Weg sein. Schön finde ich, dass ich als junger liberaler Mensch das Vorurteil, dass diese Haltung eher ältere Menschen haben, widerlegen kann.
Als Textdichter arbeite ich ja auch tagtäglich Worten und wahrscheinlich wäre dieser Job in vielen anderen Sprachen wesentlich leichter, weil die deutsche Sprache phonetisch einfach sehr hart und kantig klingt. Ganz anders als im Englischen oder gar Französischen, wo viele Worte von alleine wunderschön klingen und schon „singen“. „Papillon“ von NICOLE oder „Butterfly“ von DANYEL GERARD würden auf Deutsch als „Schmetterling“ einfach nicht wohlklingend daherkommen, obwohl die Nachwuchssängerin SOPHIA sich das nun getraut hat. 
Die Gendersprache kann eigentlich nur von Leuten erfunden worden sein, die komplizierte Programmiersprache lieben und eine Abneigung gegen Poesie haben. Von daher kann jemand, der tagtäglich damit beschäftigt ist, das Schönste aus dieser doch sehr schweren Sprache herauszuholen nicht fürs Gendern sein. Und aktuellen Umfragen zufolge sehen das zum Glück ja über 85% der Deutschen genauso.
Gibt es außer dem WENDLER weitere Idole, die dich geprägt haben?
Ich traue es mich kaum zu sagen, aber: JA! 🙂 – DIETER BOHLEN ist für mich auch ein Mensch, der in der Schlager- und Musikszene Maßstäbe gesetzt hat. Ich bin ja quasi mit BLUE SYSTEM und MODERN TALKING groß geworden. Es ist ein Jugendtraum, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Wobei man auch vorsichtig sein muss gemäß des Mottos „Never Meet Your Idol“, das gilt auch für DAVID HASSELHOFF.
Aber ein Traum wäre es schon, mal mit DIETER oder DAVID zusammenarbeiten zu dürfen. Und natürlich weiterhin MATTHIAS REIM, der mich mit „Nicht verdient“ ja zum hauptberuflichen Textdichter gemacht hat und mit dem ich danach auch bei ihm zu Hause viele weitere Songs für ihn als auch für seine Frau CHRISTIN STARK schreiben durfte. 
Kann man denn dann überhaupt „hauptberuflich“ Textdichter sein? 
 
Das kann man, ist heutzutage aber eher die Ausnahme. Wenn ich die Leute aufzählen müsste, die NUR vom reinen Schlager-Textdichten leben (also nicht komponieren, produzieren oder gar Selbstaufführer sind), könnte ich die hierzulande aktuell an einer Hand abzählen. Hier gehöre ich mittlerweile glücklicherweise auch dazu. Und dann gibt es natürlich noch die, die die goldenen Zeiten in den 70ern und 80ern mitgemacht haben und heute noch von den Tantiemen von damals leben.
Wenn ein Song einmal draußen ist, dann wird er ja (je nach Erfolg) auch immer wieder mal irgendwo gespielt. Die Texttantiemen für große Hits wie „Ich war noch niemals in New York“ oder „Tränen lügen nicht“ dürften heute noch jährlich genauso viel, wenn nicht sogar mehr, einspielen als manch großer Hit aus dem Jahre 2022. Man darf ja nicht vergessen, dass Textdichter und Komponisten kein einmaliges Honorar für ihr Werk bekommen, sondern in der Regel Mitglied der GEMA sind, die im Auftrag der Autoren die Werke monetarisiert.
Das heißt, ich verdiene als Textdichter immer dann Geld, wenn ein Song irgendwo öffentlich aufgeführt wird, sei es im Radio, TV oder auf einem Konzert, verkauft wird als CD, DVD oder Download und was immer mehr ausmacht, das kostenpflichtige Streaming. Von daher ist es immer wichtig, möglichst viele Singles zu haben. Ein unbekannter Albumtrack läuft halt nicht im Radio oder auf Konzerten. 
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Du hast inzwischen für sehr viele sehr große Namen geschrieben. Ist es so, dass du den Künstlern Texte anbietest – oder ist es sogar so, dass die Stars dich fragen, ob du für sie Material hast?
Sowohl als auch. Wenn neue Alben oder Songs geplant sind, gibt es oft Briefings vom jeweiligen Management oder der Plattenfirma. Wenn man allerdings bereits mit den Künstlern gearbeitet hat und die Songs erfolgreich waren, wird das meist auch damit belohnt, dass man wieder gefragt wird. 
Was hältst du von den heute angesagten „Songwriter-Camps“?
Ich bin tatsächlich eher der Eigenbrötler, der am besten alleine funktioniert. In der Regel bekomme ich fertige Melodien zum Betexten, manchmal ist aber auch zuerst der Text da. Da Songwriting etwas sehr „intimes“ sein kann, ist es sehr wichtig, dass man feste Partner hat, mit denen man regelmäßig arbeitet und mit denen man dann am Ende eine Einheit bildet, so bringt man ja viele Namen immer als Doppelpack miteinander in Verbindung, ob FRANKFURTER / HOLDER, SIEGEL / MEINUNGER etc.
Mein persönlicher Lieblingsmensch und Partner ist seit einigen Jahren HENS HENSEN, der nicht nur ein musikalisches Genie ist, sondern auch menschlich genauso bekloppt ist wie ich. Bei Telamo beispielsweise werden wir intern nur noch als „Dreamteam“ bezeichnet und wenn man so auf einer musikalischen Wellenlänge ist, dann macht das einfach nur Spaß.
Songwriting-Camps besuche ich aber trotzdem regelmäßig, weil es immer eine tolle Gelegenheit ist, sich mit anderen Kollegen auszutauschen und neuen kreativen Input zu bekommen. Größer als zu dritt sollte ein Team dann aber nicht sein, weil da dann das berühmte Sprichwort greift „Viele Köche verderben den Brei“.

Hast du im Bereich des alten konservativen Schlagers Vorbilder? Menschen wie FRED JAY, MICHAEL KUNZE, HANS BLUM, BERND MEINUNGER und dergleichen?

In der Tat verneige ich mich vor jedem einzelnen Text aus der Feder von JOACHIM HORN-BERNGES. Jemand, der es so geschafft hat und immer noch schafft, Kunst, Kommerz und Emotionen so geballt in ein enges Textkorsett zu pressen, gibt es nur einmal. Wir haben uns auch schon öfter mal getroffen bei den Mitgliederversammlungen der GEMA oder den jährlichen Treffen des Deutschen Textdichterverbands.

Bei unserem ersten Zusammentreffen vor sechs Jahren gab er mir in seiner bekannt schroffen Art den Ratschlag „Tu mir und dir einen Gefallen und lass es sein mit dem Texten. Du wirst es nicht schaffen„. Als wir uns im Februar diesen Jahres beim Deutschen Musikautorenpreis in Berlin gesehen haben meinte er zu mir: „Ich kann dir gar keine Tipps mehr geben. Du weißt ja schon alles„.

Bist du an einen Verlag gebunden, oder könntest du quasi „jedermann“ einen Text andienen?
Ich bin seit Kurzem Exklusivautor beim Lucile-Meisel-Musikverlag in Berlin, da ich mit dem Team um Telamo bereits seit Jahren sehr eng verbunden bin und mit MARKO WÜNSCH eine Art freundschaftlichen Mentor habe. Wie in allen geschäftlichen Bereichen ist aber auch hier alles verhandelbar, sodass ich im Prinzip „für alle“ texten kann.
Gab es Kindheitserlebnisse, die dich an den Schlager herangeführt haben? Manchmal ist es ja so, dass Oma / Opa / Mama / Papa da Einfluss genommen haben?

Das kann ich wirklich nicht leugnen, der Musikgeschmack geht quer durch die Familie. Die Songs der KASTELRUTHER SPATZEN habe ich quasi mit der Muttermilch aufgesogen und irgendwo liefen immer die FLIPPERS.

Worauf kommt es beim Textdichten eher an? Talent oder Fleiß? Kann quasi jedermann, der das Handwerkszeug z. B. der Celler Schule an die Hand bekommen hat, gute Texte schreiben, oder ist da eine gewisse Sensibilität, die angeboren ist, wichtig?
Es ist wie bei so vielen Dingen auch hier so, dass der Fleißige am Ende den Talentierten immer überholt. Dennoch ist ein gewisses Talent unabdingbar. Wenn ich kein Gespür und keine Passion für Sprache habe, dann kann man einem zwar das Handwerk beibringen, aber dann ist es vielleicht ein handwerklich einwandfreier Text, aber er emotionalisiert nicht.
Als ich 2013 ein Stipendium für die Celler Schule bekommen habe, hat mir TOBIAS REITZ verraten, dass meine eingereichten Texte handwerklich eine absolute Katastrophe waren, aber man merkte vom Inhalt, da geht was. Das Handwerk kann man also „erlernen“, Emotionen wahrscheinlich eher weniger. Ein Kollege hat mich mal als „sensibel“ bezeichnet, wo ich anfangs recht eingeschnappt war, bis er sagte: „Natürlich bist du sensibel. Musst du sein. Sonst könntest du solche Texte gar nicht schreiben!“
Es sind zwar schon Namen gefallen – trotzdem: Gibt es noch Träume, für wen du gerne als Textdichter tätig werden würdest?
Ich finde es immer schön, wenn ich mir Kindheitsträume erfüllen kann, also für die Stars zu schreiben, die mich schon mein Leben lang begleiten. Und wenn ich hier darüber nachdenke, kann ich schon recht demütig sagen, dass ich mir die meisten bereits erfüllt habe, seien es PATRICK LINDNER, BERNHARD BRINK, THOMAS ANDERS oder MATTHIAS REIM.
Wie sieht es bei dir familiär und im Freundeskreis aus? Wird deine Leidenschaft für Schlagermusik akzeptiert bzw. findest du da Anerkennung?
Hier habe ich von allen Seiten vollste Unterstützung. Als ich angefangen habe, wurde es aber von vielen Seiten belächelt nach dem Motto „Träum mal schön weiter“. Die ersten fünf Jahre nach dem DREWS-Hit sah es ja auch wirklich so aus, als käme da nicht mehr wirklich was hinterher, obwohl ich täglich Texte geschrieben und nahezu mein ganzes Privatleben diesem damals noch „Hobby“ geopfert habe.
Und dann 2018 löste sich der Knoten, als ich nahezu zeitgleich die aktuelle Single „Gespenster der Nacht“ von FANTASY hatte sowie das spektakuläre Comeback-Duett von MICHELLE und MATTHIAS REIM. Dann kamen sie wirklich alle an, diverse Verlage, die mich als Exklusivautor haben wollten, sowie all die Künstler, die meine Songs all die Jahre zuvor abgelehnt hatten.
Aber man wird in der Tat ja auch besser mit jedem Text den man schreibt, es ist wie beim Bodybuilding. Wenn man über Jahre hinweg jeden Tag schreibt, wächst da irgendwann was. Und mein Credo ist: „Der beste Song ist der, den du als nächstes schreibst!“
Deine Meinung zu Spotify, Streaming und co…?
Die großen Streamingdienste waren ja zu Anfang das große Schreckgespenst der Branche. Mittlerweile macht sich die Vergütung aus dem digitalen Bereich schon bemerkbar, wenn auch noch lange nicht in dem Rahmen, den man als fair bezeichnen könnte, hier besteht also dringend Verhandlungsbedarf mit den Labels und den Streamingplattformen. Mein Glück ist, dass das Schlagerpublikum doch recht konservativ ist und noch viele physische Tonträger kaufen. Die Amigos oder Hansi Hinterseer streamt man halt nicht.
Viel größere Sorgen machen mir hier die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten, die immer mehr deutsche Musik aus den Radios verbannen, weil das Publikum sie angeblich nicht hören will. Statt ihrem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag nachzukommen, werden hier lieber Millionentantiemen für alte Oldies ins Ausland überwiesen, damit sich dann die Rechtsnachfolgen und Erben der Beatles etc. täglich in den Schlaf lachen können.
Wo steht der deutsche Schlager nach deiner Meinung in 10 Jahren? Wird er noch die Bedeutung haben wie heute?
Ich glaube ja. Der Sound wird sich wahrscheinlich verändert haben, aber die Sehnsüchte des Publikums bleiben immer gleich. Von daher hoffe ich, dass mir auch in zehn Jahren noch immer etwas einfällt. Notfalls kann ich dann ja bei einer Schreibblockade die Texte mit *innen*innen*innen strecken 😉
Vielen Dank für die offenen Worte!
Titelfoto: Jörg Backhaus
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Schlagerprofis – Der Podcast Folge 058

In dieser Folge unterhalten wir uns über das Adventsfest der 100.000 Lichter mit FLORIAN SILBEREISEN…

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2 Antworten

  1. Ein gelungenes Interview. Ob der Schlager in zehn Jahren noch die Bedeutung haben wird die er heute hat? Man müsste eher fragen, ob der Schlager wieder die Bedeutung erhält die er ab ca. 2006 bis ungefähr 2018/2019 hatte? Natürlich ist das Ansichtssache, aber der Schlager erlebt zurzeit in allen Bereichen eine Flaute. Wo man vor zehn Jahren noch unbedingt einschalten musste um nichts zu verpassen, da schaltet man heute eher nicht mehr ein

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