Nemo ESC Schlager

NEMO braucht Aufmerksamkeit: Rückgabe ESC-Trophäe

NEMO will seine ESC-Trophäe zurückgeben – eigentlich vollkommen zurecht, aber…

Auch wenn es keine zwei Jahr her ist, es erinnert sich eigentlich „keine Sau“ mehr an einen gewissen NEMO, der wohl mal den ESC gewonnen hat. Das passiert, wenn der Siegertitel nicht wegen seiner musikalischen Qualität gewinnt, sondern deshalb, weil da ein „Mann im Rock“ auftritt. Das findet man an dem Abend noch interessant – aber wer hört sich so einen Song danach auch noch nur ein einziges Mal an, wenn er einfach nur schlecht ist? Immerhin: Der „Europahit“ hat es im eigenen Land (Schweiz) und in Griechenland auf Platz 1 gebracht – und danach wurden Song und Sänger zum Glück komplett vergessen – zumindest haben wir davon glücklicherweise nichts mehr wahrnehmen müssen.

Okay – 2025 gab es noch mal einen Auftritt beim ESC – aber das war es dann auch. Der Schweizer Künstler kündigte nun an, seinen Siegerpokal zurückgeben zu wollen – offiziell als Protest gegen die erneute Teilnahme Israels am ESC. Der Award war zuvor bereits beschädigt, nachdem er heruntergefallen war (soviel zur Wertschätzung des Künstlers dem Pokal gegenüber), doch das Materielle ist hier nebensächlich: Die Trophäe wird zum Symbol eines politischen Statements, das dazu genutzt wird, sich selbst mal wieder ins Gespräch zu bringen.

„Haltung“ erst jetzt, wenn keine Konsequenzen zu befürchten sind!

Viele Fans reagieren ambivalent. Grundsätzlich wird anerkannt, dass Künstler Haltung zeigen dürfen. Gleichzeitig wird immer wieder die Frage gestellt, warum diese Haltung erst im Nachhinein so deutlich formuliert wird. Israel nahm bereits 2024 am ESC teil – NEMO gewann den Wettbewerb trotzdem, nahm Applaus, Aufmerksamkeit und Reichweite mit. Das gilt auch für 2025: Istrael Teilnehmer, NEMO macht auch mit (im Pausenprogramm). Erst jetzt, mit zeitlichem Abstand und ohne persönliches Risiko, folgt der symbolische Protest. In Foren fällt dafür häufig ein Begriff: folgenlos.

Sieg bleibt bestehen

Der Sieg bleibt ohnehin bestehen – mit oder ohne Pokal im Regal. Genau darin sehen Kritiker das Kernproblem: Die Rückgabe einer Trophäe ändert weder den Wettbewerb noch dessen Regeln, sondern produziert vor allem Schlagzeilen. Ein echter Boykott hätte bedeutet, gar nicht erst anzutreten oder auf Auftritte im ESC-Umfeld zu verzichten.

Der Schriftsteller JÜRG HALTER findet dazu eindeutige und wie wir finden treffende Worte:

Diese durchschaubare Verlogenheit Nemos: Von der großen Aufmerksamkeit und der finanziellen Folge des Sieges profitieren, und dann, eineinhalb Jahre später, nachdem das Album gefloppt ist und Konzerte wegen mangelnder Nachfrage abgesagt wurden, den ESC-Pokal medienwirksam zurückgeben und es selbstlos als „Haltung“ (gegen Israel) verkaufen.
Nicht, dass das überraschend käme: Bereits während der Teilnahme am ESC 2024 hatte Nemo mit anderen Teilnehmenden gegen die Israel-ESC-Sängerin Eden Golan gemobbt und später gegen die israelische Teilnehmerin 2025, die 7.-Oktober-Massaker-Überlebende Yuval Raphael. Wäre Nemo wirklich konsequent gewesen (nach dessen Logik und „Haltung“), dann hätte Nemo erst gar nicht am ESC teilgenommen.
Nemo, sich selbst gerne für angebliche Inklusionsbegabung, Toleranz usw. feiernd, andererseits von sich sagend, apolitisch zu sein und … so viele Selbstwidersprüche … und dazu all die Medien, die so unkritisch bis blind euphorisch über Nemo, sich übrigens selbst erst kurz vor der ESC-Teilnahme öffentlich als „non-binär“ bezeichnend, berichteten … auch entlarvend. Kein Lernprozess. Keine Selbstkritik.

Auch JJ widerspricht sich!

Diese Widersprüchlichkeit zeigt sich auch bei JJ, ESC-Sieger 2025 aus Österreich. Auch er fordert öffentlich einen Ausschluss Israels vom Wettbewerb – wird jedoch, genau wie NEMO im Vorjahr, im Pausen- bzw. Intervallprogramm des Folge-ESC 2026 auftreten. Haltung ja, Bühne bitte trotzdem. Für viele Beobachter wirkt das wie eine klare Doppelmoral: Man kritisiert das System, solange man weiterhin Teil davon bleibt.

Selektive Empathie

Inhaltlich entzündet sich ein weiterer Streitpunkt an der LGBTQ+-Dimension der Debatte. Mehrere Stimmen werfen NEMO und anderen vor, sich mit ihrer Solidarität für Palästina über die dortige Realität für queere Menschen hinwegzusetzen. Der Vorwurf lautet nicht mangelndes Mitgefühl, sondern selektive Empathie, die geopolitische und gesellschaftliche Widersprüche ausblendet. Andere verweisen darauf, dass Kritik an der israelischen Regierung legitim sei, warnen aber vor simplen Narrativen, die in sozialen Medien zunehmend zum moralischen Trend geworden seien.

Insgesamt zeichnet sich ein ernüchterndes Bild ab: Der ESC wird zunehmend zur Projektionsfläche für politische Symbolhandlungen, die selten konsequent zu Ende gedacht sind. Pokale werden zurückgegeben, Boykotte gefordert, Auftritte aber trotzdem wahrgenommen. Politiker nutzen den Wettbewerb für kulturkämpferische Statements, während Fans sich fragen, ob es noch um Musik geht – oder nur noch um Haltungssignale ohne Konsequenz. Der Eurovision Song Contest sollte eigentlich verbinden. Aktuell scheint er vor allem eines zu tun: Widersprüche sichtbar machen.

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