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FRED JAY: Heute Abend im DLF: Großartiges Portrait über den einzigartigen Textdichter

FRED JAY: Wie toll – der vielleicht bedeutendste deutsche Textdichter wird ausführlich portraitiert

Okay – wir sind ja nicht immer begeistert vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber was der DLF (bzw. Deutschlandfunk Kultur) seinen Hörern am heutigen Heiligen Abend ab 20.03 Uhr präsentiert, das ist wirklich was für Feinschmecker. Kaum ein deutscher Textdichter hat so viele Erfolge feiern können, aber auch großen Wert auf Qualität gelegt. Spannend sind z. B. Auszüge aus den Tagebüchern von FRED JAY aus Jahren, als er noch lange nicht als Musikautor tätig war. In dieser Zeit war natürlich seine Religion, das Judentum, von großer Bedeutung. Sein Sohn MICHAEL erzählt ausführlich aus dem Leben von FRED.

Prägende Kriegsjahre

Sehr spannend und natürlich bewegend sind Zitate aus dem Tagebuch von FRED JAY, das der in den Kriegsjahren geschrieben hat. Die Autoren FABIAN und ROLAND GERHARDT, die einen persönlichen Bezug (über die Eltern) zu FRED haben, schildern diese prägenden Jahre des Menschen FRIEDRICH ALEX JACOBSON. In O-Tönen sind spannende Statements der Frau von FRED zu hören. Die wurde vom Starkomponisten CHRISTIAN BRUHN als „Außenministerin“ von FRED bezeichnet. Neben bekannten biografischen Angaben gibt es bislang gänzlich unbekannte Informationen über den Star-Textdichter.

Erster Erfolg mit „What Am I Living For“ – 1963 Übersiedlung nach München

Schon 1958 hatte FRED JAY in den USA Erfolg mit seinem exzellenten Text „What Am I Living For“, den er für CHUCK NORRIS geschrieben hatte. Auf Treiben seiner Ehefrau ging JAY 1963 wieder zurück nach Deutschland – er bekam eine Anstellung bei der deutschen Ausgabe von „Voice Of Germany“. Hoch interessant: Prägend für FRED JAY war der Grand Prix Eurovision 1963, bei dem GRETHE & JÖRGEN INGMANN mit „Dansevise“ gewonnen hatten. Für FRED eine Motivation, sich zu wünschen, dort auch mal dabei sein zu dürfen.

CHRISTIAN ANDERS erzählt aus dem Nähkästchen

Einige Jahre später siedelte FRED JAY nach Berlin über, um dort Programmdirektor beim RIAS zu werden. CHRISTIAN ANDERS erzählte von den damals üblichen Praktiken, dass Rundfunkmenschen sich „eine goldene Nase“ verdient damit hatten, B-Seiten von erfolgreichen Schlager-Singles zu schreiben – mit dem „Deal“, dass die A-Seite dann im Rundfunk gespielt wird. FRED JAY hat das nicht getan – er war stets ein Ehrenmann. Mit Mitte 50 kam dann trotzdem der Erfolg 1969 landete RICKY SHAYNE einen Hit mit „Das hat die Welt noch nicht gesehen“. Spannend ist, wie das Glücksgefühl des lang ersehnten Erfolgs beschrieben wird.

Interessant auch, wie sich JAY gegen das „Oh Maria“ im „Zug nach Nirgendwo“ gewehrt hat. Interessant auch, dass es Stress mit PAUL ANKA gab, als „In den Augen der Anderen“ entstand. Der hatte einen Song namens „Lonely boy“, der durchaus ähnlich war. FRED JAY hielt seinen Song „What Am I Living For“ entgegen – entstanden vor „Lonely Boy“ – tolle Geschichte!

Traum von Grand Prix wurde wahr

KATJA EBSTEIN erzählt, wie es zum Hit „Diese Welt“ kam. 50 Jahre vor den „Fridays for Future“ machte FRED JAY Umweltverschmutzung zum Thema mit einem großen Schlager mit Anspruch. FRED hat KATJAs Bitte, einen „Weltverbesserer“-Song zu schreiben, angenommen und damit trotz hoher Qualität einen kommerziellen Erfolg landen können. Die Zahl der Hits ist unglaublich – dutzende Charthits – die Zahl wird im Feature genannt. Und dennoch blieb FRED JAY stets melancholisch, wie man erfährt.

CHRISTIAN ANDERS improvisiert Lied über FRED JAY

Die Autoren des Features bitten CHRISTIAN ANDERS, ein spontanes Lied zu erfinden – das lässt der sich nicht 2-mal sagen und improvisiert einen schönen Song über CHRISTIAN. – Spannend ist im Anschluss dann die Beschreibung der Beziehung des „Fußballers“ JACK WHITE und des „Juristen“ FRED JAY, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als Beispiele der dennoch fruchtbaren Zusammenarbeit werden „Wir lassen uns das Singen nicht verbieten“ und „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ genannt – gigantisch gute Schlagertexte – erster Text als „Protestsong“ gegen Kritiker von Schlager-Freundlichkeit, der andere einfach nur sensationell gut.

UDO JÜRGENS: „Ich weiß, was ich will“

Selbst für den großen UDO JÜRGENS war FRED JAY tätig. Schon 1965 schrieb er den Text der B-Seite der Single von „Stay In May World“ – besonders in Erinnerung sind aber gigantisch gute Songs wie „Ich weiß, was ich will“ und „Ich würd es wieder tun“. Aber auch HOWARD CARPENDALE verdankt ihm viel – FRED JAY schrieb ihm z. B. den extrem wichtigen Comeback-Song „Da nahm er seine Gitarre“, aber auch den Riesenhit „Tür an Tür mit Alice“. Auch HOWARD kommt im Feature zu Wort. Schlagerexperte RAINER MORITZ erläutert, dass JAY die Songs von CARPENDALE auf ein neues Niveau gehoben hat. TOBIAS REITZ erklärt, warum FRED JAY perfekt als CARPENDALE-Texter war.

„Tränen lügen nicht“ ist NICHT von FRED JAY

Spannend: Es gibt das Gerücht, dass FRED JAY den Song „Tränen lügen nicht“ getextet hätte. Der Song wurde von MICHAEL HOLM getextet. Aber: Es gibt eine Verbindung. Den englischen Text „When A Child Is born“ wurde von FRED geschrieben. – Aber auch Komponisten- und Produzentenlegenden wie JACK WHITE und FRANK FARIAN kommen zu Wort und schwärmen von der Kunst von FRED JAY.

„Gönn dir“

Zugegeben – es ist etwas für Schlager-Gourmets. Aber wer sich für deutsche Schlagergeschichte und vor allem für hochwertigen, guten Schlager interessiert, der sollte unbedingt heute Abend um 20.03 Uhr im Radio Deutschlandfunk Kultur einstellen. Eigentlich wollten wir nur kurz reinhören, aber das Feature ist derart interessant, dass man nicht aufhören kann, zuzuhören. Eine großartige Hommage an den vielleicht bedeutendsten Textdichter des deutschen Schlagers.

 

 

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