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WOLFGANG PETRY: Seine Layla hieß 1978 „Gianna“

WOLFGANG PETRY: Auch er profitierte vom Aktionismus von „Zensoren“

Dass es im Schlager schon immer große Hits gab, die vom Eifer von Geschmackspolizisten profitiert haben, ist eine Binsenweisheit – Riesenhits wie „Schuld war nur der Bossa Nova“, „Rocky“ oder „Oh Susi“ wären ansonsten wohl nicht so groß geworden. Ein weiteres spannendes Beispiel dieser Art ist der Song „Gianna“, den WOLFGANG PETRY 1978 veröffentlicht hatte. Der hat zwei Jahre zuvor mit „Sommer in der Stadt“ seinen ersten großen Top-20-Hit gelandet – danach wurde es etwas ruhiger, auch wenn die Nachfolgeschlager es durchaus in die Charts geschafft hatten.

Dennoch fehlte der zweite große Nachfolge-Hit. Im Sommer 1978 kam in der BRAVO sogar die Frage auf, ob er sich aus der Showszene zurückgezogen habe. Das konnte zum Glück verneint werden:

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Im Buch zu „Auf das Leben“ schildert WOLFGANG die erste Zeit nach „Sommer in der Stadt“: „So richtig anschließen an ‚Sommer in der Stadt‘ konnten wir nicht – aber wer kann Hits schon scheißen“? – so formuliert er es in seiner typisch-direkten Sprache. Dann gab es einen italienischen Hit namens „Gianna“. Darauf wurde für WOLFGANG PETRY ein deutscher Text geschrieben – „und den fand ich richtig gut“, so WOLLE. „Einen Rundfunkknaller haben wir damit aber nicht“, warnte damals (zurecht) Produzent TONY HENDRIK. WOLFGANG schreibt dazu in seinem Buch „Auf das Leben“:

Doch mir war das egal. Immer nur nicht weh tuende Floskeln von mir zu geben, war mir auf Dauer ein bisschen zu wenig. Zum ersten Mal konnte ich voll dahinter stehen und fühlte mich eigenständig.

Neuer Modus führte zu Auftritt in der ZDF-Hitparade

Nun hatte „WOLLE“ damals auch Glück. Der Austragungsmodus der ZDF-Hitparade hatte sich geändert – es zählten einzig und allein die Verkaufszahlen der offiziellen Charts, damals ermittelt von Media Control. Und da konnte sich WOLFGANG gut platzieren – folglich landete er in der ZDF-Hitparade mit seinem Song – und trug dazu noch seine private Jeans und Schuhe, die er sich von seinem Kumpel ARMIN RAHN ausgeliehen hatte – der Wohlfühlfaktor muss trotz des zweideutigen Gianna-Songs auf das Publikum übergesprungen sein. Ansonsten wurde das Lied aber im Radio nicht gespielt. Schon damals kam die Frage auf: 

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In dem Song geht es bekanntlich um „Liebe im Auto“. Das kam dann an – so dass schon in den ersten Wochen einer Zeitschrift zufolge über 50.000 Singles verkauft worden sind. Fun Fact: „Liebe im Auto“ wurde in Italien lange Jahre hinweg bestraft. Ein Richter in der Stadt Lucca entschied aber: „Das Auto ist ein Privatplatz. Liebespaare kann man nicht wie Gangster bestrafen“ – erstaunlich liberal für Ende der 1970er Jahre. 

Kurios: Nach seinem Auftritt in der ZDF-Hitparade erhielt WOLFGANG PETRY für spätere TV-Auftritte zwischenzeitlich Polizeischutz, weil es angesichts des „bösen“ Textes Drohungen gab. Das hat sich später zum Glück als (schlechter) Scherz herausgestellt. Allerdings gab es auch sonst spannende Sachen zu berichten. WOLFGANG bekam Angebote von Autofirmen, deren Liegesitze zu testen. Das lehnte der aber schon damals ab – und fand Medienberichten zufolge eine plausible Begründung: 

Erstens bin ich glücklich verheiratet und zweitens ist die Liebe im Auto auch nur auf Platte schön. 

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen – außer einer kleinen Übersicht, wie erfolgreich „Giann“ nicht zuletzt dank der medialen Diskussion geworden ist – in den Charts reichte es immerhin zu einem tollen Top-20-Erfolg – dem ersten nach „Sommer in der Stadt“: 

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Die BRAVO war auch begeistert – bei deren BRAVO-Hitparade ging es gar an die Spitze:

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Damit nicht genug – auch das FreizeitMagazin hat PETRY damals weit vorne gesehen: 

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Das sollte doch DJ ROBIN & SCHÜRZE ein Anreiz sein, sich von der Geschmackspolizei nicht ins Boxhorn jagen zu lassen. Aber auch dieses Beispiel zeigt, dass Verbote und Zensur nicht immer eine gute Idee sind, um unliebsame Songs zu verbieten – sehr oft werden Schlager dadurch erst recht populär. 

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