VINCENT GROSS: Schlagerprofis-Interview zum neuen Album „Prost!“
Lieber VINCENT, nachdem du den einen oder anderen Song über Alkohol gemacht hast, ist die Frage gestattet: Ab wieviel Jahren gibst du dein Album denn frei 😊?
In meinem Album geht es nicht per se um den Alkohol, sondern natürlich vor allem um die Geselligkeit – das ist es, was ich mit „Prost!“ eigentlich rüberbringen will. Natürlich haben die meisten Titel einen symbolischen Getränkenamen. Ob in dem Glas nun Wein oder Apfelsaft ist – egal, Hauptsache, man kann mal abschalten. Jeder, der will, der kann das Album hören!
Hättest du gedacht, dass das Duett mit OLAF so ein Hit werden würde, der euch jetzt ja sogar bis nach England gebracht hat?
Absolut nicht. Damit kann man nicht rechnen, das kann man auch nicht planen. Das ist immer noch für mich so unreal, was da alles passiert ist. Ich habe OLAF die Nummer im letzten Herbst vorgespielt. Dann haben wir das aufgenommen. Dass jemand von BBC-Radio das auf Instagram mitbekommt und da solche Wellen schlägt – das fühlt sich surreal an.
Wo du so gut mit OLAF DER FLIPPER harmonierst – habt ihr mal mit dem Gedanken gespielt, BERND HENGST zu fragen, ob man nicht zu Dritt musikalisch interagieren könnte – quasi als „neue“ FLIPPERS?
Das ist eine tolle Idee, die ist lustig (lacht) – nein, DIE FLIPPERS sind natürlich einmalig und nicht zu ersetzen. Wenn, müssten die beiden das vielleicht miteinander ausmachen.
Der Song „Ouzo“ hat ja für dich viele Türen – auch bei den ganz großen Samstagabend-Shows – geöffnet. Anfangs spielte ROLAND KAISER ja auch noch eine Rolle, um „ins Geschäft zu kommen“. Ist ROLAND für dich ein Vorbild?
Ich glaube Vorbilder und damit einhergehend auch Inspiration werde ich mein ganzes Leben lang haben. ROLAND gehört definitiv dazu. Ich finde wirklich erstaunlich und toll, was er alles aufgebaut hat. Trotz seiner gesundheitlichen Schicksalsschläge ist er mit voller Leidenschaft dabei. Ich schaue gerne zu ihm hoch. Das gilt übrigens auch für OLAF. Der ist ja 50 Jahre älter als ich – trotzdem merke ich das nicht, wenn wir zusammen unterwegs sind. Das ist einfach Freude pur.
Nach „Ouzo“ kam „Aperol Spritz“ – das waren ja eher Partysongs und nicht die Lieder, die bei dir zuvor eine Rolle gespielt haben, beispielsweise hattest du ja auch das erfolgreiche Duett mit EMILIA. Wie kam es dazu, dass du momentan diese Richtung ganz eingeschlagen hast und dein Album dann auch noch „Prost!“ nennst?
Mit „Ouzo“, das war ja wirklich nicht geplant. Das ist ja einfach ein Song gewesen, den ich in meinen Live-Shows eingesetzt habe, um mit meinen Fans Sirtaki tanzen zu können. Wir haben damit auch nicht einmal die Radiosender bemustert, weil wir wirklich dachten, das interessiert da niemanden, zumal der Song den Titel eines alkoholischen Getränks enthält und noch dazu 4 ½ Minuten lang ist. Aber dann ging der Song viral.
Dann kam „Aperol Spritz“, und der Titel schlug fast noch besser ein. Da haben wir uns gesagt -dann können wir die Getränkekarte auch voll machen. Wir finden, auch im Schlager darf man mal ein Album mit einem Augenzwinkern und mit Humor machen – und dann haben wir uns für das Album entschieden. Den Namen „Prost“ hat übrigens das Publikum entschieden – ich habe meine Fans auf Social Media abstimmen lassen, ob es „Getränkekarte“ oder „Prost!“ heißen soll, und die Entscheidung fiel dann für „Prost!“.
Wenn das Projekt „Prost!“ irgendwann abgeschlossen ist, willst du diesen humorvollen Stil weitergehen, oder kann es sein, dass du auch wieder zurück zum Popschlager kommst?
Vorweg gesagt: Ich bin immer mit allen Titeln, die ich veröffentliche, im Reinen und happy damit. Mit den Getränkesongs schließe ich nach dem „Prost“-Album ab. Aber die Ausrichtung, gepflegte Partysongs zu singen – DAS mache ich sehr gerne weiter. Wenn wir ehrlich sind, ist das ja von Anfang an seit zehn Jahren mein Antrieb, gute Laune zu verbreiten. Gerne singe ich auch wieder Popschlager, stehe aber auch voll hinter meinen Partyschlagern mit Texten, die ich durchaus witzig finde.
Wie geht es mit deinem Label GESCHLAGERT weiter?
Das eigene Label GESCHLAGERT gibt es nach wie vor. Unsere Songs werden über GESCHLAGERT bei Electrola/Universal veröffentlicht. Daher steht auch überall GESCHLAGERT drauf.
Was dürfen wir denn von VINCENT GROSS live mit Band erwarten? Dein Konzept mit Band ist bei einem ersten Konzert aufgegangen – die Leute haben es gefeiert, und Livemusik mit Band ist ja auch das Nonplusultra für jeden Musiker.
Das Thema ist mir sehr wichtig. Es geht nicht nur darum, dass ich selbst Spaß habe, den habe ich allerdings in der Tat. Aber: Ich will auch meinem Publikum etwas komplett Neues bieten. Ich hatte ja schon viele schöne und auch große Auftritte. Aber live mit Band – das ist noch mal was ganz anderes. Die Getränkelieder der letzten 10 Jahre sind natürlich dabei – das gehört ja natürlich zu mir. Es werden aber auch tiefsinnige und ruhige Lieder dabei sein – dann wird es aber auch wieder rockiger zugehen mit Jam-Sessions zum Beispiel, in denen wir die größten Hits von Schlager, Rock, Metal, Pop usw. einfach „GESCHLAGERT“ bringen. Am 25.10. wird das in Krefeld sicher eine gute Stimmung geben.
Viele Künstler sagen ja (sicher auch zurecht), dass die Branche ja fast komplett auf das wenig lukrative Streaminggeschäft ausgerichtet sei und es fast nicht mehr lohnend ist, ein Album zu veröffentlichen. Wie ist deine Meinung dazu? Du gehörst ja zu denen, deren Songs gestreamt werden…
Ich kann die Augen vor der Entwicklung ja nicht verschließen. Ich weiß, wie meine Freunde und ich Musik hören, und das ist nun einmal Streaming. Von daher ist es sicher so, dass der physische Markt immer bedeutungsloser wird – abgesehen von Sammlern, die sich eine Vinyl-Ausgabe oder eine CD kaufen. Meine Streaming-Zahlen laufen ordentlich. Bei den physischen Veröffentlichungen interessieren die Fans fast nur noch die Fan-Bundles, wenn man ehrlich ist. So Sammlergeschichten wie das große Glas oder die Getränkekarte passend zum Album – das funktioniert noch gut.
Der technische Fortschritt hat die physischen Auflagen in ein Nischendasein verdrängt. Wobei: Es ist auch ein Fluch und ein Segen. Denn: Auf der anderen Seite ist die Auswahl ja riesengroß. Es kann ja jeder, der möchte, etwas veröffentlichen. Die Konkurrenz ist also enorm bei zigtausend Songs und mehr, die täglich erscheinen – andrerseits bekommt auch wirklich JEDER Song eine Chance. Früher hast du ein Album gemacht – davon gab es vielleicht drei Singles, und der Rest waren halt Albumtracks. Und heute haue ich deutlich mehr Singles raus. Jeder Song bekommt so seine Chance. Ob der dann ankommt oder nicht – das entscheiden die Hörer. Und dann mache ich ein Album mit diesen Liedern drauf.
Bei den Abruf- bzw. Streamingzahlen – merkst du da einen Unterschied, wenn du einen großen Auftritt bei FLORIAN SILBEREISEN oder GIOVANNI ZARRELLA hattest – dass die Zahlen dann rauf gehen?
Bei mir läuft da vieles über Social Media: Oft ist es so, dass schon bevor der Song veröffentlicht ist, sich da viel tut. Die Basis ist für mich tatsächlich somit die Präsenz auf Social Media, um einen Song groß zu machen, was das angeht – da ist in der Tat Social Media im Begriff, die Funktion der TV-Shows zu übernehmen. Wenn ein erfolgreicher Song dann aber bei FLORIAN SILBEREISEN oder GIOVANNI ZARRELLA vorgestellt wird, bemerken wir schon deutliche Ausschläge, insofern hilft mir ein Auftritt in diesen Shows schon sehr, um den Song in der Breite noch bekannter zu machen. Aber es ist leider nicht so, dass wir am Folgetag 1 Mio. Streams mehr hätten (lacht).