Udo Jürgens Schlager

UDO JÜRGENS: Experte zu “udo90”: “Man hat den Künstler einfach nicht verstanden!”

UDO JÜRGENS: Selten waren sich Fans so einig wie in der Beurteilung dieses Produkts

Am kommenden Montag wäre der in unseren Augen mit großem Abstand bedeutendste Musiker, Komponist und Sänger des letzten Jahrhunderts 90 Jahre alt geworden. Das Lebenswerk von UDO JÜRGENS ist gigantisch groß, er hat mit seiner Musik ohne Übertreibung wohl Millionen von Menschen bewegt und glücklich gemacht. Entsprechend groß wäre der Wunsch gewesen, dass der Größe dieses gigantischen Lebenswerk entsprechend ein wenigstens einigermaßen würdiges Produkt herausgekommen wäre.

Das völlig lieblos gemachte “udo90“-Produkt schreibt in gewisser Weise schon Geschichte – eine derartige Einigkeit in der Fanszene in der Negativ-Beurtielung dieses Produkts war zumindest in den letzten 40 Jahren nach unserer Beobachtung nie festzustellen – im Gegenteil. Eigentlich gibt es ja gerade in der kommerziellen Unterhaltungsmusik immer fanatische Fans (daher ja auch der Begriff “Fan”), die wirklich die größte “Sch…” noch schönreden. Klar gibt es vereinzelt, aber wirklich nur vereinzelt, selbst bei diesem Produkt noch Fans, die das gut finden.

Und ja, vielleicht ist dieses unwürdige Produkt sogar erfolgreich. Wenn man wirklich NUR kommerzielle Maßstäbe anlegt und die Aspekte außer Acht lässt: “Hätte UDO das so gewollt?” und “Wird das wenigstens annährend dem großen Lebenswerk UDOs gerecht?” kann man nur nachdrücklich und inbrünstig schreien: NEIN!

Von den absoluten Top-Experten Deutschlands ist zumindest uns KEINER, wirklich KEINER bekannt, der diese Veröffentlichung wenigstens ansatzweise positiv beurteilt – im Gegenteil. Fas noch “gemäßigt” und so sachlich wie es eben nur geht hat sich PATRICK SCHRÖDER geäußert. Der ist der Administrator der langjährigen, angesehenen und sicher bedeutendsten (eigentlich von allen Udo-Fans schon immer als bedeutender angesehenen Webseite angesehen als die offizielle Seite – leider) Fanseite “udofan.com”, die es seit 25 Jahren gibt.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es noch: Die Werkschau mit nicht weniger als 70 CDs – vielleicht sind da ja Leckerbissen wie die seltenen Japan-Live-Konzerte oder das unfassbarerweise noch nie auf Silberscheibe erschienene erfolgreichste Udo-Album ever, “Buenos Dias, Argentina”, mit dabei – da wäre der kommerzielle Aspekt sogar mal sinnvoll. Die Hoffnung stirbt zuletzt – immerhin, das muss man anerkennend sagen, funktioniert die Vermarktung / Promotion des Albums besser als man das sonst oft gewohnt ist, dafür sei ein Lob ausgesprochen!

Vielen Dank für die Abdruckerlabunis von PATRICK, dass wir seine Einschätzung hier bei schlagerprofis.de abdrucken dürfen:

Udofan.com-Administrator PATRICK SCHRÖDER über “udo90”:

Sooo, nachdem ich mich nun seit guten 7 Stunden mit diesem “Werk” beschäftigt habe, weiß ich ehrlich gesagt nicht wo ich anfangen soll.

Fangen wir mal mit dem offensichtlichen an, was wir alle schon vorher gesehen haben:
Das ganze Konzept ist eine einzige, lieblos zusammengestellte Frechheit gegenüber den (langjährigen) Fans und, wenn man mich fragt, dem Künstler Udo Jürgens gegenüber. Einfache Titelanreihung der Singles in, meistens – denn auch hier gibt es Fehler -, chronologischer Reihenfolge.

Neben dem “neuen” Titel “Als ich fortging” – darauf komme ich später noch zurück – sind gerade mal vier bislang nicht digital oder auf CD erschienene Titel vorhanden (“Abbracciami forte”, “Edelweiß”, “Wahre Liebe ist ganz leise” & “Matador (spanisch)”). Dies wiederum gilt auch nur für die “5CD-Premium-Version”, die anderen Auflagen müssen sich mit “Als ich fortging” begnügen. Dabei wäre bei diesem “Konzept”, nämlich sich an den Singles zu orientieren, so viel Potential gewesen, wenigstens die “Single-Only-Tracks” mit aufzunehmen. Wahre Perlen wie “Wenn Du mich liebst”, “Deine Tränen in der Nacht”, “Wieder allein”, etc. wären zu nennen als auch z.B. “Rot blüht der Mohn” in der Single-Version, wo man nun aber auf die Album-Version zurückgegriffen hat.

Dafür sind dann wiederum Titel enthalten, die nie eine Single waren (“Reach For The Stars”), nur Promo-Single waren (“Es lebe das Laster”, “Jetzt oder nie”, “Der ganz normale Wahnsinn”, …) oder gar Versionen, die so niemals offiziell erschienen sind (“Gestern – Heute – Morgen [Demo-/Promo-Version]”). Und selbst das wurde im Fall von “Es lebe das Laster” nicht durchgezogen – denn statt die “Radio Version” von der Promo-Single zu nehmen, hat man dann doch wieder auf die Album-Version zurückgegriffen.

Das Booklet, zumindest in der Premium-Version, bietet immerhin ein paar interessante Geschichten der Textdichter Oliver Spieker, Michael Kunze, Wolfgang Hofer, Thomas Christen und Uli Heuel. Die sind durchaus lesenswert, auch wenn man ein paar der Geschichten als langjähriger Fan schon kannte – aber nicht alle.
Allerdings weißt das Booklet auch so einige Fehler auf. So sei “Kiss Me Quick” bereits 1956 als Single erschienen statt, wie es richtig wäre, 1963 und somit sogar 5 Jahre vor dem Original-Interpreten (Elvis).

“Morgen bist du nicht mehr alleine” ist angeblich 1968 produziert und 1967 veröffentlicht worden – es ist genau andersherum. Und “Als ich fortging”? Angeblich 2014 erschienen, wobei der Text auch von Udo Jürgens stammen soll – Michael Kunze wäre richtig gewesen.
Die angekündigten, unbekannten Fotos im Booklet beschränken sich auf ein absolutes minimum. Bis auf 2 bis max. 3 Fotos kennt man – oder zumindest ich – alle bereits aus vergangenen Veröffentlichungen in Büchern, Bildbänden, Berichterstattungen, etc.

Die Covergestaltung und das generelle Layout des Produkts ist natürlich reine Geschmackssache. Mir persönlich gefällt es nicht.
Positiv für die LP und Premium-Version ist allerdings zu erwähnen, dass die Signatur von Udo Jürgens gesondert gedruckt und etwas abgehoben ist. Das wertet ein wenig auf, macht aber den Eindruck insgesamt nicht wieder gut.

Fazit:

Zum kommenden 90. Geburtstag von Udo Jürgens hätte man sich bedeutend mehr einfallen lassen können und, für einen Künstler solchen Formats, auch einfallen lassen müssen!

Einen Titel wie “Es waren weiße Chrysanthemen” hätte Udo Jürgens niemals zugelassen. Diese Schaffensperiode hasste er so sehr, dass er für die Verfilmung “Der Mann mit dem Fagott” sogar neue Titel in diesem Stil schrieb, damit bloß nicht diese damaligen Aufnahmen verwendet werden.
Ebenso hätte Udo Jürgens keine Namensgebung á la “udo 90” zugelassen – zu groß das Problem mit dem älter werden und der dahinrinnenden Zeit. “udo 70” und “udo 80” waren da ein ganz anderes Thema – Jahreszahl bezogen, zu dem Zeitpunkt weit weg von dem Alter.

Man hat den Künstler einfach nicht verstanden. Oder man wollte ihn nicht gebührend ehren. Das spiegelt diese Veröffentlichung wieder.
Bleibt uns zu hoffen, dass wenigstens die zum Jahresende angekündigte Werkschau (die eine Auswahl an 56 Studio- und Live-Alben in einer wertigen 70CD-Box enthalten soll) dem Künstler und seinem Werk gerecht wird. Aber wenn ich ehrlich bin: Viel erwarten tue ich nicht mehr, denn Personen mit Expertise sind offenbar nicht mehr beteiligt.

Quelle: PATRICKS Forumbeitrag bei udofan.com (seit 25 Jahren absolut empfehlenswerte tolle Fan-Seite von und für UDO-JÜRGENS-Fans)

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5 Antworten

  1. Heute Abend ist Pepe Lienhard zu Gast in der MDR-Talkshow Riverboat ab 22 Uhr. Angekündigt wird er im Videotext als “Musikalischer Begleiter von Udo Jürgens”.

    Die Kinder von Udo Jürgens, Jenny und John, sind Gäste der NDR-Talk-Show ab 22 Uhr.

  2. kiss me quick stammt von 1956. ok. somit ist alles über das produkt gesagt. danke an patrick und stefan. ich schliesse mich an.

  3. Mir wird aus der Rezension von Herrn Imming nicht klar, was genau er kritisiert oder für “unwürdig” hält. Da es sich um eine Single-Kompilation handelt, ist der Umfang von 5 CDs in der Deluxe Version durchaus angemessen. Natürlich kann man über die Liedauswahl diskutieren (“Edelweiß” geht z.B. gar nicht) und die Jahre ab 2000 kommen m.E. viel zu kurz. Ansonsten ist es aber das, was es ein will. Dass sich eingefleischte Fans etwas ganz anderes wünschen, ist zweifellos richtig, kann aber dem Produkt und eigentlich auch der Plattenfirma nicht angelastet werden, denn solange die Nachfrage nach einer neuen Kompilation immer noch so groß ist, wirft das sicher mehr Geld ab als Spezialveröffentlichungen für Fans. Und dass die Plattenfirma Geld verdienen will, liegt in der Natur der Sache. 2015 hätte man mehr veröffentlichen können, kurz nach dem Tod von Udo war der Hype sehr groß. Was jetzt noch bei den meisten Leuten in Erinnerung bleibt, sind die Hits. Das ist bedauerlich, da Udo viel mehr war als das, aber es ist wohl der natürliche Lauf der Dinge.

    1. Wer lesen kann, bemerkt, dass hier Patrick Schröder zitiert wurde, dessen Einschätzung ich allerdings in der Tat zu 100 % zustimme. Die Argumente hat er gut zusammengefasst -wer sie nicht lesen möchte, kann das natürlich sein lasse und weiß dann auch nicht, was genau “unwürdig” ist – dazu müsste man den Text lesen. Wenn der Anspruch ist, Gewinnmaximierung zu betreiben, ist das gelungen – dazu haben wir ja auch gratuliert und schön ist, dass es trotz solcher Veröffentlichungen noch immer eine Erfolgsgeschichte gibt – weil Udos Musik einfach stark genug ist, auch miese Veröffentlichungen zu überstrahlen. – Was viele (wohl nicht nur mich) aufregt, ist, dass so getan wird, als sei dieses Machwerk im Sinne des Künstlers. Ich kenne KEINEN, der die Einschätzung hat, dass UDO JÜRGENS mit dem Namen “udo 90” einverstanden wäre – wobei, das steht ja im Text, den Sie offensichtlich nicht lesen, also ist es ohnehin müßig – aber wie gesagt: Den kommerziellen Erfolg wollen wir nicht in Abrede stellen, auch wenn das viel stimmigere Da Capo-Ding natürlich NOCH erfolgreicher war – aber das hatten ja auch Leute zu verantworten, die sich mit dem Werk von Udo Jürgens auskannten… –

  4. Ich kann durchaus lesen und bezog mich bei meiner Nachfrage bzw. meinem Kommentar auf den Teil ÜBER der kursiv gedruckten Rezension. Ich bin (fälschlicherweise?)davon ausgegangen, dass dieser von Ihnen stammt. Ich bin seit vielen Jahrzehnten Udo-Fan, habe auch früher zahlreiche Beiträge im Udo-Fanforum verfasst. Ich bin auch enttäuscht, aber ich kann das aus Sicht der Plattenfirma verstehen. “Porträt in Musik” auf CD z.B. wäre ein Traum, aber ehrlich: Wer kauft das?’ Vielleicht als Download oder Streaming. Das wäre vielleicht ein Kompromiss. Aber sonst? Vielleicht sehen wir manches zu sehr durch die Fanbrille. Ist nur ein Gedanke- nicht mehr.

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