TOM GAEBEL im Interview über Authentizität und Zukunftspläne: „Charts sind nicht mein Anspruch“
Mit seinem neuen Album zeigt sich TOM GAEBEL von einer sehr persönlichen Seite – auf Deutsch, autobiografisch und mit viel Gefühl. Im Gespräch mit Schlagerprofis.de erzählt der Sänger, warum er nach wie vor auf echte Livemusik setzt, was ihn an seinen beliebten Weihnachtsshows so begeistert und wie die Zusammenarbeit mit Produzent CHRISTIAN GELLER entstand. Zwischen Kindheitserinnerungen, musikalischen Vorbildern wie UDO JÜRGENS oder JAMES LAST und einem Ausblick auf kommende Tourneen gibt TOM Einblicke in sein künstlerisches Selbstverständnis und seine Zukunftspläne:
TOM, weißt du, warum wir das Interview so spät (erst nach VÖ deines Albums) führen?
Tatsächlich hatte ich mich gewundert. Aber zeitlich passt das ja noch so kurz nach der Veröffentlichung. Was war der Grund?
Wir haben dein Album auf der Fahrt nach Südtirol gehört, meine Frau war hin- und weg und dann war klar, ich muss ein paar Fragen stellen….
Das ist doch super. Freut mich!
Wir haben dich privat im vergangenen Jahr erstmals in Offenbach live erlebt. Meine Frau hat mir Tickets für deine Weihnachtsshow geschenkt. Die Art deiner Live Show – live zu musizieren, Instrumente zu beherrschen und sozusagen ohne doppelten Boden zu spielen wird immer seltener. Ist genau das aber dein Anspruch?
Ja genau. Das ist mein Anspruch, aber das ist auch für mich eine große Freude. Mit einer tollen Live-Band zu spielen, ist purer Spaß für mich und das, was Musik zum Leben bringt. Ansonsten hätte ich keinen Spaß auf der Bühne.
Viele Menschen kennen dich genau wegen dieser weihnachtlichen Shows und du tourst eigentlich jährlich mit diesem Programm. Bist du ein großer Weihnachtsfan?
Das klassische Weihnachten hatte ich vor allem als Kind, aber es macht mir nach wie vor Spaß, Weihnachten auf der Bühne zu feiern. Das Schöne ist: Es ist nicht so anstrengend für mich (lacht) – wir haben das Wunschzettel-Konzept: Das Publikum kann mitsingen oder tanzen, es ist jeden Abend eine Freude. Weihnachten zu Hause bedeutet für mich drei Tage möglichst wenig Musik, viel Essen und gute Gespräche mit der Familie.
Dein jetziges Album zeigt einen anderen TOM GAEBEL und dieser wurde von CHRISTIAN GELLER in Szene gesetzt. Wie kam der Kontakt zu CHRISTIAN zu Stande?
Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht mehr. Ich war auf der Suche nach etwas Besonderem zu meinem 50. Geburtstag. Der Kontakt war da. Wir haben uns gleich gut verstanden, und er sagte direkt: TOM, mach autobiografische Texte, Geschichten aus deinem Leben, und alles am besten auf Deutsch.
Nachdem es in den Midweeks mit #57 gut aussah, hat es knapp nicht für die Top100 gereicht. Ärgert dich sowas?
Wir sind nicht so oft in den Charts gewesen, es würde mich freuen, wenn wir drin wären, aber ich mache Nischennusik, die live gut funktioniert. Den Anspruch, in den Charts erfolgreich zu sein, hatte ich nie. Ich mache Musik, die mir Spaß macht, wenn es dann erfolgreich ist: umso besser.
Du coverst auf dem Album bekannte Songs in deutscher Sprache. Es sind wirklich großartige Abwandlungen dabei. Allein der Opener „Und alle haben geklatscht“ bleibt absolut im Ohr. Wer kam auf die Textideen?
Das war CHRISTIAN GELLER. Wir haben gemeinsam das Brainstorming gemacht – und hatten beide gute Themen. Das war in zwei Stunden durch. Wir haben erst geschaut, welche Songs könnten zu den Themen passen, die ich wollte. Wir haben dann viel am Klavier ausprobiert, und alles nahm seinen Lauf. Mit FRANK RAMOND hatten wir zudem einen grandiosen Textdichter. Alleine oder mit mir gemeinsam.
Deine Texte sind also autobiografisch. Das macht es natürlich spannend. Ist deine Version von „Up where we belong“ jemandem bestimmten gewidmet?
Nein, nicht für eine bestimmte Person. Mein Vater ist vor 24 Jahren gestorben, aber ich wollte allgemein einen Song über das Thema machen. Der Tod gehört zum Leben. Und zu mir gehören nicht nur lustige Geschichten aus meiner Kindheit. Aber am ehesten denke ich bei diesem Lied an meinen Vater.
UDO-JÜRGENS-Fans sind bekanntlich kritisch, wenn es um die Werke ihres Stars geht. Bei dem Song „So waren wir“ las ich jetzt aber viele Kommentare, die darauf zielten, dass das ein klassischer UDO-Song sei, hervorragend gesungen und gespielt von dir…und getextet unter anderem von FRANK RAMOND, der ja auch für UDO arbeitete. Wie stehst du zu UDO JÜRGENS?
Stimmt, den Song haben FRANK und ich zusammen getextet. Die Erkenntnis passt, weil ich UDO oft gehört habe und ihn gut finde. Entstanden ist das aber unbewusst. UDO JÜRGENS besang ja auch nicht immer nur die glücklichen Phasen im Leben, von dem her passt das schon.
Auch mit JAMES LAST und seiner Big-Band-Musik wirst du häufiger in Verbindung gebracht…
Ich hätte JAMES LAST liebend gerne in den 1970er Jahren, seiner absoluten Hochzeit, live gesehen, das blieb mir verwehrt. Aber ich versuche das ähnlich umzusetzen. Es ist eine Möglichkeit, diese Livemusik mehr in den Vordergrund zu stellen. So wie es zu Zeiten JAMES LASTs war. Ein falscher Ton ist möglich, und das gibt es ja nicht mehr oft. Meist kommt die Hälfte der Musik vom Band.
Ich will da lieber noch mehr echte Musik machen. Gerne mit noch größerem Orchester. Mal sehen, was die Zukunft bringt. Das ist natürlich alles sehr kostspielig.
Du hast mit dem Album viele TV Auftritte gehabt, aber die große TV-Show fehlt: SILBEREISEN oder ZARRELLA. Letzterer arbeitet ja auch eng mit CHRISTIAN GELLER zusammen. Ist da vielleicht noch was in Planung?
Ich hoffe das. Einmal waren wir kurz davor, terminlich hat es nicht gepasst. Ich würde es lieben und würde unfassbar gerne in die Show kommen.
Was erwartet uns auf deinen anstehenden Tourneen?
Die weihnachtliche Tournee wird der Klassiker, den meine Fans erwarten. Musik, die mir und uns allen Spaß macht. Wir machen aber auch wieder viel Neues. Für einige ist das schon Tradition, was mich auch freut.
Die Tour im Frühjahr wird das neue Album präsentieren, aber auch RatPack, James Bond – da gehe ich in die Planung Anfang 2026.
Erstmal kommt noch ein bisschen Promo fürs Album und meine Weihnachtsshow.
Vielleicht noch eine Frage zur Musikszene allgemein: In Zeiten von Spotify – glaubst du, Interpreten werden hier ausgebremst und eure Arbeit unter Wert geschlagen?
Ich habe keine richtige Meinung dazu. Musik hat leider nicht mehr die Wertigkeit. Es macht fast keinen Sinn mehr, aufwendige Platten zu produzieren.
Also hat es keinen Einfluss auf dein Arbeiten?
Nicht konkret. Ich mache nichts anders. Ich veröffentliche vielleicht den einen oder anderen Song mal schneller, weil Streaming es möglich macht.
Danke für das angenehme Gespräch!