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STEFANIE HERTEL und Co.: Gleich drei Schlager VÖs haben es NICHT in die Schlager-Top-20 geschafft!
Der Schlagerherbst 2025 hat für gleich drei Künstlerinnen einen unschönen Auftritt bekommen: STEFANIE HERTEL, ANNI PERKA und ANNA-MARIA ZIVKOV veröffentlichten am 24.10.2025 ihre neuen Alben — und keiner der drei Neuveröffentlichungen taucht in der aktuellen Top-20 der offiziellen Schlager-Albumcharts auf. Das sorgt bei Fans, in der Szene und bei Beobachtern für Verwunderung — und wirft Fragen über Verkaufszahlen, Streaming-Performance und die Zukunft mancher Karrieren auf.
Was genau passiert ist
Alle drei Künstlerinnen brachten ihre Alben rund um 24. Oktober 2025 heraus:
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STEFANIE HERTEL veröffentlichte „Noch einmal“ im Jubiläumsjahr (40 Jahre Bühne / TV).
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ANNI PERKA veröffentlichte ihr drittes Album „Es fängt grad erst an“.
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ANNA-MARIA ZIVKOV brachte mit „FOREVER“ ihr Debüt-Album heraus.
Trotz dieser Veröffentlichungen fehlen die drei Alben in der Top-20-Liste der Schlager-Albumcharts für die Woche 31.10.2025–06.11.2025 — die Woche, in der neue Verkäufe und Streams der Veröffentlichungen üblicherweise sichtbar werden. Das ist bemerkenswert, weil Neuerscheinungen gerade in den ersten Chartwochen normalerweise die höchsten Einstiegspositionen erzielen.
Warum das auffällt
Ein paar Gründe, warum gerade dieses „Nicht-Erscheinen“ Gesprächsstoff ist:
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Erwartungen an die Künstlerinnen
STEFANIE HERTEL ist eine etablierte Künstlerin mit jahrzehntelanger Präsenz — ein neues Album zum Jubiläum weckt normalerweise mediale Aufmerksamkeit und chartrelevante Verkäufe. ANNI PERKA hat mit früheren Veröffentlichungen schon Chartpräsenz gezeigt und wurde in der Szene als Comeback-Release angekündigt. ANNA-MARIA ZIVKOV ist als junge Newcomerin mit TV-Auftritten und Singles vorab stark beworben worden; ihr Debüt galt (auch mit Support der erstmals als Songautorin agierenden KERSTIN OTT) als vielversprechend. Dass keiner der Releases in die Top-20 einsteigt, ist für uns vor dem Hintergrund absolut überraschend. -
Marktmechanik: Streaming + physische Verkäufe
Charts werden heute aus einem Mix aus Streaming, Download- und physischen Verkäufen berechnet. Ein schwaches Debüt kann bedeuten, dass weder Streams noch CD-Bestellungen die nötige Masse erreicht haben — besonders kritisch bei älteren Zielgruppen, die noch physische Verkäufe liefern müssten – sicher auch ein Indikator für die weiter noch sinkende bedeutung physischer Tonträger. -
Timing und Konkurrenz
Ende Oktober/Anfang November ist Chart-Zeit für große Rückblicke, Jubiläums- oder Kompilationen, einige SILBEREISEN-Künstler bzw. große Namen sind mit aktuellen Alben am Start (z. B. SANTIANO, BEATRICE EGLI, NINO DE ANGELO), die oft viele Sales bündeln und Newcomer oder Nischen-Releases überlagern. In der Chartwoche 31.10.–06.11.2025 dominieren etablierte Namen die Top-Platzierungen, allerdings auch Evergreen-Künstler wie HEINTJE, ANDREA JÜRGENS und RONNY, die allesamt überraschend sehr wohl die Top-20 erreichen konnten – anders als die drei genannten Schlagerkünstlerinnen.
Bedeutet das das Karriere-Aus?
Kurz: Nein — aber es ist ein Warnsignal. Ein einmaliges schwaches Chart-Debüt bedeutet natürlich nicht automatisch „Ende der Karriere“. Trotzdem hat die Branche ökonomische Realitäten: Labels investieren in Produktionen, Promotion, physische Pressungen und Tourneen — wenn ein Album deutlich unter den Erwartungen bleibt, kann das Labels dazu bringen, die Unterstützung zu überdenken. Wobei in den drei genannten Fällen alle drei professionelle Labels haben, die die Bedeutung der Charts richtig einzuordnen wissen – die Marktmechanismen haben sich nun mal geändert, und letztlich sind z. B. Social Media Präsenz, TV- und Radio-Präsenz und Live-Auftritte wichtig.
Wie es für die drei Künstlerinnen so weit geht, hängt von vielen Faktoren ab: langfristige Streaming-Performance, Konzertverkäufe, Merch, TV-Gigs und ob Singles später noch Anlauf nehmen. (Hier sollte man Spekulationen vermeiden — konkrete Vertragsentscheidungen sind intern bei den Labels.)
Fazit
Der „Super-GAU“ in den Top-20 mag als pointierte Schlagzeile funktionieren, wir haben sie ja bewusst verwendet und tatsächlich sehen wir das schon als dicke Überraschung an — faktisch steht aber fest: Die drei Alben erschienen Ende Oktober und haben in der relevanten Chartwoche nicht in die Top-20 der Schlager-Albumcharts eingestiegen. Promotion, Streaming-Strategie und Live-Aktivitäten entscheiden über den weiteren Verlauf — und in der Musikbranche gibt es viele Beispiele, in denen Alben später noch durchstarteten. In der aktuellen Chartwoche ist das HEINTJE-Beispiel dafür dienlich, dass ein Album auch Wochen nach Veröffentlichung durchstarten kann. Wir drücken die Daumen, dass das auch für die drei Damen gilt.
Danke an „Radio-Fan“ für seinen Hinweis zu diesem Thema!












4 Antworten
Es ist ganz einfach, mehrere Faktoren kommen zusammen. Es gibt keine Shows mehr im Fernsehen, es wird nur noch gestreamt (ich mache das nicht, ich verweigere das zu 100 %. Digital ist nichts man hat nichts in der Hand, keine Hülle, kein Beiheft, keine Fotos usw. usf. Ein gekaufter Tonträger hat für den Käufer einen bestimmten Wert. Ein gekaufter Tonträger ist Eigentum. Streaming ist kein Eigentum. Jetzt gibt es schon KI Musiker. Die digitale Technik schafft alles ab was den Menschen ausmacht. Gefühle, Emotionen, sämtliche kognitive Fähigkeiten. China hat einen Geburtsroboter vorgestellt. Das geht so weit das Männer mit dem Ding dann Rumpimpern sollen. Absolut pervers. KI/Digitalisierung ist Abschaffung des Menschen. Dagegen sind die drei Alben die nicht in den Top 20 zu finden sind harmlos.
Wirklich ein sehr guter und ehrlicher Bericht. Ich persönlich habe keine der drei Damen in den Charts gesehen. Mich hat es in den letzten Wochen / Monaten mehr verwundert, dass es Mitch Keller, Simone oder Tanja Lasch (momentan 3 Wochen in Folge auf Platz 1 der Airplaycharts) nicht in die offiziellen Top-100 schafften.
Stefanie Hertel ist zwar eine gute Sängerin mit verschiedenen Programmen (u.a. „Ganz Paris träumt von der Liebe“ oder dem Familien-Projekt „More than words“), aber sicherlich keine Platten-Verkäuferin (in den letzten 15 Jahren war sie nur 1 x auf Rang 99 notiert).
Anna-Maria Zivkov ist einfach noch zu unbekannt – da müsste viel, viel mehr passieren, was TV und Rundfunk betrifft.
Bei Anni Perka sehe ich das ähnlich. Die Singles im Vorfeld erschienen alle bei dem kleinen Ebrahimi-Label „Klondike“; die Long-CD jetzt bei Telamo. Da reicht natürlich auch ein einziger TV-Auftritt im Jahr in „Immer wieder sonntags“ nicht aus, um in die Charts zu kommen.
Nimmt man die aktuellen Top-20 Schlager Albumcharts“ unter die Lupe, findet man Namen wie Andrea Jürgens, Heintje, Henk van Daam oder sogar 2 x Ronny. Das sind natürlich alles mehr oder weniger „Best-Of-Alben“, die alle 5 aus dem Hause „Telamo“ kommen. Und die wurden wahrscheinlich irgendwo beworben, evtl. im „Deutschen Musik Fernsehen“ (… ich kann es nicht belegen). Aber, was das mit dem aktuellen Schlagermarkt zu tun hat, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Es scheint wirklich was geändert worden zu sein an der Berechnung der Alben-Charts. Früher konnte man sich eigentlich darauf verlassen, dass Schlagerkünstler es in jedem Fall in die Top 100 schaffen, weil eben viele Schlager-Fans noch physische Tonträger bevorzugen. Im Gegenzug stehen Schlagerkünstler generell ziemlich schlecht da, was Streamingabrufe angeht. Wenn darauf inzwischen auch bei den Album-Charts mehr Gewicht gelegt wird, lassen sich dadurch die enttäuschenden Platzierungen der vergangenen Monate ein Stück weit erklären.
Ansonsten stimme ich Andreas Uebel zu. Gerade bei Anna-Maria Zivkov finde ich es schade, weil das wirklich 1A produzierter, moderner Popschlager ist, der eigentlich perfekt für die Silbereisen-Shows wäre. Aber dort lädt man ja lieber singende Schauspieler ein.
Meines Wissens wurde, seit Streaming gewertet wird (2016, seit 2022 auch Berücksichtigung werbefinanzierter Streams sowie YouTube-Daten) nichts an der grundsätzlichen Berechnung der umsatzbasierten Charts geändert. Allerdings kennt keiner die Gewichtung: „Die Gewichtung der Streams basiert auf einem durchschnittlichen Wert pro Stream, der vom Bundesverband Musikindustrie (BVMI) ermittelt und regelmäßig überprüft wird.“ Könnte also sein, dass sich dieser Wert verändert / erhöht hat, so dass Streaming mittlerweile mehr chartrelevanten Umsatz generiert als früher. Dass Streaming insgesamt und auch YouTube-Daten für den Schlager nicht gerade von Vorteil sind, ist klar.
Hier die letzte Fassung der Systembeschreibung zum Nachlesen:
https://www.musikindustrie.de/fileadmin/bvmi/upload/02_Markt-Bestseller/Offizielle_Charts/Dokumente-zum-Download/2025/Systembeschreibung_5_9_FINAL.pdf