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(Ein Gastbeitrag vom sehr geschätzten RENÉ DEUTSCHER – vielen Dank!)
GEMA: Bald keine Musik auf Weihnachtsmärkten?
Stille Nacht!
Es weihnachtet sehr
Es ist wieder so weit – die Zeit der schönen Weihnachtsmärkte hat begonnen. Überall werden die Märkte von bunten Lichtern erhellt, romantische Dekorationen und geschmückte Buden lassen den Zauber wieder aufleben.
Heute hatten sich meine Frau und ich extra freigehalten – eben um über die schönen Weihnachtsmärkte von Dresden zu ziehen.
Kaum angekommen, habe wir uns gleich an „unseren“ Stamm-Glühweinstand begeben. Meine Frau nimmt immer den weißen Glühwein, ich stürze mich auf Kinderpunsch, da ich ja seit 1998 keinen Alkohol mehr trinke.
Stille Nacht
Und dann kam genau das zum Tragen, was die Medien bereits schon vor einigen Tagen berichteten und befürchteten. Die GEMA hat die Gebühren für die Musikeinsätze eklatant erhöht! Genau genommen haben sich nicht die Gebühren erhöht, sondern die Art der Flächenberechnung für die einzelnen Händler – am Ende aber kommt es auf die gleiche Misere raus: eine extreme Steigerung der GEMA-Abgabe.
Und leider stellten auch meine Frau und ich sehr schnell fest, dass die weihnachtliche Stimmung nicht aufkommen will. Keine Musik bedeutet, keine weihnachtliche Stimmung, und das wiederum wirkt sich letztendlich negativ für die Händler aus! Denn ohne Weihnachtsstimmung sitzt die Geldbörse deutlich fester in der Tasche als letztes Jahr. Das bedeutet also, dass die Händler nicht nur mit steigenden Standgebühren kämpfen müssen, sondern auch noch mit sinkenden Umsatzzahlen, da sie ohnehin schon die Preise anziehen müssen – und das direkt im Gegensatz zur sinkenden Kauflust der Besucher.
Lieber Grinch,
sorry: Liebe GEMA,
ich bin Mitglied bei euch, so wie viele andere Kreative auch. Wir haben mit euch einen „Berechtigungsvertrag“ abgeschlossen, der euch faktisch freie Hand lässt, über unsere Tantiemen zu bestimmen. Meist macht ihr ja auch wirklich einen guten Job (Youtube, Streaminganbieter etc.). Aber hier seid ihr irgendwie deutlich über das Ziel hinausgeschossen.
Klar wissen wir alle, welche Kreativen hier vom neuen Berechnungsmodell partizipieren: Die traditionellen Werke (Oh Tannenbaum etc.) sind mittlerweile „Public Domain“ (gemafrei), da hier die Rechte 75 Jahre nach Tod des Urhebers nicht mehr geschützt werden. Ja, wir wissen, dass es um die üblichen „Hits“ geht, die jedes Jahr erneut in den Top-10 der Radiocharts stehen und uns regelmäßig den Baumstriezel nochmal rückwärtig durch die Futterluke jagen…
Ich denke es wäre angebracht, wenn die GEMA mal eine Mitgliederbefragung durchführt, ob die Komponisten von diesem „Lars Christmas“ und Co. wirklich so auf die Einnahmen der alljährlichen Weihnachtsmärkte angewiesen sind?
Und gleich mal der Hinweis an die Major-Labels, die hier auch mit ihren 40% an der GEMA hängen: Auch ihr solltet mal in euch gehen – oder war der diesjährige Besuch beim Weihnachtsmarkt ohne Musik wirklich so toll?
Ihr Kinderlein kommet…
Ach ja, versetzt euch mal in die Lage der kleinen Kiddies: Diese bewegen sich zwischen den ganzen Erwachsenen hindurch und sehen nur ab und zu mal ein schönes Weihnachtslicht aufblitzen. Was die Kids also wirklich wahrnehmen sind die tollen Gerüche der gebrannten Mandeln und Co. – es sei denn, dass die Abluftanlage der hochmodernen Bude den Geruch umgehend in den Himmel befördert.
Und dann ist da zumindest die Musik, die die Kinder sofort wahrnehmen… Zumindest war es mal so, denn jetzt sehen die Kindern nur noch gehetzte Elternteile, die eigentlich gar keinen Bock mehr auf diese „Stille Nacht“ haben und sich daher an den nächsten Punch festkrallen… während das Kind daneben steht und friert.
Fröhliche Weihnachten!
Text: RENÉ DEUTSCHER (Vielen Dank für den Gastbeitrag!)
Foto-Credit: Credit: Bild von Tonda Tran auf Pixabay