NICOLE: Großes Schlagerprofis-Interview zum neuen Album “Carpe Diem”
Vorab: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! Heute feiert die Sängerin ihren 60. Geburtstag – man sieht es ihr nicht an. Sie gehört zu den bedeutendsten Sängerinnen des Landes und steht für gute Texte und Musik, die stets zum Zeitgeist passt. Und sie ist eine Kämpferin und hat eine schwere Krankheit überstanden. –
Viel los ist momentan bei NICOLE. Eine neue Tour steht an, und das neue Album “Carpe Diem” wird am 15.11.2024 erscheinen. NICOLE gab sich uns gegenüber ausgesprochen offen und ehrlich und erzählte nicht nur von ihrem neuen Album, sondern auch einige Dinge über ihre spannende und interessante Karriere. Sie ist nicht nur eine tolle Sängerin, sondern auch eine freundliche und intelligente, rhetorisch gewandte Gesprächspartnerin, mit der wir sehr gerne dieses Interview geführt haben:
Liebe NICOLE, Du wurdest 1980 von ROBERT JUNG bei einem Event in Schwäbisch-Hall entdeckt. Weißt du heute noch, was das für ein Event war?
Ja, daran erinnere ich mich gut. Das war eine Feier zur Neueröffnung einer Schweizer Plattenfirma namens „Powerplay“, die gibt es schon ganz lange nicht mehr. Das war auf einem Schloss Hornberg an der Jagst.
Angeblich soll dich RALPH SIEGEL gelockt haben, aus dem Saarland wegzuziehen, aber du bist immer heimatverbunden geblieben?
Ja, das ist richtig. Die Musikstädte sind Hamburg, München, Berlin. Weil: Dann ist man natürlich auch schnell greifbar für irgendwelche Events, die man eigentlich normalerweise gar nicht braucht. Und ich habe immer gesagt: Ich bin im Saarland am Saarbrücker Flughafen – da komme ich schnell nach Berlin, München oder Hamburg. So behalte ich auch eine gewisse Distanz. Außerdem lebt hier meine Familie. Ich bin heimatverbunden. Hier sind meine Freunde, hier bin ich aufgewachsen, hier kennt mich jeder – hier bin ich ein ganz normaler Mensch, das braucht man als Gegensatz!
Erinnerst du dich an das Album „Moderne Piraten“? Das Artwork soll so heiß gewesen sein, dass es nachträglich geändert werden musste? War damals ein Imagewechsel geplant? Oder war das nicht beabsichtigt?
Die Idee war von RALPH SIEGEL, mal etwas frischen Wind hereinzubringen. Dann gab es einen Maler namens MATHIAS WASKE, daran erinnere ich mich noch. Ich stand ihm zwar nie Modell, aber er hat einfach ein Bild von mir gezeichnet. Wir waren damals alle der Meinung, das sei zu überzogen, da war eine durchsichtige Bluse zu sehen, das wurde dann retuschiert. Es ging darum, die Bluse zu verdichten, so war es dann ganz okay.
Wenn man das mit der heutigen Zeit vergleicht…dagegen waren wir Engel.
Du warst lange Zeit nicht bei FLORIAN SILBERESEN zu Gast – nach deiner Erkrankung dann wieder öfter. Muss man sogar als große NICOLE häufig Geschichten erzählen, um diese Showblöcke zu kriegen?
Nein, nicht unbedingt. Also ich bin lieb angefragt worden für den Schlagerbooom. Ich habe ja ein neues Album am Start. Die Single, die ausgekoppelt wird, erscheint ja zu meinem Geburtstag. Die heißt „Ich gratuliere mir“. Da war ich mit der Redaktion von FLORIAN SILBEREISEN im Gespräch. Die waren der Meinung, dass das ein Lied für die falsche Sendung ist. Beim Schlagerbooom – wie der Name schon sagt – da boomt es, da sind die Leute sehr gut drauf. Da wäre eine Uptempo-Nummer wie „Mit dir vielleicht“ gut, aber keine Ballade, das würde nicht passen.
Die persönliche Nummer, die noch keiner kennt, ist in einer Sendung, in der Menschen gerne mitsingen, unpassend. Die Nummer kennt noch niemand, da das Lied neu ist. Da ist die Gefahr groß, dass man nicht den Lautstärke-Pegel erreicht, den man in der Dortmunder Westfalenhalle braucht. Da haben wir gesagt: Verschieben wir es auf das nächste Jahr. Dann ist das Album draußen, man kennt schon einige Titel, dann ist es auch wieder eine „normale“ Sendung, wo nicht nur „Boom boom“ passiert. Ich bin ja mehr als nur „Boom Boom“, das darf ich selbstbewusst sagen.
Dann muss man einsehen, dass das nicht passt. Ich habe gesagt: Es ehrt mich, dass Ihr mich eingeladen habt. Aber so eine Nummer in dieser Sendung – das passt nicht. Da haben wir dann beide gesagt: Nein, das lassen wir sein: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Vielleicht klappt ja ein Auftritt in der Silvestershow. Das ist ein anderes Thema – schauen wir mal, ob wir Silvester zusammenkommen – und dann im nächsten Jahr in einer normalen Silvester-Show, und dann bin ich dabei.
ERIC PHILIPPI hat sich ähnlich geäußert. Er bedauert, dass es für Balladen recht wenig Raum in großen TV-Shows gibt. Kann man nicht sagen, dass Balladen durchaus auch einer Schlagershow gut stehen? Vielleicht sehnt man sich danach…?
Ich finde, man muss nicht mit der Brechstange agieren, um in einer Sendung zu sein. Wenn es nicht passt, dann passt es halt nicht. Damit tut man sich auch keinen Gefallen. Dann bemüht man sich um andere Sendungen, die vom Niveau her diesem Titel eher entsprechen. Am 30. Oktober bin ich z. B. im „Riverboat“ zu Gast. Dann gibt es einen „Brisant“-Bericht zu meiner bevorstehenden Tour und dem Album. Auch das ZDF hat vorbeigeschaut und bringt etwas in „Hallo Deutschland!“, da gibt es ein Sechs-Minuten-Special mit Portrait – das finde ich besonders toll.
In sechs Minuten kann man dann natürlich auch viel Persönliches von sich preisgeben. Was mich auch bewogen hat zu dem einen oder andern Titel. Ich mache so ein Album ja nicht, um zum Schlagerbooom zu gehen. Ich mache das für mich und für meine Fans. Und die erwarten nicht von mir „Boom Boom“. Die erwarten eine NICOLE, die anspruchsvolle Texte hat, die aber auch mal Uptempo-Titel macht, die dann auf das Album passen. Das ist alles eine Frage des Anspruchs. Es gibt einen Anspruch, den ich seit inzwischen 40 Jahren halte.
Das merken die Fans. Da jetzt eine alte Nummer zu präsentieren oder ein Hitmedley zu machen, das neu arrangiert wird und mit einem Lied unterlegt wird, dass es dann in die Sendung passt – mein Gott, zum 100.000 Mal „Mit dir vielleicht“ zu singen oder „Ein bisschen Frieden“… – wobei: „Ein bisschen Frieden“ ist ja auch eine Ballade, aber den Song kennt man eben. Das wäre akzeptiert worden.
Du gehörst zu den Vollblut-Künstlerinnen. Ein Live-Konzert ist ja etwas anderes als ein Hitmedley in einer Samstagabend-Show. Ist es dir auch persönlich ein großes Anliegen, diese Konzerte mit deiner tollen Band zu spielen und eben NICHT mit Halbplayback aufzutreten? Mit Band blühst du förmlich auf.
Ja, ich sage bei Auftritts-Anfragen: Eine Halbplayback-Show von einer Länge von bis zu einer halben Stunde – das „ertrage“ ich ja noch. Aber dann werde ich nervös. Dann fängt es an zu kribbeln. Dann brauche ich Power auf der Bühne und Spaß. Musiker, die engagiert sind. Wir sind dann auch eine Einheit, eine Familie. Jeder meiner Musiker ist ein Meister seines Fachs, und das merkt man auch. Da kommt auch diese Spielfreude zum Tragen, die kommt rüber. Du hast ja heute kaum noch Sendungen, wo du live spielen kannst. Wenn überhaupt, wird Halbplayback gesungen.
Das ist richtig. Das Thema haben wir bei uns ja auch oft. Wir sind da kritisch, weil wir uns wundern, was dann doch geht: Jeden Vormittag können wir im ARD-Morgenmagazin tolle Live-Performances von Musikern sehen – das funktioniert vom Sound, und die Leute haben Spaß. Auch in der NDR-Talkshow oder beim Riverboat ist es oft so, dass Künstler an der Gitarre oder am Piano live singen. Und in den großen TV-Shows sieht man das fast gar nicht mehr – außer bei GIOVANNI ZARRELLA. Das ist traurig. Du als Hitparaden-Legende, die da immer live gesungen hat – es macht schon einen Unterschied, oder?
Ja, außerdem finde ich es immer etwas peinlich, wenn die Künstlerinnen und Künstler nicht ganz lippensynchron sind. Wenn es beim Vollplayback nicht genau funktioniert. Die große Herausforderung beim Vollplayback ist in der Tat für jeden Künstler, das Lied genauso zu singen, wie es auf der Aufnahme zu hören ist – ohne jegliche kleinste Veränderung. Da muss man auch lange üben, bis es passt, dass jedes gesungene Wort mit dem übereinstimmt, was auf dem Band ist.
Aber ich glaube, es ist wahrscheinlich mittlerweile ein technisches Problem: Du hast 20 Künstler und noch mehr in der Sendung. Jeder will sich anders hören. Der eine will mehr Bass, der andere will sich selbst lauter hören – der technische Aufwand ist bei über 20 Personen nicht möglich. Da bedient man sich des Vollplaybacks. Beim Riverboat ist das was Anderes. Da gibt es EINE Person, die beschallt werden muss. Da gibt es mittags eine kleine Soundprobe, Mikrofon wird eingestellt und Monitor. Wenn alles gut läuft, ist das in einer Stunde erledigt, und es freuen sich alle auf einen schönen Live-Beitrag.
Bei großen Sendungen mit 20, 30 Künstlern – dann kann man verstehen, dass das ein Problem werden könnte… (lacht)
Viele Texte deines neuen Albums stammen wieder von HEINZ-RUDOLF KUNZE…?
HEINZ-RUDOLF hat geschrieben und meine Wenigkeit. Darüber hinaus ein junges Team aus der Hamburger Ecke. Für alle Songautoren gilt: Jeder Titel muss es Wert sein, auf diesem Album sein zu dürfen. Damit war die Ansage getan. Dementsprechend haben sich die Autoren auch sehr bemüht 😊…
Wie kam es zu dem Wechsel von TELAMO zu HYPERTENSION? War das ein Wunsch, persönlicher zu arbeiten?
Das ist eine ganz kleine Firma, die aber sehr lange ALBERT HAMMOND betreut hat. Über ein Event haben wir uns kennen gelernt und sind ins Gespräch gekommen. Da dachte ich mir: JA, ALBERT HAMMOND ist natürlich eine Hausnummer. Die scheinen ihre Arbeit nicht schlecht zu machen. Das war alles auch sehr sympathisch, und ich war auch nicht an TELAMO gebunden.
Ich hatte keine Verträge – das mache ich seit Jahren nicht mehr. Immer nur für ein Album. Man weiß ja nicht, wie sich alles entwickelt. Man kann dann überall hingehen, wo man will. So ist das entstanden. Wir haben gesagt: Wir probieren es. Meine Erfahrung ist: Meistens sind es die kleinen Firmen, die sich mehr anstrengen.
Das glauben wir dir. Wahrscheinlich hast du bei einer vergleichsweise kleinen Plattenfirma ja auch ein ganz anderes Standing…
Genau, da bin ich nicht eine von vielen.
Auf deinem Album ist ein schöner Titel namens „Für immer dein Kind“ – schön mit Akkordeon-Begleitung, aber auch sehr emotional und nachdenklich. Das ist ein wenig weg vom Standard. Wie kommst du auf solche Songs? Es ist ja schon ein klassischer NICOLE-Song…
Der ist nicht aus meiner Feder, ABER auch von jemandem aus der Hamburger Ecke. Der kommt aus dem Umfeld von JENS CARSTENS, meinem Schlagzeuger, mit dem ich seit Jahren zusammenarbeite. Als ich den Titel gehört habe, war ich sehr berührt, ich konnte mich da sehr gut hineinversetzen. Ich habe lange mit ihm telefoniert und habe aus ihm die Geschichte herauslocken wollen, was da passiert ist. Und es ist so, dass in der Familie oft auch mal Konflikte zwischen Eltern und Kindern stattfinden. Und dann streitet man sich, man fällt in Ungnade, man spricht nicht mehr miteinander.
Das kommt in den besten Familien vor, da muss man gar nicht weit gucken. Ich hatte ein Testkonzert in St. Peter-Ording, wo ich das Lied unbedingt mit einbauen wollte, um zu schauen, ob es ankommt. Da habe ich gesagt: Man sagt auf beiden Seiten manchmal Dinge, die man nicht so meint. Dann „Verzeih mir“ zu sagen, das ist nicht leicht. Aber ich sage, es kann der größte Sturm toben und im rausten Wind – ich bin und bleibe immer noch dein Kind.
Jeder Song des Albums ist es wert, drauf zu sehen. „Wir sehen dieselbe Sonne“ – da geht es darum, dass nicht Rassen und Hautfarben entscheidend sind, sondern das Menschliche?
Genau: Egal, wo wir sind – auf welchem Ort auf dem Planeten – auf dem Nordpol, in Asien, in Afrika, egal ob Schwarz oder Weiß – wir sehen alle dieselbe Sonne, wenn wir hochschauen – das ist das, was uns vereint. Die Sonne und das Licht – das ist das, was uns ALLEN Hoffnung gibt. Da habe ich nicht lange gebraucht, um den Song zu schreiben. Wir leben momentan in einer sehr rauen Zeit. Da tut es doch gut, wenn man auch mal wieder so ein Thema aufgreift und sagt: Leute – egal, was passiert, wir schauen hoch und sehen dieselbe Sonne.
Egal, ob wir König sind oder Bettler, ob arm oder reich – egal, wie alt wir sind – Kinder schauen hoch, Greise schauen hoch. Egal, welcher Politik und welcher Religion sie angehören – ganz egal: Wir sehen dieselbe Sonne. Es ist dieselbe Sonne, die uns Licht gibt und wärmt. Das ist ein Zeichen, dass wir da doch ein Zusammengehörigkeitsgefühl wieder empfinden.
Den Titelsong „Carpe Diem“ hast du jazzig und nachdenklich gestaltet. Du bleibst dabei: Wichtig ist, was man aus dem Tag macht. Wichtig ist auch Humor.
Ich hatte meinem Bassisten vorgegeben, dass ich möchte, dass das neue Album „Carpe Diem“ heißt. Den Text hatte ich schon fast fertig, aber die Melodie dazu fehlte. Dann hat er mir fast so einen Choral geschickt. So richtig groß – Latein – carpe diem – da habe ich ihm gesagt: ZORAN, das ist ein wunderschönes Lied, aber das ist nicht so wie ich mir das vorgestellt habe.
Denk an Lieder wie „Barfuß oder Lackschuh“ von HARALD JUHNKE. Dieses leichte, beschwingte, Swing-jazzige – diese Leichtigkeit mit einer tiefen Aussage. Das hat HARALD JUHNKE damals sehr gut gemacht mit dem Text von GREGOR ROTTSCHALK: „Barfuß oder Lackschuh – alles oder nichts – oder komm ich vor Gericht“. Das ist eine ganz tiefe Aussage in einer Leichtigkeit verpackt, dass es gleich viel besser ankommt.
Dann gab er sich einen Ruck und hat mir diese Komposition geschickt – und ich sagte: Aaah, jetzt wird ein Lackschuh draus. Plötzlich hatten wir eine super schöne Jazz-Swing-Nummer. Wir müssen da natürlich auch an die Konzerte denken – und so einen Song kann man nicht an den Anfang setzen – nein, das ist der „Auskehrer“. Das Lied kommt ganz zum Schluss, danach gibt es keine Zugabe mehr. Danach kann nichts mehr kommen. Die Leute sollen mit der Aussage „Carpe diem – genieß den Tag – wir wissen nicht, was morgen ist“ herausgehen. Dann gehen die raus, sind im Foyer, gucken sich an und sagen hoffentlich: Recht hat sie.
Man merkt bei dir, wie alles zusammenfindet – man kommt von Livekonzert zu Studiomusik. Du machst es mit großem Herzblut…
Ja, ich bin voll dabei. Wenn man so eine Tournee wieder startet, darauf voll eingeht, gibt es immer viele Ideen, die man auch haben muss, um alles zu gestalten. JENS, mein Schlagzeuger und musikalischer Leiter, bringt da sehr viele Ideen ein. Mit ihm bin ich mir meistens auch dramaturgisch sehr einig, das ist auch toll, wenn man sich gut versteht und beide zur gleichen Zeit das gleiche sagen – z.B., dass dieser Song an den Schluss gehört.
Wir merken, dass wir in Sachen Dramaturgie, also vom Aufbau eines Programms, an einem Strang ziehen. Und das ist wichtig – er verbessert auch mal und sagt z. B.: Diese Anmoderation würde ich so jetzt nicht machen. Manchmal bestärkt er mich auch, wenn er sagt, dass er das nicht besser hätte schreiben können. Wir ergänzen uns gut. Die Musiker – man sieht, dass die einfach Spaß haben.
Hast du Kontakt zu RALPH SIEGEL? Gibt es da noch eine Verbindung?
Ja natürlich – zu seinem 79. Geburtstag habe ich ihm am 30. September gratuliert und ihn gebeten, BERND MEINUNGER herzliche Grüße zu bestellen, denn der wurde an dem Tag 80 Jahre alt. Ich habe zwar Handy und Email – aber ich bin nicht durchgekommen. Wir haben kurz gesprochen. Leider ist RALPH im Moment sehr krank. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Daumen drücke, dass alles gut geht und er mit Gottes Hilfe auch das überstehen wird – und so sind wir immer noch 1-2 mal in der Woche in Verbindung. Wir telefonieren oder schreiben.
Du hast mal in einem Interview gesagt, dass du gläubig bist, aber keine Kirchgängerin. Du machst ungewöhnlicherweise das Thema Tod zum Thema. „Wenn ich einmal sterben muss, dann durch Gottes Hand“, hier spielt auch Mutterliebe eine Rolle. Ist das die größte Angst vor dem Tod, Kinder zu hinterlassen?
Ja natürlich, wobei – umgekehrt wäre es ja noch viel schlimmer. Der Normalfall ist ja der, dass Eltern vor den Kindern sterben. Was ich damit sagen wollte, als ich das geschrieben habe, war ja: Es war ein Traum, den ich hatte. Manchmal vergisst man diese Träume ja, dann ist alles weg. Aber dieser Traum war nicht weg – der war ganz klar da. Ich habe das aufgeschrieben.
Es ist wirklich so, dass man, wenn man träumt, dass man verfolgt wird – nicht laufen kann. Der andere, der einen verfolgt, läuft ganz normal. Bevor er dich kriegt, fällst du – und wenn du fällst, wachst du auf. Das hat mich zur Idee gebracht, dass ich den Wunsch habe, eines natürlichen Todes zu sterben – nicht durch eine Handgranate, durch ein Maschinengewehr – womöglich im Krieg und nicht durch Gewalt, sondern wenn der liebe Gott das vorgesehen hat.
Vielen Dank für das angenehme und offene Gespräch!